Seltsame Dämmerungserscheinung am 22.06.2010

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StefanK
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Seltsame Dämmerungserscheinung am 22.06.2010

Beitrag von StefanK » 28. Jul 2010, 00:19

Hallo zusammen,

aus verschiedenen Gründen habe ich jetzt erst mehrere Fotosessions aus dem Juni auswerten können. Das meiste sind einfach nette Dämmerungsaufnahmen, von den ich einige auf meine Atmosphärenseite gesetzt habe ( http://www.himmelsereignisse.info/atmosphaere/index.htm ).

Auch die Dämmerung am 22.06.2010 bot zunächst nur ein mittelprächtiges Abendrot:

Bild
Brennweite 6mm, F/2.8, ISO 100, 1/2s, 22.06.10, 22:16 MESZ. Sonne 4°00' unter dem Horizont

Lediglich der etwas "schmutzige" Charakter der horizontnahen roten Farbe fiel auf. Das rote Band darüber hab eich erst mal gar nicht so beachtet. Ein paar Minuten später trat dann ein anderes rotes Band in größerer Höhe immer deutlicher hervor:

Bild
Brennweite 8mm, F/3.2, ISO 100, 1/3s, 22.06.10, 22:21 MESZ. Sonne 4°33' unter dem Horizont

Dieses diffuse Band sah irgendwie seltsam aus, weshalb ich noch weiter beobachtet habe. Hier eine Aufnahme mit höherem Zoom-Faktor:

Bild
Brennweite 16mm, F/3.6, ISO 100, 1/3s, 22.06.10, 22:24 MESZ. Sonne 4°53' unter dem Horizont

Zu meinem Erstaunen trat das Band in den nächsten Minuten nicht nur stärker hervor, sondern es deutete sich eine weiteres Band, noch horizontferner, an:

Bild
Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 1/3s, 22.06.10, 22:25 MESZ. Sonne 4°59' unter dem Horizont

Mit der Sonne 5 Grad unter dem Horizont hätte man das alles noch unter normalem Abendrot abhaken können. Doch das neue Band wurde in den folgenden 10 Minuten immer kräftiger, ohne seine Lage relativ zum Horizont zu verändern:

Bild
Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 1s, 22.06.10, 22:36 MESZ. Sonne 6°08' unter dem Horizont

Erst dann verblasste es allmählich, war aber mit bloßem (an die Dämmerung adaptierten) Auge noch bis etwa 22:55 MESZ (Sonne 8° unter dem Horizont) schwach erkennbar. Die Kamera tat sich schwerer, das letzte brauchbare Foto gelang um 22:39 MESZ:

Bild
Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 1s, 22.06.10, 22:39 MESZ. Sonne 4°53' unter dem Horizont

Das Ungewöhnliche an der Erscheinung war neben der diffusen, bandartigen Struktur die Tatsache, dass mit zunehmender Sonnendepression immer horizontfernere Bänder sichtbar wurden. Das spricht eigentlich gegen troposphärische Wolken. Ich habe aber keine Erklärung, was es sonst gewesen sein könnte. Natürlich habe ich erst mal nach den üblichen Verdächtigen geschaut: Vulkanasche war nicht unterwegs, auch GOME hat nichts auffälliges gezeigt, ebenso wenig SKIRON (Saharastaub). PSC kommen schon jahreszeitlich bedingt nicht in Frage. Das Ganze sah zudem nicht wirklich wie Purpurlicht aus. Was also kann das gewesen sein?

Bemerkenswert war übrigens auch, dass Angi, die sonst meine Begeisterung für Purpurlicht, NLCs und Co. nicht unbedingt teilt, mich am nächsten Tag auf die ungewöhnliche Dämmerung ansprach.


Vielleicht ist jemand so nett und rechnet aus, wie hoch in der Atmosphäre sich eine Struktur befindet, welche bei einer Sonnendepression von 6° und einer Horizonthöhe von etwa 40° gerade noch von der Sonne beleuchtet wird.

Viele Grüße aus Bonn!

Stefan
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Claudia Hinz
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Beitrag von Claudia Hinz » 28. Jul 2010, 13:51

Hallo Stefan,

am 22.06. lag zum Sonnenuntergang nordwestlich von Bonn eine Kaltfront mit eingelagerten Gewittern. In der Höhe war wahrscheinlich schon feuchte Luft vorhanden, welche als Leinwand für die von den Gewitterwolken erzeugten Schattenstrahlen fungierten. Alle Aerosole können Crepuscularstrahlen erzeugen, auch Wassertröpfchen. Deshalb bin ich bei Purpurlicht mit gleichzeitigem Abendrot immer erstmal skeptisch, daß außergewöhnliches Material in der Stratosphäre herumschwirrt.

LG CLaudia

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StefanK
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Schattenstrahlen?

Beitrag von StefanK » 28. Jul 2010, 14:29

Hallo Claudia,

bei dem ganzen Geschehen waren allerdings keine Schattenstrahlen zu sehen. Die Fotos sind in die Richtung aufgenommen, in der die Sonne unter dem Horizont steht. Ich gehe auch davon aus, dass das Phänomen in der Troposphäre erzeugt wurde. lässt sich denn feststellen, in welcher Höhe an diesem Tag die Tropopause lag? Ich habe mal kurz überschlagen: am 22.06.2010 um 22:36 MESZ stand die Sonne etwa 23 km über meinem Standort gerade am Horizont. Nun befand sich das oberste rote Band aber nicht in 90°, sondern in 40° Höhe in Richtung auf die Sonne hin. Demnach muss das Leuchten also in deutlich geringerer Höhe als 23 km entstanden sein.

Viele Grüße aus Bonn!

Stefan
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