NLC 2017-07-01/02

Forum für Leuchtende Nachtwolken (NLC)

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Re: NLC 2017-07-01/02

Beitrag von StefanK » 3. Jul 2017, 13:09

Zeitraffer der Greifswald-Cam des IAP zum Download (36 mb): https://www.iap-kborn.de/forschung/abte ... /overview/ (rechte Spalte unten). NLCs sind am Morgen bis zu einer Sonnendepression von etwa -4° sichtbar.
Alles über Leuchtende Nachtwolken: http://www.leuchtende-nachtwolken.info/

Dan Fischer

Re: NLC 2017-07-01/02

Beitrag von Dan Fischer » 3. Jul 2017, 15:38

Gerade aufgetaucht: ein sehr schönes Zeitraffer-Video aus Nord-Wales, viel in hoher Vergrößerung - das lohnt sich.

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StefanK
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Re: NLC 2017-07-01/02

Beitrag von StefanK » 11. Jul 2017, 23:13

Hallo zusammen,

nachdem OSWIN am 01.07.2017 erstmals in 2017 ein "Langes Echo" aufgefangen hatte, brachte die darauf folgende Nacht die bis zu diesem Zeitpunkt eindrucksvollsten NLCs der Saison. Diese wurden durch zahlreiche (Abb. 1, auch als PDF), vielfach sehr detaillierte Beobachtungen und hervorragende Fotos bestens dokumentiert. Wie so oft spiegelt die geografische Verteilung der Meldungen die Bewölkungssituation wieder (Abb. 2, Abb. 3). Da es sich um die Nacht Freitag/Samstag handelte, konnten viele Beobachter "durchmachen" und wurden im Morgensektor mit Displays belohnt, welche noch merklich heller als im Abendsektor ausfielen; erstmals in diesem an NLC-Nächten bis dahin schon überreichen Sommer wurde die Helligkeitsstufe "4" erreicht. Eindrucksvoll war auch die enorme horizontale Ausdehnung; sowohl am Abend (Laura Kranich, Kiel) als auch am Morgen (Nadja Giesau, Barth) reichten die Leuchtenden Nachtwolken zudem an der Ostsee bis in Zenitnähe. Die Auswertung aller vorliegenden Daten (Abb. 4) zeigt, dass der Südrand des Feldes sich zumindest am Morgen deutlich südlich der genannten Beobachter befand, etwa bei 51°N im Osten Deutschlands. Für Rimini (44°N), von wo die südlichste Meldung in Europa kam, entspricht dies einer Horizonthöhe von 2.5°. Auch europaweit war dies der erste große Höhepunkt der Saison 2017; bei Tom McEwan gingen immerhin 27 Meldungen ein.

Die Punkte in Abb. 4 geben die Lage des Südrandes der beobachteten NLCs für den gesamten Zeitraum von 23:22 - 04:15 wieder, wobei die südlichsten Punkte die tatsächliche Begrenzung des Feldes zum Beobachtungsende am Morgen repräsentieren. Ale anderen Pubnkte stehen für den durch den Terminator bedingten beobachtbaren Südrand zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Insgesamt wird der von Deutschland überschaubare Aufenthaltsraum der NLCs während der gesamten Nacht weitgehend abgebildet.
Die dank der vielen engagierten Beobachter ausgezeichnete Datenlage lädt dazu ein (im zweiten Teil nach Abb. 1 - 4), den zeitlichen Ablauf des Geschehens etwa genauer zu betrachten.

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Abb. 1

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Abb. 2

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Abb. 3

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Abb. 4; Beobachtungsort=Odenwald

Nachstehende Tabelle führt die Beobachtungen auf, welche zur Erstellung der Abb. 5 - 8 verwendet wurden.

Abb. 5: Abend
Gladbeck; 51°34', 6°58'; Az. NNE, H. 15, 23:22 MESZ (Anke Mo)
Kiel; 54°20', 10°08'; Az. 285 - 10, H. 35, 23:45 MESZ (Jonas Heinzel)
Wardenburg; 53°04', 8°12'; Az. 310 - 20, H. 15, 23:45 MESZ (Ralf Künnemann)
Fehmarn; 54°29', 11°07'; Az. 270 - 5, H. 17, 23.48 MESZ (Thomas Schwarzbach)
Ahlhorn; 52°54', 8°13'; Az. 310 - 10, H. 14, 23:29 - 00:16 MESZ (Andreas Abeln)
Barth; 54°22', 12°43'; Az. 270 - 340, H. 18, 23:30 - 00:20MESZ (Nadja Giesau)

Abb. 6: Um die astronomische Mitternacht
Fehmarn; 54°29', 11°07'; Az. 275 - 5, H. 10, 00:26 MESZ (Thomas Schwarzbach)
Kiel; 54°20', 10°08'; Az. 320 - 40, H. 5, 00:58 MESZ (Laura Kranich)
Hessenstein; 54°32', 10°55'; Az. 300 - 55, H. 10, 01:11 MESZ (Henning Untiedt)
Timmendorfer Strand; 54°00', 10°47'; Az. 327 - 70, H. 10, 02:03 MESZ (Thomas Schwarzbach)

Abb. 7: Morgen, nördliche Beobachtungen
Bernitt; 53°54', 11°53'; Az. 340 - 90, H. 20, ca. 02:30 MESZ (Wolfgang Hamburg)
Bremerhaven; 53°33', 8°35'; Az. 320 - 80, H. 30, 02:48 - 02:56 MESZ (Georg van Druenen)
Barth; 54°22', 12°43'; Az. 280 - 105, H. 80, 02:30 - 03:30 MESZ (Nadja Giesau)
Henstedt-Ulzburg; 53°48', 9°59'; Az. 300 - 90, H. 40, 03:14 - 03:45 MESZ (MartinSchweSo)

Abb. 8: Morgen, südliche Beobachtungen
Bonn; 50°44', 7°06'; Az. 344 - 71, H. 13, 03:59 MESZ (StefanK)
Odenwald; 49°40', 8°40'; Az. 340 - 50, H. 15, 03:45 - 04:15 MESZ (Werner Krell)


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Abb. 5; Lage des sichtbaren Südrandes des NLC-Feldes am Abend (23:22 - 00:20 MESZ); Beobachtungsort=Barth

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Abb. 6; Lage des sichtbaren Südrandes des NLC-Feldes um die astronomische Mitternacht (00:26 - 02:03 MESZ); Beobachtungsort=Timmendorfer Strand

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Abb. 7; Lage des sichtbaren Südrandes des NLC-Feldes am Morgen (02:30 - 03:45 MESZ)

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Abb. 8; Lage des sichtbaren Südrandes des NLC-Feldes am Morgen (03:45 - 04:15 MESZ); Beobachtungsort=Odenwald

Vergleicht man Abb. 5 und 8, so wird eine merkliche Südverlagerung des Feldes während der Nacht deutlich. In Abb. 7 erscheint letztere viel geringer - die Beobachter im Norden konnte für sie im und südlich des Zenits stehende Teile des Feldes möglicherweise nicht wahrnehmen, weil die optische Dichte zu gering war. Zudem erfolgten die entsprechenden Meldungen zeitlich vor den in Abb. 8 berücksichtigten.
Aus Abb. 6 wird die gewaltige Ausdehnung des Feldes deutlich, denn um die astronomische Mitternacht hatte sich der Terminator in NLC-Höhe weit nach Norden zurückgezogen, sodass nun Teile des Feldes dessen (scheinbare) südliche Begrenzung bildeten, welche vorher und nachher mitten im sichtbaren Display standen. Je höher ein Display steht desto näher ist es dem Beobachter und desto geringer ist bei gleicher azimutaler Ausdehnung die tatsächliche geografische Erstreckung. Bei der hier praktizierten einfachen, aber eben mit wenig Aufwand machbaren Auswertung werden nur die Angaben zur maximalen Horizonthöhe berücksichtigt. Würde man auf Fotos die kompletten Felder vermessen oder zumindest die sichtbaren Unterkanten, so wäre die Gesamterstreckung des Feldes nach Norden in jeder der 4 Abbildungen sichtbar; diese würde sogar noch weiter nach Norden reichen, als in Abb. 6. Wie eine solche aufwendigere Auswertung aussieht, könnt Ihr hier nachlesen, wobei in dem Beispiel die begrenzte Ausdehnung des Feldes die genaue Vermessung ausgesprochen lohnend erschienen ließ. Bei derart ausgedehnten Feldern wie in der Nacht 01./02.07.2017 interessiert eher die Südausdehnung und die Verlagerung über die Zeit, welche sich mit einfacheren Mitteln einigermaßen befriedigend skizzieren lässt.


Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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