Neues von Beagle2

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Peter

Neues von Beagle2

Beitrag von Peter » 3. Jan 2004, 01:38

Nachdem die Pressekonferenz vom vergangenen Montag (29.12.) mehr oder weniger nur britischen Journalisten vorbehalten war, der angekündigte Livestream Link funktionierte nur innerhalb des Königreiches, wurden heute diesbezügliche Details bekannt.

So haben auch weitere Empfangsversuche mit Odysey in den letzten Tagen keine neuen Ergebnisse gebracht, was jedoch nicht unbedingt verwundern muss, da der amerikanische Orbiter zum Datenformat von Beagle2 (Protokoll) nicht kompatibel ist.
Hiermit hatte man lediglich versucht, einen wie auch immer gearteten Datenstrom seitens Beagle, sozusagen mit "Hand" aufzunehmen. Nachdem dies wiederholt misslungen war, wurden schließlich Steuersignale via Odyssey im Beagleformat blind an die Sonde gesendet. Diese sollten zum einen die interne Uhr auf die richtige Zeit stellen, zum anderen enthielt der Befehlssatz wiederholt das Kommando die Solarzellen auszuklappen.
Da Beagle hierauf in keinem Fall antworten konnte, wiederholte man die Sendung mehrere Male hintereinander.

Nach Aussage von Projektleiter Colin Pillinger wird es jedoch immer wahrscheinlicher, daß Beagle2 innerhalb eines ca. 1km großen Kraters zu liegen gekommen ist. Nachdem man ursprünglich von einer Größe des Landegebietes von ca. 480 x 300km ausging, konnte die Genauigkeit der Ausrichtung von Mars-Express vor dem Abstoßen des Landers derart verfeinert werden, daß das Landegebiet auf 10 x 17km verkleinert werden konnte. Genau innerhalb dieses Gebietes befindet sich jedoch besagter Krater so daß nicht ausgeschlossen werden kann, daß das Landegerät mit seinen Airbags in genau diesen hinuntergehüpft ist.

Ein solches Malheur, so Pillinger weiter, hätte nicht nur u.U. Auswirkungen auf die Dauer des "Auspringens" auf der Oberfläche, in diesem Zusammenhang muss man wissen, daß alle Operationen, z.B. Ausfahren des Fallschirms, Abwurf der Airbags, durch den inneren Timer des Landers gesteuert wurden, sondern auch auf die Kommunikationsfähigkeit des Gerätes.

Obwohl nur wenig über die genaue Topographie des Landebereiches bekannt ist, weiss man jedoch, daß besagter Krater eine Tiefe von einigen hundert Meter aufweist, was nicht nur die Kommunikation durch Abschattung des Hochfrequenzsignals erschweren würde, sondern auch den Zeitabschnitt in welchem Beagles Batterien durch die Solarzellen aufgeladen werden können, stark durch Abschattung durch die umgebenden hohen und steilen Kraterränder einschränkt.

Pillinger diskutierte abschließend mit den anwesenden Journalisten Möglichkeiten der optischen Suche, wobei Pillinger darauf hinwies, daß diesbezüglich durchaus Mittel wie z.B. Infrarotphotografie mit Hilfe der an Bord von Mars-Express befindlichen hochauflösenden 3D Kameras insofern bestehen, als man versuchen kann, anhand des stark unterschiedlichen Abkühlungsverhaltens des 10m großen Fallschirms im Verhältnis zum umgebenden Bodengestein, die Sonde ausfindig zu machen.
Dies sei, so Pillinger, jedoch nur eine der allerletzten Möglichkeiten auf welche zurückgegriffen werden könne, falls auch nach der Inbetriebnahme von Mars-Express kein Lebenszeichen von Beagle empfangen wird. Jedenfalls sei dies jedoch die sprichwörtliche Such nach der Nadel im Heuhaufen wobei man sich auf Auswertungszeiten der dann aufzunehmenden Bilder von einigen Monaten einstellen müsse.

Jedenfalls bleibe nun der 5. Januar abzuwarten, ab welchem man mit Hilfe von Mars-Express, übrigens einen Tag früher als geplant, auf Beagles Signale horchen wird, der am 6.1. schließlich in den normalen Kommunikationsmodus umschalten wird.

Gruß
Peter (DG4EK)

Quelle: Prof. Colin Pillinger, University of Leicester

Gunnar Glitscher

Leider eigentlich nichts Neues von Beagle2

Beitrag von Gunnar Glitscher » 3. Jan 2004, 08:21

Hallo Peter,

das liest sich so, als habe Odyssey von vorne herein keine Chance gehabt Beagle 2 zu empfangen, was aber nicht der Fall ist. Dass der NASA-Orbiter und Jodrell Bank nichts hör(t)en, ist aber lediglich ein Hinweis darauf, dass die Signalstärke des Beagle-Senders am Ort der Empfänger deutlich schwächer als nominell ist (im worst case = null, weil Beagle nicht sendet). Irgendwas stimmt also nicht. Würde Beagle mit voller Stärke senden, hätte man von der Erde und von der Odyssey aus mit Sicherheit etwas von ihm gehört. Die anfängliche Aufnahme des Signals durch Odysse gehörte zum Missionskonzept, war also keine Notlösung. Allerdings wurde dies zuvor nicht getestet, da Odyssey schon 2 Jahre früher gestartet war und man setzt jetzt (mit Recht) große Hoffnungen auf die Kommunikation via Mars Express (MEX), da *nur* dieser eine Chance hat, auch sehr schwache Signale noch zu hören. In den letzten Tagen gab es bereits immer wieder Lauschversuche seitens MEX aus größerer Entfernung, die aber negativ verliefen. Wenn es bei den günstigen Überflügen ab dem 5.1. dabei bleiben würde, wäre klar: Beagle sendet nicht, oder - aus welchen Gründen auch immer - viel zu schwach und die Landeoperation wäre dann leider gescheitert. Aber hoffen wir erstmal weiter, dass MEX seine Chance nutzen kann. Dass der Lander wirklich im Krater liegt, ist zunächst mal Spekulation, denn irgendwo hat auch die Extrapolation des Flugpfades ihre mathematischen Grenzen.

Gruß,
Gunnar

>So haben auch weitere Empfangsversuche mit Odysey in den letzten >Tagen keine neuen Ergebnisse gebracht, was jedoch nicht unbedingt >verwundern muss, da der amerikanische Orbiter zum Datenformat von >Beagle2 (Protokoll) nicht kompatibel ist.


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