Hallo Christoph,
schon klar. Allerdings spielen die 57,7 bzw. 32,3 Grad für beide Nebensonnenarten m.E. keine so entscheidende Rolle wie für ZHB und ZZB.
Für gewöhnliche NS ist ein Ein - und Ausdringen über unter 60 Grad zueinander stehende Seitenflächen von Plättchen zu verlangen. Bei großer Sonnenhöhe und Plättchenkristallen funktioniert das, wenn überhaupt (da die "Plättchen" sonst zu hoch werden müßten, um noch solche zu sein), nur noch in einem immer kleineren Einfallswinkelbereich ("Streuwirkungsquerschnitt").
In dünnen Pättchen treffen die Strahlen als nächstes auf die Grundfläche, und die dort austretenden Strahlen machen dann Halos der 46-Grad-Familie. Die an der Grundfläche partiell bzw. für Sonnenhöhen unter dem ZHB-Winkel 57,7 Grad sogar total reflektierten Strahlen müssen dann nochmals an einer optisch ebenso guten oberen Fläche reflektiert werden (bzw. eine andere gerade Zahl von Reflexionen durchlaufen), um evtl. doch eine passende Seitenfläche zu erreichen und zu den 22-Grad-NS beizutragen. (Eine ungerade Zahl solcher Reflexionen macht Unter-NS.) Größerer Sonnenabstand und höhere Farbdispersion hoher NS haben mit dem größeren Prismenwinkel als 60 Grad durch die Verkippung der Strahlebene zu tun.
22-Grad-NS werden also aus den genannten Gründen für große Sonnenhöhen immer schwächer, zumal ihnen auch das immer flachere Eindringen über die erste Seitenfläche durch hohe partielle Reflexion "Intensität klaut". Daß ihnen der ZHB-Grenzwinkel eine scharfe Grenze setzt, stimmt aber nicht; denn für etwas größere Höhen sind auch zwei sehr flache partielle Reflexionen noch "hell" genug, um den genannten Zickzack-Strahlengang zu realisieren. In den Simulationen im ersten Halobuch von Tape "gibt es" normale NS für 50 Grad Sonnenhöhe noch, aber für 60 Grad nicht mehr. Greenler schreibt, daß sie (erst)
über 60 Grad verschwinden. Und Riikonen ebenso (dank Google Translator aus dem Finnischen): "Wenn die Sonne aufsteigt, bewegen sich die Nebensonnen weiter weg, bis sie in Höhen
über 60 Grad nicht mehr auftreten können."
Und selbst das stimmt nicht, wie "unser" Michael Großmann hier rekordverdächtig dokumentiert hat:
https://www.lightsearcher.de/4images/de ... ge_id=2886
Bei der Aufnahme betrug die Sonnenhöhe nämlich 62,5 Grad (EXIF-Zeit ist MEZ).
Für die 120-Grad-NS ist ein Ein- und Ausdringen über die Grundfläche von Plättchen (zwischen denen kein Prismenwinkel besteht, daher die Farblosigkeit) in Verbindung mit zwei internen Reflexionen an benachbarten Seitenflächen erforderlich. Diese werden für Sonnenhöhen über 32,3 Grad total (weshalb dann kein gebrochener Strahl austritt und der ZZB verschwindet). Der genannte interne Strahlengang kann aber eigentlich "immer" auftreten, wobei die Intensität allerdings ebenfalls sehr von dem "Streuwirkungsquerschnitt" abhängt, welcher u.a. von der Plättchendicke bestimmt wird. Die ZHB- bzw. ZZB-Winkel stellen jedenfalls auch hier keine Abschneidegrenze dar. In vielen Simulationen mit flachen Plättchen verschwinden die 120-Grad-NS für Sonnenhöhen nahe 40 Grad.
Daß die 120-Grad-NS in der von Dir verlinkten Simulation bei den sich erst in großer Sonnenhöhe abschwächenden normalen NS (noch) so deutlich sind, mag damit zu tun haben, daß auch sie dann relativ dicke Plättchen erfordern würden. Ob Riikonen das an der gleichen Stelle gemeint hat? "... ist eine helle NS dagegen ein Zeichen dafür, dass 120-Grad-NS sichtbar sind, insbesondere wenn ein Horizontalkreis von ihr ausgeht."
Es lohnen sich zu dem Thema sicher zielgerichtete Simulationen mit HaloSim oder HaloPoint und diversen Kristallen. Außerdem sollte man zu seinen Fotos über Orts- und Zeitstempel immer auch die Sonnenhöhe rekonstruieren können.
Gruß, Elmar