Beobachtung am MO, den 12.12.05, 18:27, Raum HB-CUX

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Erich Hoinicke
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Beobachtung am MO, den 12.12.05, 18:27, Raum HB-CUX

Beitrag von Erich Hoinicke » 14. Dez 2005, 09:12

Moin, ich bin als Himmelslaie neu hier und überrascht, dass meine Beobachtung hier noch nicht dokumentiert wurde.

Ich war am 12.12.05 abends auf dem Weg von Bremen nach Cuxhaven. Die Bundesstraße verläuft auf Höhe der Kreuzung nach Osterholz-Scharmbeck genau Richtung Norden. Wetter war klar und trocken, Windschutzscheibe auch. Dann sah ich halblinks vor mir eine Leuchterscheinung, deutlich heller, größer und langsamer als die mir sonst bekannten Sternschnuppen. Das Licht war weiß ohne Schweif und ich dachte zuerst an eine Silvesterleuchtkugel, dann an einen Flugzeugabsturz. Ersteres verwarf ich, die Flugbahn war nur schräg-senkrecht, zweiteres auch, es waren keine inhomogenen Leuchtspuren oder Blitze zu sehen. Das ganze dauerte 3...4 Sekunden, "gefühlt" natürlich länger. Ich merkte mir die 18:27 der Borduhr.

Versuch einer Flugbahnbeschreibung: Die Windschutzscheibe begrenzt den senkrechten Sichtwinkel nach oben auf (geschätzt) <35°, der bewaldete seitliche Horizont auf vielleicht 10...15°. Der Körper bewegte sich geradlinig von (geschätzt) 355°N/35°Elevation nach 350°N/15°Elevation. Ich hoffe, ihr könnt damit was anfangen. Und was war das jetzt?

André.Müller
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Beitrag von André.Müller » 14. Dez 2005, 09:30

Hi

Wie ist die Erscheinung denn aufgetaucht? War sie nur in dem Moment am Himmel zu sehen oder war sie vorher/nacher durch Auto, Bäume o.ä. verdeckt?
Wie war denn das Wetter zu dem Zeitpunkt? Tiefe oder hohe Wolken? Sterne zu sehen?
Wie hell war die Erscheinung? Mond? Venus? Heller??

Als erste Einschätzung würde ich sagen, dass es sich um die Scheinwerfer eines auf HH anfliegenden Flugzeugs gehandelt haben könnte.
Ein Bolide kommt natürlich auch in Frage, evtl Weltraumschrott? Aber dafür bräuchte man noch ein paar mehr Angaben. Vielleicht helfen dir ja die Fragen oben es noch etwas genauer zu schildern.

Grüße,
André

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Jan Hattenbach
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Beitrag von Jan Hattenbach » 14. Dez 2005, 10:14

Hallo,
Wetter war klar und trocken,
also keine Wolken
eine Leuchterscheinung, deutlich heller, größer und langsamer als die mir sonst bekannten Sternschnuppen.
Ich tippe mal: Venushelligkeit oder heller, Mondhelligkeit eher nicht: waere dann ein "Wahnsinnsereignis"

Fuer mich klingt das nach Flugzeug, Satellit, Iridium-flare. War die Helligkeit die ganze Zeit konstant? Mit den Koordinaten deines Beobachtungsorts koennte man die Moeglichkeit Iridium, Satellit klaeren.

Gruss,

Jan

Erich Hoinicke
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Beitrag von Erich Hoinicke » 14. Dez 2005, 12:01

@André:
War sie nur in dem Moment am Himmel zu sehen oder war sie vorher/nacher durch Auto, Bäume o.ä. verdeckt?
Da will ich nicht spekulieren, es vergeht ja auch schon ein Sekundenbruchteil, bis man das Objekt sieht. Es verschwand jedenfalls senkrecht fallend zwischen den Bäumen.
Tiefe oder hohe Wolken? Sterne zu sehen?
Wie hell war die Erscheinung? Mond? Venus? Heller??
keine Wolken, Sterne - weiß ich nicht mehr. Heller als Venus, schon weil es größer war. Ich bilde mir ein, es hatte keinen festen Umriss, sondern einen leichten "Hof", aber ich lege mich da jetzt ungern fest.
Scheinwerfer eines auf HH anfliegenden Flugzeugs
Oh nee, das passt auf keinen Fall. Dann wäre er im Abstand von zwei, drei Kilometern im Sturzflug... nein, selbst dann war mein Objekt schneller unterwegs. Mir sind hier noch nie Hamburg anfliegende Jets aufgefallen. Die wären dann auch von W nach O unterwegs. (War das ein Test? ;))
Bolide
Klingt gut. Wenn ich schon einen gesehen hätte oder wüsste, wie so etwas fliegt, hätte ich schon einen Vergleich gewagt. War aber seit den Perseiden 2004 das Hellste am Himmel hier.

@Jan:
War die Helligkeit die ganze Zeit konstant?
Ja, war sie, bis auf den "Abgang" den ich nicht einordnen kann, ob verglüht oder verdeckt.
Fuer mich klingt das nach Flugzeug, Satellit, Iridium-flare.
Flugzeug nein - s.o., verglühender Satellit? Ich dachte immer, solche Bahnen verlaufen flacher. Iridium-flare werde ich gleich nachgoogeln...

Danke erstmal.

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Jan Hattenbach
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Beitrag von Jan Hattenbach » 14. Dez 2005, 13:23

Hallo Erich,

mit Satellit meinte ich eher die Reflexion des Sonnenlichts an einem solchen. Bei Venushelligkeit bleibt als Kandidat eigentlich nur ein Iridium-satellit. Das sind Telekommunikationssatelliten, die mit ihren Solarpaneelen das Sonnenlicht sehr gut reflektieren und sehr hell werden koennen( bis -8, -9mag) aber nur in einem schmalen Gebiet auf der Erdoberflaeche. Die Helligkeit eines Iridium-Flares ist aber nicht konstalnt, der Satellit wird sozudagen "rauf und runtergedimmt". Unter http://www.heavens-above.com kannst du dir diese Ereignisse fuer deinen Beobachtungsort berechnen lassen. Ob's das aber war, wage ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen.

Gruss,

Jan

Erich Hoinicke
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Beitrag von Erich Hoinicke » 14. Dez 2005, 13:56

Okay, ich habe mal ein bisschen in euren Seiten geblättert und Fotos und Beschreibungen mit meiner Sichtung verglichen. Die eines Boliden kommen dem am nächsten. Wenn ich dem Venusdurchmesser die Größe 1 gebe, vieviel hat den der Monddurchmesser, kommt 100 grob hin? Dann war mein Objekt in der Größenordnung um die 10 gewesen, also schon beeindruckend. Ein Aufhellen der Landschaft schließe ich aus, dafür ist um diese Zeit noch zu viel Rest- und Streulicht unterwegs. Wenn ich jetzt wüsste, ob in Bremen eine Cam installiert ist, die nach N ausgerichtet war und noch Daten hat...

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Jan Hattenbach
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Beitrag von Jan Hattenbach » 14. Dez 2005, 15:33

Hallo Erich,

die Venus hat z.Zt. einen scheinbaren Durchmesser von 44", also etwa 0.7'. Der Mond misst etwa 30'. das ist etwa ein Verhaeltnis von 1:40.

Wenn man mal von einigen wenigen Deep-sky-Objekten und Kometen absieht, sind Sonne und Mond die einzigen Himmelsobjekte, welche man mit blossem Auge flaechig sieht. Ein Groessenvergleich in Bezug auf den scheinbaren Durchmesser macht daher wenig Sinn.

Wenn man Meteore mit anderen Himmelsobjekten vergleicht, dann tut man das in Bezug auf die Helligkeit. Man sagt einfach "der Meteor war schwaecher/genauso hell/heller als z.B. die Venus". Die "Groessenklassen" (magnitudines) sind ein Mass fuer die Helligkeit. Venus hat im hochsten Glanz eine Helligkeit von etwa -4.5mag, der Vollmond hat etwa -12mag und die schwaechsten mit blossem Auge sichtbaren Sterne haben etwa 5mag. Je groesser seine Magnitude, desto schwaecher der Stern. Die Helligkeitseinstufung ist allerdings nicht linear sondern logarithmisch.

Eine Erklaerung zu den Sternhelligkeiten (allgemein astronom. Helligkeiten) gibt es z.B. hier: http://www.greier-greiner.at/hc/helligkeit.htm

Gruss,

Jan

ArminF
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Beitrag von ArminF » 15. Dez 2005, 12:37

Jan Hattenbach hat geschrieben:Hallo Erich,

mit Satellit meinte ich eher die Reflexion des Sonnenlichts an einem solchen. Bei Venushelligkeit bleibt als Kandidat eigentlich nur ein Iridium-satellit. Das sind Telekommunikationssatelliten, die mit ihren Solarpaneelen das Sonnenlicht sehr gut reflektieren und sehr hell werden koennen( bis -8, -9mag) aber nur in einem schmalen Gebiet auf der Erdoberflaeche. Die Helligkeit eines Iridium-Flares ist aber nicht konstalnt, der Satellit wird sozudagen "rauf und runtergedimmt". Unter http://www.heavens-above.com kannst du dir diese Ereignisse fuer deinen Beobachtungsort berechnen lassen. Ob's das aber war, wage ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen.


Gruss,

Jan
muß mal kurz den Klugscheißer spielen bzw. was zu den Iridium-Flares aufklären. Es handelt sich NICHT um die Solarpaneelen, die den Effekt verursachen. Guckstduhier:
Als Iridium-Flare wird eine helle Leuchterscheinung am Himmel bezeichnet, die durch Reflexion von Sonnenlicht an einem Iridium-Satellit entsteht, und ca. 5 bis 20 Sekunden andauert. Es handelt sich um die mit Abstand hellste Leuchterscheinung, die künstliche Himmelskörper verursachen.

Die Satelliten bilden das weltumspannendes Satellitenkommunikationssystem Iridium mit über 80 Telekommunikationssatelliten im Orbit. Jeder dieser Satelliten hat drei Main Mission Antennae (MMA), die eine Größe von 188 cm Länge, 86 cm Breite und 4 cm Dicke haben. Ihre Oberfläche besteht aus hochreflektierendem Aluminium, das mit einer silberfarbenen Teflonschicht bestrichen ist, und wirkt als Planspiegel.

Das von diesen Antennen reflektierte Sonnenlicht bildet einen schmalen Lichtstrahl, der bei entsprechender Orientierung der Antenne über die Erdoberfläche streicht. Auf seinem Weg zur Erde weitet er sich auf einen Durchmesser von mehreren Kilometern auf und kann als Leuchterscheinung wahrgenommen werden. Je nach Standort des Beobachter kann es ein schwaches Leuchten sein, das gerade mit dem bloßen Auge zu sehen ist, bis hin zu einer Leuchterscheinung, die durchaus mit einer Leuchtkugel vergleichbar ist. Ein solcher Iridium-Flare kann eine Helligkeit bis zu -9 mag erreichen und leuchtet in diesem Fall 75 mal heller als die Venus und rund 1500 mal heller als Sirius, der hellste Stern am Himmel.
gefunden bei: http://de.wikipedia.org/wiki/Iridium-Flare

grüße

armin
Süchtig auf Iridium-Flares *gg*

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Jan Hattenbach
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Beitrag von Jan Hattenbach » 16. Dez 2005, 10:21

Hallo Armin,

jau, hab ich durcheinandergebracht. Danke fuer's klugscheissen ;-)

Gruss,

Jan

Ulrich Rieth

Beitrag von Ulrich Rieth » 18. Dez 2005, 10:37

@ Erich

Hallo,
habe die "Erscheinung" ebenfalls gesehen und hätte es nicht präziser
wiedergeben können. Beobachtungsort war Kreis Stade bei Buxtehude.
Es handelte sich eindeutig um eine Feuerkugel. Iridium Flares sind
deutlich langsamer und haben eine andere Lichtkurve. Übrigens bin ich
mir sicher, eine leicht bläulich/grüne Färbung gesehen zu haben.
Da Deine Angabe zu Richtung und Höhe nur geringfügig von meiner
Schätzung abweicht, ist der "Krümel" wohl im Atlantik Baden
gegangen...wenn überhaupt.
Gruß,
Reiner

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