Die Nacht vom 21 auf den 22 Juli begann für mich sehr unerwartet und stressig. Aus Richtung Südwesten zeigten verschiedene Wetterdienste eine heranziehende Wolkenfront, unabhängig davon hatte ich trotzdem alles für die NLC Beobachtung vorbereitet und überwachte die üblichen Webcams, auf denen zu diesem Zeitpunkt nichts zu sehen war. Als ich am Balkon mal wieder nach der heranziehenden Wolkenschicht sehen wollte, erblickte ich senkrecht über mir Strukturen, die NLC zu sein schienen und die auch die typische silberbläuliche NLC Farbe hatten. Ich machte dann mehr schlecht als recht ein paar Fotos mit meiner kleinen Kamera (es ist nicht so leicht, auf einem Balkon möglichst senkrecht nach oben zu knipsen). Beide Aufnahmen sind alles andere als fotografisch spektakulär, aber sie zeigen, wie ungewöhnlich diese NLC Nacht begann.
Bild 1: Balkon in Greifswald senkrecht nach oben, 28 mm (an crop), F 2.8, 1/6 Sec., ISO 200, 22:30
Bild 2: Schlafzimmerfenster Richtung NO, 14mm (an Crop), F 4.0, 1 Sec., ISO 200, 22:34
Im Internet konnte ich dann auch schon von großen Displays weiter südlich in Deutschland lesen, was meine Vermutung bestätigte, das es sich hier tatsächlich um NLC handelte. Ich zog mich also unerwartet schnell an und radelte eilig zum Ryck, weil das der nächst gelegene Ort mit freiem Blick nach West, Nord und Ost ist. Auf der kurzen Fahrt konnte ich in Wolkenlücken über mir die NLC gut und eindeutig erkennen, aber als ich dann am Ryck ankam, war von den NLC nichts mehr zu sehen oder zu fotografieren, die letzten Lücken in den Wolken hatten sich komplett geschlossen.
Dafür war es dort am Treidelpfad schrecklich Laut und voller Leute, eine für mich ziemlich unerträgliche Situation. Die Wolken verdeckten den Blick auf die NLC, die Leute verstopften regelrecht den Treidelpfad und der Lärm gab mir den Rest. Dennoch nahm ich all meine Kraft zusammen, suchte mir eine halbwegs erträgliche Stelle, stellte mein Rad ab und wartete trotz "Almabtrieb" und dem lästigen Gedudel von brüllenden Rucksäcken und irgend einer Open Air Band auf eine Besserung der Situation. Diese trat dann auch schneller auf, als ich zu hoffen gewagt hatte. Erst konnte man die NLC nur in einer Wolkenlücke erkennen, aber zumindest war mir damit schon mal ein eindeutiges Bild gelungen.
Bild 3: Am Ryck, 53 mm, F 2.8, 1.6 Sec., ISO 400, 23:40
Recht schnell zogen dann aber die störenden Wolken ab und gaben den Blick auf das immer noch große Feld leuchtender Nachtwolken frei, so das mir erste schöne Bilder des großen Displays gelangen. Die Helligkeit ist aufgrund der teilweisen Verdeckung schwer zu beurteilen, aber ich würde es anfangs auf 4 schätzen.
Bild 4: Am Ryck, 45 mm, F 2.8, 3.2 Sec., F 5.6, ISO 800, 23:53
Bild 5: 35 mm, F 5.6, 4 Sec., ISO 800, 23:59
Bild 6: 45 mm, F 5.6, 4 Sec., ISO 800, 00:06
Innerhalb von knapp einer Viertelstunde wurde das Display nun immer weiter freigelegt, bis es nahezu komplett zu sehen war. Aber nicht nur die dicken Wolken verschwanden, auch Lärm und Leute waren schneller verschwunden, als ich zu hoffen gewagt hätte.
Fortsetzung im nächsten Beitrag...