Frage an die Fotografen hier in der Runde

[Martin Brehme]

Moin zusammen,

ich lese schon einige Zeit mit und hab mich nun vor den letzten Polarlichtnächten angemeldet, um auch den Chat mitlesen zu können. Himmelsbeobachtung finde ich super spannend - bin aber da totales Greenhorn und völlig fasziniert von Euren analysen. Ich fotografiere auch gerne, aber bisher eher bei Tag.

Ich hab mal eine Frage zu den Einstellungen der Kameras bei den Polarlichtaufnahmen (Handys und Kompaktkameras meine ich nicht. Es geht um Spiegelreflex- oder Systemkameras - bei mir eine Olympus OM-D E-M10 II).

Ich kämpfe mit der manuellen Schärfe. Bei den letzten Bildern hatte ich so in 100 Metern Entfernung einen Baum im Bild. Der war eigentlich bei allen Versuchen unscharf. Wenn ich möglichst viel Licht haben möchte, dann öffne ich die Blende möglichst weit. Bei mir max. f3.5 bei 12mm Brennweite (KB äquivalent -> 24mm bei Crop 2.0). Für die Belichtung spiele ich dann mit Belichtungszeit und ISO.

Müsste ich dann auf 100 Meter scharf stellen und mein Schärfentiefebereich wäre von ca. 96m bis unendlich? Wenn ich da richtig liege, dann liegt mein Fokuspunkt scheinbar häufig falsch.

Folgefrage: Wie stellt ihr in solchen Fällen manuell scharf. Über den Sucher und das Display ist ja wenig bis nix zu erkennen. Das wird mein Problem sein.

@Moderatorenteam: Sollte mein Post hier falsch platziert sein, dann verschiebt oder löscht ihn gerne und gebt mir kurz einen Hinweis.

EDIT: Die Brennweiten waren bei mir vertauscht - hab ich korrigiert

VG
Martin

[GuSa]

Hallo Martin,

zur Unschärfe des Baumes:
Das muss nicht unbedingt an deiner Kamera liegen.
Wenn du den Baum mit Langzeitbelichtung aufnimmst, dann kann der Wind, welcher das Geäst in Bewegung bringt, für Bewegungsunschärfe sorgen. Da kannst du machen was du willst, es wird dir keine optische Schärfe gelingen, obwohl es physikalisch scharf ist.
Ansonsten wäre meine Vorgehensweise, den Spot vielleicht am tag aufsuchen und wenn dein Objektiv eine Entfernungsskala hat, den Wert notieren und dann beim nächsten Versuch den Baum dann in die Schärfe zu kriegen.
Aber wie gesagt, den Wind darfst du nicht unterschätzen.

Gruß
Gunnar

[Erich Keller]

Hallo Martin,

hat Dein Objektiv einen Stabilisator? Der muss für Himmelsaufnahmen auch ausgeschaltet werden.
Sonst macht der Stabi, was er will.

Scharf Bäume und Geäst gehen nur bei Windstille. Sonst verwackelt der Baum unweigerlich durch das Schwanken im Wind.
Wir nehmen das kaum wahr, aber die länger belichtete Aufnahme sammelt alle Positionen.

Bleib dran- es wird schon!

Viele Grüße und CS
Erich

[Hans Bargmann]

Moin!
Sind denn keine Sterne zu sehen, oder entfernte Positionslichter von Masten oder Windrädern? Das wäre das einfachste. Ansonsten wie schon gesagt Stabi im Objektiv und speziell bei deiner Olympus auch des Sensors.

Achja und KB äqulivalent wäre bei deiner Linse 24mm f4.

[Andreas Liebold]

Wenn das Objektiv die auf dem Bild angezeigten Markierungen hat, dann niemals ganz auf Unendlich drehen, sondern auf den Querstrich bei der Unendlich Einstellung. Also wie auf meinem Bild angezeigt.
Ansonsten wackeln Bäume im Wind und es gibt Verwacklungsunschärfe. Selbst bei Aufnahmen mit einem Stativ können durch Erschütterungen Unschärfen hineinkommen.

Gruss

Andreas

[Martin Brehme]

Vielen dank für Eure Rückmeldungen.

Das mit dem Wind ist natürlich klar. Das mit dem Baum ist mir halt aufgefallen, da ich am selben Abend von der selben Position Bilder hatte, auf denen der Baum verhältnismäßig scharf war und andere, auf denen er total unscharf war. Eigentlich kann es nur ein verstellter Schärfepunkt sein. Das sieht nicht nach Bewegungsunschärfe der Äste aus. Das drumherum passt auch nicht.
Mein Objektiv hat leider keine Skala mehr. Dann wäre es tatsächlich eine Option im Hellen die Schärfe zu "messen".

Das mit dem Bildstabilisator hab ich tatsächlich vergessen. Ist zwar nicht im Objektiv. Aber der Body hat eine, die auch eingeschaltet war. Mist. Ich brauch ne Checkliste für die Nachtfotografie

Wie geht ihr denn bei solchen Bildern vor? Ist Euch der Vordergrund egal und ihr fokusiert auf unendlich?

Martin

[Martin Brehme]

Achja und KB äqulivalent wäre bei deiner Linse 24mm f4.

Ähh ja, Danke ... hab ich korrigiert

[Hans Bargmann]

Wie geht ihr denn bei solchen Bildern vor? Ist Euch der Vordergrund egal und ihr fokusiert auf unendlich?

Wie schon gesagt, niemals blind dem Indikator auf dem Objektiv falls vorhanden vertrauen und auch nicht einer elektrischen Skala im Display. Die sind nahezu immer falsch in Bezug auf Unendlich.

Wenn Sterne zu sehen sind, wird darauf fokussiert. Unscharfe Sterne gehen mal überhaupt nicht.
Davon abgesehen, von was für einer Vordergrundsituation reden wir? Ich fotografiere mit einem Kleinbildsensor und 20mm f1.8. Selbst ein 10m entferntes Objekt (im konkreten Fall mein Haus unterm Polarlicht) erscheint mir als scharf genug. Um deine Situation zu simulieren müsste ich sogar noch auf f4 abblenden und erhielte somit eine noch größere Schärfentiefe.
Nachts ist der schärfelimitierende Faktor - besonders beim MFT Sensor der Olympus - eher das Sensorrauschen.