Hallo zusammen!
Nachdem ich hier jahrelang auch nur stiller anonymer Mitleser war, konnte ich im Rahmen meines ersten Islandurlaubs nun zusammen mit Freunden auch selbst zum ersten Mal im Leben Polarlicht beobachten. Und zwar genau zum selben Zeitpunkt am 28.02., etwas weiter nordöstlich von Reykjavik, direkt an einem Seitenarm des Hvalfjjördur bei der Straße 47.
Das Wetter am 28. war in der Gegend den ganzen Tag sehr schön, sodass wir gut einen Großteil des sog. 'golden Circle' in ganzer winterlicher Pracht geniessen konnten. Nach Einsetzen der Dämmerung war dann relativ schnell klar: Der Polarlichtbogen zieht bereits über den Himmel. Anfangs noch farblos als diffuses kondensstreifenähnliches Gebilde, nahm es mit zunehmender Dunkelheit auch an Intensität zu, sodass deutlich die grüne Farbe auch mit bloßem Auge zu erkennen war.
An unserem Domizil angekommen, habe ich dann schnellstmöglich meine GoPro Kamera geschnappt und den sog. 'Night-lapse' Modus ausprobiert. Das ganze auf ein kleines Joby-Stativ auf die nach Nordosten gerichtete Terasse gestellt und die ganze Nacht laufen lassen. Ich hatte nicht viel erwartet - waren meine bisherigen Vorstellungen hinsichtlich des benötigten Equipments für 'vernünftige' Polarlichtbilder doch eher preislich um das doppelte meiner Investition angesiedelt. Aber nach der Auswertung Tags darauf war ich doch sehr erstaunt, was das kleine Ding kann: Die Aufnahmen sind von Struktur und Farbe meiner Meinung nach sehr nah an dem, was das Auge zu sehen bekam. Natürlich nimmt man Bildrauschen ohne Probleme wahr, aber dafür dass das eine 'Action-Cam' ist, wo die Polarlichtfotografie nicht unbedingt zum Haupteinsatzbereich gehört, war ich doch sehr angetan.
Unter
https://www.dropbox.com/sh/rujagpi64jpp ... p.mp4?dl=0 findet ihr die Dokumentation des Polarlichts Richtung NNO ab ca 21 Uhr Ortszeit. (Dauer: knapp 6 Min, Größe: ca 1GB)
Da ich kein Display zur Verfügung hatte und ich mir nicht im Klaren war, wie lange die Aktivität andauert bitte ich den weitwinkelverzerrten Holzbalken, sowie uns teilwese links durchhuschende Personen zu entschuldigen. Da hab ich das Blickfeld unterschätzt. Zu meiner Verteidigung: Ich bin (noch) sehr laienhaft was Fotografie angeht und das war auch erst meine zweite halbwegs ernstzunehmende Zeitrafferaufnahme überhaupt.

Gerne hätte ich die Kamera auch etwas weiter abseits ins Gras gestellt wo die Hausbeleuchtung nicht mehr ablenkt, aber der Wind war sehr stark und ich wählte daher den sicheren windgeschützten Punkt auf der Terrasse.
Zu den weiteren Settings: 12MP Weitwinkel, ISO 800, Belichtung jeweils 5 Sekunden.
Zu Claudias Fazit, dass Island ein eher schlechter Standort zum Beobachten von Polarlichtern sei, kann ich persönlich nur sagen: An den ersten 10 Nächten habe ich 6 mal gesichert Polarlicht deutlich visuell erlebt. Ich würde eher sagen: Es kommt darauf an, in wo man ist. Ja, das Wetter ist in stetigem Wandel begriffen, was aber auch bedeutet: Die nächste wolkenfreie Zone kommt bestimmt (sofern der Wetterdienst nicht wirklich für Tage durchgehende Bewölkung ansagt). Zudem ist der Raum Vik leider von dem was ich im Vorfeld recherchiert und auch vor Ort erlebt habe, der denkbar ungünstigste Standort für klaren Himmel: Es soll dort die meisten Regentage im gesamten Land geben. Dass die Tropfen da vom Küstenwind waagerecht über die Wege peitschen, ist wohl eher die Regel als denn Ausnahme. Als wir dort für ein par Tage Halt machten, war der Eindruck dann auch dementsprechend. Dankbar über jede Trocken bzw. Sonnenphase von ein paar stunden, sind wir dann entsprechend ausgerückt. An keinen anderen Ort musste man die 'Ausseneinsätze' so genau abstimmen. Womöglich ist das auch der Grund, weshalb es in Vik keine Station des isländischen Wetterdienstes gibt. Zumindest konnte ich nichts dazu finden...
Wir waren sonst noch im Norden von Akureyri und im Osten am Reydarfjördur. Überall dort konte man es zumindest tageweise abschätzen, ob sich eine längere Tour ins Land lohnt und inwieweit sich der Nachthimmel klar zeigt.
Ich grüße die Polarlichtfreunde und hoffe mit den Eindrücken für etwas Freude gesorgt zu haben...
