in der Nacht vom 14. auf den 15.07.13 konnte Chris Kranich in Kiel nur eine Stunde nach einem NLC-Feld auch Polarlicht beobachten (viewtopic.php?t=10566). Nach diesem „Near Miss“ stellt sich natürlich die Frage, wie oft die beiden Phänomene gemeinsam auftreten (können). Sowohl das Polarlichtoval als auch die Polaren Mesophärischen Wolken (während der Sommermonate) sind permanente Erscheinungen, treten also im Norden Skandinaviens und in Island per se gemeinsam auf. Allerdings ist die Beobachtung nicht möglich, da es in diesen Regionen während der gesamten NLC-Saison nicht dunkel genug wird, um Polarlichter zu beobachten. Selbst im relativ südlich gelegenen Island werden die ersten Aurorae erst um den 15. August gesichtet. Dann ist die NLC-Saison von seltenen Ausnahmen abgesehen aber bereits zu Ende. Im südlichen Skandinavien wird es bereits früher im Sommer wieder dunkel, aber dort ist die Polarlicht-Frequenz bereits viel geringer als im hohen Norden. Bessere Chancen hat man im günstiger zum Polarlichtoval gelegenen nördlichen Schottland. Wesentlich günstiger ist die Situation aber in Kanada, wo das Polarlichtoval weit nach Süden reicht (s. Grafik). Von dort kommen jeden Sommer Fotos, auf denen Polarlichter und NLCs gemeinsam zu sehen sind.

Mitteleuropa, insbesondere die deutschen Küstengebieten, bietet hinsichtlich der NLC-Frequenz und ausreichender Dunkelheit sehr gute Bedingungen. Allerdings ist die geringe Polarlichthäufigkeit hier der limitierende Faktor. Dies gilt insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass Aurorae in unseren Breiten bevorzugt um die Tag-und-Nachtgleichen, also außerhalb der NLC-Saison auftreten. Hinzu kommt, dass sich NLCs in den Jahren um das solare Maximum, wenn Polarlichter in mittleren Breiten sichtbar sind, rar machen. Als Beispiele seien die Jahre 2000 – 2004 genannt. In den Minimumsjahren der Sonnenaktivität können NLCs sehr häufig sein, z.B. 2006 und 2009, aber dann gibt es bei uns in der Regel keine Polarlichter. Trotz dieser Einschränkungen hat es seit dem Jahr 2000 aber 5 Fälle gegeben, in denen NLCs und Polarlichter gemeinsam beobachtet worden sind.
15./16.07.2000: Der wohl bekannteste Fall ist das helle Polarlicht nach dem “Bastille Day Event“, welches zusammen mit Leuchtenden Nachtwolken beobachtet wurde: http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/we ... read=27090
10./11.07.2005: Schwache NLCs wurden von Michael Heiß in Greifswald gemeinsam mit fotografischem Polarlicht aufgenommen: viewtopic.php?f=1&t=3038&start=10#p51740
04./05.06.2011: Zeitweise recht helle NLCs wurden zusammen mit visuell sehr schwachem Polarlicht beobachtet. Fotos gibt es von Uwe Müller: http://www.der-starhopper.de/05.06.11%2 ... _11pl.html
15./16.07.2012: Ein recht beachtliches Polarlicht, welches auf der IAP-Cam Juliusruh am frühen Morgen für etwa 30 Minuten zusammen mit schwachen NLCs sichtbar war: viewtopic.php?p=45431#p45431
04./05.08.2013:
Am frühen Morgen wurden an der IAP-Cam Kühlungsborn violette Polarlicht-Beamer für kurze Zeit gemeinsam mit horizontnahen NLCs registriert. Vor Auftauchen der NLCs, aber schon während der Polarlicht-Aktivität zeigte die Cam zudem grünes Airglow. Animation (ca. 23 mb) unter http://www.iap-kborn.de/fileadmin/user_ ... 08-04.mpeg
13./14.06.2015:
Zeitweise recht helle NLCs wurden zusammen mit rein fotografischem rotem Polarlicht von 2 Beobachtern im Westen (!) Deutschlands registriert.
Beitrag editiert und ergänzt am 06.08.2013 sowie am 16.06.2015.
Viele Grüße aus Bonn,
Stefan