aus verschiedenen Gründen habe ich jetzt erst mehrere Fotosessions aus dem Juni auswerten können. Das meiste sind einfach nette Dämmerungsaufnahmen, von den ich einige auf meine Atmosphärenseite gesetzt habe ( http://www.himmelsereignisse.info/atmosphaere/index.htm ).
Auch die Dämmerung am 22.06.2010 bot zunächst nur ein mittelprächtiges Abendrot:
Brennweite 6mm, F/2.8, ISO 100, 1/2s, 22.06.10, 22:16 MESZ. Sonne 4°00' unter dem Horizont
Lediglich der etwas "schmutzige" Charakter der horizontnahen roten Farbe fiel auf. Das rote Band darüber hab eich erst mal gar nicht so beachtet. Ein paar Minuten später trat dann ein anderes rotes Band in größerer Höhe immer deutlicher hervor:
Brennweite 8mm, F/3.2, ISO 100, 1/3s, 22.06.10, 22:21 MESZ. Sonne 4°33' unter dem Horizont
Dieses diffuse Band sah irgendwie seltsam aus, weshalb ich noch weiter beobachtet habe. Hier eine Aufnahme mit höherem Zoom-Faktor:
Brennweite 16mm, F/3.6, ISO 100, 1/3s, 22.06.10, 22:24 MESZ. Sonne 4°53' unter dem Horizont
Zu meinem Erstaunen trat das Band in den nächsten Minuten nicht nur stärker hervor, sondern es deutete sich eine weiteres Band, noch horizontferner, an:
Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 1/3s, 22.06.10, 22:25 MESZ. Sonne 4°59' unter dem Horizont
Mit der Sonne 5 Grad unter dem Horizont hätte man das alles noch unter normalem Abendrot abhaken können. Doch das neue Band wurde in den folgenden 10 Minuten immer kräftiger, ohne seine Lage relativ zum Horizont zu verändern:
Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 1s, 22.06.10, 22:36 MESZ. Sonne 6°08' unter dem Horizont
Erst dann verblasste es allmählich, war aber mit bloßem (an die Dämmerung adaptierten) Auge noch bis etwa 22:55 MESZ (Sonne 8° unter dem Horizont) schwach erkennbar. Die Kamera tat sich schwerer, das letzte brauchbare Foto gelang um 22:39 MESZ:
Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 1s, 22.06.10, 22:39 MESZ. Sonne 4°53' unter dem Horizont
Das Ungewöhnliche an der Erscheinung war neben der diffusen, bandartigen Struktur die Tatsache, dass mit zunehmender Sonnendepression immer horizontfernere Bänder sichtbar wurden. Das spricht eigentlich gegen troposphärische Wolken. Ich habe aber keine Erklärung, was es sonst gewesen sein könnte. Natürlich habe ich erst mal nach den üblichen Verdächtigen geschaut: Vulkanasche war nicht unterwegs, auch GOME hat nichts auffälliges gezeigt, ebenso wenig SKIRON (Saharastaub). PSC kommen schon jahreszeitlich bedingt nicht in Frage. Das Ganze sah zudem nicht wirklich wie Purpurlicht aus. Was also kann das gewesen sein?
Bemerkenswert war übrigens auch, dass Angi, die sonst meine Begeisterung für Purpurlicht, NLCs und Co. nicht unbedingt teilt, mich am nächsten Tag auf die ungewöhnliche Dämmerung ansprach.
Vielleicht ist jemand so nett und rechnet aus, wie hoch in der Atmosphäre sich eine Struktur befindet, welche bei einer Sonnendepression von 6° und einer Horizonthöhe von etwa 40° gerade noch von der Sonne beleuchtet wird.
Viele Grüße aus Bonn!
Stefan