Hallo zusammen,
nachdem OSWIN am 17.07.2017 ein sehr spätes Echo aufgefangen hatte, welches bis kurz nach 21 MESZ anhielt, waren die Chancen auf NLCs sehr hoch. Tatsächlich erfolgte bereits eine Stunde später, um 22:10 MESZ, die erste Sichtung an der Webcam im österreichischen Stroheim. In rascher Folge gingen nun Meldungen aus ganz Deutschland und aus Österreich ein (Abb. 1, auch als
PDF mit Links zu den einzelnen Beobachtungen). Die große Anzahl an Sichtungen geht etwa zur Hälfte auf automatische Webcams, vor allem im Alpenraum zurück.
Bei den menschlichen Beobachtern sorgten mehrfach Zirren für Verunsicherung, ob es sich wirklich um Leuchtende Nachtwolken handelte. Insgesamt vermochte diese vielerorts vorhandene hohe Bewölkung (Abb. 2) den Beobachtungsgenuss jedoch nicht wirklich zu stören. Für die meisten standen die NLCs mehr oder weniger im Nordwesten. Erst die Auswertung der erfreulich zahlreichen Angaben zu Azimut und Höhe zeigt die tatsächliche Ausdehnung des Feldes, welches sich von den Niederlanden über die Nordhälfte Deutschlands bis zur polnischen Grenze erstreckte (alle Punkte südlich der blauen Linie in Abb. 4). Die Helligkeit des Displays war mit "2" eher gering, was für eine geringe optische Dichte spricht. Tatsächlich sah nur
Andreas Abeln in Ahlhorn NLCs im Zenit;
Laura Kranich konnte sie dort immerhin noch durch drastisch bearbeitete Fotos nachweisen. Zwar gibt die Punktwolke in Abb. 4 nur die jeweils beobachtete Südgrenze des Displays wieder, doch besteht kaum ein Zweifel, dass die Nordgrenze des Feldes knapp nördlich der Ostseeküste gelegen haben muss. Zum einen waren auf den Webcams des IAP keine NLCs zu sehen, zum anderen zeigen Aufnahmen wie diejenige von
Mathias Levens aus Hannover eine klare Untergrenze des Displays deutlich über dem horizontnahen Dunst. Wertvoll sind auch die detailierten Angaben von
Thomas Klein aus Miesbach, durch welche deutlich wird, dass im Alpenraum nicht ein separates Feld, sondern der südöstliche Sektor des Feldes, welches die nördlicheren Beobachter zu Gesicht bekamen, in Erscheinung trat.
Insgesamt handelte es sich um ein etwas zerfasertes Feld, welches sich möglicherweise bereits in Auflösung befand. Für letzteres spricht zum einen, dass es nach 23:30 MESZ keine Nachweise mehr gab und zum anderen, dass es im Morgensektor nicht mehr in Erscheinung trat. Weniger wahrscheinlich scheint, dass es bis zum morgendlichen Sichtbarkeitsfenster bereits komplett nach Westen abgezogen war.
Obwohl es sich visuell um ein nicht sonderlich spektakuläres Display handelte, fielen doch zwei helle parallele Steifen ins Auge, welche weithin - von Bonn bis Berlin - dokumentiert wurden. Es wäre eine reizvolle, aber etwas arbeitsaufwendige Aufgabe, die Position der beiden Streifen in Fotos von unterschiedlichen Orten zu vermessen und so die tatsächliche Position dieser Strukturen zu bestimmen.
Die NLC-Nacht war um 23:30 MESZ noch nicht zu Ende. Fast 3 Stunden später - etwa gegen 02:20 MESZ - trat ganz im Norden Deutschlands ein neues, nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich unabhängiges NLC-Feld in Erscheinung (alle Punkte nördlich der blauen Linie in Abb. 4), Es dehnte sich im Verlauf der nächsten etwa 80 Minuten etwas nach Südwesten aus, sodass es vereinzelt auch weiter südlich bis etwa 51.5°N noch nachweisbar war, bevor es gegen 03:40 MESZ in der Morgendämmerung verschwand (zur Bewölkungssituation s. Abb. 3). Dieses Display war etwas heller als die am Abend beobachteten NLCs. Einige Beobachter und Cams im Norden Deutschlands bekamen überhaupt nur dieses Feld zu sehen, weil die abendlichen NLCs für sie zu weit südlich gestanden hatten bzw. nicht darauf geachtet wurde, weil man im Allgemeinen nicht damit rechnet, dass NLCs fast ausschließlich an der Südhälfte des Himmels stehen.
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4; Beobachtungsort=Schlägl
Nachstehende Tabelle führt die Beobachtungen auf, welche zur Erstellung von Abb. 4 verwendet wurden.
Abend
Kiel; 54°20', 10°08'; Az. Nord, H. 160, 22:26 - 22:35 MESZ (Laura Kranich)
Ahlhorn; 52°54', 8°13'; Az. 280 - 0, H. 90, vor 23:00 MESZ (Andreas Abeln)
Berlin; 52°31', 13°.24' Az. 265 - 320, H. 20, 22:35 - 23:20 MESZ (Andreas Möller)
Körbelitz; 52°11', 11°47' Az. 300 - 350, H. 20 - 25 (22.5 verwendet), 22:45 - 23:20 MESZ (Astrid Beyer)
Versmold; 52°02', 8°07' Az. 290 - 5, H. 35, 22:48 - 23:17 MESZ (MathiasH)
Wolmirsleben; 51°57', 11°29' Az. NW, H. 8, 23:00 - 23:30 MESZ (Willy Nowak)
Sandersdorf; 51°34', 12°14' Az. 300, H. 10, 22:53 MESZ (Andy Eichner)
Velbert; 51°20', 7°03' Az. 320 - 20, H. 30, 23:00 MESZ (Sonja Götten)
Landberg; 51°00', 13°31' Az. 300 - 360, H. 6, 22:26 - 23:15 MESZ (Heiko Ulbricht)
Schlägl; 48°38', 13°58' Az. 320 - 6, H. 14, 22:08 - 23:15 MESZ (Karl Kaiser)
Miesbach; 47°47', 11°50' Az. 360, H. 12, 22:18 MESZ; Az. 360, H. 10, 22:34 MESZ; Az. 345, H. 7, 22:44 MESZ (Thomas Klein)
Morgen
Lancken; 54°38', 13°14' Az. 330 - 40, H. 4, 01:00* - 03:30 MESZ (Thomas Nemet)
Rostock; 54°05', 12°08' Az. 320 - 5, H. 6, 02:36 - 03:30 MESZ (Olaf Squarra)
Körbelitz; 52°11', 11°47' Az. 350 - 360, H. 3, 02:50 - 03:40 MESZ (Astrid Beyer)
Leipzig; 51°20', 12°22' Az. 355 - 260, H. 5, 03:41 MESZ (SimonH)
*Angabe fraglich, weil die NLCs an den IAP-Cans erst nach 2 MESZ über den Horizont traten.
Viele Grüße aus Bonn,
Stefan