aus meiner gestrigen Ansage wird dank des weiterhin klaren Wetters nun ein Beobachtungsbericht. Ich mußte um 5:45 MESZ etwas ins Feld laufen, um über dem Osthorizont meine bisher schmalste Mondsichel zu sehen. Dabei hatte ich mein Fernglas Pentax Papilio 6,5x21 sowie zur Photometrie mein Konica-Minolta LS 150 .
Tatsächlich erschien der Mond gegen 6:00 (in knapp 3 Grad Höhe) im Fernglas als eine fadendünne Sichel (topozentrisch sollten weniger als 1% beleuchtet sein!) mit ca. 100 Grad Öffnungswinkel. In ihrer Mitte wies sie einen deutlich helleren "Knoten" auf, daneben lief sie teilweise perlschnurartig aus. Mit dem bloßen Auge entdeckte ich sie gegen 6:05 (Höhe 3,5 Grad) und behielt sie mit Hilfe eines Obstbaumastes als Zeiger bis etwa 6:25 (Höhe 6,5 Grad) im Blick. Danach "ertrank" sie in der bürgerlichen Dämmerung, welche hier um 6:16 begann. Meine letzte Fernglassichtung erfolgte um 6:30, es wären sicher noch 5-10 Minuten mehr drin gewesen, aber es kamen mir zu viele Hundeleute entgegen

Die Photometrie war anfangs wegen der hohen Extinktionsabschwächung und am Ende wegen des viel zu hohen Untergrunds auf nur einen Meßpunkt um 6:12:45 MESZ beschränkt. Zu diesem Zeitpunkt stand der Mond 4,65 Grad hoch und sein Licht durchlief 10,8 schräge "Luftmassen" (Luftmasse 1 meint die gesamte Atmosphäre von Meereshöhe zum Zenit). Dies bedingt unter der (im Tiefland fraglichen) Annahme einer reinen Blauhimmelsatmosphäre eine lineare Korrektur mit dem Faktor 2,65 (-1,1 mvis).
Nach Abzug von 97% Untergrund(!) und wie o.a. luftmassenkorrigiert kam ich dann auf -4,16 mvis, mit einem abgeschätzten Fehlerbereich von -3,9 bis -4,7 mvis. Die Mondsichel war also integral höchstens so hell wie Venus, aber wegen der niedrigen Flächenhelligkeit schwieriger auszumachen.
Wie schon mehrfach hier ausgeführt, ist die Mondhelligkeit in dem Bereich "terra incognita", was sich auch an den divergierenden Angaben von Planetariumsprogrammen zeigt. EasySky liegt mit -5,2 mvis sicher zu hoch; die Stellarium-App sagt -4,48 mvis.
Mein Helligkeitsmodell für Andreas Möllers
https://www.sky-calc.com/moon/data/
ist in dem Bereich bisher nur eine Extrapolation und liegt mit -3,49 mvis deshalb wohl zu niedrig. (Wir werden die Koeffizienten zum Jahresende überarbeiten.) Und natürlich zeigt sich auch, daß man so schmale Mondsicheln terrestrisch nur noch von Höhenstandorten messen sollte. (Auch daran arbeite ich.)
Es bleibt mir aber die persönliche Rekordsichtung nur 20 Std. 28 min vor Neumond. Ich schätze, unter ähnlich idealen Bedingungen könnte man bei einer anderen Gelegenheit noch 1-2 Stunden knapper zu liegen kommen.
Das Erdlicht welches nach theoretischen Abschätzungen in der heutigen Phase knapp 30% der Mondhelligkeit beisteuern sollte, konnte man sich übrigens nur einbilden. Es verteilt sich nämlich auf die Fläche des Vollmondes und kann sich daher mit einer abgeschätzten Leuchtdichte von 0,5 cd/m^2 kaum gegen den Dämmerungshimmel durchsetzen, welcher während meiner Beobachtung laut eigener Leuchtdichtemessung von knapp 5 auf 50 cd/m^2 hoch lief.
Nun bin ich mal auf Fotos gespannt.
Gruß, Elmar