nlc-artige Höhendunstschlieren über der Lausitz (19.05.2012)

Forum für Leuchtende Nachtwolken (NLC)

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Richard Löwenherz
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nlc-artige Höhendunstschlieren über der Lausitz (19.05.2012)

Beitrag von Richard Löwenherz » 22. Mai 2012, 12:17

Hallo,

am Samstagabend beobachtete ich bei Sonnenuntergang zwischen Schwepnitz und Cosel (Lausitz) sonderbare Strukturen am Westhimmel, die sehr an Leuchtende Nachtwolken erinnerten. Ich vermute, dass es sich um Höhendunst handelte, der sich an einer Inversionsschicht sammelte, denn am Boden herrschte gute Fernsicht und das Niveau dieser feinen Strukturen lag offensichtlich unterhalb der einzelnen erkennbaren Cirren, da sie früher verblassten, als die Cirren.

Solche Höhendunstschlieren (wie bezeichne sie jetzt einfach mal so) habe ich früher schon einige Male beobachten können, jedoch nie in so einer Ausprägung. Helligkeit und Ausdehnung waren ungewöhnlich, auch die silbrige Färbung.

Hier eine repräsentative Aufnahme der Erscheinung von 19:26 MEZ (zwei Einzelaufnahmen nebeneinander, leicht kontrastverstärkt):

Bild

Diese Strukturen überzogen kurz vor Sonnenuntergang den gesamten Westhimmel; die Obergrenze lag auf einer Linie Süd-Zenit-Nord. Sie fielen mir 19:20 MEZ auf, erreichten aufgrund des besseren Himmelskontrastes kurz vor Sonnenuntergang die größte erkennbare Ausdehnung, zogen sich dann an den Westhorizont zurück und verblassten schließlich auch dort gegen 20:00 MEZ, danach hoben sie sich horizontnah als einige dunkle Schlieren gegen den helleren Himmelshintergrund ab und waren nach wie vor gut von den Cirren zu unterscheiden.

Hat jemand ähnliches beobachtet? Gibt es plausible Erklärungen zur Entstehung?

Beste Grüße,
Richard

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Reinhard Nitze
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Beitrag von Reinhard Nitze » 22. Mai 2012, 14:33

Hallo Richard!

Ich habe gestern ebenfalls eine "Dunstschicht" unterhalb der Cirren gesehen. Der Himmel hatte dort so eine eigenartige "oliv-Farbe", die ich auch in den Farben deines Bildes meine erkennen zu können. Bei mir war das Zeug allerdings längst nicht so struktuiert und auffällig. Ich hatte es bemerkt, dann aber nicht mehr weiter beachtet - zuviel Hausarbeit...


Viele Grüße, Reinhard!
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Richard Löwenherz
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Beitrag von Richard Löwenherz » 22. Mai 2012, 23:56

Hallo Reinhard,

da du die "oliv-Farbe" erwähnst... es könnte ja sein, dass es sich bei diesen "Dunstschlieren" auch um eine Ansammlung von Schmutz-, Staub- oder Rußpartikeln handelt, z.B. von einem größeren Waldbrand. Die rötliche Korona um die untergehende Sonne - hat die nicht Ähnlichkeit mit dem Bischopschen Ring (hab so einen bewusst noch nie beobachtet)?

Grüße,
Richard

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Reinhard Nitze
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Beitrag von Reinhard Nitze » 23. Mai 2012, 03:22

Hallo Richard!

Denkbar. Aber gibt es momentan größere Brände im europäischen Raum? Die Sonne hatte gestern auch bei uns eine große Dunstaureole mit breiten rötl. Rand. Nicht sehr stark aber doch deutlich. Ich schrieb das aber der leichten Gewitterneigung zu, die hier herrschte (und leider nicht eintrat).

Viele Grüße, Reinhard
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Richard Löwenherz
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Beitrag von Richard Löwenherz » 23. Mai 2012, 15:51

Ich hab mal noch ein bischen bezüglich Inversion, Windrichtung und Waldbrände recherchiert und habe dabei einige Hinweise gefunden, die die Waldbrand-Theorie bestätigen könnten:

Zur Inversion:
Der Radiosondenaufstieg von Lindenberg (östliches Brandenburg) gibt tatsächlich eine kleine Inversion in größerer Höhe wieder. Beim Aufstieg am 19.5. um 1:00 MEZ lag sie in 2300m Höhe (darüber Temperaturanstieg von 0 auf +1°C), am 20.5. um 13:00 MEZ lag sie auf 1300m Höhe (darüber Temperaturanstieg von 10,5 auf 12°C). Am 19.5. um 19:00 MEZ lag sie dann über der Lausitz (etwas südlicher) wahrscheinlich bei 2000m.

Zur Waldbrandlage:
Auf den MODIS-Satellitenbildern der NASA werden in der Regel auch Waldbrandherde lokalisiert, die mit roten Punkten markiert sind. Die Aufnahme vom 19.5. um 10:30 MEZ zeigt solche Brandherde im Westen Polens (bei Nowe Miasteczko südlich von Zielona Gora) und im Norden Tschechiens (bei Mladá Boleslav nordöstlich von Prag): http://lance-modis.eosdis.nasa.gov/cgi- ... 00.1km.jpg

Zur Windrichtung:
Da die Bodenwinde an diesem Tag vornehmlich aus Süd bis Südost wehten, kommt offensichtlich nur der böhmische Brandherd nordöstlich von Prag als Partikelquelle in Frage. Auch die Radiosondenaufstiege in Lindenberg zeigen diese Windrichtung bis in größere Höhen. Dort gab es am 19.5. um 1:00 MEZ Südost- bis Südwind bis in 1,5km Höhe, am 20.5. um 13:00 MEZ Südostwind bis in 2,5 km Höhe, so dass zum Beobachtungstermin der nlc-artigen "Höhendunstschlieren" über der Lausitz auch die Inversionsschicht aus dieser Richtung betroffen wurde.

Hinzu kommt, dass auch auf einigen Fotos von Alexander Haußmann, der zu diesem Zeitpunkt im Elbsandsteingebirge weilte und Aufnahmen vom Sonnenuntergang anfertigte, ebenfalls solch filigrane Strukturen zu erkennen sind, was sich mit dem beschriebenen Hergang zur Ursache deckt. In meinen Augen ist damit das Rätsel zur Entstehung gelöst ;)

Grüße,
Richard

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Richard Löwenherz
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Beitrag von Richard Löwenherz » 24. Mai 2012, 13:17

Hier wird von einem massiven Waldbrand (2 Hektar) am Nachmittag des 19.5. berichtet, allerdings in Kunratice u Cvikova am Südrand des Lausitzer bzw. Zittauer Gebirges (etwas nordwestlich der in den MODIS-Satbildern markierten Stelle):

http://liberecko.regiony24.cz/11-153211 ... -u-cvikova (google-Übersetzung)

Grüße,
Richard

Alexander Haußmann
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Beitrag von Alexander Haußmann » 25. Mai 2012, 17:17

Hallo allerseits,

hier noch zur Vervollständigung das von Richard erwähnte Bild, aufgenommen vom Großen Zschirnstein um 19.41 MEZ:

Bild

Viele Grüße, Alex

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