2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
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2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Hallo zusammen,
im mini-chat haben wir vorhin eine Besprechung begonnen, die ich am besten hier als Faden reinstelle. Während an anderen Standorten NLCs gesichtet wurden, trat bei mir in Idstein eine besonders frühe Morgenröte auf. Hier ein Zeitraffer, links oben lässt sich der Sonnenstand ablesen:
https://www.carl-herzog.de/akm/2024-06- ... Himmel.mp4
Als die Sonne ca. 13,5° unter dem Horizont stand, fingen die Wolken über Idstein an rötlich zu werden. Die Fragestellung dabei ist, wie es zu einer so verfrühten Morgenröte kommen kann.
Viele Grüße, Carl
im mini-chat haben wir vorhin eine Besprechung begonnen, die ich am besten hier als Faden reinstelle. Während an anderen Standorten NLCs gesichtet wurden, trat bei mir in Idstein eine besonders frühe Morgenröte auf. Hier ein Zeitraffer, links oben lässt sich der Sonnenstand ablesen:
https://www.carl-herzog.de/akm/2024-06- ... Himmel.mp4
Als die Sonne ca. 13,5° unter dem Horizont stand, fingen die Wolken über Idstein an rötlich zu werden. Die Fragestellung dabei ist, wie es zu einer so verfrühten Morgenröte kommen kann.
Viele Grüße, Carl
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Das Phänomen tritt übrigens schon mehrfach im Jahr auf, wenngleich nicht immer so kräftig. Bei Durchstöbern der Keogramme konnte ich auf die Schnelle z.B. am 18.10.2023 die anfängliche Röte am Horizont bei -13,5° erkennen.
- Elmar Schmidt
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Hallo Carl,
natürlich können unmittelbar nach Sonnenuntergang (bzw. invers morgens) auch troposphärische Wolken noch von gerötetem Sonnenlicht angestrahlt sein, das klassische Abend- oder Morgenrot, aber das ist ja hier nicht der Fall. Es muß sich also um durchscheinendes, gerötetes Streulicht gehandelt haben. Dieses kommt in der frühen (bzw. morgens späten) Dämmerung ab Sonnentiefe 3-4 Grad aus der unteren Stratosphäre und heißt bei klarem Himmel Purpurlicht. Es liegt im Grunde immer vor, kann durch Vulkanstaub o.ä. bis etwa zehnmal verstärkt sein. Aber auch das greift für den Sonnenstand im Video nicht.
Das manchmal beobachtete "Nachglühen" oder Nachpurpurlicht (morgens eigtl. "Vorglühen") kommt durch Zweifachstreung in einer sehr klaren niederen Atmosphäre zustande und ist bei Sonnentiefe 9 Grad maximal. Danach sieht es für mich nun im Video aus. Womöglich erklärt das dann die ganze Erscheinung, welche bei 13,5 Grad ja noch schwach war. Zum aktuellen Zustand der niederen Stratosphäre kann ich nichts beitragen. Daß die Troposphäre durch den derzeit häufigen Regen gereinigt wurde, scheint mir aber so.
Gruß, Elmar
PS: ganz selten gibt es auch in der astronomischen Dämmerung noch ein anomales Purpurlicht von Staubeintrag in die obere Stratosphäre; es ist daher auf vulkanische Episoden beschränkt. Letztlich sorgen auch PSCs (jetzt sicher nicht vorhanden) bzw. die mesosphärischen NLCs für anomale nautische bzw. astronomische Dämmerungen, deren Leuchterscheinungen aber meist auf die Wolken abgegrenzt bleiben (Ausnahme diffuse PSCs).
natürlich können unmittelbar nach Sonnenuntergang (bzw. invers morgens) auch troposphärische Wolken noch von gerötetem Sonnenlicht angestrahlt sein, das klassische Abend- oder Morgenrot, aber das ist ja hier nicht der Fall. Es muß sich also um durchscheinendes, gerötetes Streulicht gehandelt haben. Dieses kommt in der frühen (bzw. morgens späten) Dämmerung ab Sonnentiefe 3-4 Grad aus der unteren Stratosphäre und heißt bei klarem Himmel Purpurlicht. Es liegt im Grunde immer vor, kann durch Vulkanstaub o.ä. bis etwa zehnmal verstärkt sein. Aber auch das greift für den Sonnenstand im Video nicht.
Das manchmal beobachtete "Nachglühen" oder Nachpurpurlicht (morgens eigtl. "Vorglühen") kommt durch Zweifachstreung in einer sehr klaren niederen Atmosphäre zustande und ist bei Sonnentiefe 9 Grad maximal. Danach sieht es für mich nun im Video aus. Womöglich erklärt das dann die ganze Erscheinung, welche bei 13,5 Grad ja noch schwach war. Zum aktuellen Zustand der niederen Stratosphäre kann ich nichts beitragen. Daß die Troposphäre durch den derzeit häufigen Regen gereinigt wurde, scheint mir aber so.
Gruß, Elmar
PS: ganz selten gibt es auch in der astronomischen Dämmerung noch ein anomales Purpurlicht von Staubeintrag in die obere Stratosphäre; es ist daher auf vulkanische Episoden beschränkt. Letztlich sorgen auch PSCs (jetzt sicher nicht vorhanden) bzw. die mesosphärischen NLCs für anomale nautische bzw. astronomische Dämmerungen, deren Leuchterscheinungen aber meist auf die Wolken abgegrenzt bleiben (Ausnahme diffuse PSCs).
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Hallo Elmar,
vielen Dank für die ausführliche Einordnung. Im Mini-Chat wurde tatsächlich eine mehrfache (Vorwärts-)Streuung als mögliche Ursache - ich glaube von Stefan - vermutet.
Marcel hatte folgenden Link auf des Infrarot-Satellitenbildes von 02 UT = 04h MESZ gepostet, das nahelegt, daß es in Richtung Nordosten in Bezug auf niedrigere Wolkenschichten sehr klar war:
https://www.wetterzentrale.de/maps/arch ... 00_404.jpg
Ungefähr zu dieser Zeit (-9° Sonnenstand über Idstein) hatte der Himmel glaube ich seine maximale Farbsättigung erreicht:
Die hohe Bewölkung war von WSW langsam ab ca. 01:30 hineingezogen und hatte leichte Mondhalos hervorgerufen (hier als B-R Bild):
Laut meteoblue war an meinem Standort zu der Zeit lediglich eine leichte Wolkenschicht mit einer Höhe zwischen 8 und 11 km vorhanden. Diese könnte als Leinwand für die Projektion des Nachpurpurlichts (bzw. Vorpurpurlichts) gedient haben.
Nebenbei bemerkt: wie man rechts oben im farbigen Bild sieht, lag die relative Luftfeuchte bei 97 %, das ist der maximal durch meine Wetterstation erfassbare Wert. Die Blattnässe lag allerdings bei 0 %, d.h. es war noch kein Nebel vorhanden (sobald erster Nebel oder Tau eintritt springt der Wert hoch).
Viele Grüße, Carl
vielen Dank für die ausführliche Einordnung. Im Mini-Chat wurde tatsächlich eine mehrfache (Vorwärts-)Streuung als mögliche Ursache - ich glaube von Stefan - vermutet.
Marcel hatte folgenden Link auf des Infrarot-Satellitenbildes von 02 UT = 04h MESZ gepostet, das nahelegt, daß es in Richtung Nordosten in Bezug auf niedrigere Wolkenschichten sehr klar war:
https://www.wetterzentrale.de/maps/arch ... 00_404.jpg
Ungefähr zu dieser Zeit (-9° Sonnenstand über Idstein) hatte der Himmel glaube ich seine maximale Farbsättigung erreicht:
Die hohe Bewölkung war von WSW langsam ab ca. 01:30 hineingezogen und hatte leichte Mondhalos hervorgerufen (hier als B-R Bild):
Laut meteoblue war an meinem Standort zu der Zeit lediglich eine leichte Wolkenschicht mit einer Höhe zwischen 8 und 11 km vorhanden. Diese könnte als Leinwand für die Projektion des Nachpurpurlichts (bzw. Vorpurpurlichts) gedient haben.
Nebenbei bemerkt: wie man rechts oben im farbigen Bild sieht, lag die relative Luftfeuchte bei 97 %, das ist der maximal durch meine Wetterstation erfassbare Wert. Die Blattnässe lag allerdings bei 0 %, d.h. es war noch kein Nebel vorhanden (sobald erster Nebel oder Tau eintritt springt der Wert hoch).
Viele Grüße, Carl
- Dennis Hennig
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- Wohnort: Wohnung in Berlin, zu Hause in der Natur möglichst weit jenseits der Stadt
Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Interessant! Als das Thema vor ein paar Tagen im Chat aufkam, erinnerte ich auch eine Nacht mit auffällig rosa Zirren. Nach längerem durchstöbern des digitalen Fotoarchives hier ein Bild extra für Euch ausgegraben:
21.6.2017 um 1:31Uhr MESZ
Grüntal (Sydow) hinter dem nordwestlichen Berliner Stadtrand
Sonnenstand -13,7°
Grüße!
Dennis
21.6.2017 um 1:31Uhr MESZ
Grüntal (Sydow) hinter dem nordwestlichen Berliner Stadtrand
Sonnenstand -13,7°
Grüße!
Dennis
- Dennis Hennig
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Kommt nicht eventuell doch eine ausgeprägte PMC-Decke als eine (unter mehreren) mögliche Lichtquelle in Betracht? Wir sehen hier in mittleren Breiten wenn überhaupt nur deren "äußerste Fransen" als NLCs. Schon diese "Fransen" können trotz einer Entfernung von mehreren hundert Kilometern manchmal deutlich die Landschaft beleuchten (Definitionskriterium für NLC Helligkeit 5). Bei einer angenommenen Höhe der Zirren von 7000m und PMC im Höhenbereich um 82000m ermittelt der erstbeste Internet-Sichtweite-Rechner
https://rechneronline.de/sehwinkel/sichtweite.php eine "earthgrazing" Enfernung von 1450km. Von nördlicher Breite Berlins aus gen Norden gesehen ist man mit 1400+km im nördlichen Mittelschweden und mittleren Norwegen. Zirren über Berlin "sehen" also dortige PMC am Horizont.
https://rechneronline.de/sehwinkel/sichtweite.php eine "earthgrazing" Enfernung von 1450km. Von nördlicher Breite Berlins aus gen Norden gesehen ist man mit 1400+km im nördlichen Mittelschweden und mittleren Norwegen. Zirren über Berlin "sehen" also dortige PMC am Horizont.
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Ergänzend zum Thema Purpurlicht, hier eine kleine Sequenz von heute (25.06.2024) morgen bei klarstem Himmel im 20-Minuten-Abstand. Die Kamera schaut Richtung Norden, die Purpulfarbe lässt sich ab dem zweiten Bild (-12,6° Sonnenstand) erkennen. Der Sonnenstand lässt sich unten im Bild neben der Uhrzeit ablesen:
Viele Grüße, Carl
Viele Grüße, Carl
- Elmar Schmidt
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Hallo Carl,
der blaue Himmel über Dtlds. Mitte sorgt für Referenzdämmerungen. Ich sehe in Deiner Bildsequenz das Vor/Nach- (bei -10,9/-9,4 Grad Sonnenstand) und Hauptpurpurlicht (bei -5,2 Grad), jedoch beide nicht ausgeprägt, also "normale Verhältnisse. Dazwischen dann das sprichwörtliche Morgengrauen.
Gruß, Elmar
PS: daß NLCs fernab eine sekundäre Dämmerung produzieren, Dennis, halte ich für unwahrscheinlich.
der blaue Himmel über Dtlds. Mitte sorgt für Referenzdämmerungen. Ich sehe in Deiner Bildsequenz das Vor/Nach- (bei -10,9/-9,4 Grad Sonnenstand) und Hauptpurpurlicht (bei -5,2 Grad), jedoch beide nicht ausgeprägt, also "normale Verhältnisse. Dazwischen dann das sprichwörtliche Morgengrauen.
Gruß, Elmar
PS: daß NLCs fernab eine sekundäre Dämmerung produzieren, Dennis, halte ich für unwahrscheinlich.
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Hallo Elmar,
die Sequenz war als Nachweis gedacht, daß das Purpurlicht sich schon sehr früh (bei -13° Sonnenstand) einschleicht - zur Bestätigung Deiner Einordnung.
Die Sequenz deutet es tatsächlich an, daß wischen den beiden Purpur-Höhepunkten die Purpurfarbe kurz verschwindet, und der Himmel dabei richtig blau ist.
Der Morgengrauen kommt wahrscheinlich eher von der fehlenden Fähigkeit des menschlichen Auges Farben im Dunkeln zu erkennen und grau deshalb, weil die Finsternis der Nacht vorbei ist, die es freilich heutzutage nicht mehr gibt - wir kennen nur noch ein Nachtgrauen
VG, Carl
die Sequenz war als Nachweis gedacht, daß das Purpurlicht sich schon sehr früh (bei -13° Sonnenstand) einschleicht - zur Bestätigung Deiner Einordnung.
Die Sequenz deutet es tatsächlich an, daß wischen den beiden Purpur-Höhepunkten die Purpurfarbe kurz verschwindet, und der Himmel dabei richtig blau ist.
Der Morgengrauen kommt wahrscheinlich eher von der fehlenden Fähigkeit des menschlichen Auges Farben im Dunkeln zu erkennen und grau deshalb, weil die Finsternis der Nacht vorbei ist, die es freilich heutzutage nicht mehr gibt - wir kennen nur noch ein Nachtgrauen

VG, Carl
- Elmar Schmidt
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Hallo,
ja, Wikipedia & Co. sehen das mit dem Morgengrauen wie Du, da brauchen wir nicht streiten. Seit mich auf Teneriffa aber mal jene farbarme Dämmerungsphase zwischen dem Haupt- und Nebenpurpurlicht verblüffte, kann aus meiner Sicht im Volksmund auch diese gemeint sein. Zum Beginn der astronomischen Dämmerung ging jedenfalls früher kaum jemand zur Arbeit raus.
Gruß, Elmar
ja, Wikipedia & Co. sehen das mit dem Morgengrauen wie Du, da brauchen wir nicht streiten. Seit mich auf Teneriffa aber mal jene farbarme Dämmerungsphase zwischen dem Haupt- und Nebenpurpurlicht verblüffte, kann aus meiner Sicht im Volksmund auch diese gemeint sein. Zum Beginn der astronomischen Dämmerung ging jedenfalls früher kaum jemand zur Arbeit raus.
Gruß, Elmar
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Re: 2024-06-20 Morgenröte ab ca. -13,5° Sonnenstand
Das war bei mir einfach aus der Hüfte geschossen. Habe da keine feste Voreinstellung, zumal ich zur betreffenden Zeit gestern tief geschlafen habe und es nicht mit eigenen Augen beurteilen konnte. Die Kamera hat ja eine total andere Farbwahrnehmung als unser Auge (das merkt man ganz stark bei Polarlichtern).
Ich hatte übrigens vor ein paar Tagen einen Graphen der Farbsättigung des roten Himmels in der Morgendämmerung vs. Sonnenstand gemacht, und war ob der Wellen überrascht.
Ich hatte übrigens vor ein paar Tagen einen Graphen der Farbsättigung des roten Himmels in der Morgendämmerung vs. Sonnenstand gemacht, und war ob der Wellen überrascht.
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