Moin zusammen,
da an anderer Stelle schon von tollen Purpurlichtern etc. berichtet wurde, mache ich mal einen Thread mit ein paar Aufnahmen von heute Morgen auf.
Das Purpurlicht am heutigen Morgen über einem sehr klaren Kieler Himmel war nicht unbedingt das farbenreichste, es gab in letzter Zeit hin und wieder schon eindrucksvollere.
Allerdings fielen mir heute morgen eindeutige Schlieren-Strukturen am sonst so klaren Himmel auf und an das Purpurlicht anschließend war vor allem vor Sonnenaufgang ein sonst strukturloser, breiter und weißer Bishop-Ring über der Sonne sichtbar, der eine erhebliche Helligkeit hatte. Da laut Sounding aus Schleswig hier sicher derzeit keine PSCs möglich sind, müssen dort andere Aerosole vorhanden sein, die einen solchen verursachen können. Die Größe und Farbe des Bishop-Rings sagt dabei auch etwas über die Größe und Höhe der verursachenden Partikel aus: kleinere Partikel verursachen größere Radien des Bishop-Rings (man erinnere sich auch an die teils 40° und mehr durchmessenden Bishop-Ringe in den vergangenen Sommern durch Waldbrandaerosole). Die Farbe dürfte nach meinem bescheidenen Verständnis vor allem davon abhängen, in welcher Höhe das Sonnenlicht gestreut wird (ist es durch die Raleigh-Streuung bereits blau-reduziert oder nicht). Vom meist recht bodennahen (< ca. 4000 m) Saharastaub kennen wir die gelblichen Bishop-Ringe, die bei größeren Partikelgrößen meist einen relativ geringen Durchmesser haben, bei PSCs, Vulkan- und Rauchaerosolen haben wir neben den intensiveren Dämmerungserscheinungen oft weißliche Bishops. Ein Grund dürfte wohl sein, dass das in höheren Luftschichten gestreutes Licht von der Sonne wegen geringerer Extinktion einen größeren Blauanteil hat, womöglich streuen die sehr kleinen Partikel auch einfach selbst kürzere Wellenlängen stärker als lange. Korrigiert oder ergänzt mich da gerne!
Noch ein weiteres Indiz für höheratmosphärische Aerosole: Wir hatten heute Skandinavienföhn und daher sehr saubere troposphärische Luft, die LIDARs waren auch entsprechend ziemlich clean: https://e-profile.eu/#/cm_profile
Hier ein paar Bilder:
08:03, 14 mm
08:04, ~30 mm
08:04, ~70 mm
08:04, ~70 mm
08:28, 14 mm
08:40, 14 mm
Purpurlicht Winter 2021/22
- Laura Kranich
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Re: Atmosphärische Erscheinungen im Januar 2022
Heute gab es hier in Bochum ein sehr intensives Purpurlicht. Auffällig war dabei die helle gelbe Farbe in Horizontnähe, die Farben erinnerten sehr an die PSC vor einigen Jahren, allerdings war das Purpurlicht nicht so hell wie damals.
Es begann kurz nach 17 Uhr: 17.15 Uhr: Gegen 17.25 Uhr verblaßte zwar das Purpurlicht, das gelbe Leuchten am Horizont blieb aber. Außerdem sah man oberhalb des absinkenden Purpurlichtes wieder etwas hellen Himmel. Das habe ich sonst nicht gesehen, normalerweise geht das Purpurlicht oben in die Dunkelheit über: Grüße
Peter
Es begann kurz nach 17 Uhr: 17.15 Uhr: Gegen 17.25 Uhr verblaßte zwar das Purpurlicht, das gelbe Leuchten am Horizont blieb aber. Außerdem sah man oberhalb des absinkenden Purpurlichtes wieder etwas hellen Himmel. Das habe ich sonst nicht gesehen, normalerweise geht das Purpurlicht oben in die Dunkelheit über: Grüße
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Re: Atmosphärische Erscheinungen im Januar 2022
Moin zusammen!
Hier ist eine Beobachtung eines ebenfalls sehr intensiven Purpurlichtes gestern (Sa, 15.01.2022) morgen in Kiel, das mir schon sehr früh in der nautischen Dämmerung auffiel. Eines der intensivsten, die ich bisher gesehen habe und ich habe auch eine Theorie, woher es rührt. Für PSCs waren die Temperaturen nicht kalt genug (Schleswig 12Z Sounding mit Minimum bei -72°C in 31 km Höhe, Greifswald -69°C ebendort) aber tatsächlich streifen uns jetzt wieder Ausläufer des stratosphärischen Polarwirbels.
Nach der FS-"Polarstern"-Beobachtung in 2019, dass darin monatelang Waldbrandaerosole zirkulieren können wäre dies auch jetzt meine Theorie, dass die im Übrigen wohl verheerendsten Waldbrände (mangels bereits veröffentlichter Publikationen aus NASA CO-Satellitendaten abgeleitet: Link Animation NASA Worldview) aller Zeiten in 2021 in Sibirien (und Nordamerika) erneut Aerosole in den Polarwirbel injiziert haben und sobald dessen Zentrum an Mitteleuropa heranrückt auch die stratosphärischen Aerosolkonzentrationen hier stark zunehmen.
Am Jet-Contrail, der noch im Dunkeln liegt erkennt man gut der stratosphärischen Ursprung des Purpurlichts:
Leider kam dann eine Wolkendecke rein, die längere Beobachtungen erschwerte, aber man sieht gut, wie sich am Horizont schon ein breiter, weißer Bishop-Ring ausbildet.
Hier ist eine Beobachtung eines ebenfalls sehr intensiven Purpurlichtes gestern (Sa, 15.01.2022) morgen in Kiel, das mir schon sehr früh in der nautischen Dämmerung auffiel. Eines der intensivsten, die ich bisher gesehen habe und ich habe auch eine Theorie, woher es rührt. Für PSCs waren die Temperaturen nicht kalt genug (Schleswig 12Z Sounding mit Minimum bei -72°C in 31 km Höhe, Greifswald -69°C ebendort) aber tatsächlich streifen uns jetzt wieder Ausläufer des stratosphärischen Polarwirbels.
Nach der FS-"Polarstern"-Beobachtung in 2019, dass darin monatelang Waldbrandaerosole zirkulieren können wäre dies auch jetzt meine Theorie, dass die im Übrigen wohl verheerendsten Waldbrände (mangels bereits veröffentlichter Publikationen aus NASA CO-Satellitendaten abgeleitet: Link Animation NASA Worldview) aller Zeiten in 2021 in Sibirien (und Nordamerika) erneut Aerosole in den Polarwirbel injiziert haben und sobald dessen Zentrum an Mitteleuropa heranrückt auch die stratosphärischen Aerosolkonzentrationen hier stark zunehmen.
Am Jet-Contrail, der noch im Dunkeln liegt erkennt man gut der stratosphärischen Ursprung des Purpurlichts:
Leider kam dann eine Wolkendecke rein, die längere Beobachtungen erschwerte, aber man sieht gut, wie sich am Horizont schon ein breiter, weißer Bishop-Ring ausbildet.
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Re: Atmosphärische Erscheinungen im Januar 2022
Hallo zusammen,
heute gab es wieder ein ungewöhnliches Purpurlicht. Erst dachte ich, es wäre wegen der Wolken im Westen eher nichts besonderes zu erwarten außer vielleicht ein paar kurzzeitige Schattenstrahlen durch die Schauer über der Nordsee, weshalb ich vorsorglich doch mal die Kamera laufen ließ. Aber komplett falsch gedacht.
Schattenstrahlen waren bis zum Ende kaum zu sehen, dafür fiel mir bei einer kurzen Zwischenkontrolle auf, dass am Horizont wie neulich auch schon Strukturen im Purpurlicht zu erkennen waren, die wegen ihrer Farbe und Helligkeit nicht durch irgendwelche troposphärischen Dunstschleier verursacht zu sein schienen. Deshalb machte ich noch ein paar Teleaufnahmen und siehe da.. mit ein wenig Verstärkung sieht das aus wie Typ-1-Stratosphärenwolken - die können es aber nicht sein, da es nirgendwo in der Nähe annähernd kalt genug ist: http://weather.uwyo.edu/cgi-bin/uamap?R ... 2022-01-20 (im Link einfach die LEVEL-Zahl für andere Druckniveaus anpassen)
Visueller Eindruck
Mit USM
Die beiden folgenden nur mit leichter Kontrastanhebung:
Nochmal visuell ein paar Minuten später
und nochmal mit USM
In dem Zusammenhang habe ich mal geschaut, ob man an aktuelle CALIPSO-Daten kommt, da die erdgebundenen LIDARS alle spätestens bei 16 km aufhören und siehe da: Link CALIPSO LIDAR profile Expedited data
Ist zwar von gestern, aber da hier eine ziemlich große Strecke überflogen wurde und wir uns derzeit im Bereich des Stratosphärenjets befinden, der bei über 250 km/h sowieso alles in dem Bereich schnell über den gesamten Breitenkreis verteilt würde ich meinen, dass es keinen großen Unterschied macht.
Man sieht schön ein paar PSCs zwischen etwa 64°N und 82°N, aber - etwas überraschend - nichts südlich davon. Einzig logischer Schluss kann sein, dass die Konzentrationen und Verteilungen in diesem Messverfahren keine ausreichende SNR erzeugen, was auch von den 2019/20er Messungen in der Arktis berichtet wurde. Aber mal schauen, ob man vielleicht bei den heutigen Überflügen irgendwas sieht, die wohl erst in einigen Stunden zur Verfügung stehen.
EDIT: Link angepasst, damit er dauerhaft die Karte zum richtigen Datum zeigt..
heute gab es wieder ein ungewöhnliches Purpurlicht. Erst dachte ich, es wäre wegen der Wolken im Westen eher nichts besonderes zu erwarten außer vielleicht ein paar kurzzeitige Schattenstrahlen durch die Schauer über der Nordsee, weshalb ich vorsorglich doch mal die Kamera laufen ließ. Aber komplett falsch gedacht.
Schattenstrahlen waren bis zum Ende kaum zu sehen, dafür fiel mir bei einer kurzen Zwischenkontrolle auf, dass am Horizont wie neulich auch schon Strukturen im Purpurlicht zu erkennen waren, die wegen ihrer Farbe und Helligkeit nicht durch irgendwelche troposphärischen Dunstschleier verursacht zu sein schienen. Deshalb machte ich noch ein paar Teleaufnahmen und siehe da.. mit ein wenig Verstärkung sieht das aus wie Typ-1-Stratosphärenwolken - die können es aber nicht sein, da es nirgendwo in der Nähe annähernd kalt genug ist: http://weather.uwyo.edu/cgi-bin/uamap?R ... 2022-01-20 (im Link einfach die LEVEL-Zahl für andere Druckniveaus anpassen)
Visueller Eindruck
Mit USM
Die beiden folgenden nur mit leichter Kontrastanhebung:
Nochmal visuell ein paar Minuten später
und nochmal mit USM
In dem Zusammenhang habe ich mal geschaut, ob man an aktuelle CALIPSO-Daten kommt, da die erdgebundenen LIDARS alle spätestens bei 16 km aufhören und siehe da: Link CALIPSO LIDAR profile Expedited data
Ist zwar von gestern, aber da hier eine ziemlich große Strecke überflogen wurde und wir uns derzeit im Bereich des Stratosphärenjets befinden, der bei über 250 km/h sowieso alles in dem Bereich schnell über den gesamten Breitenkreis verteilt würde ich meinen, dass es keinen großen Unterschied macht.
Man sieht schön ein paar PSCs zwischen etwa 64°N und 82°N, aber - etwas überraschend - nichts südlich davon. Einzig logischer Schluss kann sein, dass die Konzentrationen und Verteilungen in diesem Messverfahren keine ausreichende SNR erzeugen, was auch von den 2019/20er Messungen in der Arktis berichtet wurde. Aber mal schauen, ob man vielleicht bei den heutigen Überflügen irgendwas sieht, die wohl erst in einigen Stunden zur Verfügung stehen.
EDIT: Link angepasst, damit er dauerhaft die Karte zum richtigen Datum zeigt..
Zuletzt geändert von Laura Kranich am 23. Jan 2022, 20:00, insgesamt 1-mal geändert.
- Elmar Schmidt
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Re: Atmosphärische Erscheinungen im Januar 2022
Hallo Laura,
gute Analyse,* alldieweil hiesige Purpurlichter ja schon als "Tonga-Dämmerungen" verkauft werden, obwohl die Eruptionswolke gerade erst den benachbarten Südpazifik und Australien überdeckt hat...
Gruß, Elmar
*Mod.: der Faden sollte evtl. herausgelöst werden, damit eine Nachverfolgung möglich ist.
gute Analyse,* alldieweil hiesige Purpurlichter ja schon als "Tonga-Dämmerungen" verkauft werden, obwohl die Eruptionswolke gerade erst den benachbarten Südpazifik und Australien überdeckt hat...
Gruß, Elmar
*Mod.: der Faden sollte evtl. herausgelöst werden, damit eine Nachverfolgung möglich ist.
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