Lofoten-Wanderungen + Mehrfachbelichtung

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Herwig, Rostock

Lofoten-Wanderungen + Mehrfachbelichtung

Beitrag von Herwig, Rostock » 14. Jun 2002, 17:57

Hallo miteinander,

ein kurzer Reisebericht:

Di, 28.05. Blitzstart nach Nachtschicht und 8h für 7 Sachen,
Wettervorschau-Erpressung, Urlaub eigentlich erst ab Anfang Juni, Chef kulant
Do, 30.05. - Sa, 08.06. Moskenesøya, die landschaftlich wildeste Insel der Lofoten, Traumwetter
Einige Links:
http://www.wetterzentrale.de/topkarten/tknf.html
http://www.bahn.de/
http://www.scandlines.de/cgi-bin/static_page.cgi
http://home.t-online.de/home/jsteinbrueck/lofoten.htm
http://ngis2.statkart.no/norgesglasset/ ... fault.html
http://arkiv.samfoto.no/default2.fwx

Norwegen-Reisen sind teuer und die Lofoten (ca.68°N) nicht in 5 Minuten zu erreichen. Nach
den beiden Rucksacktouren jetzt Anfang April und Ende Mai/Anfang Juni bin ich ganz Fan von
der Minimalmethode - mit 5-Tage-SCAN-RAIL-Ticket (214 € + Reservierungen) kommt man
billig und stressfrei durch. 2 x 122 NOK Lofotenfähre (evt. kotzig die 54sm).

Zum Abspecken der Ausrüstung für Wanderzwecke (Dezimierung Gewicht + Volumen):
- Trekkingzelt “Gossamer”, 1.6kg von Jack Wolfskin + 2 Riesenhärige (Schnee,Sturm)
- guter Daunenschlafsack mit Komfortbereich bis -8°C. Notfalls JH’s in Å und Stamsund.
- als Unterlage nur federleichte Kältefolie, weiches Moos häufig zu finden / zus. ca. 4kg
- Gaskocher, Teekessel, 0,75 Ltr.-Thermosbuddel
- Wanderstöcke: unverzichtbar (Kraftersparnis, Knieschoner, Trittsicherheit) !
- richtige Wanderschuhe und nur die, Turnschuhe sind kein Gewinn
- winddichte Regenkleidung
- sauberes Wasser in den Bergen, norweg. 1,5 Ltr. Wasserflaschen gut und fest
- Traubenzucker, Vitamintabletten auch kein Fehler
- Stativ und Fotoausrüstung haut etwas rein
- sehr nützlich: Karte “Vest-Lofoten” 1:50000, inzwischen für 95 NOK, gute Höhenlinien
- Handy für evt. Notfälle bei Solowanderungen, von denen eigentlich strikt abgeraten wird

Wenn man sich vor Ort dann noch ein privates Zwischenlager für “Sondermüll” organisiert,
kann man sich gut für 2-3 Tage mal mit erträglichen 15 kg auf dem Rücken die schönste Orte
wandernd erschließen.
Auf Moskenesøya (Südspitze) in der Umgebung von Reine/Hamnøy 3 x 48h getestet:

1) Von der Idealfähre Bodø-Moskenes runter gleich zum Reinebringen (448m) hoch (der
Superblick), steiler (ca. 45°) Trampelpfad/Wiese neben Tunnel beginnend, bei Nässe
verzichten !, anschließende Gratwanderung für Normalos bis 616m möglich, 2 Plateaus (484,
564m) für Zelt, Schwindelfreiheit wichtig, da Seiten teils bis 500m steil abfallend, ansonsten
reicht Gehtüchtigkeit. Kreisende Seeadler, braun-weiß gefleckte Polarhühner (?).
Zufall: Während ! des abgebrochenen Aufstiegs Anfang April meldete sich “Nordcamp”
Rostock auf Handy: “Ihre Jacke ist da ...”.
http://www.reuber-norwegen.de/Nordland/ ... ine01.html

2) Am Friedhof in Moskenes links beginnend ein Pfad Richtung Kjölen (478m) und
Merraflestinden (537m, mit starker Rundsicht), mitten hinein in eine Kette zauberhafter
Seen, die auf 80-346m liegen, in voller Pracht der Hermannsdaltinden (1029m),
Munkebu-Wanderhütte (450m), von dort ansteigender, aber problemloser Pfad zum
Munkan/Munken (775m) hoch, nordwestlich vom Gipfel ein großes Plateau mit Rundblick über
ganz Moskenesøya und einem zuckersüßen Zeltplatz von ca. 20qm zwischen den Steinen.
Mehrfachbelichtung einer lupenreinen Mitternachtssonne, die auf den nördlichen Gipfeln
entlangspazierte. Abstieg (ca. 4h bis Tind) mit Sitzgelegenheit und Kochstelle mitten im
Wasserfall und ähnliche Vergnügen.

3) Von Hamnøy am Vorfjorden entlang über Solbjörnvatnet (Sonnenbärsee) zur Ortschaft
Kirkfjord mit Bootsanschluss zurück nach Reine. 3 anstrengende Sattel, vielfach
Riesenklamotten und unwegsames Gelände, trotz sagenhafter Ausblicke eine Tortur mit
Sorgen bis zum letzten Sattel, ob ich den ganzen Weg zurück muss. Bei Nässe echt riskant.

Das Wetter auf den Lofoten war vom 30.5. - 8.6. ein voller Glücksgriff. Das blockierende
Hoch, welches sich nach Topkarten>MRF>Europa>Mitt.Wolken angedeutet hatte, bescherte
fast pausenlos blauen Himmel und 20-25°, nachts kaum unter 10°. Der menschliche
Anschluss an die Einheimischen mittels bescheidener Norwegischkenntnisse war ein
Sondervergnügen. Offen, freundlich, hilfsbereit. Trampen funktioniert gut. Was sie weniger
mögen, sind die Insassen der Wohnmobile, die sich ohne Aussteigen durch die Landschaft
“zappen”.
Bestes Restaurant: Mat&Vinbu in Hamnøy, fidele Wirtin im Rentenalter,
mitternächtlicher Bootsausflug mit ganz ergriffenen Amis aus Las Vegas, welche sich einig waren,
dass man die Lofoten NICHT nachbauen kann.

MEHRFACHBELICHTUNGEN der Mitternachtssonne sind ein lohnenswertes Experiment.

BELICHTUNG bei Canon einfach: Es können bis zu 9 Aufnahmen auf ein Negativ/Dia
voreingestellt werden.
Dann geht man nach Belieben auf Manuell, Automatik oder Programmeinstellung zurück. Der
P-Einstellung kann man vertrauen - sie rechnet die Teilbelichtungen so aus, dass es
zusammen wieder stimmt. Bei Sonne von vorn bleibt jedoch das normale Problem einer
Unterbelichtung, weshalb ich diesmal bei 3 Gelegenheiten eine halbe bzw. ganze
Blendenstufe Mehrbelichtung als Korrektur eingestellt hatte. Ergebnis noch offen. Das
Optimum dürfte dann erreicht sein, wenn die zugehörige Landschaft noch Details erkennen
lässt und die Sonne nicht zu blass wird. Günstig sind helle oder reflektierende Vordergründe
(Wasser, Schnee, Sand).
STATIV: Selbst wenn man mit Auto unterwegs ist, kann es günstiger sein, ein gutes
Reisestativ bei sich zu haben und kein Gewichtsmonster. Meins (“Revue”, Kaufhof, ca.30 €)
ist zus.gelegt ca. 50cm lang, hat dies Kreuz zw. den Beinen (an denen sich auch ein Gewicht
anbinden lässt) und keinen ! Schnellverbinder - die Kamera muss angeschraubt werden, mir
scheint diese Uraltvariante weniger wackelanfällig zu sein. Selbstauslöser. Gegenlatschen
vermeiden ...
BRENNWEITE + BELICHTUNGSABSTÄNDE + BILDAUFTEILUNG:
Ein guter zeitlicher Mindestabstand der Einzelaufnahmen sind 5 min, dazu kann man das
Bildfeld bis auf 100mm Brennweite einschränken und bekommt formatfüllend “große” Sonnen
(Vorsicht bei Sucherblick/Augen). Wenn man jedoch die Kurvenbahn etwas länger darstellen
will und auch die Landschaft ihre Berechtigung anmeldet, kann man z.B. bei 20mm noch
Belichtungsabstände von 20 min bequem verkraften. Eine Tabelle, welche Zeiten zu welcher
Brennweite am besten passen, habe ich noch nicht.
LÄNGENGRAD BEACHTEN:
Mit Zeitzonen und MESZ hat die Sonne nicht viel am Hut. Um die 5. von 9 Sonnen als die
tiefste zu treffen muss die örtliche Mitternachtszeit ausgerechnet werden. Einfach: 15°/h,
das heißt 4 min Abweichung +/- pro Grad Längenabweichung von 15°E. Beispiel für 68N13E:
68N Wurst, 13E = 2 x 4 min Verspätung, ergibt 1:08 MESZ als Mitternacht - hieße im Falle
10 min Belichtungsabstand 1. Belichtung um 0:28, 9. um 1:48 MESZ.
KREATIVBEREICH: Nur so eine Idee - Sonne bei Vollbremsung darstellen. Dazu
Belichtungszeiten und -abstände verkürzen. Manuelle Variante nach Umrechnung von Notizen
zu den Belichtungszeiten bei Automatikversuchen.

Geduld bis zum Herbst ...

Gruß Herwig


Wolfgang Dzieran

Re: Lofoten-Wanderungen + Mehrfachbelichtung

Beitrag von Wolfgang Dzieran » 14. Jun 2002, 20:35

Hallo Herwig,

ein schöner Reisebericht! Schade, dass unsereins nicht so einfach spontan Urlaub nehmen kann. (Im Gegenteil: meine Firma wollte sogar von allen Mitarbeitern Urlaubstage geschenkt haben, um eine Ergbnisverbesserung für die Shareholder zu erreichen!?).

Aber vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal auch eine nicht "spontane" gelegenheit, mal in die gleiche Richtung aufzubrechen. Deine Fototipps werde ich mir jedenfalls jetzt schon merken!

Wolfgang
aus Bad Lippspringe

Heiko

Lesenswerter Reisebericht

Beitrag von Heiko » 14. Jun 2002, 21:00

ausgedruckt und archiviert fuer den Septembertrip .........

Gruss Heiko

Jan Gensler

Urlaub auf den Lofoten

Beitrag von Jan Gensler » 15. Jun 2002, 14:35

ich kann dir nur zu gut nachfühlen, dass du schon zwei Urläube dieses Jahr auf den Lofoten verbracht hast. Bei solch einem genialen Wetter, wie du es gehabt hast, ist der Aufenthalt in Nordnorwegen wirklich ein kaum zu toppendes Erlebnis. Manchmal bringt einen wirklich nur eine gewisse Spontaneität zu solchen schönen Tagen.

Natürlich musste es sein, dass du gleich zu Beginn auf den Reinebringen steigst - und dort sogar übernachtest! Letztes Jahr war für uns das Nyböen Sjöhus in Reine eine Woche lang Quartier. Von dort aus ging's u.a. nach Kvalvik und Horseid.

Ein Tipp von mir für's Festland: Im Rago-Nationalpark, auch wenn er für Bahnreisende schwer zu erreichen ist, kann man eine tolle Rundtour (ca. 20-25km) machen, die bei Abmarsch um 23:00 mit der Mitternachtssonne ein unvergessliches Erlebnis bleiben wird.

Schöne Grüße,
Jan

Dieter Raith

Re: Wiederholungstäter! Dieter die 11e 10x Winter 1x Sommer

Beitrag von Dieter Raith » 15. Jun 2002, 23:35

...und im März gehts zur 12 Reise dorthin. Schnee, Sonne, Polarlicht, glasklare Luft und Lutefisk og fersk torsk.
Vielleicht aber auch schon August - September.
Gruß Dieter

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