Grün bei Gewitterwolken
- Torsten Serian Kallweit
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Grün bei Gewitterwolken
Hallo Leute,
gestern zog eine beeindruckende Gewitterfront über Troisdorf-Bergheim. Obwohl die Blitzausbeute relativ gering war, zeigte sich das Gewitter in sehr regen- und hagelreichem Gewand. Bevor es losging, beobachtete ich, wie sich die Wolken in unteren Schichten überschlugen und daherwehten, während sie immer mal wieder Lücken bildeten, wodurch man in obere Wolkenschichten schauen konnte. Und da war es dann: dieses klassische, gefährlich aussehende Grün, das so manches Gewitter hervorbringt.
Kann mir einer erklären, wie es zu diesem Grün kommt, das ja teilweise recht intensiv ist?
Danke für Antworten!
Gruß Torsten
gestern zog eine beeindruckende Gewitterfront über Troisdorf-Bergheim. Obwohl die Blitzausbeute relativ gering war, zeigte sich das Gewitter in sehr regen- und hagelreichem Gewand. Bevor es losging, beobachtete ich, wie sich die Wolken in unteren Schichten überschlugen und daherwehten, während sie immer mal wieder Lücken bildeten, wodurch man in obere Wolkenschichten schauen konnte. Und da war es dann: dieses klassische, gefährlich aussehende Grün, das so manches Gewitter hervorbringt.
Kann mir einer erklären, wie es zu diesem Grün kommt, das ja teilweise recht intensiv ist?
Danke für Antworten!
Gruß Torsten
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Hallo Torsten, ich kenne das grün, das du meinst, habe dafür aber leider auch keine Erklärung. Mir fällt dabei nur ein, dass ich mal gelesen habe, dass eine Grünfärbung in der Dämmerung angeblich nicht existent sein soll, sondern irgendwo zwischen Auge und Gehirn entsteht, weil wir mit diesen Farbübergängen nicht so klar kommen. Oder so ähnlich. Also eine optische Täuschung. Ich weiß nicht, ob's tatsächlich so ist, oder ob ein ähnlicher Effekt beim Gewitter auch mit rein spielt, aber ich schmeiß das jetzt einfach mal so in die Runde.
Ulrich

Ulrich
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Ohh man Farben am Himmel! ;-)
Moin moin,
ich glaub, ich kann da was dazu sagen. Glaube aber nicht, das es hilft.
Früher glaubte ich immer, Gelb in einer Gewitterwolke, das ist böse! Oma sagte da: "Das gibt Schloßen!" Mittlerweile glaube ich, Grün ist böser als Gelb und das ist auch abhängig vom Sonnenstand, von der Dichte bzw. Größe des Hagels und von der relativen Lage Sonne-Gewitterwolke. Das mit dem Sonnenstand ist unsicher, ich hab schon "Grün" mittags und auch abends gesehn, "Gelb" allerdings auch. Also optische Täuschungen möchte fast ausschließen, die braucht man nicht um gelb- bzw. grünerscheinende Wolken erklären. Ich denke da wird Rot und Blau unterschiedlich rausgefiltert, mal bewirkt das gelbliche und andermal grünliche Wolken, abhängig von Hagelgröße und -dichte und eventuell weiteren Parametern(Sonnenstand und -winkel).
Sorry für die weitere und allgemeine Verunsicherung
wolf'das Grün ist echt!'gang
PS: Ich hab irgendwo eine grüne Gewitterwolke auf Silizium(jetzt 0 bzw. 1) auf Pladde im Rechner, suchen geh!
ich glaub, ich kann da was dazu sagen. Glaube aber nicht, das es hilft.

Früher glaubte ich immer, Gelb in einer Gewitterwolke, das ist böse! Oma sagte da: "Das gibt Schloßen!" Mittlerweile glaube ich, Grün ist böser als Gelb und das ist auch abhängig vom Sonnenstand, von der Dichte bzw. Größe des Hagels und von der relativen Lage Sonne-Gewitterwolke. Das mit dem Sonnenstand ist unsicher, ich hab schon "Grün" mittags und auch abends gesehn, "Gelb" allerdings auch. Also optische Täuschungen möchte fast ausschließen, die braucht man nicht um gelb- bzw. grünerscheinende Wolken erklären. Ich denke da wird Rot und Blau unterschiedlich rausgefiltert, mal bewirkt das gelbliche und andermal grünliche Wolken, abhängig von Hagelgröße und -dichte und eventuell weiteren Parametern(Sonnenstand und -winkel).
Sorry für die weitere und allgemeine Verunsicherung
wolf'das Grün ist echt!'gang
PS: Ich hab irgendwo eine grüne Gewitterwolke auf Silizium(jetzt 0 bzw. 1) auf Pladde im Rechner, suchen geh!
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Hallo,
in den USA habe ich einige phantastische Grün- und Türkistöne bei Gewittern gesehen. Hier ein Beispiel:

Das Bild kann die wirkliche Leuchtkraft dieser Trükisfarben nur schwer wiedergeben. Es ähnelt dem Leuchten von Gletschereis, nur mehr ins grünliche verschoben als auf diesem Foto:
http://www.atacamaphoto.com/patagonia/patagonia20.jpg
In der Zeitschrift Sterne und Weltraum Ausgabe 5/2007 ist ein langer Artikel von Johannes Schmid-Burgk, in dem erklärt wird, warum die Eisberge so stark bläulich und manchmal auch türkisfarben leuchten. Darin heisst es, dass je länger die Lichtwege durch das Eis sind, desto stärker werden die langwelligen Anteile des Sonnenlichts absorbiert. Bei sehr tiefen Eisschichten leuchtet die unterste Schicht in einem dunklen Violett. Bei weniger dicken Eisschichten wird Grün nicht vollständig absorbiert und es kommt zu einem Türkisgrün. Zitat:" Das blaue und grüne Farbenspiel von Wasser und Eis verdanken wir der Tatsache, dass der Absorbtionskoeffizent so rapide von Rot nach Blau abfällt, aber doch das gesamte sichtbare Spektrum überdeckt."
Eis zeigt diese Absorbtion am stärksten, weil es die meisten Wasserstoffbrücken aufweist. Beim Wasser sind je nach Temperatur 30% und mehr der Wasserstoffbrücken zerrissen. Bei Wasserdampf gibt es kaum noch Wasserstoffbrücken zwischen Wassermolekülen. Die Wasserstoffbrücken führen zu lokalen Spitzen der Absorbtion, insbesondere von rotem Licht (sogenannte Obertöne).
Also: Eine tiefe Wasserschicht oder Eisschicht absorbiert alles ausser Blau und Violett. Eine flache Wasserschicht oder dünne Eisschicht lässt noch ausreichend Grün durch, so dass es zu einer türkisen Farbe kommt.
Lagunen erscheinen grün, weil die Wassertiefe gering ist. Der weisse Sand der Lagune gibt dann diese Farbe gut wieder.
Die Farben kommen nur gut zur Geltung, wenn das Wasser oder Eis möglichst rein ist. Sonst streuen die Schwebstoffe das Licht schon direkt unter der Wasseroberfläche zurück.
Reflexion und Streuung innerhalb von Eis führt dagegen zu einer Verlängerung des Lichtweges und zu einer Verstärkung der Absorbtion. Soweit die Zusammenfassung des SuW-Artikels.
Wie sieht es jetzt bei einem Gewitter aus? Das beste Grün habe ich beim Blick direkt senkrecht nach oben auf den Updraft einer Gewitterwolke gesehen. In so einem Updraft kondensiert der Wasserdampf zu Wassertropfen. Diese werden durch den starken Aufwind in der Schwebe gehalten und werden grösser. Da der Aufwind sehr stark war, hat sich auch Hagel in der Wolke gebildet, der ebenfalls in der Schwebe gehalten wird, bis er zu schwer wird und dann zu Boden fällt oder durch die starken Höhenwinde nach hinten aus dem Updraft herausgeblasen wird. Man schaut also von unten auf ein Konglomerat aus Hagel und Wassertropfen von vielleicht 10km Höhenausdehnung. Kleine Wassertropfen streuen vor allem das Licht. Daher erscheinen Quellwolken von aussen weiss. Nur grosse Tropfen und Hagel kommen daher als Quelle für die Grüntöne in Frage. Bei dem Bild oben sieht man das Grün vor allem in den "Spalten" und Einstülpungen unterhalb der Gewitterbasis. Die Spalten an der Wolkenbasis tragen dazu bei, dass nur wenig Licht vom Erdboden an den kleinen Wolkentröpfchen der Wolkenbasis gestreut wird, sonst sieht die Wolkenbasis nämlich eher gräulich aus. Das Licht in den Spalten kommt hauptsächlich aus dem Inneren des Aufwindbereichs des Gewitters und dort haben grosse Wassertropfen und Hagel für die Grünfärbung gesorgt.
Je mehr Wassertropfen und Hagel in einem Gewitter vorhanden sind, desto grüner erscheint es. Hagel trägt dabei mehr zur Grünfärbung bei als Wassertropfen, weil im Eis mehr Wasserstoffbrücken vorhanden sind. Die Absorbtion hin zur Grünfärbung ist nur dann stark genug, wenn sehr viel Wasser und Eis im Gewitter vorhanden sind. Die meisten Gewitterzellen sind nicht ausreichend mächtig, um eine Grünfärbung zu erzeugen. Hinzu kommen die Sichtbarkeitsbedingungen, da man ja vom Boden aus beobachtet und nicht von innerhalb der Wolke. Man sieht das Grün an der Wolkenbasis nur in Wolkenspalten, wo kaum Licht vom Erdboden hingelangt. Die Wassertropfen in einem Regenvorhang streuen und reflektieren auch sehr viel Licht von der Umgebung. Der Regen sieht dann eher gräulich oder bläulich aus. Wobei diese Blautöne meiner Meinung nach nicht von der Absorbtion des Wassers kommen (für Blau wäre ja sogar eine noch stärkere Absorbtion als für Grün nötig), sondern durch Streuung des Lichts vom blauen Himmel. Wenn der Regen sehr dicht und grosstropfig ist, dann kann er mehr Grün aus dem Wolkeninneren streuen vor allem, wenn sonst wenig Licht in der Umgebung vorhanden ist, das auf den Regenvorhang fallen kann. Die Steigerung eines grünen Gewitters wäre ein blaues und ein violettes Gewitter.
Grüsse,
Mark
in den USA habe ich einige phantastische Grün- und Türkistöne bei Gewittern gesehen. Hier ein Beispiel:

Das Bild kann die wirkliche Leuchtkraft dieser Trükisfarben nur schwer wiedergeben. Es ähnelt dem Leuchten von Gletschereis, nur mehr ins grünliche verschoben als auf diesem Foto:
http://www.atacamaphoto.com/patagonia/patagonia20.jpg
In der Zeitschrift Sterne und Weltraum Ausgabe 5/2007 ist ein langer Artikel von Johannes Schmid-Burgk, in dem erklärt wird, warum die Eisberge so stark bläulich und manchmal auch türkisfarben leuchten. Darin heisst es, dass je länger die Lichtwege durch das Eis sind, desto stärker werden die langwelligen Anteile des Sonnenlichts absorbiert. Bei sehr tiefen Eisschichten leuchtet die unterste Schicht in einem dunklen Violett. Bei weniger dicken Eisschichten wird Grün nicht vollständig absorbiert und es kommt zu einem Türkisgrün. Zitat:" Das blaue und grüne Farbenspiel von Wasser und Eis verdanken wir der Tatsache, dass der Absorbtionskoeffizent so rapide von Rot nach Blau abfällt, aber doch das gesamte sichtbare Spektrum überdeckt."
Eis zeigt diese Absorbtion am stärksten, weil es die meisten Wasserstoffbrücken aufweist. Beim Wasser sind je nach Temperatur 30% und mehr der Wasserstoffbrücken zerrissen. Bei Wasserdampf gibt es kaum noch Wasserstoffbrücken zwischen Wassermolekülen. Die Wasserstoffbrücken führen zu lokalen Spitzen der Absorbtion, insbesondere von rotem Licht (sogenannte Obertöne).
Also: Eine tiefe Wasserschicht oder Eisschicht absorbiert alles ausser Blau und Violett. Eine flache Wasserschicht oder dünne Eisschicht lässt noch ausreichend Grün durch, so dass es zu einer türkisen Farbe kommt.
Lagunen erscheinen grün, weil die Wassertiefe gering ist. Der weisse Sand der Lagune gibt dann diese Farbe gut wieder.
Die Farben kommen nur gut zur Geltung, wenn das Wasser oder Eis möglichst rein ist. Sonst streuen die Schwebstoffe das Licht schon direkt unter der Wasseroberfläche zurück.
Reflexion und Streuung innerhalb von Eis führt dagegen zu einer Verlängerung des Lichtweges und zu einer Verstärkung der Absorbtion. Soweit die Zusammenfassung des SuW-Artikels.
Wie sieht es jetzt bei einem Gewitter aus? Das beste Grün habe ich beim Blick direkt senkrecht nach oben auf den Updraft einer Gewitterwolke gesehen. In so einem Updraft kondensiert der Wasserdampf zu Wassertropfen. Diese werden durch den starken Aufwind in der Schwebe gehalten und werden grösser. Da der Aufwind sehr stark war, hat sich auch Hagel in der Wolke gebildet, der ebenfalls in der Schwebe gehalten wird, bis er zu schwer wird und dann zu Boden fällt oder durch die starken Höhenwinde nach hinten aus dem Updraft herausgeblasen wird. Man schaut also von unten auf ein Konglomerat aus Hagel und Wassertropfen von vielleicht 10km Höhenausdehnung. Kleine Wassertropfen streuen vor allem das Licht. Daher erscheinen Quellwolken von aussen weiss. Nur grosse Tropfen und Hagel kommen daher als Quelle für die Grüntöne in Frage. Bei dem Bild oben sieht man das Grün vor allem in den "Spalten" und Einstülpungen unterhalb der Gewitterbasis. Die Spalten an der Wolkenbasis tragen dazu bei, dass nur wenig Licht vom Erdboden an den kleinen Wolkentröpfchen der Wolkenbasis gestreut wird, sonst sieht die Wolkenbasis nämlich eher gräulich aus. Das Licht in den Spalten kommt hauptsächlich aus dem Inneren des Aufwindbereichs des Gewitters und dort haben grosse Wassertropfen und Hagel für die Grünfärbung gesorgt.
Je mehr Wassertropfen und Hagel in einem Gewitter vorhanden sind, desto grüner erscheint es. Hagel trägt dabei mehr zur Grünfärbung bei als Wassertropfen, weil im Eis mehr Wasserstoffbrücken vorhanden sind. Die Absorbtion hin zur Grünfärbung ist nur dann stark genug, wenn sehr viel Wasser und Eis im Gewitter vorhanden sind. Die meisten Gewitterzellen sind nicht ausreichend mächtig, um eine Grünfärbung zu erzeugen. Hinzu kommen die Sichtbarkeitsbedingungen, da man ja vom Boden aus beobachtet und nicht von innerhalb der Wolke. Man sieht das Grün an der Wolkenbasis nur in Wolkenspalten, wo kaum Licht vom Erdboden hingelangt. Die Wassertropfen in einem Regenvorhang streuen und reflektieren auch sehr viel Licht von der Umgebung. Der Regen sieht dann eher gräulich oder bläulich aus. Wobei diese Blautöne meiner Meinung nach nicht von der Absorbtion des Wassers kommen (für Blau wäre ja sogar eine noch stärkere Absorbtion als für Grün nötig), sondern durch Streuung des Lichts vom blauen Himmel. Wenn der Regen sehr dicht und grosstropfig ist, dann kann er mehr Grün aus dem Wolkeninneren streuen vor allem, wenn sonst wenig Licht in der Umgebung vorhanden ist, das auf den Regenvorhang fallen kann. Die Steigerung eines grünen Gewitters wäre ein blaues und ein violettes Gewitter.
Grüsse,
Mark
- Torsten Serian Kallweit
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Danke
Vielen Dank -insbesondere Dir, Mark- für die ausführlichen Antworten.
Das leuchtet ein; und da ich auch schon Eisberge gesehen habe, fällt mir im Nachhinein auch auf, dass das Grüne Leuchten eine ganz ähnliche Ausstrahlung hat.
Wollen wir hoffen, dass wir in Zukunft, wenn die Gewitter noch heftiger werden, nicht allzu oft blaue und violette Wolken sehen werden, aus denen dann Eisberge regnen
.
Gruß Torsten
Das leuchtet ein; und da ich auch schon Eisberge gesehen habe, fällt mir im Nachhinein auch auf, dass das Grüne Leuchten eine ganz ähnliche Ausstrahlung hat.
Wollen wir hoffen, dass wir in Zukunft, wenn die Gewitter noch heftiger werden, nicht allzu oft blaue und violette Wolken sehen werden, aus denen dann Eisberge regnen

Gruß Torsten
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