Wieder Eisnebel-Halos in Hammelburg

Forum für Halo-Erscheinungen, Regenbögen, Blitze und alle anderen Lichterscheinungen, die neben Polarlichtern in der Erdatmosphäre auftreten.
Antworten
Benutzeravatar
Christian Fenn
Moderator
Beiträge: 842
Registriert: 20. Jan 2004, 21:21
Wohnort: Hammelburg, Unterfranken in Bayern
Kontaktdaten:

Wieder Eisnebel-Halos in Hammelburg

Beitrag von Christian Fenn » 2. Feb 2006, 21:50

Das warten hat sich wiedermal gelohnt. Fast ein Jahr musste vergehen, ehe wir in Hammelburg endlich wieder mal Eisnebel hatten. Also Kamera raus und losgezogen. Diesmal hatten wir nur Säulenkristalle, die uns einen oberen und unteren Berührungsbogen schenkten. Parryorientierung lag nicht vor und so konnte ich die Entdeckung des letzten Jahres nicht wiederholen.

Allerdings zeigte sich der 22°Ring, der im Eisnebel ja Kreisfläche erscheint. Diese Fläche spannt sich aber dreidimensional auf einen Spindelkörper. Die Finnen hatten mal behauptet dieses Gebilde dreidimensional sehen zu können. Ich hatte es nicht geglaubt. Aber offenbar ist ein einzelner Eiskristall doch in der Lage beide Augen mit einem Lichtstrahl zu bedienen, so dass zweifelsohne ein dreidimensionales Gebilde beobachtet werden kann. Fotografieren kann man es aber nicht, da mein Foto eben keine zwei Augen hat.

Anders als im letzen Jahr konnte ich diesmal den parhelischen Ring fotografieren. Diesmal handelt es sich nicht um Nebenlampen. Um ihn entstehen zu lassen muß die Mehrheit der Eiskristalle eine horizontale Orientierung einnehmen. Das bedeutet, dass der 22°-Kreis verschwinden, bzw. schwächer, der OBB und UBB allerdings schärfer werden muss.

Besonders beeindruckend aber sind die oberen Berührungsbögen aus der Ferne. Sie erreichen dann eine Höhe von scheinbaren 150Metern.

Bild

Bild

Bild Bild

Bild

Benutzeravatar
Claudia Hinz
Beiträge: 4264
Registriert: 11. Jan 2004, 11:16
Wohnort: Schwarzenberg, Erzgebirge
Kontaktdaten:

Wow

Beitrag von Claudia Hinz » 3. Feb 2006, 17:40

Ich bin völlig platt!!!! Kannst Du nicht so 'ne Lampe zum AKM-Seminar mitbringen, für die tiefen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit würden wir dann sorgen... :lol:

Sprachlose Grüße
Claudia

Benutzeravatar
Michael Heiß
Beiträge: 166
Registriert: 12. Jan 2004, 15:41
Wohnort: Greifswald

Beitrag von Michael Heiß » 4. Feb 2006, 20:45

Hallo,

Fotografieren kann man es aber nicht, da mein Foto eben keine zwei Augen hat.
Kann man das nicht als stereoskopisches Foto darstellen?
Ich würde es selber mal gerne probieren, aber irgendwie sind die Eisnebelbedingungen in Greifswald ziemlich lausig. selbst bei minusgraden und hoher luftfeuchte konnte ich in diesem jahr bisher nur ein dezentes glitzern in der luft sehen.

Gruß Micha

Benutzeravatar
Christian Fenn
Moderator
Beiträge: 842
Registriert: 20. Jan 2004, 21:21
Wohnort: Hammelburg, Unterfranken in Bayern
Kontaktdaten:

Beitrag von Christian Fenn » 5. Feb 2006, 09:19

Die Idee an sich ist gut, aber man müsste dazu beide Fotos gleichzeitig machen, nichts mit Wechselschritttechnik, weil die Eiskristalle sich bewegen.

Dennis_2

Beitrag von Dennis_2 » 5. Feb 2006, 18:32

Christian Fenn hat geschrieben:Die Idee an sich ist gut, aber man müsste dazu beide Fotos gleichzeitig machen, nichts mit Wechselschritttechnik, weil die Eiskristalle sich bewegen.

Hallo!

Genau das selbe dachte ich mir dazu gerade auch.
Die Kameras müssten gleichzeitig ausgelöst werden,
und Du bräuchtest zwei identische.

Ich habe Erfahrung mit Stereoaufnahmen in der Landschaft,
indem ich einen sogenannten Einstellschlitten im 90 Grad
Winkel auf das Stativ schraubte, ein Foto vom rechten
Anschlag und ein zweites vom 15cm verschobenen linken
Anschlag machte.
Sämtlich beweglichen Objekte (Gräser u. Bäume im Wind,
Wolken, Vögel, Züge, Wellen auf dem Wasser etc.)
sehen dann aber ziemlich unecht-surreal aus.

Mit einer vergrösserter Stereobasis (Kameras 'nen halben
oder ganzen Meter auseinander oder so) sollten auch
weit entfernte Objekte phantastisch dreidimensional
erscheinen. Ich denke da gerade an Regen-,Nebelbögen,
Halos, wirre Wolkenbilder etc.
Bei diesen Versuchen müsste man aber den Vordergrund
total aus dem Bild heraus halten, sonst kommt das Gehirn
mit der Stereoberechnung gar nicht mehr klar.

Da schwebt mir auch gerade noch der übernächste Schritt
vor den Augen: gleichzeitige Mondaufnahmen durch identisches
Equipment und einer Stereobasis von dutzenden oder hunderten
Kilometern sollten die Berge und Krater auf unserem Trabanten
plastisch werden lassen :)
Sollte auch lösar sein: Identische Teleskope gibt es. Synchronisation
der Kameras könnte über Funk, Telefon, Internet erfolgen.

Ach wieder so viele gute Ideen :) :)

Liebe Grüsse
Dennis

Benutzeravatar
Reinhard Nitze
Beiträge: 986
Registriert: 15. Jan 2004, 18:09
Wohnort: 30890 Barsinghausen

Nur so'ne Idee

Beitrag von Reinhard Nitze » 6. Feb 2006, 18:21

Hallo Christian!

Ich würd an deiner Stelle das ganze einfach mal ausprobieren. Und zwar einfach mit der Schrittechnik. Ich würde allerdings eine Belichtungszeit(in Wechselwirkung mit der Blende) wählen, bei der die Eiskristalle beim Fallen auf dem Bild verwischen. Dadurch wird (so vermute ich) das Bild also nebulöser, um nicht zusagen, es sieht aus wie richtiger Nebel. Da der Halo aber unter der Lampe eine "festegeschriebene" Erscheinung ist, zeichnet er sich trotzdem (evtl. sogar klarer) ab. Und damit meines Erachtens auch die evtl. 3d-Information. Meines Erachtens müßte sich die Räumlichkeit ergeben, da man ja jetzt nicht mehr auf die einzelnen Kristalle fixiert ist sondern auf die Haloerscheinung selbst. Das ist allerdings nur so eine Vermutung. Sollte das verkehrt sein, hält sich der "Verlust" ja in Grenzen :wink:

Hab mit Stereobildern ja unlängst an Reif meine 1. Erfahrungen gesammelt.

Viele Grüße, Reinhard!

Benutzeravatar
Richard Löwenherz
Beiträge: 87
Registriert: 5. Dez 2005, 01:22
Wohnort: Berlin

Wie waren die Wetterbedingungen?

Beitrag von Richard Löwenherz » 7. Feb 2006, 10:18

Hallo Christian,

ich bin schon fast ein bischen neidisch auf deine Sichtung. Letztes Wochenende bin ich nachts sogar mit dem Rad umhergefahren, um eventuellen Eisnebel im Licht des untergehenden Halbmondes auf Haloqualität zu prüfen. Doch es war außer einer Lichtsäule (die warscheinlich in dünnem Cirrus entstand) nichts zu entdecken, obwohl es in jener Nacht bei -14°C auf manchen Äckern zu lokalen Nebelbildungen kam... (früh war es wie in der vorhergehenden Nacht sogar -18°C)

Also daher meine Frage: was hattest du für Wetterbedingungen während deiner Sichtung (Temperatur, Feuchte, Wind)? Gab es vielleicht auch außerhalb von Hammelburg halokompatiblen Eisnebel? Es gibt ja die Theorie (ich glaub von Claudia), daß innerhalb von Städten wegen der Kondensations- bzw. Sublimationskerne die Eiskristallbildung begünstigt wird, also auch schon bei Temperaturen knapp unter Null möglich ist.

Und dann interessiert mich noch, ob auch der Horizontalkreis vielleicht ansatzweise räumlich zu sehen war. Meine Theorie ist ja, dass er bei einer Lichtquelle, die nicht auf selber Höhe ist, wie das Beobachterauge, auf Auge und Lampe trichterförmig zuläuft. Wie beim 22°-Ring wurde dies schon mal bei einer finnischen Sichtung annähernd bestätigt.

Beste Grüße,
Richard


Im übrigen gab es am Morgen nach meiner Eisnebelhalosuche wenigstens einen schönen 46°-Ring auf der Schneedecke, wobei die haloverursachenden Eiskristalle zweifellos durch überfrierenden Reif gebildet wurden. Die farbigen Lichtpunkte leuchteten direkt am Rad der plättchenförmigen Kristalle auf, also so ähnlich, wie bei den kürzlich hier im Forum eingebrachten Makroaufnahmen einiger Schneedeckenhaloeiskristalle (ich hab mich dazu in den Schnee gelegt, um den aufleuchtenden Punkt direkt vor der Nase zu haben...). Der Rauhreif an Gräsern und Zweigen hingegen war von anderer Struktur (fächerförmig, teilweise wie kleine Federn) und brachte es nur zu farblosen Lichtreflexionen.

Benutzeravatar
Reinhard Nitze
Beiträge: 986
Registriert: 15. Jan 2004, 18:09
Wohnort: 30890 Barsinghausen

46°-Ring auch hier.

Beitrag von Reinhard Nitze » 7. Feb 2006, 16:03

Hallo Richard!

Den 46°-Ring (vermute ich) konnte man auch bei uns am Montag morgen unter künstlichen Lichtquellen entdecken. Leider auf dem Weg zur Arbeit, (man hätte ihn mit Sicherheit erkennbar fotografieren können) wie üblich.
Auffallend: Am Abend , als der Schnee frisch gefallen war (Temperatur etwa -1°) konnte man nur weißes Reflektionsglitzern erkennen. Nachdem nun alles nachts bei etwa -5° nochmal "durchgefroren" war, konnte man am morgen die Halosegmente gut und farbig glitzernd über die Schneeflächen beim gehen "flitzen" sehen. Allerdings ist es mit der Winterpracht nun erstmal vorbei. Regen, Wind und milde 5°.

Viele Grüße, Reinhard!

Benutzeravatar
Christian Fenn
Moderator
Beiträge: 842
Registriert: 20. Jan 2004, 21:21
Wohnort: Hammelburg, Unterfranken in Bayern
Kontaktdaten:

Beitrag von Christian Fenn » 8. Feb 2006, 07:20

Hallo Richard, es hat mich gefreut mal wieder was von Dir lesen zu können. Vielleicht sehen wir uns ja in Reimlingen (wenn Du kommst).

Zu deinen Fragen: über die Luftfeuchtigkeit weiß ich nichts. Die Temperatur lag bei -6 Grad. Also zu warm, um Eisplättchen zu erzeugen. Aber so waren die Halos wenigstens leichter zu durchschauen.

Der Horizontalkreis ist mir nicht räumlich aufgefallen. Ich denke auch, dass das (anders als bei der 22°-Spindel) nur schwer möglich ist, da optisch gesehen alles auf einer Linie bleibt. Da dürften sich Spiegelungs- und Lichtbrechungshalos deutlich unterscheiden. Auch ich gehe davon aus, dass Deine These mit der räumlichen Gestaltung stimmt und dennoch wird für den Betrachter alles zweidimensional wirken. Wenn die Eiskristalle eine ausreichende Größe erreicht haben, dann kann ich mir zumindest in Lichtquellennähe eine räumliche Sicht vorstellen, aber in Nähe der Augen, wo Deine "Spitze" auch beobachtet werden sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Kristall beide Augen mit Licht bedienen kann, da er dazu im ungünstigsten Fall an die fünf Zentimeter groß sein müßte.

Außerhalb von Hammelburg gab es keinen Eisnebel, das ist jedem Bürger aufgefallen. Es war wirklich so, dass es nur in der Innenstadt (also nahe des Flusses und nahe der Schornsteine) zu Eisnebel kam. Außerhalb blieb es auch in Flußnähe bei normalem Nebel. Das ließ sich auch am nächsten Tag noch gut anhand des feinen Niederschlags beobachten.

Ich glaube, ich muss mir mal eine Checkliste machen, was ich alles in Erfahrung bringen sollte, wenn es wieder mal passiert. Hammelburg scheint ja für den Eisnebel doch etwas begünstigt zu sein.

Benutzeravatar
Richard Löwenherz
Beiträge: 87
Registriert: 5. Dez 2005, 01:22
Wohnort: Berlin

Beitrag von Richard Löwenherz » 8. Feb 2006, 15:16

Interessant... das bestätigt ja die "Sublimationskern-Theorie" drastischer, als ich dachte! Wenn ich in meinem Heimatdörfchen Klettwitz im südlichen Brandenburg überhaupt mal was gesehen hab, dann nur bei extremen Temperaturen (unter -10°C) und in höheren Luftschichten (häufig Stratushöhe). Das Flach-LAND scheint da wirklich nicht sonderlich begünstigt zu sein...

Deine Gedanken zum Horizontalkreis decken sich übrigens gut mit der einen finnischen Beobachtung: die Skizze zeigt nämlich den Trichter ohne Spitze, also oberhalb der Beobachterkopfes "abgerundet". Das war für mich bisher ein kleines Rätsel (insgeheim hatte ich dem Beobachter schon vorgeworfen, er hätte nicht richtig gekuckt :oops: ).

Reinhard: früher hab ich die Sache mit den Schneedeckenhalos immer umgekehrt beobachtet, also unmittelbar nach feinem Schneegriesel oder fallendem "Diamantstaub" waren die Ringe am deutlichsten und wurden dann von Tag zu Tag allmählich schwächer. Dass überfrierende Rauhreifkristalle dem Phänomen noch mal einen Schub versetzen oder den Halo überhaupt erst auftauchen lassen, hab ich zuvor nie direkt feststellen können. Bisher hab ich mir aber auch selten die Eiskristalle so genau angeschaut (das will ich demnächst ein bischen konsequenter durchführen, vielleicht versuch ich es auch mal mit dem Fotografieren).

Es grüßt Richard
(der leider nicht zum AKM-Treffen kommt)

Benutzeravatar
Christian Fenn
Moderator
Beiträge: 842
Registriert: 20. Jan 2004, 21:21
Wohnort: Hammelburg, Unterfranken in Bayern
Kontaktdaten:

Beitrag von Christian Fenn » 9. Feb 2006, 06:35

Hallo Richard, Du hattest in Chemnitz eine Grafik mit der dreidimensionalen Anordnung der Eiskristalle im div. Horizontalkreis dabei. Könntest Du sie nochmal hier ins Forum stellen?

Benutzeravatar
Richard Löwenherz
Beiträge: 87
Registriert: 5. Dez 2005, 01:22
Wohnort: Berlin

Beitrag von Richard Löwenherz » 9. Feb 2006, 11:19

Hallo Christian,

da muß ich wohl auf das Projekt mit Alexander verweisen:
http://meteoros.de/halschn/schnee2.htm

Da wird am Ende (also fast ganz unten) auch das theoretische Erscheinungsbild zum Horizontalkreis an einer irdischen Lichtquelle erläutert. Die von dir genannte Grafik ist auch dabei.

Gruß,
Richard

Am Wochenende bin ich übrigens nicht in Berlin und hab in dieser Zeit (wie so oft) auch keinen vernünftigen Netzzugang...

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 52 Gäste