Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

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Christoph Gerber
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Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Christoph Gerber » 6. Feb 2025, 09:01

Hallo zusammen,

ich mach 'mal diesem Faden auf, um den der Venus im größten Glanz etwas zu "entlasten". Anlass ist die kommende Konjunktion mit dem Mond.
Da die Mondbahn im Stier (Taurus) z.Z. sehr weit nördlich der Ekliptik verläuft, kommt der Mond dem Jupiter nicht besonders nahe. In den kommenden Monaten gibt es folgende Begegnungen für den Versuch von Tagessichungen:

6.+7. Februar (Elong. Jupiter 113°, Mondalter etwa 9 Tage)
am 6.2. um 16:20 Jupiter etwa 8° links unterhalb des Mondes
am 7.2. um 16:20 Jupiter etwa 10° rechts des Mondes
die Entfernungen sind „sportlich“ und selbst mit dem Fernglas nicht leicht zu „überbrücken“

6. März (Elong. Jupiter 86°, Mondalter 7 Tage = Erstes Viertel)
um 16:30 Jupiter etwa 6° rechts unterhalb des Mondes

2.+3. April (Elong. Jupiter 62°, Mondalter etwa 5 Tage)
am 2.4. gegen 17:30 (Kulmination) Jupiter etwa 7° links unterhalb des Mondes
am 3.4. gegen 17:30 Jupiter etwa 11° rechts unterhalb des Mondes

Da muss nur noch das Wetter mitspielen... Und für heute scheint es zumindest in Norddeutschland nicht schlecht auszusehen.

Viel Erfolg bei der Suche nach Jupiter!
Gruß aus HD
Christoph

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Elmar Schmidt
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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Elmar Schmidt » 6. Feb 2025, 10:22

Hallo Christoph,

danke für die Hinweise, auch wenn es für die erste Chance heute und morgen hier mau aussieht. Klarerweise sollte man jeweils mit einem Fernglas Ausschau halten. Einfach sind Jupiter-Tagsichtungen nicht. Ich halte sie unter hiesigen Bedingungen für die Grenze des den meisten Amateurastronomen möglichen, womit die wenigen Sirius-Sichtungen von Dir nicht in Abrede gestellt sein sollen.

Hier die erweiterte Statistik des von uns zuerst fürs aktuelle VdS-Journal Nr. 92, S. 68ff. modellierten S/N für Jupiter und Venus:

Bild

Man sieht, daß Venus am Taghimmel "ungrenzwertig" ist, während für Jupiter durchaus "sportliche" Werte knapp unter S/N = 0,1 (= 1 : 10) anfallen können.

Nahe den drei genannten Konjunktionen steht er allerdings weit genug von der Sonne weg (112 / 86 / 63 Grad) und hoch genug am Himmel, so daß sich Versuche unbedingt lohnen. Die Helligkeit nach seiner Opposition nimmt zwar linear bis um 30% ab (ohne Extinktion -2,5 / -2,3 / -2,1), während sich die Höhe am Taghimmel verbessert (7.2. um 16 Uhr MEZ: 37 Grad/ 6.3. 16 Uhr MEZ: 52 Grad / 2.4. 17 Uhr MESZ: 61 Grad), was die extingierte Helligkeit etwas kompensiert. (Werte gelten für Frankfurt am Main).

Viele Grüße

Elmar

Karl Kaiser
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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Karl Kaiser » 7. Feb 2025, 17:44

Hallo Christoph und Elmar,

jetzt bin ich auch ein wenig auf den Geschmack gekommen, die Planeten und vor allem Jupiter am Taghimmel freisichtig zu erkennen.
Und heute ist es mir tatsächlich schon um 16:47 MEZ gelungen, Jupiter vor Sonnenuntergang zu entdecken. Mit der Suche habe ich etwa um 16:40 mit dem Feldstecher angefangen, ausgehend vom Mond und ihn auch sogleich entdeckt.
Zuerst gelang mir nur sporadisch für einen kurzen Augenblick die Fixierung mit freiem Auge, um 16:47 konnte ich ihn dann aber über längere Zeit hin halten. Sonnenuntergang um 17:13 MEZ in Schlägl. Zum Zeitpunkt der ersten Sichtung stand sie noch 3° 37’ überm Horizont. Sie lag nach deinen Angaben, Elmar, noch am Tageshimmel, nicht in der „Helldämmerung“. :)
Was mich sehr überrascht hat, war, dass der Himmel nicht ganz klar, sondern durch dünnen Ci leicht getrübt war. Da stellt sich für mich die Frage, ob diese Bedingungen für die Beobachtung überhaupt einen Nachteil darstellen oder sich der helle Planetenpunkt sogar im weißlichen Schleier besser erkennen lässt? Ähnliches habe ich einmal bei Venus erlebt, die ich am rein blauen Himmel schwerer wiederfinden konnte als am schwach milchigen Cirrushimmel. Vielleicht liegt der Vorteil auch in der leichteren Möglichkeit der Fokusierung.

16:49 MEZ:
Bild

Höhere Auflösung: https://karlkaiser-nature.at/forum/2025 ... A5239.jpeg

16:50 MEZ mit Emirate:
Bild

Höhere Auflösung: https://karlkaiser-nature.at/forum/2025 ... A5241.jpeg

Wünsche euch einen schönen Abend!

Karl

Sonnenuntergangszeit und Sonnenhöhe nachträglich korrigiert! siehe auch nächsten Beitrag von Elmar im Faden!
Zuletzt geändert von Karl Kaiser am 7. Feb 2025, 19:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Elmar Schmidt » 7. Feb 2025, 18:50

Hallo Karl,

hier war es ähnlich, indem es erst am Nachmittag und sehr allmählich mit vielen Cirren aufklarte. Kurz vor 17;00 wurde der Himmel dann aber beim Mond ziemlich wolkenfrei, allerdings stand ich da noch mit Einkäufen auf einem Parkplatz.

Gesucht habe ich Jupiter dann erst zu Hause und zunächst zu nah am Mond nach ihm gesucht. Gelungen ist es mir dann um 17:11. Die Sonne stand da wie bei Dir auch noch 2,6 Grad* hoch. Trotzdem betrachte ich meine Sichtung nicht als kritisch; denn das S/N lag wegen 260 cd/m^2 Himmelsleuchtdichte schon über 2 : 1 . Der Riesenplanet war auch plötzlich so deutlich, daß man ihn eigentlich früher hätte sehen müssen, aber wie gesagt war ich nicht auf die Chance eingerichtet.

*für 16:47 und Schlägl gibt mein Planetariumsprogramm noch 3,2 Grad Sonnenhöhe an und als Untergangszeit 17:12; dann wärst Du auch sonnenstandsmäßig noch etwas "eher" dran gewesen als ich...

Grüße aus Nordbaden

Elmar

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Karl Kaiser » 7. Feb 2025, 19:38

Lieber Elmar,
danke für deinen Sonnenuntergangshinweis! Ich habe im Planetariumsprogramm leider einen Standort weiter östlich (erscheint beim Start des Programms automatisch) eingetragen lassen. Meine Werte ergeben nun 17:13 MEZ als Sonnenuntergangszeitpunkt.

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Elmar Schmidt » 8. Feb 2025, 16:32

So, weiter geht's.

Heute war der Mond zwar kein guter Wegweiser mehr für Jupiter (-2,4 mag mit Extinktion), aber der hellblaue Himmel hier lud zu Versuchen ein.

Definitiv gelang es mir erst um 17:00 ihn zu sichten; die Sonne stand da noch 4,6 Grad hoch. Die Himmelsleuchtdichte betrug 500 cd/m^2, das ergibt ein S/N von 1,3. Um 16:47 (Sonnenhöhe 6,4 Grad, Himmel 800 cd/m^2, S/N = 0,8) bildete ich mir ein, ihn schon grenzwertig freisichtig zu haben und sah ihn danach im Fernglas. Bei der erstgenannten Sichtung war es umgekehrt.

Venus foppte mich heute. Isch hadde zwar schon 20 min lang die Glozzn uff, sah sie aber erst um 17:01 und dann gleich bam! Oah, jäzdt gähdt se! Die Himmelsleuchtdichte 1000 cd/m^2 bei ihr ergab mit -4,7 mag denn auch ein gigantisches S/N von etwa 5.

Mein Problem bei beiden Versuchen war die große Höhe am Himmel (Jupiter 45-47 Grad, Venus 42-40 Grad), weshalb die Planeten ohne Anhaltspunkt im Himmel gesucht werden müssen. Ich sollte eigentlich nur noch mit GoTo-Montierung weitermachen. Balld!

---

Mars tauchte heute um 17:41 in 31 Grad Höhe auf (Sonnentiefe -1,9 Grad). Die Himmelsleuchtdichte von 45 cd/m^2 bei ihm führt mit -0,8 mag auf ein S/N von über 2,5. Dies und die sofort schon deutliche Sichtbarkeit zeigen, daß da noch was gehen könnte.

Deshalb aufgemerkt: Morgen (9.2.25) ist der Mond ein idealer Wegweiser für den roten Planeten. Mars könnte vielleicht schon etwas vor Sonnenuntergang (in Frankfurt um 17:33) freisichtig werden. Er steht dann 30 Grad hoch und nur 1,2 Grad unterhalb des Mondes.

Heute um 17:54 (Sonnentiefe -3,9 Grad) waren dann auch Pollux und Castor schon leicht. 4,5 cd/m^2 bedingen ein S/N von 1,5 (bei Castor mit 1,73 mag extingiert). Auch das ließe sich noch unterbieten.

Beste Grüße

Elmar
Zuletzt geändert von Elmar Schmidt am 8. Feb 2025, 18:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Karl Kaiser » 8. Feb 2025, 18:11

Da schließe ich mich auch noch mit einer Beobachtung von heute an:
Jupiter konnte ich erstmals um 16:27 MEZ in Schlägl beobachten und auch längere Zeit im Auge halten, bevor er wieder vorübergehend "verschwunden" ist. Die Sonne stand da noch 6° 09' hoch. Es war nicht einfach, ihn dauernd zu erblicken. Immer wieder "entzog" er sich dem Blick, um dann aber wieder aufzutauchen. Der Himmel war in Jupiters Umgebung recht klar.
Gefunden habe ich ihn zuerst mit Hilfe des Mondes und den Azimuth- und Höhenwerten aus Stellarium mit dem Feldstecher.

Beste Grüße aus Schlägl von

Karl

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Christoph Gerber
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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Christoph Gerber » 9. Feb 2025, 00:03

Hallo Elmar und Karl,
hier noch meine Nachträge:
Gestern (7.2.) löste sich der Hochnebel am Nachmittag auf, aber es waren Cirren vorhanden. Gegen 15:45 MEZ versuchte ich mit 12x60 den Jupiter zu finden – aber es war aussichtslos aufgrund der Cirren: Jupiter mit seiner geringen Flächenhelligkeit hält leider nicht mit den Cirren mit. Venus war – trotz Wolken – leicht zu sehen. Ich konnte nicht weiter beobachten, da ich auf eine Tagung fuhr.
Heute (8.2.) in Bad Herrenalb/Neusatz: Tagsüber Ac, Venus mehrfach problemlos und schnell gefunden. Schon vormittags (11:15 MEZ) hatte ich eher unerwarteten Erfolg, als ich sie günstig stehend zwischen Bäumen erwischt habe. Mittags bei einem Spaziergang war es folgendermaßen: um 14:05 am Haus nicht gefunden, 14:10 im Freien dann sofort lokalisiert. Bei der Rückkehr umgekehrt: im Freien noch direkt gefunden (14:45 MEZ), und knapp später – wieder am Haus – nicht gefunden. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich sie besser im Freien lokalisieren kann als mit Dach etc. als Referenz.
Nachmittags um 16:30 MEZ (bei einer Pause) nochmals kurz nach Venus geschaut, und sie neben einer Cirre sofort im Blick gehabt.
Der Mond stand im Osten in einem Himmelsbereich, der Wolkenlos und tiefblau klar erschien. Nun ja, der Mond stand schon sehr weit vom Jupiter entfernt, aber dennoch reizte es mich, es wenigstens zu versuchen. In Gedanken (!) die ca. 12° Mondentfernung zu gestern abgesteckt und dann noch einmal die etwa 10° weiter nach Westen – und da stand tatsächlich der Jupiter, erstaunlich hell und leicht sichtbar. Ich war so verdutzt, dass ich noch mal Richtung Sonne schaute, um sicher zu gehen, dass sie noch nicht untergegangen war. Aber das war sie nicht, sie war zwar hinter dichtem Cirrus stark abgeschwächt, aber noch weit vor dem Untergang (Sonnenuntergang hier um 17:38). Ich hätte nicht gedacht, dass Jupiter so leicht zu finden (immerhin 22° vom Mond entfernt!) und zu sehen (und auch recht leicht wiederzufinden!) wäre – und das ganz ohne Fernglas. Leider reichte die Zeit nicht mehr, nach Mars zu suchen; ich hatte keine Ahnung, wo er sich bezgl. des Mondes befand. Als ich Mars dann am dunklen Himmel sah war mir klar, dass der Helligkeitsunterschied zu Jupiter doch so beträchtlich ist, dass ich ihn ohne Hilfe des Fernglases wohl nicht gefunden hätte. Mal sehen, ob morgen der Himmel noch einmal klar sein sein wird – dann aber wieder vom tiefer gelegeneen Heidelberg aus. Die klare Luft und die Höhe hier in Neusatz (587m) ([edit: ich hatte das falsche Neusatz genommen:] 236m - na ja, so kann man sich täuschen: Ziegelhausen liegt auf 115m und damit nicht so wesentlich tiefer...) werde ich vermissen...

Gruß mal nicht aus HD,
Christoph

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Karl Kaiser » 10. Feb 2025, 18:26

Hallo Christoph,

Hut ab, dass du Jupiter freisichtig so schnell auffinden konntest! Ich weiß nicht, ob mir seine Lokalisierung ohne Feldstecher gelingen würde!
Derzeit lässt die Witterung eine Beobachtung am Taghimmel nicht zu und die kommenden Tage ist der Mond auch kein Helfer mehr.

Wünsche dir einen erholsamen Abend,
Karl

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Elmar Schmidt
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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Elmar Schmidt » 17. Feb 2025, 21:54

Hallo,

der ganztags klare Himmel lud heute (17.02.) zum erneuten Versuch einer Tagsichtung von Jupiter ein. Problem ab etwa 16:30 war die große Höhe ohne den Mond als Wegweiser wie neulich. Es gelang mir daher erst um 17:19 MEZ, auf dem Balkonteppich liegend, den Planeten in 54 Grad Höhe zu erwischen. Immerhin zuerst mit bloßen Augen, danach bestätigt vom Pentax 6,5x21. Die Sonne stand nur noch 4 Grad hoch, so daß die Himmelsleuchtdichte bei Jupiter schon auf 490 cd/m^2 zurückgegangen war. Daraus folgt ein an sich gutes S/N von 1,17.

Venus wurde natürlich schon eher und am wesentlich helleren Südwesthimmel (3975 cd/m^2) freisichtig, nämlich um 16:45 in 47 Grad Höhe bei der Sonnenhöhe 17 Grad. Aber auch hier mußte ich lange hochstieren, bis ich sie fand, in dem Fall zuerst mit dem Fernglas. Die Freisichtigkeit war dann aber so deutlich wie es das hohe S/N = 1,33 besagt. Im Grunde hätte einem Venus schon seit Mitttag durchgehend auffallen müssen.

Beide Sichtungen waren also nicht "einfach", aber auch nicht "kritisch", wir haben viele mit erheblich niedrigerem S/N. Dieses Paradox hat in beiden Fällen mit den großen Objekthöhen am wolkenlos blauen Himmel zu tun. Das führt zu dem Handicap, daß sich selbst bewährte Landmarken für Azimute wie mein Südweiser nicht mehr gut "verlängern" lassen.

Es bleibt festzuhalten, daß Gelegenheitsbeobachtern ohne Hinweise und Hilfestellungen kaum Tagessichtungen von Venus vergönnt sein dürften. Und selbst für unsereinen wäre eine GoTo-Montierung sinnvoll, um sie und Jupiter mit weniger Frust zu finden. Bei Sirius demnächst im April halte ich das sogar für unabdingbar. Mars ist übrigens vor und nach seiner diesjährigen Aphel-Opposition kein Taghimmelsobjekt geworden. Und Merkur wird es nie wegen zu großer Sonnennähe.

Gruß, Elmar


Nachtrag (18.2.): heute zogen hier schon wieder Cirren auf :( Das ermöglichte mir nur, Venus noch einmal zu versuchen, was schließlich gegen 15:30 in 48 Grad Höhe bei der Sonnenhöhe 19 Grad auch gelang. Der Himmel war mit 5250 cd/m^2 deutlich heller als gestern, so daß sich ein S/N von 1,00 ergab. Das dürfte allerdings zu hoch ausgefallen sein, weil Venus sicher noch Zusatzextinktion von den Wolken erfuhr. Die Sichtung war auch nicht einfach und erforderte zuvor das Auffinden mit dem Fernglas und Anhaltspunkte am Dachtrauf.

johozi
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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von johozi » 19. Feb 2025, 15:32

20250219_162658.jpg
Jupiter am Tag, ca. 15:30 mit 12 " Newton 1/500 sec.
20250219_162820.jpg

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Christoph Gerber » 23. Feb 2025, 16:15

Hallo zusammen,

nachdem es seit Mittag hier zunehmend aufklart, habe ich es am Nachmittag mehfach mit der Suche nach dem Jupiter versucht (Venus ist mit bloßem Auge z.Z. gar kein Problem, ich kann sie sogar im Gehen – beim Spaziergang – ausfindig machen... !) Anhaltspunkt liefern mir die Venus und der Aufgangsort des Mars auf der Skyline im Osten: so kann ich den Verlauf der Ekliptik abschätzen – und die etwa 60° von der Venus bis zum Jupiter.

Erster Versuch um 15:06 MEZ: ein Flugzeug flog durch den Bereich, in dem ich Jupiter vermutete: als willkommene Hilfe gleich mit dem Fernglas hingeschaut – und Jupiter sofort knapp über dem Kondensstreifen gesichtet. Mit bloßem Auge (BA) kurz erhascht – aber dann war es auch schon vorbei. Nicht wiedergefunden.
Zweiter Versuch ab 15:55 MEZ: Jupiter (nach wiederauffinden mit 12x60) mit BA mehrmals für einen "Wimpernschlag" erfasst, konnte ihn aber nicht weiter halten. Der Ort aber stimmte, wie eine Überprüfung mit dem Fernglas ergab.
Erneuter Versuch ab 16:35 MEZ: um 16:39 Jupiter endlich für 1-2 sek im Blick gehabt, aber dann "verschwamm" das Bild wieder – wie oben... Um 16:44 plötzlich klar und deutlich für mehrere Sekunden, so dass ich mich fragte, warum er bisher so schwierig war – und dann feststellen musste, dass er wieder "verschwamm" und unsichtbar wurde. Jedoch schnell wiedergefunden (BA) und wieder länger zu sehen: jetzt zweifelsfreie Sichtung.

Es bleibt unklar, was für Faktoren alles bei der Sichtbarkeit mitspielen. Einen habe ich aber heute wieder bestätigt gefunden: Beim Erstblick ist er oft besser zu sehen als unmittelbar danach; die spontane Sichtung ist leichter als die darauf folgende "anstrengendere" Suche nach dem Lichtpünktchen...

Gruß aus HD,
Christoph

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Elmar Schmidt » 25. Feb 2025, 07:42

Hallo Christoph,

ich konnte das schöne Wetter am Wahltag leider nicht nutzen und habe für Deine Sichtung ein S/N von 0,68 abgeschätzt, das für Jupiter im oberen Bereich liegt. Das intermittierende Auftauchen und Verschwinden der Tagobjekte ist mir auch ein Begriff. Während ich früher das Fokussieren auf Unendlich für das Hauptproblem hielt, sehe ich das inzwischen beim "Einkreisen" der einigermaßen korrekten Richtung, und daß es auch abseits von der nach einiger Zeit des Starrens zu aufblitzenden Sensationen, also Einbildungen kommt.

Viele Grüße

Elmar

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Christoph Gerber » 4. Mär 2025, 15:33

Hallo zusammen,

der Mond steht heute (4.3.) etwa 25° (nahezu Nebensonnen/mondentfernung) vom Mond entfernt. Mit dessen Hilfe sowie den Haseltrieben (und dem 12x60-Glas) Jupiter im Zeitraum 15:55–16:05 mehrfach gesichtet: die gleichen "Erscheinungen" wie am 23.3. um 15:55 (s.o.): "Aufblitzen" und "verschwimmen".
Morgen und übermorgen steht der Mond dem Jupiter am nächsten und bietet wohl eine letzte gute Gelegenheit zur Beobachtung (Elongation knapp 90°; nächsten Monat beträgt sie nur noch knapp über 60°). So hoch (und günstig) wird Jupiter nochmals nächstes Jahr (dann erst wieder in 12 Jahren!) stehen.

[Nachtrag: um 17:34 war Jupiter schon problemlos mit BA zu finden (Sonnenuntergang heute gegen 18:14)]

Gruß aus HD,
Christoph

PS: Morgen Nachmittag bedeckt der (fast) Halbmond den Hauptstern der Plejaden (Alcione = Eta Tauri), Austritt um 13:52 (Heidelberg, lt. Stellarium) etwa am Mondäquator, also da, wo die Sichel am dicksten ist. Mit einer Helligkeit von +2.9 mag ist er eine Herausforderung für 12x60, wohl aber keine für Teleskope. Wenn das Wetter mitspielt, werde ich es versuchen!

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Christoph Gerber » 4. Mär 2025, 17:38

... und jetzt auch noch MARS !

Die Leichtigkeit, mit der Jupiter zu sehen war, war Anreiz, es auch mit Mars zu versuchen:
um 17:55 MEZ hatte ich ihn mit dem Fernglas (12x60) gefunden;
um 17:58 erstmals freisichtig "erfasst" – so wie bei Jupiter: ein "Wabern" an der Sichtbarkeitsgrenze. Grenzwertige Sichtung (aber mit der Erfahrung von Jupiter in jüngster Zeit würde ich die Sichtung doch als sicher bezeichnen!)
um 18:03 erneut freisichtig erfasst
um 18:08 zum dritten Mal, danach dann immer wieder; und
um 18:12 war er dann "plötzlich" ohne Fernglashilfe auffindbar und konstant sichtbar...

Sonnenuntergang je nach Quelle: 18:13 (stellarium), 18:14 (meteoblue), 18:15 (heavens-above)
Die Marshelligkeit beträgt z.Z. (gerade noch) -0.2 mag
Nach stellarium betrug die Sonnenhöhe um 17:58 1°52' – die Sichtung mit bloßem Auge erfolgte also bereits in der "Helldämmerung" und zählt nicht als Tagessichtung. Die nächsten Tage sollen ja wolkenlos werden, und am 8.3. steht der Mond nahe Mars als Aufsuchhilfe. Und jetzt weiss ich ja auch, wo ich zu suchen habe... Vielleicht gelingt doch noch eine Tagsichtung!

Gruß aus HD,
Christoph

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Elmar Schmidt » 4. Mär 2025, 17:54

Hallo Christoph,

danke für den Bericht. Ich bin im Moment etwas pollenallergiebeeeinträchtigt und habe noch nicht mal Venus probiert.

Zunächst ist Mars im Moment deutlich heller, als seine Ephemeride angibt, nämlich eher -0,4 mag. Und dann steht er so hoch, daß meine zenitnahen Werte der Himmelshelligkeit anwendbar sind. Die gehen halt zum Sonnenuntergang stark zurück, bei 6/4/2/0 Grad Sonnenhöhe auf ugf. 600/450/300/130 cd/m^2. Für die genannte Marshelligkeit sind dann S/N von 0,17/0,23/0,36/0,83 abschätzbar. Das sind Werte, bei denen auch Jupiter schon freisichtig wurde.

Ja, im Prinzip grenzwertig, gratuliere! Das läßt auf Sirius im April hoffen, für den man sich schon mal Landmarken machen sollte.

Viele Grüße

Elmar

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Christoph Gerber » 5. Mär 2025, 18:22

Jupiter und Mars heute (5. März)

14:15 Jupiter rasch mit 12x60 erfasst (Mond 13° entfernt), 14:18 evtl. kurz mit BA erhascht. Nächster Versuch um 15:35: Das Wiederfinden gestaltete sich recht schwierig, um 15:42 hatte ich ihn dann wieder, und zwar auch mit BA (über einen längeren Zeitraum, aber er verschwand immer wieder mal kurz, um gleich darauf wiederzukommen: sichere Sichtung)
17:21 MEZ ohne Fernglas gefunden, gut und konstant sichtbar. Dennoch erstaunlich schwer, ihn wiederzufinden. Günstig positioniert (über einem bestimmten Hasel-Trieb) war es nun ein Leichtes (!), ihn immer wieder zu finden und als Ausgangspunkt (!)(zusätzlich zum Mond) für die Suche nach dem Mars zu nutzen – irgendwie irre!
Um 17:43 Mars erstmals mit dem Fernglas erwischt, aber sofort wieder verloren. Um 17:50 endlich wiedergefunden, aber auch dann wieder schnell verloren. Es war wie verhext: Mars schien einfach nicht auffindbar zu sein, obwohl er ja da stand! Nachdem ich ihn erneut um 17:58 erfasst hatte, um 17:59 evtl. erstmalig mit BA erhascht. 18:07 und 18:08 dann jeweils kurz "verschwommen" gesichtet, und um 18:12 dann "plötzlich" konstant und leicht mit BA zu sehen. Diese überraschende Plötzlichkeit hatte ich auch gestern – um genau die gleiche Uhrzeit. Was steckt dahinter? Aber dennoch war das keine "Garantie" ich hatte ihn danach weder mit BA nocht mit dem Fernglas (!) wiedergefunden (erst wieder um 18:18). Ende der Beobachtung.

Was mich fasziniert ist – und deshalb habe ich das so ausführlich beschrieben –, dass eine einmal erfolgte gute und sichere Sichtung überhaupt nicht zu einer raschen Wiederauffindung des Gestirns führen muss. Viel Geduld ist gefragt – oder wie Elmar es ausdrückt: es ist eine große Frustrationstoleranz notwendig!

Gruß aus HD und einen klaren Abend,
Christoph

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Re: Jupiter am Tageshimmel (Frühjahr 2025)

Beitrag von Elmar Schmidt » 6. Mär 2025, 23:21

Hallo Christoph,

ich konnte aus verschiedenen Gründen gestern gar nicht und heute erst gegen 17:50 nach Jupiter Ausschau halten. Mit Hilfe des nahebei stehenden Mondes bekam ich ihn schließlich freisichtig. Das S/N war mit wieder 1,3 aber nicht kritisch, ich hätte es eher versuchen sollen.

Für Deine gestrige Jupitersichtung schätze ich ein S/N von nur 0,60 ab. Es liegt dennoch um einiges oberhalb des Mittels von 0,40 für unsere nunmehr 27 Tagsichtungen (das ist die weltweit größte und systematischste Studie!), aber für eine mit 22 Grad recht hochstehende Sonne zur Elongation des Riesenplaneten von 87 Grad.

Bei Mars gab es die von Dir als sicher genannten Erkennungen wieder erst für Sonnenhöhen unter 1 Grad. Hier halte ich zeitlich frühere Versuche für zwecklos, da Mars heute auch bei mir gemessen nur noch -0,22 mag hell war. Wir sollten uns um den 12.4. nun auf Sirius konzentrieren.

Zu den Schwierigkeiten der Erkennung von Punktobjekten bin ich inzwischen so weit, daß das mit dem Widerstreit des Hinstierens und der eigentlich nötigen (sog. sakkadischen) Scanbewegungen des Auges zu tun hat. In Versuchen, wo diese mit Spiegeln o.a. unterbunden werden, hat man ermittelt, daß das Auge selbst bei strukturierten Objekten nur noch eine homogene Fläche sieht, also noch nicht mal eine Kante oder Linie erkennt!

Viele Grüße

Elmar

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