Wie verläuft Zykluswechsel?

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Annette B
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Wie verläuft Zykluswechsel?

Beitrag von Annette B » 10. Mai 2006, 17:17

Hallo,

da (dieses Jahr) ein Zykluswechsel stattfindet, interessiert es mich, wie so ein Wechsel verläuft.
Was kann man bei solch einem Ereignis beobachten?
Gibt es im Forum jemanden, der darüber Auskunft geben kann?

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Lutz Schenk
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Re: Wie verläuft Zykluswechsel?

Beitrag von Lutz Schenk » 10. Mai 2006, 20:13

Hallo Annette,

derzeit tauchen die Grupen des aktuellen Zyklusses ja meisst um 15° N/S auf. Im Norden schon seit Anfang des Jahres fast gar nichts mehr.

Diese aktuellen Gruppen sollten so nach und nach immer seltener werden, und spätestens bis zum Herbst sollten dann mal neue Gruppen in höheren Breiten um 40° N/S auftauchen. Diese werden dann auch umgekehrte Polarität gegenüber den aktuellen äquatornahen Gruppen haben.

Dies ist dann eine Mischphase in der Gruppen aus beiden Zyklen auf der Sonnenscheibe sein können und ein Anzeichen des Minimum-Zeitraums.

Diese Phase wird so ca 1 Jahr dauern, wo es nur wenigwe Gruppen sein werden, und die alten Gruppen immer seltener werden.

Danach steigert sich dann die Häufigkeit von neuen Gruppen, die dann bis zum näcsten Max. immer mehr und kräftiger werden.

Man kann es halbwegs gut nachvollziehen, wenn man sich auf den Seiten des BBSO mal seit Anfang 1997 durch die Rotationen oder Wochen klickt.

Man beginnt hier: http://www.solarmonitor.org/index.php?date=19970510
Das ist genau heute vor 10 Jahren, und da ist die Anordnung der Flecken recht ähnlich, so überwiegend um 5-10 N/S, aber dort schon eine neue Gruppe zu sehen.

Da ja ein Zyklus im Schnitt 10,7 Jahre dauert, sind wir von einer gleichartigen Zustand der Sonne wie im Mai 96 so ca. 1/2 Jahr noch entfernt.

Von hier aus startet man über die Navigation oben auf der Seite
<< rotation/week/tag >> leider war in 1996 das MDI sehr oft gestört, bzw. nicht richtig in Funktion. Das wird später aber dann besser.

November 1996:
Die alte südliche Gruppe ist nun ziemlich genau am Äquator, und eine weitere neue Gruppe bei 30-35°N
http://www.solarmonitor.org/index.php?date=19961115

Mitte Dezember dann eine neue Südliche Gruppe:
http://www.solarmonitor.org/index.php?date=19961212

April 1997 dann nur neue Gruppen, und auch schon in nicht mehr ganz so hohen Breiten:
http://www.solarmonitor.org/index.php?date=19970426

September 1997:
Endlich wieder mal ein halbwegs gescheites Bild der Sonne;-)
Mit schönen deutlichen Gruppen, die deutlich den Anstieg zum Max hin ankündigen
http://www.solarmonitor.org/index.php?date=19970908

Usw...

Schau Dir das mal in Ruhe an, ist interessant. Man bekommt so ein bissel einen Einblick in die Abläufe.

Viele Grüße,

Lutz

Wolfgang Dzieran
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Nichts dramatisches

Beitrag von Wolfgang Dzieran » 10. Mai 2006, 20:22

Hallo,

so ein "Zykluswechsel" wird kein besonders dramatisches Ereignis sein. Doch weil heute die Beobachtungsmöglichkeiten natürlich wesentlich besser (also technisch weiter entwickelter) und ausgefeilter als noch vor zehn/elf Jahren waren, werden wir hoffentlich auch die eine oder andere interessante Entdeckung mitbekommen, die vielleicht auch mal überaschend Neues beinhalten kann.

Ansonsten ist es eigentlich nur so, dass der neue Zyklus beginnt, wenn die ersten neuen Sonnenflecken in höheren Sonnenbreiten erscheinen. Am Ende eines elfjährigen Zyklus erscheinen (so wie zur Zeit sichtbar) Sonnenflecken eher in Äquatornähe.

Näheres darüber zeigt das sog. Schmetterlingsdiagramm. Eine kurze Definition dazu findest Du hier: http://www.darc.de/hf/wellen/funklex/schmetterling.html.
Ein schönes Bild dazu hier: http://www.mpia-hd.mpg.de/suw/suw/SuW/1 ... b.1v2.html

Da das ganze aber nur ein "statistischer" Effekt ist, kann man also vorher auch nicht so genau sagen, wie "groß" dieser Effekt beim ersten neuen Fleck tatsächlich ist. Eine genauere Zuordnung, ob ein Fleck noch zum alten oder schon zum neuen Zyklus gehört, kann man dann manchmal erst durch Beobachtung seines Magnetfeldes machen, da sich bei eime Zykluswechsel die Polaritäten umkehren. Dies ist aber für uns "normale" Hobby-Beobachter selbst gar nicht festzustellen.

Und auch die ersten Flecken des neuen Zyklus werden nicht viel größer oder spektakulärer sein, als das, was zur Zeit so zu sehen ist. Was jedoch stark wachsen wird, ist die Hoffnung auf neue Polarlichter, denn die Zunahme der sonnenflecken geht dann meist schneller als die spätere erneute Abnahme der Fleckenaktivität. Doch bis dahin wird es noch ein paar Jährchen dauern.

Clear Skies!

Wolfgang
aus Bad Lippspringe

Wolfgang Dzieran
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Zufall?

Beitrag von Wolfgang Dzieran » 10. Mai 2006, 20:34

Hallo Lutz,

da haben wir beide anscheinend parallel an einer Antwort für Annette gearbeitet, wie unterschiedlich die doch ausfallen können, auch wenn beide Antworten im Prinzip das gleiche beschreiben :-)

Mir fällt beim Anblick der Grafik vom Max-Plank-Institut gerade folgende Frage ein: Gibt es eine Korrelation zwischen der Gesamtaktivität eines Zyklus und des Abstands zum Äquator? Das Bild suggeriert irgendwie, dass die Schmetterlinge bei den schwächeren Zyklen auch über eine geringere Flügelspannweite verfügen.

Wäre doch spannend, wenn man aus dem, ich sag mal Mittel der ersten zehn Flecken schon auf die Stärke eines Zyklus schließen könnte?

Schöne Grüße

Wolfgang

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Lutz Schenk
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Re: Zufall?

Beitrag von Lutz Schenk » 10. Mai 2006, 20:46

Hi Wolfgang,
Wolfgang Dzieran hat geschrieben: ...
Mir fällt beim Anblick der Grafik vom Max-Plank-Institut gerade folgende Frage ein: Gibt es eine Korrelation zwischen der Gesamtaktivität eines Zyklus und des Abstands zum Äquator? Das Bild suggeriert irgendwie, dass die Schmetterlinge bei den schwächeren Zyklen auch über eine geringere Flügelspannweite verfügen.

Wäre doch spannend, wenn man aus dem, ich sag mal Mittel der ersten zehn Flecken schon auf die Stärke eines Zyklus schließen könnte?
...
Das ist natürlich echt eine sehr verlockende statistische Möglichkeit ;-)
Passen würde es ja wirklich für den 19. Zyklus (~1960). Das war ja ein sehr starker und aktiver Zyklus, bei dem die Zacken im Schmetterlings-Diagramm auch am weitesten und häufigsten recht hoch gehen.

Schade dass das Bild nur bis 2000 geht, und den aktuellen Zyklus nicht wirklich erfasst :-(

Na ja, in 5 Jahren sind wir vielleicht etwas schlauer ;-)

Viele Grüße,

Lutz

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Ulrich Rieth
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Beitrag von Ulrich Rieth » 10. Mai 2006, 21:50

Hallo!

Im Prinzip ist alles gesagt.
Der "genaue" Zyklusübergang, das Minimum in der Sonnenfleckenzahl, wird zu allem Überfluss auch erst nachträglich ermittelt, also wenn es schon passiert ist.
Bezüglich Schmetterlingsdiagramm gibt es ein neueres, das auch bis "heute" geht:

http://science.nasa.gov/headlines/y2006 ... terfly.jpg
Bild
Quelle: NASA

Gruß

Ulrich

Michael Bücking
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Beitrag von Michael Bücking » 12. Mai 2006, 20:53

Hallo,

das Schmetterlingsdiagramm kannte ich noch gar nicht. Ich finde es aber sehr interessant. Es wirft für mich eine weitere Frage auf. Das Diagramm, das Ulrich hier beigesteuert hat, reicht ja bis in die Zeit um 1880 zurück und zeigt im Maximum wenig "Auslenkung". Hängt das in dieser Zeit vielleicht mit den eingeschränkten Beobachtungsmöglichkeiten zusammen? Um 1960 ist ein sehr großer Peak zu erkennen, der seitdem stetig abnimmt. Haben wir es hier mit einer regelmäßigen Amplitude zu tun? Gibt es Erfahrungen, wie sich das auf "unsere" Polarlichter auswirkt?

Danke Lutz für Deine abermals tolle Linksammlung. :D
Leuchtende Grüße,

Michael

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Ulrich Rieth
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Beitrag von Ulrich Rieth » 13. Mai 2006, 07:05

Moin Michael!

Die älteren Daten sind sicherlich nicht durch soviele Beobachtungen wie heute gedeckt, aber ich denke ab 1880 sind sie schon ziemlich verlässlich.
Ob es irgendwelche Zyklen gibt, die diese scheinbar regelmäßige Abnahme der Aktivität erklären, ist nach wie vor unklar.
Die Statistiker behaupten zwar, dass es sie gibt.
Aber bei der absolut beschränkten Datenbasis halte ich diese definitive Aussage für nicht haltbar.
Warten wir auf Zyklus 24. Wenn er wieder hoch geht, sind die Statistiker widerlegt, geht er weiter kontinuierlich runter, haben sie noch eine Chance.
Was die Auswirkungen auf das PL angeht, ist es noch schwieriger.
In niedrigen oder durchschnittlichen Zyklen wie dem 23er gibt es auch eine Menge großer und komplexer Flecken (siehe Oktober 2003) und die machen auch bei geringeren Zyklushöhen schöne Polarlichter.
Schöne Grüße!

Ulrich

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Beitrag von Rüdiger-Werner R. » 3. Nov 2007, 19:44

Hallo

Jedenfalls vom 23ten ist wohl seit Wochen, nichts mehr so richtig zu sehen.
Mal sehen wenn man die ersten Flecken vom 24ten auftauchen . :wink:
MfG

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