Forum für Leuchtende Nachtwolken (NLC)
Moderator: StefanK
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Torsten Serian Kallweit
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von Torsten Serian Kallweit » 15. Jul 2009, 05:25
Warum sind NLC eigendlich blau-weißlich? Die Sonne unter dem Horizont scheint doch auch -wenigstens teilweise- durch Atmosphärenschichten, bis sie auf die in 80 km Höhe dahinvagabundierenden NLCs trifft. Also müßten doch die NLCs wenigstens teilweise in Rottönen erstrahlen, besonders je weiter südlicher sie driften.
Wo ist der Denkfehler

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wolfgang hamburg
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von wolfgang hamburg » 15. Jul 2009, 07:35
Moin Torsten,
die die "Oberkante" der NLC ist ja rötlich, meist wird das aber übersehen, da dieser Bereich fast immer sehr schmal ist. Die "Oberkante" ist ja der Bereich, der nur von gefiltertem Licht beleuchtet wird. Zum Horizont hin erscheinen die NLC auch gelblich/rötlich, da wird das Licht erst nach der Reflexion gefiltert.
Hier ist ein Beispielbild, wo der obere linke Rand rötlich ist:
20080723-24; 0110UT :

Grüße wolfgang
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Karl Kaiser
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von Karl Kaiser » 15. Jul 2009, 15:17
Lieber Wolfgang und Torsten!
Am 14. Juli 2006 zeigte sich auch bei meiner Beobachtung des "über drüber" Displays deutlich eine rötlich gefärbte Oberkante:
http://home.eduhi.at/member/nature/met/ ... 006.htm#14
Auf mehreren Bildern (runterscrollen und Bilder anklicken) ist die Färbung sichtbar.
Die NLC dieses Tages war überhaupt einer meiner Höhepunkte der Beobachtung! Von solchen Erscheinungen, genauso wie der gestrigen abends, kann man wieder lange zehren!
Herzliche Grüße aus Schlägl von
Karl
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Torsten Serian Kallweit
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von Torsten Serian Kallweit » 16. Jul 2009, 05:45
Schonmal vielen Dank für die Antworten!
Meine Frage ist damit noch nicht ganz geklärt. Es müßte doch auch häufig, wenn die Sonne von unten die NLCs anleuchtet, genauso knatschrote Farben geben wie dann, wenn die Sonne durch eine Wolkenlücke tief am oder schon leicht unter dem Horizont stehend durch die Atmosphäre normale Wolken anleuchtet. Z.B:
Denn der Weg der Sonnenstrahlen geht doch auch bei NLCs oft (meist? Oder eben nicht???) durch die Atmosphäre.
Warum tendieren die Farben dennoch überwiegend zu weißlich-blau und zeigen eher nur ansatzweise warme Farben?
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wolfgang hamburg
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von wolfgang hamburg » 16. Jul 2009, 07:45
Moin Torsten,
ich glaube Du hast ein Problem mit der Dimension!
Für normale Wolken geht das Licht voll(100%) durch die Atmosphäre, bevor es an der Wolke reflektiert wird. Die NLC "sehen" die dichtere Atmosphäre(1) nur als einen ganz schmalen Streifen. Die NLC sind ja über 80km hoch. Das meiste Licht, das die NLC trifft, geht vor der Reflexion nicht durch dichtere Schichten. Nur der "obere" Rand(also an der Grenze vom Erdschatten) der NLC wird ausschließlich von gefiltertem Licht getroffen. Am besten ist, Du malst Dir das mal maßstabsgerecht auf.
Grüße wolfgang
(1) für mich ist das nur die Troposphäre, also bei uns die unteren 12km, in 11km Höhe beträgt der Luftdruck ja nur noch ca. 225hPa, siehe auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Standardatmosph%C3%A4re
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Alexander Haußmann
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von Alexander Haußmann » 16. Jul 2009, 08:48
Hallo allerseits,
ich habe mir ja vor einiger Zeit genau darüber Gedanken gemacht und kann mich Wolfgangs Erklärung nur anschließen! Natürlich müßte dann theoretisch zumindest der obere Rand "knatschrot" erscheinen, da die Beleuchtung durch Sonnenlicht erfolgen würde, was ganz dicht an der Erdoberfläche vorbeischrammt und somit durch die ganze tiefere Atmosphäre rein und wieder raus geht. Die Abschwächung dieses Lichtes ist aber bereits so stark, daß man keine auf diese Weise beleuchteten NLC sehen wird. Vergleicht man mal den maximalen Höhenwinkel der NLC mit dem Sonnenstand, kommt heraus, daß sich die unteren 10-20 km der Atmosphäre fast wie eine undurchsichtige Schicht verhalten.
Viele Grüße, Alex
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Eik Beier
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von Eik Beier » 21. Jul 2009, 07:22
Alexander Haußmann hat geschrieben:
Vergleicht man mal den maximalen Höhenwinkel der NLC mit dem Sonnenstand, kommt heraus, daß sich die unteren 10-20 km der Atmosphäre fast wie eine undurchsichtige Schicht verhalten.
Vielleicht spielt hier die "normale" Bevölkung in dem Bereich, durch den das Licht vorher durch muss, auch eine Rolle. Schließlich gibt es ja Beobachtungen mit deutlichem roten oberen Rand (geringe Bevölkung) und aber genauso auch Beobachtungen gänzlich ohne Rotfärbung (starke Bevölkung).
Und wie ist das eigentlich, wenn das Licht auf dem Weg zu den bei uns sichtbaren NLCs erst durch andere NLC durch muss (oder gibts die so weit nördlich nicht)?

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Alexander Haußmann
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von Alexander Haußmann » 21. Jul 2009, 23:04
Hallo allerseits,
Wir habens mit Eik zwar schon persönlich diskutiert, aber vielleicht ists ja auch für die Allgemeinheit interessant: Also meiner Meinung nach spielen die Troposphärenwolken keine große Rolle, da selbst die Minimalschätzungen für die Dicke der undurchsichtigen Atmosphäre 10 km angeben. Folglich ist die Troposphäre ohnehin in jedem Fall "undurchsichtig". Sollte es freilich doch nicht immer so sein, dann ist natürlich nicht die Bewölkung am Beobachtungsort entscheidend, sondern diejenige am Ort des Lichtdurchtritts.
Und der Schatten anderer NLC? Möglich, daß es sowas gibt, uns aber wegen der "natürlichen" Intensitätsfluktuation "unserer" NLC nicht auffällt. Immerhin müssen die Schattenwerfer gar nicht so weit nördlich sein: Die lägen dann ja womöglich irgendwo auf der anderen Seite des Nordpols südlich der Beringstraße auf derselben Breite wie wir (oder sogar noch südlicher wegen der Erdachsneigung).
Viele Grüße,
Alex
Nachtrag: Ich merke gerade, daß ich mich hier ziemlich verschätzt habe. Irrtümlicherweise hatte ich mir die Erdachsneigung zur Wintersonnenwende vorgestellt. Korrekterweise müßten sich abschattende NLC daher doch in der Nähe des Nordpols aufhalten.
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