Hallo Stefan,
danke für die Kommentare und Links. Da ich (leider) fast der einzige bin, der Mondfinsternisse integral photometriert, statt zu schätzen, gehe ich selber mit den Ergebnissen kritisch um. Wie aber schon 2015 erwarte ich noch Vergleichsdaten eines Kollegen in Göttingen.*
Von daher sind vorerst meine Vergleichsmessungen bei Planeten zu beachten. Jupiter hatte nach denen letzte Woche in Hakos -2,26 m, Venus -4,38 m. Der Mars lag übrigens zwischen -3,01 m und -3,11 m. Das paßt m.E. auf den Vergleich von gemeinsamen Fotos mit dem Finsternismond, wobei die meist auf die Milchstraße hin angelegten Weitwinkelaufnahmen für beide naturgemäß überbelichtet sind. Mars hat nämlich auch einen Oppositionseffekt, und zudem darf davon ausgegangen werden, daß der Staubsturm die Albedo etwas erhöht hat.
Man muß hier bedenken, daß die Helligkeitsangaben in Planetariumsprogrammen (meines gibt z.B. für Mars -2,8 m an) und populären Büchern vielfach "Pi-mal-Daumen" - Zahlen sind, die seit Jahrzehnten von niemandem mehr überprüft werden, schon gar nicht von den Profis. Und denen ist auch nicht geläufig, daß ein maximaler Vollmond (kurz vor oder im Halbschatten) durch den Oppositionseffekt bei oder knapp über -13 m liegt, nicht beim stets weiter abgeschriebenen Wert von -12,73 oder -12,74 m.
Auf jeden Fall ist ein Danjon-Wert von 1 für die Finsternis von eben m.E. ein Witz.** Der ließe auch kaum noch Raum zu jenen von Dir mit Links zu einem bekannten Beispiel illustrierten Vulkanstaubereignissen, bei denen der Mond manchmal visuell fast verschwinden kann. Der Mond war zur Finsternismitte von Namibia aus zwar homogen abgedunkelt mit einem etwas helleren Rand von den lunaren Hochländern (vgl. dazu
https://tinyurl.com/ybzfu99n), aber seine orangene (also nicht rötlich dominierte) Farbe war durchwegs sehr schön freisichtig. Meine dunkelste Finsternis war die am 15. Juni 2011 mit einer Eklipsenmagnitude von 1,70, die ich unter fast identischen Bedingungen auf Hakos gemessen hatte. Die war mit einem Minimum bei -0,35 m deutlich dunkler als die jetzige (Eklipsenmagnitude 1,61; Minimumhelligkeit -1,83 m), auch in den identischen, fernglasartigen Suchern der verwendeten Minolta-Photometer.**
Wie Du richtig feststelltest, waren beide Finsternisse des Jahres 2018 "zu hell", sie lagen etwa um etwa -0,8 m über dem groben Trend für die Minimumhelligkeit über Finsternismagnitude aus meinen neun Finsternismessungen (eine von 1990, acht zwischen 2007 und jetzt). Ich gehe deshalb davon aus, daß bei keiner ein nennenswerter stratosphärischer Staubeintrag vorlag, wie es ja auch jener Dr. Richard A. Keen schreibt, der aber selber nur visuell schätzt bzw. solche und andere Daten absaugt und "verwurstet".
Korrelationen der Finsternistiefe mit dem Sonnenzyklus hat auch der vormalige Profi-Astronom und MoFi-Experte Frantisek Link für möglich gehalten, konnte sie aber m.W. nicht schlüssig belegen. Wahrscheinlich genügen dafür auch meine Daten über i.w. elf Jahre (nämlich den letzten, recht flachen Zyklus der Fleckenzahl) nicht, aber ich werde das in genauerer Auswertung trotzdem mal anhand der Residuen testen.*
Meine aktuelle Messung mit einem brandneuen und einkalibrierten Gerät (von über 3000 €) zeigt übrigens im Bereich der Totalität eine leichte Asymmetrie (von ca. 0,2 m Hub), die auf den Ost-West-Gradienten der lunaren Topographie bzw. Albedo paßt.*
Viele Grüße
Elmar
*solche Feinheiten dürften die meisten hier nicht interessieren, weshalb ich die anderswo vorstellen werde, z.B. auf den AKM-Seminaren oder auf VdS-Tagungen bzw. nächstes Jahr mit einem "großen" Fachartikel.
**habe mich mal zu Xavier Jubiers Seiten durchgeklickt: den Danjon-Wert L=1 gab er aber doch der 2011er-Finsternis in Namibia, oddr!? Der paßt dann natürlich...