Bildbearbeitung; was meint Ihr?

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Torsten Serian Kallweit
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Bildbearbeitung; was meint Ihr?

Beitrag von Torsten Serian Kallweit » 30. Apr 2013, 13:57

Bei der langwierigen Aufgabe, meine Website endlich mal zu aktualisieren und die Bilder vom Herbst 12 und jetzt vom März 13 reinzustellen, bin ich langsam am verzweifeln was die Bildbearbeitung angeht.

Mit Dias war das recht einfach: einscannen und so bearbeiten, dass der Bildeindruck am PC möglichst dem des original Dias entspricht.
Bei einer Digi-Knipse a la D700 sieht das völlig anders aus. Bereits leichte Änderungen in den diversen Grundeinstellungen ändern das Ergebnis sehr deutlich. D.h, ich komme um eine ausführliche Nachbearbeitung am PC nicht drumrum (ohne vergleichendes Dia daneben!).
Bei leichten, grünen NLs ist das noch recht einfach. Bei den spektakulären Bildern vom 17.03.13 ist das aber etwas anderes.

Konkret: Ich habe im ersten Bearbeitungsschritt noch in Schweden die Korona-Bilder so eingestellt, wie sie in etwa der persönlichen Wahrnehmung am nächsten kommen. (Siehe Thread „Schwedenlichter 17.03.13"). Das habe ich mit Photoshop gemacht.
Diese Bilder sind alle in der Dämmerung entstanden und haben deshalb einen hohen Blauanteil sowie durch die „Dämmerungsbläue“ eine kontrastarme, etwas verwaschene Ausstrahlung.

Nun habe ich diese Bilder mit Lightroom bearbeitet. Dort ist es relativ einfach möglich, solche Farbstiche und das Auswaschen durch eine Hintergrundhelligkeit zu beseitigen.
Das Ergebnis sind atemberaubende, farbige Aufnahmen, die erst so wirklich zeigen, was da für ein Wahnsinns Nordlicht am Himmel erschienen ist.

Wichtig: das habe ich nicht durch „Farbreindrehen“ gemacht, sondern u.a. durch die sorgfältige Auswahl und Optimierung eines den Blauanteil eliminierenden, geeigneten Weißabgleichs.
Die Grundorientierung, die ich dabei habe, ist stets das Nordlicht-Grün, dass ich einfach kenne und so einstelle, dass es natürlich und eben auch nicht zu peppig (das sieht man oft bei Digi-NL-Bildern) ist. Stimmt diese Grün nicht, können auch die anderen Farben nicht korrekt sein.

Und eben bei dieser Einstellung tauchen dann auf einmal Farben im Bild auf, die in der Photoshop-Bearbeitung nur zu erahnen waren.

Jetzt aber das Dilemma: Der visuelle Eindruck war eher der der ersten Bearbeitung; real im Himmel vorhanden waren aber die Farben der Lightroom-Bearbeitung.
Wäre das Nordlicht etwas später in völliger Dunkelheit gekommen, hätte es die bläulichere, ausgewaschenere Variante wahrscheinlich nie gegeben.

Was macht nun Sinn? Die Bilder nur so wiederzugeben, wie ich es persönlich wahrgenommen habe, oder auch das zu zeigen, was real vorhanden war, aufgrund der Dämmerungshelligkeit und Dämmerungsbläue aber nicht ganz so gesehen werden konnte?

Was meint Ihr?

Ich zeige mal drei Motive jeweils in der alten, dann in der neuen Bearbeitung
(kaum zu glauben, bei der neuen habe ich sogar die Farben nachher wieder etwas rausgenommen, damit es nicht zu kunterbunt wirkt…):

Erste Photoshop-Bearbeitung:
Bild

Lightroom-Bearbeitung:
Bild

Photoshop-Bearbeitung:
Bild

Lightroom-Bearbeitung:
Bild

Photoshop-Bearbeitung:
Bild

Lightroom-Bearbeitung:
Bild

Das folgende Bild vom ganz frühen Abend mit Lightroom bearbeitet zeigt ganz schön, wie effektiv man das NL von der Dämmerung herauslösen kann und auch ein natürliches NL-Grün erreicht und dennoch erkennt, dass der Himmel noch dämmrig war. Das Violett war visuell klar zu sehen:

Bild
„Ob Du denkst, Du kannst es, oder Du kannst es nicht :
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wolfgang hamburg
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Beitrag von wolfgang hamburg » 30. Apr 2013, 17:28

Moin Torsten,

das ist die Krux der modernen Technik, durch die hohe Farbtiefe der Sensoren(heute meist 12, 14 oder 16bit pro Farbkanal) kann man so einiges raus kitzeln.

Was ist Realität?
Was man real sieht? Würde jemand anderes etwas anderes sehen(anderes Farbsehvermögen)? Was der technische Sensor sieht?
Kameras ohne IR Sperrfilter "sehen" viel mehr rotes PL.
Ich denke gesunder Menschenverstand kann helfen.
-nahe am visuellen Eindruck bleiben
-Bearbeitung offenlegen
-eventuell mehrere Ergebnisse von einer Aufnahme nebeneinander zeigen(eines nahe am eigenen visuellen Eindruck, ein weiteres "eh die Kamera hat noch mehr "gesehen"")

Am Weißabgleich zu drehen ist legitim, sollte aber nicht übertrieben und dokumentiert werden.

2 Cent only
wolfgang

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Christian Mencke
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Beitrag von Christian Mencke » 1. Mai 2013, 16:49

Moin Torsten,

also gerade bei Nachtaufnahmen, oder auch Bildern am Abend, kann man mit der Technik, bzw. gerade mit dem Weißabgleich, doch sehr unterschiedliche Sachen anstellen.
Nimmt man zum Beispiel einen wärmeren Weißabgleich, bekommt das ganze Bild natürlich einen Gelbstich, aber ich wage mal zu behaupten, dass viele das als "hübscher" empfinden, als es in der Realität ist.

Ich versuche eigentlich immer, zum mindesten beim ersten Bearbeiten, auch die Bilder so zu machen, dass sie aussehen, wie ich sie erlebt habe.

MfG
CMM

MathiasFleischer
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Beitrag von MathiasFleischer » 1. Mai 2013, 17:38

Ich hab zwar leider noch keine Erfahrung mit farbig gesehenen Polarlichtern,
aber als Nutzer einer Website wuerde ich da auch eine "2-Bild" Loesung
bevorzugen.

Also 1.Bild das dem eigenen visuellen Eindruck folgend bearbeiten und das
2. so ala das was die Kamera alles gesehen hat.

Ich wuerde Dir auch vorschlagen, wenn du mal wieder die Gelegenheit hast,
deine hoffentlich noch vorhandene Analogausruestung mitzubenutzen?
D.h. ein paar Diafilme zu verschiedenen Daemmerungsabschitten zur
gleichen Zeit mit zu belichten, fuer eine Vergleichsbasis zur Digitalen SLR.
(gleichzeitig auch eine Absicherung falls mal die ander Schaden nimmt Vorort ;))

MfG
Mathias

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Torsten Serian Kallweit
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Beitrag von Torsten Serian Kallweit » 1. Mai 2013, 18:19

@Mathias: Das mit der zweiten, analogen Kamera mit Dias mache ich eh. :D
Das kleine Problem daran ist, dass die D 700 so schnell ist, dass ich z.B. während einer intensiven Koronasichtung fast keine Zeit habe, parallel noch die alte Leica zu bedienen. Aber natürlich versuche ich das. Und genau diese Dias nehme ich dann auch als Vergleich. Von der Korona habe ich immerhin Bilder machen können, nachdem sie ins Rötliche abgedriftet ist (Bild drei).
Die Dias sehen ziemlich genau so aus wie ein Mittelding zwischen der Photoshop- und Lightroombearbeitung; generell aber auch etwas verwaschen wegen der Hintergrundhelligkeit.

Dieses parallele Fotografieren Dia und digital macht mir viel Freude, und ich verwende dafür den Provia 400x. So ein Film hat je nach Entwicklung, Handhabung etc. natürlich auch schonmal einen leichten Farbstich, aber es ist schon toll, was ich da noch für Dias in der Hand halte.
Ich habe mir sogar Anfang des Jahres noch einen Satz alter Provia 400f (den besten Film, den es für NLs je gab) ersteigert. Der Verkäufer sicherte zu, die Filme wären seit 8 Jahren in der Gefriertruhe gewesen. Und siehe da: die Filme sind tatsächlich noch völlig in Ordnung. Jetzt habe ich noch 5 davon, die in Schweden mit 80kg Elchfleisch bei einem Freund in einer Tiefkühltruhe liegen.

Muss ich wohl nochmal rauf mit beiden Kameras....
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Hans Boßmann
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Beitrag von Hans Boßmann » 1. Mai 2013, 18:31

wolfgang hamburg hat geschrieben:...Was ist Realität?
Was man real sieht? Würde jemand anderes etwas anderes sehen(anderes Farbsehvermögen)? ....
Och nee, tut das bitte nicht.
Dann bekomme ich bei Polarlichtfotos nur noch Schwarzweiß-Bilder zu sehen.

Als ich mein erstes Polarlicht zu sehen bekam, hätte ich beinahe garnicht fotografiert.
Erst meine Fotos haben mir die (grüne) Farbe gezeigt.
Meine alten Augen konnten mir nur Weiße Lichtervorhänge zeigen.

Also was wäre die richtigen Einstellunz, Polarlicht möglichst "Naturgetreu" zu zeigen?

Vielleicht einfach so, wie es junge Augen sehen würden?
Oder ist da schon zuviel beschnitten?
Dann vielleicht einfach nur mit einer Beschreibung der Licht-Bandbreite?

http://www.panorama-fabrik.de/reisen/hu ... iclist.php

Bild

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Frank Martin
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Beitrag von Frank Martin » 2. Mai 2013, 08:32

Bei deiner Frage ob bearbeiten oder nicht, wundere ich mich, wie Sichtungen bewertet werden sollen, die nur fotografisch sind, aber dem menschlichen Auge verborgen bleiben.

Ist doch Sinn und Zweck einer high ISO Langzeitbelichtung mit 16 bit pro Farbkanal, möglichst das einzufangen, was das Auge nicht sehen kann – vor allem auch das zu zeigen.

Wahrscheinlich arbeite ich für diese Meinung zu lange in der Werbung und zu lange in der Bildbearbeitung.

Für mich okay sind Verbesserungen am Bild, die keine Manipulationen sind. Meine Meinung ist so subjektiv, wie das Farbsehen des Auge.

So lange hier nicht jeder Color Management einsetzt und die bearbeiteten Bilder am kalibrierten Bildschirm beurteilt, redet man eh im Kreis.

Dieter R
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Beitrag von Dieter R » 2. Mai 2013, 11:02

Torsten, wir hatten ja auch schon darüber gesprochen, bzw. sandtest Du mir mal ein Bild, das ich für Dich bearbeitete. Das erste was ich mit einem x-beliebigen hier eingestellten Bild von Dir machte war, das ich es selbst in PS CS4 (Photoshop Version CS 4) schickte. Da sehe ich, das Du eben auch viel Tonwerte verschenkst! Spr. Apfel L bzw. Steuerung L zeigt mir, das Histogramm. Kontrolliere es (in JPG noch mehr!) bereits bei der Aufnahme, dann erst legst Du los mit dem fotografieren auf das PL. D.h. bevor Du es in ein Bildbea.Programm jagst, sollte Deine Blende halbwegs mit dem Histogramm passen. Nach Deiner finalen Bearbeitung z.B. in LR (Lightroom) am besten mit Deinen Voreinstellungen in LR zu PS schicken. Wenn Du es in ein Forum einstellst, dann am besten im kleinen Farbraum (sRGB) --> Voreinstellungen von LR dabei beachten! Ganz wichtig aber auch, kalibriere und profiliere Deinen Bildschirm. Die Bearbeitung am MAC (für Print-Bilder!) ist etwas katastrophal, da die neueren Geräte es zwar schön bunt auf dem Schirm darstellen können, eben nur da. Sie sind jedoch schwierig zu händeln, auch für erfahrene Leute. Grundsätzlich gehst Du in der Bildbea so vor: Von groß nach klein. Spr. von z.B. RAW nach JPG bzw. vom Druck zum Netz. Du überlegst also vorher _für was_ benötigst Du das Bild? Brauchst Du ein Poster in Topqualität, dann gehst Du in ein (Fach-!)Labor, das Dir die max. darstellbaren Farbraum darstellen kann (Für Profis z.B. ECiRGB bzw. AdobeRGB (Wide Gamut RGB) gewandelt in 16 bzw. 8bit reicht meist) Amateure wählen eher AdobeRGB bzw. eben "nur" sRGB, weil das die meisten Amateurlabore verarbeiten können (wollen). Hast Du einen Tintenstrulli daheim, darf es auch der große RGB Farbraum sein. Das Netz verlangt jedoch meist sRGB. Farbmanagement sollte nach so so vielen Jahren jedoch langsam mal durch sein. Ansonsten gibt es ja noch den Gockel, Yahoo oder Bing, dort sich mal über Farbmanegement durchlesen. Sagt ihr RAW ist mir zu heftig und arbeitet "nur" in JPG sehen die Bilder schon mal anderst aus, da RAW in 16bit arbeitet und JPG in 8bit d.h. die Daten werden nur Halb so groß, wenn ihr sie von RAW abspeichert und mit dem ident. Bild vergleicht. Dazu kommt das die Kamera ein eigenes Farbmanegement „verwaltet“ und auch z.B. nachschärft, Lichter angleicht, den Bildstil, den ihr wählt ins jpg rein reichnechnet. Die Voreinstellungen sollten jedoch bereits in der Kamera (auch für RAW!) so getroffen werden, das sie z.B. LR oder auch Apfels Aperture so erkennt. Spr. die Farbtemperatur herunter setzen und raus aus der "Automatischen Farbtemperatureinstellung" hier ergeben die besten Bilder Farbtemp.werte (k) zw. 2500-3200Kelvin. Nikon gibt den Farbraum tendenziell eher ein Tick blauer an. Toll für den Nachthimmel, schlecht fürs PL. Canons Tendenz ist eher zu Gelb bzw. je nach Kamerageneration noch mal etwas anderst. Für andere Knipskisten kann ich keine Urteile abgeben, da ich sie nicht kenne und wiegesagt in jepg kameraeigene Interpretierungen. Auch mit Filmrollen ist es so. "Mein" PL Film war z.B. der Kodachrome 200, der zwar auch nach Blau tendierte (nachts) und eigentlich "schmutzige" spr. braunlastige Farben hatte, nachts jedoch eine klasse Durchzeichnung darstellen konnte. Fuji war generell zu grün/gelblastig, das war mir zu quitschig grün/gelb und spiegelte sich im Schnee, am Haus etc. wider. Macht den Fehler nicht und vergleicht es mit dem Digitalen! Jeder Film reagiert anderst. Velvias sind z.B. sehr gesättigt, je nach Vergütung der Linsen kommen andere Farben heraus. Befasst Euch mit Farbmanagement und konzentriert euch auf die Zukunft und die ist nun mal Digital! Dann LR verstehen, dann erschafft man Bilder ohne an den Farbreglern schieben zu müßen. Ich hoffe ich konnte mal wieder etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben.
Viele Grüße Euer Dieter
Unser Kopf ist rund,
damit das Denken die Richtung wechseln kann
F.Picabia

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