Halophänomen am 22.10.2020 in Heidelberg
In der langen Okklusions-„Wolkenschleppe“ von Tief Jadranka, die vom Baltikum über Mitteleuropa und Gibraltar bis nach Nordafrika reichte und milde Luft zu uns brachte, gab es bereits am Vormittag immer wieder Lücken, in denen die Sonne durchschimmerte. Erst Mittags kam ich dazu, einmal nach der zu erwartenden Haloaktivität zu schauen. Und der Zufall wollte es, dass ich gerade dann in den Garten ging, als von Westen her die Tiefe Wolkendecke aufbrach und den Blick auf die höhere Cirrenschicht freigab – in der sich bereits sehr schön Teile der Kleinen Ringes und des Umschriebenen Halos deutlich zeigten (h=2), und deren Schnittbereich schon sehr hell leuchtete (h=3) (13:48 MESZ). Kurz darauf bemerkte ich die sehr helle (h=3) rechte Nebensonne, mit Schweif, der aber bereits hinter dem Berg verschwand. Die Nebensonne lag deutlich außerhalb des Kleinen Ringes, und sie lag auffälllig „schräg“.
Inzwischen verbesserte sich die Erscheinung, der OBB (rechts oben) war sehr lang und auffällig schmal und scharf definiert, die Farben rot-weiß-blau sehr schön zu erkennen. Auch der Kleine Ring zeigte sich scharf und farbig. Hinzu kamen nun (13:54) ein Teil des Horizontalkreises innerhalb des Kleinen Ringes und der obere Parrybogen (13:54), und wie üblich war der Bereich zwischen diesem Bogen und den OBB deutlich heller. Am spektakulärsten war der SLB mit dem ZZB direkt obendrauf (13:58): beide bildeten zusammen eine recht breite rötliche Fläche in den Wolken, und der geringe Durchmesser des ZZB war irritierend: es hatte kaum 20° im Durchmesser und erschien daher als sehr enger Bogen.
Mit dem Weiterziehen der tiefen Bewölkung kamen dann die linke Nebensonne (14:05) und Schweif hinzu. Auch die linke 120°-NS stand für eine kurze Zeit etwa mittig in einem rund 40°–45° langen Abschnitt des Horizontalkreises.
Damit war der Höhepunkt der Erscheinung überschritten. Danach wurde der Cs von Westen her immer „brüchiger“ und inhomogener – die Halos „zerfledderten“ und verschwanden allmählich (14:24). Insgesamt hat die Erscheinung etwa 35 min gedauert. Danach kam nichts mehr: die tieferen Wolken verdichteten sich wieder und Abends gab es wieder Regen.
Christoph
PS: ich hätte nicht gedacht, dass der ZZB –mit einem so engen Durchmesser bereits kurz vor dem "Verschwinden"–, noch so farbkräftig erscheinen kann. Der Blauanteil war mir visuell gar nicht so aufgefallen!

- 13:48 MESZ Beginn durch tiefere Wolken

- 13:59 MESZ bereits ein Phänomen: Kleiner Ring, OBB, obParry, SLB, ZZB, re.NS + HK links der NS

- 14:00 MESZ (farblich schöner, aber ohne NS)

- 14:01 MESZ extrem kleiner ZZB (Dm ca 20°), Bildmitte ist Zenit!

- 14:03 MESZ, jetzt mit linker NS

- 14:06 MESZ: 120° NS + HK-Abschnitt