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von Alexander Haußmann » 27. Jan 2024, 20:47
Hallo Bastian,
sehr eindrucksvolles Bild! Solche Scheinwerferhalos waren vor allem das Metier unserer finnischen Kollegen. Aber auch im AKM hat es Beobachtungen dieser Art gegeben - ich erinnere mich da an einen kalten Abend auf dem Keilberg im November 2015...
Jedenfalls ist die Beleuchtungssituation bei den Scheinwerferhalos eine andere als bei Sonnen- oder Mondlicht, deswegen passen die Simulationen auch nicht. Der andere Extremfall wäre eine nahezu punktförmige Lichtquelle ohne Reflektor und Abschattung, das würde man dann als "divergentes Licht" bezeichnen. Ein Scheinwerfer steht wohl irgendwo dazwischen. (Meine Gedanken hierzu sind: Die Glühwendel bzw. der Lichtbogen leuchten durch die Frontscheibe raus und verhalten sich immer noch divergent, aber eingeschränkt auf den Beleuchtungslichtkegel. Dann kommt noch der reflektierte Teil dazu. Der Hohlspiegel erzeugt ein Bild der Lichtquelle, dieses Bild kann dann als zusätzliche relevante Quelle für die Halos angesehen werden. Nur wo es liegt und wie stark es durch Abbildungsfehler beeinflusst ist, kann man ohne genaue Kenntnis des Reflektors nicht sagen. Jedenfalls wird bei Beleuchtungsoptiken weit weniger optischer Aufwand getrieben als bei abbildenden Systemen.)
Bekannte Konsequenzen der (teilweisen) divergenten Beleuchtung sind jedenfalls die Verformung des oberen Berührungsbogens zu einem "Sektglas" (ehrlichgesagt, ein Martiniglas ist gemeint, aber das kriegt jetzt begrifflich keiner mehr korrigiert) und auch die Verbreiterung der Ringhalos, weil ein größerer Teil der "Minnaert-Zigarre" aktiv wird. Das ist die mathematische Oberfläche, auf der sich die Kristalle befinden müssen, um Licht zum Beobachter schicken zu können. Im parallelen Licht ist das ein Kegel, und man blickt genau auf die Mantelfläche, und die Halos sind schön scharf. Im divergenten Licht weicht das auf.
Allerdings bleibt noch die Frage, mit was für einer Kamera und Objektiv das Bild aufgenommen wurde. Ich vermute mal ein rectilineares (gnomonisches) Superweitwinkel, oder das Bild wurde in diese Projektion umgerechnet. Das macht den 46°-Ring nochmal zusätzlich breiter, wie schon von Kevin vermutet. Man beachte nur mal das Radienverhältnis der Ringe - im Winkel ist es ja nur knapp über 2, auf dem Bild fast 3.
Übrigens kann der "46°-Ring" auch ein Supralateralbogen sein, denn besonders rund sieht er für mich nicht aus, und die Berührungsbögen weisen auf einen großen Anteil an Säulenkristallen hin.
Gab es denn auch Schneedeckenhalos auf dem Boden angesichts der Menge abgelagerter Kristalle?
Viele Grüße,
Alex