Kann dieses Bild echt sein?

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SigiK
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Kann dieses Bild echt sein?

Beitrag von SigiK » 8. Dez 2005, 16:45

Ich bin in einer Fotocommunity auf ein Astrofoto gestossen, dass ich mir nicht erklären kann.

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypic ... ay/4462443

Ich kenne Andromeda nur mit meinem Fernrohr (900mm Newton, Okulare 9mm, 12mm und 17mm) und da wirkt M31 immer noch wesentlich kleiner. Kann mir hier jemand sagen, ob dieses Bild wirklich mit dem beschriebenen Material (EOS 10D, 300mm Brennweite, 16 Einzelfotos) entstanden ist???

Ich kanns mir eigentlich nicht vorstellen..........

lg
sigi

Wolfgang Dzieran
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wird schon echt sein

Beitrag von Wolfgang Dzieran » 8. Dez 2005, 17:49

Hallo Sigi,

das Foto wird schon echt sein. Denn die Andromeda-Galaxie ist am Himmel in der Tat 5 Vollmondbreiten groß!

Gerade im Fernrohr ist diese Größe oftmals gar nicht zu erkennen, denn zum einen ist meist der Gesichtsfeldausschnitt viel kleiner, zum anderen überstrahlt dann der helle Kernbereich die doch wesentlich schwächeren Randbereiche.

Im Herbst gab es in diesem Jahr einmal eine Nacht mit ganz fantastischer Durchsicht, so dass ich die "wahre" Größe des Andromedanebels im Fernglas (10x50) wirklich gut erleben konnte, so dunkel war der Himmel, dass sich alle anderen Strukturen wirklich gut abhoben.

Gerade diese sind in dem Foto gut herausgearbeitet. Das sich der Fotograf auf sein Handwerk versteht, kann man an anderen Bildern noch besser erkennen, z.B. beim Bild vom Orionnebel (zur Zeit unter "Nr. 2", direkt daneben verlinkt. Bei Bildern vom Orionnebel wird häufig das Zentrum zu hell, hier im Bild sind aber sowohl Strukturen im Nebel als auch im Zentrum gut zu erkennen.

Die 420 Sekunden Belichtungszeit sind wahrscheinlich die Gesamtbelichtungszeit, unter Umständen hat er einige Einzelbilder länger, andere kürzer belichtet.

Und ein Film, oder Fotochip kann eben über die Zeit doch etwas mehr Licht sammeln als das menschliche Auge, dem hilft dagegen auch ein Fernrohr oft nicht.

Für mich besteht daher kein Anlass, an der "Echtheit" dieses Fotos zu zweifeln.


Wolfgang
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SigiK
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Beitrag von SigiK » 8. Dez 2005, 22:42

Vielleicht irre ich mich jetzt auch, aber das Bild zeigt Andromeda so wie durch ein Fernrohr - angeblich wurde es aber mit einem Kameraobjektiv gemacht.

Dafür müsste es aber seitenverkehrt gespiegelt sein?

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Robert Wagner
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Beitrag von Robert Wagner » 9. Dez 2005, 08:28

Hallo Sigi,

würde das Bild weniger "echt" sein, wenn es im Rahmen der Bildbearbeitung gespiegelt worden wäre?

Fotografiert man (in dem Fall: ich) M31 dilettantisch mit 50 mm, schaut das so aus (sind auch ein paar Bilder á 60 sec bei ISO 1600 überlagert):

Bild

Also ich hab wenig Zweifel, dass man das wie von Dir gezeigt hinbekommt, wenn man 300mm Brennweite benutzt und die Technik etwas mehr beherrscht :D

Ciao,
Robert
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RolfK
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Beitrag von RolfK » 9. Dez 2005, 09:20

Hallo , ich habe selbst schon ähnliche Bilder mit 300mm Brennweite gemacht.Der Clou bei dieser Aufnahme ist neben der exakten Nachführung das "Stacken" ( übereinenderlegen der Bilder).Durch Stacken werden u.A. Details besser sichtbar.Die Grösse ist kein Thema. Gruss Rolf

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KlausF
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Re: Kann dieses Bild echt sein?

Beitrag von KlausF » 9. Dez 2005, 11:59

SigiK hat geschrieben:...Ich kenne Andromeda nur mit meinem Fernrohr (900mm Newton, Okulare 9mm, 12mm und 17mm) und da wirkt M31 immer noch wesentlich kleiner. Kann mir hier jemand sagen, ob dieses Bild wirklich mit dem beschriebenen Material (EOS 10D, 300mm Brennweite, 16 Einzelfotos) entstanden ist???

Ich kanns mir eigentlich nicht vorstellen..........

lg
sigi
Hallo Sigi,

zwei Fragen: Wo wohnst Du, und wie "schnell" ist Dein Newton? Genauer - wie hell ist der Himmel, unter dem Du beobachtest? Wohnst Du wie ich am Rande einer größeren Stadt, "ertrinkt" M31 geradezu im aufgehellten Himmel, und Du siehst nichts weiter als den Kern der Galaxie. Hast Du dagegen mal die Chance, unter einem richtig dunklen Himmel zu beobachten, wirst Du aus dem Staunen nicht herauskommen, wie groß M31 plötzlich ist.

Zur zweiten Frage: Das Öffnungsverhältnis (mit anderen Worten: die Lichtstärke) Deines Teleskops ist natürlich auch entscheidend dafür, wieviel Du von M31 siehst. Bei 114 mm Öffnung (richtig?) wäre das quasi Blende 8, das betreffende Foto wurde bei Blende 5 aufgenommen, das ist ein Faktor von 1,5.

Das zum Beobachten. Was das Fotografieren anbetrifft, am besten ein direkter Vergleich zwischen einer Einzelaufnahme und einer Montage von sieben Einzelbildern, alle mit der EOS 300D geschossen, wobei das Objektiv mein Newton ist (150/1000) ist:

Bild
1x30s
Bild
7x30 s

(Längere Aufnahmen ließ meine Montierung leider nicht zu).

Du siehst den (noch sehr bescheidenen) Gewinn an Details, und wie die Galaxie gewachsen ist...?

Gruß
Klaus-Dieter

SigiK
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Beitrag von SigiK » 16. Dez 2005, 08:00

Danke für eure Mühe und die gelieferten Erklärungen!

Ich will keinesfalls den Fotografen der angesprochenen Bilder schlechtreden - ich bin einfach erstaunt darüber, dass man mit so einfachen Mitteln (Durchschnittskamera, Durchschnittsobjektiv, EBV) solch hervorragende Bilder machen kann.

Da muss man sich ja glatt die Frage stellen: wozu noch ein Teleskop, Adapter u.ä. benutzen?

:wink:

lg
sigi

Jörg F (Rostock)
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Beitrag von Jörg F (Rostock) » 21. Dez 2005, 17:05

Moin,

@ SigiK:

"...- ich bin einfach erstaunt darüber, dass man mit so einfachen Mitteln (Durchschnittskamera, Durchschnittsobjektiv, ..."

Hast du da wirklich Durchschnittsobjektiv geschrieben ?? :evil:

'Werfet den Purschen zu Poden ...'; das Canon 300L (f:2,8 !!) ist so mit das beste Objektiv das du auf Markt für (viel) Geld kaufen kannst. :!: :!:

Grüße Jörg, der gerne so ein 'Durchschnittsobjektiv' hätte.

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Stefan Schwager
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Beitrag von Stefan Schwager » 22. Dez 2005, 11:53

Hallöchen SigiK und alle anderen
ich bin einfach erstaunt darüber, dass man mit so einfachen Mitteln (Durchschnittskamera, Durchschnittsobjektiv, EBV) solch hervorragende Bilder machen kann.
erstmal schließe ich mich Jörg F. `s Meinung an, denn das ist ein verdammt gutes Kamera Objektiv.

Und dann gilt in meinen Augen und in meiner Erfahrung eben immer noch der Fakt, dass ein qualitativ hochwertiges Equipement noch lange nicht für einen erfolgreichen und guten Fotografen stehen muss. Ich für meinen Teil mache eben auch oft die Erfahrung, dass die Leute mit der Teuersten Ausrüstung nur moderate Ergebnisse hinbekommen, während eher so "einfache" Mittel oft die erstaunlichsten Arbeiten hervorbringen. Das Bild / Ergebnis kann eben nur so gut sein, wie sein Erschaffer und gerade bei der Fotografie ist das nunmal eine ziemlich entscheidende Grundlage.

Was nützt einem die beste Ausrüstung, wenn man sie nicht voll ausreizen kann und nur aufgrund der Teuren Ausstattung ein "gutes" Ergebnis bekommt, was eben zu 90% vielleicht nur den technischen Eigenschaften zuzuschreiben wäre.

Also ich finde diese Aufnahme von M31 durchaus im realistischen Bereuch, denn allein der Beobachtungsort und die Auflösung bei diesem Objekt kann schon bei gleicher Ausrüstung alleine einen enormen Qualitätskontrast hervorbringen. Wenn man genügen d Auflösung hat (beim Dia, oder eben in Megapixeln) dann kann man selbst bei 300mm noch ein ganzes Stück herausvergrößern, so dass man eine solche geniale Arbeit am Ende vorzeigen kann. Außerdem ist die Belichtungszeit bei der ISO schon enorm ausreichend um soviele Details in der Struktur der Galaxie zu bekommen.

Glückwunsch an den Fotografen - eine gelungene Aufnahme, der Galaxie vor über 2 Millionen JAhren :wink:

Beste vorweihnachtliche Grüße

Stefan :D

SigiK
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Beitrag von SigiK » 23. Dez 2005, 14:15

@stefan&jörg:
Natürlich ist das 2,8/300L ein ausgezeichnetes FOTO-Objektiv - aber ich wage die Behauptung, dass seine optische Qualität im Verhältnis zu einem ausgezeichneten Teleskop (überspitzt ausgedrückt) jene eines Flaschenbodens ist!
:P

lg
Sigi

ps.: "Werfet ihn zu Poden, den Purchen! Er hat es gewagt, meinen guten Freund Schwanzus Longus zu beleidigen!" .... so sprach Pilatus im Leben des Brian?
:-)

M_Hammer_Kruse
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Beitrag von M_Hammer_Kruse » 24. Dez 2005, 08:31

Hallo,

Einen Irrtum will ich noch korrigieren:

Im Teleskop sieht man nicht seitenverkehrt, sondern kopfstehend. Das gilt für den Refraktor und den Reflektor gleichermaßen. Daher braucht man zwischen dem Anblick im Teleskop und dem Foto nichts zu spiegeln.

Gruß, mike

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