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von Elmar Schmidt » 23. Aug 2011, 23:25
Hallo Stefan,
danke für Deine profunden Ergänzungen. Es freut mich, daß die Dämmerungsoptik noch mehr Freunde hat.
Zum gewöhnlichen Purpurlicht stütze ich mich auf die besagten Quellen. Doch vieles, was vor 50 und mehr Jahren beschrieben und geglaubt wurde, müßte gewiß mal neu vermessen werden (kolorimetrisch, spektral und polarimetrisch). Das könnten wir mal auf nem AKM-Treffen projektmäßig angehen. Einfach ist das immer noch nicht; denn die Intensitätsdynamik ist beachtlich.
Aus elementaren Betrachtungen hängt es m.E. von mindestens drei Voraussetzungen ab, ob deutliches (erstes) Purpurlicht auftritt: (1) gute Transparenz zur hohen Troposphäre (wg. Himmelsblau), (2) hinreichend (aber auch nicht zu viel, wegen (1) ) Aerosol in der mittleren und (3) eine genügend lange, ungestörte Laufstrecke zur Rötung dann dort gestreuten Sonnenlichts, d.h. insbesondere keine dichten Wolken im Strahlengang. Aus alledem resultiert zwangsläufig eine hohe Variabilität der Purpurlichtintensität.
Bleiben wir mal bei einer weitläufig wolkenfreien Atmosphäre. Dann kann es sich eigentlich nur um die Verletzung der Voraussetzung (2) handeln, die das Purpurlicht schwächt, also einen Mangel (hier eher unwahrscheinlich) oder zu viel (durchaus möglich) an atmosphärischem Aerosol. Diesbezgl. erinnere ich auch das Eyjafjallajökull-Ereignis, welches nur für - nicht wie sonst in unterschiedliche Farbzonen geschichtete - gelblich orangefarbene Dämmerungen sorgte, ohne daß Purpurlicht auftrat.
Ich war im Juni 2011 in Namibia in 1800 m Höhe, unter mit der trockensten und reinsten Luft der Erde, und ohne großen Eintrag von Wüsten- oder Vulkanstaub. Deshalb waren, im Unterschied zu allem anderen am Himmel, die wolkenlosen Dämmerungen dort nicht nur kurz, sondern auch nicht sonderlich spektakulär, dennoch trat Purpurlicht auf, wenngleich nicht sehr hell. Von daher halte ich dafür, daß zu einer "Referenzdämmerung" (klarer Himmel, mäßiges bis mittleres Aerosol) immer erstes Purpurlicht gehört, und so meint es wohl auch Minnaert.
Das mit der Junge-Schicht klingt auch für mich überzeugend als Erklärung für die ganz späten Dämmerungsanomalien. In dieser Höhe treten bei genügend niedrigen Temperaturen (meist in höheren Breiten) ja auch jene PSCs auf, die es, wie wir spätestens seit 2008 wissen, auch in diffuser Gestalt gibt und dann für anomale und späte Dämmerungsfarben sorgen können.
Mehrfachstreung führt meist zu starkem Intensitätsrückgang, weshalb es wohl nur selten jene spektakulären Effekte gibt wie auf Spitzbergen/Svalbard.
Beste Grüße
Elmar