Hallo Gaby,
ich war ein paar Tage unterwegs, daher erst jetzt die Antwort.
Zunächst mal etwas Statistik, als Beleg für meine These. Man braucht sich dafür nur die Zahl der Polarlichtalarme über unsere Warnliste anschauen. Da sieht man deutlich, dass es diese, insbesondere zur Zeit des letzten Maximum im Frühjahr (März/April) und im Herbst (Oktober) besonders häufen.
Zunächst würde man ja annehmen, dass sich Sonnenstürme oder die koronalen Löcher, die bei uns ein PL auslösen können, doch mehr oder weniger statistisch gleich über alle Monate des Jahres verteilen. Das ist sicherlich auch so. Aber anscheinend lösen diese in der Tat im Frühjahr und Herbst viel eher ein PL aus als im Winter oder Sommer.
Und das ist wohl im wesentlichen eine Frage der "Geometrie":
Es hängt mit der Stellung der Erdachse, und damit also auch des Erdmagnetfelds, relativ zur Sonne und deren Magnetfeld zusammen. Im Winter bzw. Sommer ist der Erdnord- bzw. Südpol am direktesten Richtung Sonne ausgerichtet, während diese Position im Frühjahr bzw. Herbst am "neutralsten" ist.
Du hast sicher schon gelernt, dass für uns die sog. Bz-Werte bei "Sonnenstürmen" besonders wichtig sind. Das ist die Komponente, welche die südliche Ausrichtung des Magnetfelds der Sonne in der Nähe der Erde misst. Durch die Neigung der Erdachse im Laufe des Jahres relativ zur Sonne ist diese Komponente im Frühjahr und Herbst am stärksten am schwanken, d.h. Ausschläge nach Süden sind dann am stärksten und effektivsten für PL, d.h. sie öffnen dann die Tür im Erdmagnetfeld für den Sonnenwind am stärksten.
Etwas genauer wird dies beschrieben in einem allerdings englischsprachigem Internetbeitrag der NASA von 2002:
http://science.nasa.gov/science-news/sc ... oraseason/
Allerdings müssen für diesen Jahreszeiteneffekt auch noch andere Einflüsse mitspielen, die noch nicht endgültig geklärt sind.
Bei uns bedeutet dies, schaut man sich unsere Alarm- und Beobachtungsstatistik an, ganz klar, dass PL im Frühjahr oder Herbst am häufigsten ist. Weiter nach Norden hin (Skandinavien oder Alaska) kommt dann natürlich einerseits noch die Nähe zum Aurora-Oval hinzu, welche Beobachtungen natürlich viel häufiger möglich macht (wenns keine Wolken gäbe, könnte man in Tromsö wohl so ziemlich fast jede nacht PL beobachten). Hier wirkt sich der jahreszeiten-Effekt dann natürlich eher auf die Intensität des PL aus. Im Winter sind die dort tendenziell eher ruhiger und "langweiliger" als im Frühjahr oder Herbst. Wobei dieser vergleich natürlich relativ ist. Ein Winter-PL dort ist immer noch zigmal interessanter als ein Foto-PL hier! Andererseits haben solche Orte im Sommer natürlich das Problem, dass es dort ja gar nicht Dunkel wird, man dann natürlich auch bei "bestem Wetter" nie ein PL sehen könnte, was dann wieder eher für unsere geografischen Breiten spricht
Clear Skies!
Wolfgang
aus Bad Lippspringe