Beobachtungsaufruf: Freisichtigkeit von Jupitermonden?

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Christoph Gerber
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Beobachtungsaufruf: Freisichtigkeit von Jupitermonden?

Beitrag von Christoph Gerber » 1. Jan 2025, 15:07

Beobachtungsaufruf

Jupiter hat nun seine Opposition knapp einen Monat hinter sich, so dass er am Abendhimmel gut und hoch am Himmel zu sehen/beobachten ist. Bei einer „Spielerei“ mit Stellarium ist mir aufgefallen, dass es im Januar wiederholt zu engen Konjunktionen der Jupitermonde III + IV kommt. Diese finden in etwa 5’ vom Jupiter entfernt statt. Diese Entfernung und das kombinierte Licht beider Monde könnte zu einer Sichtbarkeit mit bloßem Auge (BA) des „Mondes“ führen.
Hin und wieder wird über Sichtungen der Jupitermonde (III und IV) mit bloßem Auge berichtet. Durch eigene Beobachtungen habe ich festgestellt, dass in unmittelbarer Jupiternähe Sterne deutlich schwächer erscheinen (ich habe dies den „Überstrahlungseffekt“ genannt). Dies trifft besonders auf die Jupitermonde zu, die trotz ihrer Helligkeit demnach mit BA nicht sichtbar sind (das ist wohl auch der Grund, weshalb es so wenige Sichtungen gibt). Bei der „perfekten“ Oppositionsnacht am 5./6.1.2014 (mit Sonnentransit der Erde!) mit deutlichem Oppositionseffekt konnte ich das Paar III+IV in der Zeit der nächsten Annäherung ohne Schwierigkeiten mit BA erkennen. Immer noch offen ist für mich die Frage, welchen Beitrag zur Sichtbarkeit der Oppositionseffekt tatsächlich beigetragen hat (Literaturwert: -0.3 mag). Im Januar besteht die Möglichkeit, dieses Paar unter normalen Umständen zu beobachten. Wie hell erscheint das kombinierte Mondpaar?

Hier die Termine der Konjunktionen in MEZ (alle Daten nach stellarium):
2025
04.1.25 21:40 5.8 ´ östlich (maximale Ganymed-Elongation !) (H: 61°; Mond bei Saturn, 25% beleuchtet)
07.1.25 24:15 5.5 ´ westlich (H: 51°; Mond 60% beleuchtet, etwa 40° entfernt)
29.1.25 19:10 5.4 ´ westl. (H: 58°)
01.2.25 19:00 4.8 ´ östl. (H: 58°; Mond bei Venus und Saturn, 13% beleuchtet, etwa 75° entfernt)

Helligkeitsprognose für den 4.1.2025:
III +4.7 mag
IV +6.0 mag
(Addition: -0.29 mag) kombiniert: +4.4 mag
Der Oppositionseffekt beträgt -0.3 mag. In der genannten Oppositionsnacht kam ich auf eine Summenhelligkeit von +4.7 mag, abzüglich des Oppositionseffektes +5.0 mag. Die erwartete kombinierte Helligkeit am 4.1.2025 dürfte (deutlich?) unter +5.0 mag liegen. Mal sehen, ob das Wetter etc. mitspielt – und in wie weit der Mond stört...


Die Opposition erfolgte bereits am 7.12.2024 um 22 MEZ, die beiden Begegnungen von III+IV weitab von Jupiter erfolgten am
10.12.24 22:50 6.0 ´ westlich (III: +4.5 , IV: +5.6 mag) (mit 75% beleuchtetem Mond am Himmel)
14.12.24 02:00 5.9 ´ östlich (III +4.6, IV +5.7 mag) (mit dem Vollmond 5° nördlich von Jupiter!)
Durch den Vollmond (bzw. Vollmondnähe) waren BA-Beobachtungen unmöglich.

Beobachtungen in letzten vergangenen (klaren) Nächte zeigten, dass ich in der Umgebung von Jupiter Sterne bis +5.0 mag sehen konnte: i Tau +5.0, m Tau +4.9v (sowie l Tau +5.3 v.a. mit indirekter Sicht, Jupiterentfernungen 3.0°/5.6°/4.8°). Schwächere Sterne blieben mir unsichtbar: 105 Tau mit +5.8 mag (Jupiterentfernung 4.5°) und HR1471 mit +5.9 mag (Jupiterentfernung 2.6°) – da mag aber neben der Grenzgröße (bei guten Luftverhältnissen etwa bei +6.0 mag) die Blendwirkung des Jupiter evtl. schon eine Rolle spielen...

Gruß aus HD
Christoph
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4.1.2025 Jupiter und Helligkeitsangaben (nach stellarium)
4.1.2025 Jupiter und Helligkeitsangaben (nach stellarium)

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Christoph Gerber
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Re: Beobachtungsaufruf: Freisichtigkeit von Jupitermonden?

Beitrag von Christoph Gerber » 10. Jan 2025, 18:28

Mein Beobachtungsbericht:
Am 4.1. war hier bedeckter Himmel – keine Beobachtungsmöglichkeiten!
Am 7.1. konnte ich zumindest in (kleinen) Wolkenlücken jeweils kurz beobachten (daher störte der Mond auch überhaupt nicht). Dabei fiel mir auf, dass die Gesamthelligkeit von III+IV wesentlich geringer war, als ich vermutet hatte: sie lag deutlich unter +5.8 mag. Leider konnte ich immer nur sehr kurz beobachten, eine richtige Schätzung konnte ich nicht durchführen.
Um 19:55 MEZ waren beide Monde noch mit 12x60 gut zu trennen, um 23:10 (etwa 1 h vor der Konjunktion der Monde, Abstand 18") war dies nicht mehr der Fall (allerdings habe ich auch keine Zeit auf eine mögliche Trennung beider verwendet). Die kombinierte Helligkeit entsprach in etwa dem Stern HR1512 mit +6.3 mag (!).
Dabei waren laut stellarium III +4.76 mag und IV +6.00 mag hell, die kombinierte Helligkeit (0.3 mag heller) betrug +4.5 mag. Mit +6.3 mag lag die beobachtete Helligkeit aber deutlich unter der Sichtbarkeit mit BA! Die Abschwächung von rund 1.8 mag entspricht jedoch sehr gut dem bisherigen Ergebnis des „Überstrahlungseffektes“ (s. Komposit-Lichtkurve am Schluss des oben verlinkten Beitrages).

Damit scheint mir klar (bzw. erneut bestätigt): eine Sichtbarkeit mit bloßem Auge der Jupitermonde ist unter normalen bis guten Bedingungen so gut wie ausgeschlossen. Wer den Abschwächungseffekt selber einmal nachvollziehen will, kann es Ende des Monats versuchen: am 29.1. und 1.2. (s.o.) gibt es (jeweils um 19:00 MEZ) nochmals diese Möglichkeit.

Gruß aus HD,
Christoph

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