derzeit befindet sich ein Teil unseres Teams in Dänemark und wir haben gestern Nacht, wie so oft ein wenig am Himmel gespechtelt.
Einige machten Fotos und einige beobachteten die beeindruckende Milchstraße hier unter Lichtarmem Himmel. Und dann plötzlich wurde ein Gigant am Himmel sichtbar. Ich war gerade im Ferienhaus verschwunden, als ich die Terrasse hinter dem Haus hell aufleuchten sehen hab. Es flackerte sekundenlang und die Schatten der Gegenstände auf der Terrasse (Stühle, Tische) warfen sich bewegende Schatten. Dieselbe Beobachtung machte unser Michel von der Küche aus und schaffte es nur nicht schnell raus zu rennen. Ich hingegen schaffte es und blickte zum Himmel, wo ich einen Gigantisch hellen Boliden im Nordhimmel runtergehen sah. Weitere 2 Beobachter standen draußen und konnten diesen Boliden von Anfang an sehen.
Wie sah er aus?
Nun es war ein grelles grünes Leuchten mit langem nachleuchtendem Schweif. Als ich draußen stand, begann dieser Brocken sich in zuerst 2 größere Hauptbrocken und später in viele einzelne Brocken aufzubrechen. Dabei blitzte es sehr hell und vor allem das grün-blaue Leuchten war sehr auffällig. Der Schweif hinter dem Brocken glühte noch ca. 2 s auf einer Länge von 3-4° nach und zwar in orangefarbenen glühendem Licht zu sehen. Das ganze dauerte (!!!!) 7 - 10 Sekunden und es war genügend Zeit um aus dem Haus raus zu rennen, während es blitzte und draußen angekommen dieses Objekt noch am Himmel aufzusuchen.
Wann und wo war es zu sehen?
Um 00:54 Uhr für einige Sekunden lang. Er kam aus Richtung SB Perseus und flog in Richtung SB Fuhrmann. Also aus NNO kommend ca. 50° Höhe bei SB Perseus flog der Brocken bis tief an den Horizont in NNW Richtung zum SB Fuhrmann und verschwand bei ca. 10° Höhe über dem Horizont. Ungefähr auf der Hälfte des Weges zerbrach der Kamerad dann in 2 Fragmente, welche sich im Verlauf weiter auflösten. Doch die Vermutung liegt nahe, dass davon etwas runterkam.
Von wo aus haben wir beobachtet?
Wir befinden uns in Vejlby Klit/ Dänemark Westküste (56,57°n.Br. 8,14°ö.L) und die Küste erstreckt sich von hier aus gesehen in Richtung NO. Da der Brocken in Richtung NW flog, ist davon auszugehen, dass wenn vom Brocken etwas runterkam, diese Stücke in der Nordsee verendet sind. Nächst größere Städte sind im Norden Tyberon und im Osten Lemvig.
Wie waren die Bedingungen?
Im Süden waren einige dicke Wolken langsam auf dem Vormarsch. Einige Wetterleuchten waren zu sehen, ABER ES WAREN DEFINITIV KEINE BLITZE, welche dieses Phänomen begründen. Ich bitte darum zu beachten, dass wir erfahrene Beobachter und Sternwartenleute sind, so dass die Wetterleuchten zwar gesehen wurden, aber dies ganz klar ein herrlicher Bolide war.
JETZT das Seltsame:
Als ich noch im Haus war und darauf aufmerksam wurde, hörte (!!!!!!!!) ich DEFINITIV ein Geräusch, worauf hin ich nach draußen blickte und den Lichtschimmer sah. Es ist zwar rein logisch unmöglich und ich kenne die Diskussionen darüber, dass man etwas beim Niedergang hören kann, aber ich hörte etwas. TV, Radio, Spülmaschine u.ä. waren aus. Es war dunkel im Haus und nichts war an. Und ich hörte eine Art knistern, welches man mit einem Lichtbogen eines Starkstromkabels vergleichen könnte - nur nicht ganz so laut. Dieses war ca. 2 s lang zu hören. Die beiden die draußen standen berichten von einem dumpfen, tiefen aber recht leisen Knall in der Mitte der Sichtbarkeit. Sehr basslastig, aber eben nicht dröhnend laut. Meine Theorie dazu: Könnte das eine Art Überschallknall, wie bei einer Space Shuttle Landung sein? Wenn der bei Sichtungszeit T+4 sekunden zu hören war, dann kann es doch sein, dass dieser Knall bereits T minus 10 - 15s vorher entstanden ist, als der Brocken in die Atmosphäre schoss und noch nicht zu sehen war. Dann braucht der Schall ein paar Sekunden und kommt immerhin noch in der sichtbaren Zeit hier an. Beim Shuttle ist es ja ähnlich, wenn sich dieser 4 Minuten vor der Landung mit dem double sonic boom ankündigt und zu diesme Zeitpunkt noch längst nicht zu sehen ist. Wenn dann der Knall ankommt, ist der Shuttle bereits viel tiefer und kann aufgefunden werden. So könnte doch der Knall schon weit vorher entstanden sein.
Das Knistern allerdings ist mir ein Rätsel. Denn simultanes Hören und sehen des Boliden geht ja rein logisch nicht, weil uns als Beobachter zuviele km voneinander trennen, als dass man diesen sofort hören könnte. Doch was war es? Elektrische Ladungen zufällig während der Erscheinung, welche durch das nahe Gewitter/ Wetterleuchten in der Luft erzeugt wurden? Bei einem Gewitter vor 6 Jahren habe ich so etwas schon einmal gehört, aber eben nicht so deutlich. Bei der Sichtung später selbst habe ich keinerlei Geräusche vernommen.
Was sagt ihr dazu?
Auf jeden Fall eine absolut geniale und beeindruckende Sichtung. Der hellste, längste und größte Bolide, den ich bisher in meinen 19 Jahren Astronomie erlebt habe.
Viele Grüße aus Dänemark
Stefan
