Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Moderator: StefanK
- wolf-peter hartmann
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
hallo freunde von beteigeuze,
gestern bin ich kurz rausgegangen um ev eine wolkenlücke mit orion zu erwischen.
das ist mir geglückt - aber selbst durch bewölkung konnte ich beteigeuze mit orion aufnehmen. bilder, nur verkleinert sonst unbearbeitet sind angehängt. wg der doch vorhandenen hintergrundbewölkung ist auch das bild ohne sichtbare bewölkung nicht absolut aussagekräftig. unsere schätzungen waren aber die ganze zeit so, dass ein unterschied zu bellatrix nicht sicher auszumachen war, lt AAVSO sollte beteigeuze sich schon wieder im anstieg befinden
gestern bin ich kurz rausgegangen um ev eine wolkenlücke mit orion zu erwischen.
das ist mir geglückt - aber selbst durch bewölkung konnte ich beteigeuze mit orion aufnehmen. bilder, nur verkleinert sonst unbearbeitet sind angehängt. wg der doch vorhandenen hintergrundbewölkung ist auch das bild ohne sichtbare bewölkung nicht absolut aussagekräftig. unsere schätzungen waren aber die ganze zeit so, dass ein unterschied zu bellatrix nicht sicher auszumachen war, lt AAVSO sollte beteigeuze sich schon wieder im anstieg befinden
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- Elmar Schmidt
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Hallo Rote-Riesen-Freunde,
für mich war Beteigeuze in den letzten Wochen nie schwächer als Bellatrix (+1,64 m). Gegenteiliges muß mit unterschiedlichen Sensorcharakteristiken von Auge, Silizium, RGB usw. zusammenhängen. (Vgl. den längeren Beitrag von Christoph oben im Faden)
Andreas Möller bat im Januar um den Einsatz meines V-Lambda-Photometer, das ich für Mondfinsternisse einsetze; das mißt aber unter +1 m nicht mehr zuverlässig genug. Und die meisten Detektoren von Profi-Astronomen werden durch visuelle Sterne und Planeten hoffnungslos übersättigt. Ich weise seit Jahren darauf hin, daß die Absolutphotometrie solcher Objekte (unter Einschluß des Mondes) ein gewisses Niemandsland ist, konnte aber selbst an den gastgebenden Sternwarten meiner MoFi-Kampagnen noch keinen von einer entsprechenden Kooperation überzeugen.
Mein nächstes anderes Projekt damit sind weitere Messungen vor und nach der Marsopposition, um den Phaseneffekt des Planeten zu bestimmen. Werde mein Konica-Minolta LS 150 aber beim Hellerwerden oder -sein von Alpha Ori mal einsetzen, wobei sich da aber das saisonale Zeitfenster bald schließen wird. Es war natürlich klasse, daß ein so spektakuläres Minimum von Beteigeuze in den (Nord-)Winter fiel.
Die Streuung selbst in der offenbar bereinigten AAVSO-Kurve ist allerdings immer noch arg hoch; die 0,2 m machen linear +/-10% aus. Das ist alles andere als präzise, wenn man es mal mit der (etwa im Physikal.-Meteorolog. Observatorium Davos, PMOD) in Einzelmessungen auf etwa 0,3% genau bestimmbaren - und zum Glück nach Mittelung weniger als 0,1% variierenden - Solarkonstante vergleicht. (Man stelle sich zum Gruseln mal eine Sonne vor, die wie Beteigeuze einige Wochen nur halb so hell leuchtete. Schätzungsweise käme das einer Polwärtsverschiebung aller Länder um 15-20 Grad gleich; Dtld. läge dann am Polarkreis...).
Gruß, Elmar
für mich war Beteigeuze in den letzten Wochen nie schwächer als Bellatrix (+1,64 m). Gegenteiliges muß mit unterschiedlichen Sensorcharakteristiken von Auge, Silizium, RGB usw. zusammenhängen. (Vgl. den längeren Beitrag von Christoph oben im Faden)
Andreas Möller bat im Januar um den Einsatz meines V-Lambda-Photometer, das ich für Mondfinsternisse einsetze; das mißt aber unter +1 m nicht mehr zuverlässig genug. Und die meisten Detektoren von Profi-Astronomen werden durch visuelle Sterne und Planeten hoffnungslos übersättigt. Ich weise seit Jahren darauf hin, daß die Absolutphotometrie solcher Objekte (unter Einschluß des Mondes) ein gewisses Niemandsland ist, konnte aber selbst an den gastgebenden Sternwarten meiner MoFi-Kampagnen noch keinen von einer entsprechenden Kooperation überzeugen.
Mein nächstes anderes Projekt damit sind weitere Messungen vor und nach der Marsopposition, um den Phaseneffekt des Planeten zu bestimmen. Werde mein Konica-Minolta LS 150 aber beim Hellerwerden oder -sein von Alpha Ori mal einsetzen, wobei sich da aber das saisonale Zeitfenster bald schließen wird. Es war natürlich klasse, daß ein so spektakuläres Minimum von Beteigeuze in den (Nord-)Winter fiel.
Die Streuung selbst in der offenbar bereinigten AAVSO-Kurve ist allerdings immer noch arg hoch; die 0,2 m machen linear +/-10% aus. Das ist alles andere als präzise, wenn man es mal mit der (etwa im Physikal.-Meteorolog. Observatorium Davos, PMOD) in Einzelmessungen auf etwa 0,3% genau bestimmbaren - und zum Glück nach Mittelung weniger als 0,1% variierenden - Solarkonstante vergleicht. (Man stelle sich zum Gruseln mal eine Sonne vor, die wie Beteigeuze einige Wochen nur halb so hell leuchtete. Schätzungsweise käme das einer Polwärtsverschiebung aller Länder um 15-20 Grad gleich; Dtld. läge dann am Polarkreis...).
Gruß, Elmar
- Christoph Gerber
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Hallo zusammen,
wie ich schon weiter oben vermerkt habe, streuen die V-Messungen schon zu stark. Ich habe mal die beiden Beobachter herausgegriffen, die am meisten Beobachtungen zur AAVSO-Datenbank beigetragen haben. Beide ergeben eine recht glatte Lichtkurve, auch wenn beide voneinander im Minimum deutlich voneinander abweichen. Beobachter CTOA ist fast der einzige, der die traditionellen PEP-Beobachtungen beiträgt und erwartungsgemäß eine sehr glatte Lichtkurve bekommt – für mich die vertrauenswürdigste Quelle, die sehr schön den Verlauf des Minimums zeigt. Die andere Lichtkurve stammt von Beobachter PTOB, der zwar mit CCD beobachtet, aber auch recht einheitliche Ergebnisse erzielt. Auch hier zeichnet sich das Minimum gut ab, wenn auch der Verlauf etwas anders und deutlich tiefer ausfällt. Zu beiden habe ich Einzelbeobachtungen hinzugenommen, die die entsprechende Lichtkurve "unterstützen". Beide liefern schön ein etwa einheitliches Datum für das Minimum. Und die unterschiedliche Tiefe weist auf verschiedene Empfindlichkeiten hin. Sie bilden letzten Endes die Streuung, mit der wir als Beobachter leben müssen. Mehr kann man nicht herausholen. Die Minimalhelligkeit dürfte mit +1.61V ganz knapp über (unter?) +1.60 gelegen haben (vgl. PEP). Das ist auch der "offizielle" Wert, siehe hier. Die CCD-Beobachtungen liegen mit etwa +1.70V knapp ein Zehntel Magnitude schwächer, mit meinen visuellen Beobachtungen bin ich bis auf etwa knapp +1.50V gekommen, also knapp ein Zehntel mag heller als PEP. So alleine entstehen schon –zusammengenommen– Abweichungen von ±0.1 mag. Wie gesagt: mehr kann man nicht herausholen. Außerdem: Für Betelgeuze gibt es die Farbindex-Angaben (B-V) von +1.5 und +1.8, die V-korrigiert einen Unterschied von immerhin 0.06 mag ausmachen. Mit +1.50 habe ich meine Beobachtungen umgerechnet; die PEP-Messungen von CTOA in dieser Saison liegen bei +1.80; mit dieser beobachteten B-V werden meine Beobachtungen noch einmal 0.06 mag heller, d.h. dass meine beobachtete Minimalhelligkeit bei +1.42V gelegen hat.
Und jetzt ich bin auf ein weiteres Phänomen gespannt: Bei früheren Auswertungen meiner Beobachtungen von roten Sternen habe ich festgestellt, dass meine Beobachtungen im absteigenden Bereich etwas heller als der Schnitt aller Beobachter ausfällt, während sich dies nach dem Minimum umkehrt, so dass meine Beobachtungen schwächer als der Schnitt ausfallen. Warum das so ist, kann ich nicht sagen – da fließt offenbar noch ein persönlicher "Korrekturfaktor" ein. Immerhin deutet sich dieser Trend inzwischen an: meine letzte Beobachtung, etwa eine Woche nach der "Talsohle", zeigte Betelgeuze etwas schwächer, so dass sich nun meine Beobachtungen den PEP-Werten annähern. Es bleibt spannend!
Christoph
wie ich schon weiter oben vermerkt habe, streuen die V-Messungen schon zu stark. Ich habe mal die beiden Beobachter herausgegriffen, die am meisten Beobachtungen zur AAVSO-Datenbank beigetragen haben. Beide ergeben eine recht glatte Lichtkurve, auch wenn beide voneinander im Minimum deutlich voneinander abweichen. Beobachter CTOA ist fast der einzige, der die traditionellen PEP-Beobachtungen beiträgt und erwartungsgemäß eine sehr glatte Lichtkurve bekommt – für mich die vertrauenswürdigste Quelle, die sehr schön den Verlauf des Minimums zeigt. Die andere Lichtkurve stammt von Beobachter PTOB, der zwar mit CCD beobachtet, aber auch recht einheitliche Ergebnisse erzielt. Auch hier zeichnet sich das Minimum gut ab, wenn auch der Verlauf etwas anders und deutlich tiefer ausfällt. Zu beiden habe ich Einzelbeobachtungen hinzugenommen, die die entsprechende Lichtkurve "unterstützen". Beide liefern schön ein etwa einheitliches Datum für das Minimum. Und die unterschiedliche Tiefe weist auf verschiedene Empfindlichkeiten hin. Sie bilden letzten Endes die Streuung, mit der wir als Beobachter leben müssen. Mehr kann man nicht herausholen. Die Minimalhelligkeit dürfte mit +1.61V ganz knapp über (unter?) +1.60 gelegen haben (vgl. PEP). Das ist auch der "offizielle" Wert, siehe hier. Die CCD-Beobachtungen liegen mit etwa +1.70V knapp ein Zehntel Magnitude schwächer, mit meinen visuellen Beobachtungen bin ich bis auf etwa knapp +1.50V gekommen, also knapp ein Zehntel mag heller als PEP. So alleine entstehen schon –zusammengenommen– Abweichungen von ±0.1 mag. Wie gesagt: mehr kann man nicht herausholen. Außerdem: Für Betelgeuze gibt es die Farbindex-Angaben (B-V) von +1.5 und +1.8, die V-korrigiert einen Unterschied von immerhin 0.06 mag ausmachen. Mit +1.50 habe ich meine Beobachtungen umgerechnet; die PEP-Messungen von CTOA in dieser Saison liegen bei +1.80; mit dieser beobachteten B-V werden meine Beobachtungen noch einmal 0.06 mag heller, d.h. dass meine beobachtete Minimalhelligkeit bei +1.42V gelegen hat.
Und jetzt ich bin auf ein weiteres Phänomen gespannt: Bei früheren Auswertungen meiner Beobachtungen von roten Sternen habe ich festgestellt, dass meine Beobachtungen im absteigenden Bereich etwas heller als der Schnitt aller Beobachter ausfällt, während sich dies nach dem Minimum umkehrt, so dass meine Beobachtungen schwächer als der Schnitt ausfallen. Warum das so ist, kann ich nicht sagen – da fließt offenbar noch ein persönlicher "Korrekturfaktor" ein. Immerhin deutet sich dieser Trend inzwischen an: meine letzte Beobachtung, etwa eine Woche nach der "Talsohle", zeigte Betelgeuze etwas schwächer, so dass sich nun meine Beobachtungen den PEP-Werten annähern. Es bleibt spannend!
Christoph
- Gerald Ochsenhofer
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- Kontaktdaten:
Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Hier gibt's ein mE interessantes Video zu dem Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=5bvuwTuGnkc
https://www.youtube.com/watch?v=5bvuwTuGnkc
Blog mit herpetologischem Schwerpunkt: http://thxalot.net/v2/
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- Registriert: 31. Jul 2011, 18:25
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Guten Abend,
nach langer Zeit konnte ich heute Abend Beteigeuze wieder beobachten. Mittlerweile hat er wieder gut an Helligkeit dazu gewonnen. Nach meiner visuellen Einschätzung liegt er bei +1.3. Pollux ist noch heller als Beteigeuze. Beteigeuze hebt sich aber gut von Bellatrix ab.
Einen schönen Abend noch.
Liebe Grüße,
Anja Verhöfen
nach langer Zeit konnte ich heute Abend Beteigeuze wieder beobachten. Mittlerweile hat er wieder gut an Helligkeit dazu gewonnen. Nach meiner visuellen Einschätzung liegt er bei +1.3. Pollux ist noch heller als Beteigeuze. Beteigeuze hebt sich aber gut von Bellatrix ab.
Einen schönen Abend noch.
Liebe Grüße,
Anja Verhöfen
- Christoph Gerber
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Hier der aktuelle Stand: der Helligkeitsanstieg scheint schneller zu erfolgen als der Abstieg. Ich habe wieder die AAVSO V-mag Lichtkurve zugrundegelegt (in Auswahl mit Markierung von Beobachter CTOA mit PEP-Messungen als braune Kreuze). Interessant ist der Bereich etwa zwischen 8860 und 9000 (11.1. – 20.2.): da weichen sowohl die CCD-Messungen (schwächer, in grün) als auch meine visuellen Beobachtungen (heller, blaue Kästchen) von der PEP-Messung ab. Ab etwa 8900 laufen alle drei etwa zusammen. Was diese unterschiedlichen Minimums-Verläufe verursacht ist mir nicht klar.
Bei meinen Beobachtungen sind die Beobachtungen mit Mond (meistens ausgerechnet im Bereich TAU–GEM!) in gelb dargestellt. Ich habe meine Kurve um 0.3 mag nach oben verschoben, was einem Farbindex von +1.5 entspricht. CTOA misst während der ganzen Beobachtungsperiode einen Farbindex von +1.8, was eine weitere Korrektur nach oben um 0.06 mag bedeuten würde.
Unten folgen visuelle Beobachtungen dreier Beobachter ebenfalls aus der AAVSO-Datenbank. Deutlich ist zu sehen, dass jeder einzelne eine "eigene" Empfindlichkeit hat und die Lichtkurven untereinander deutlich abweichen und so zu der weiten Streuung der Daten führen.
Christoph
Bei meinen Beobachtungen sind die Beobachtungen mit Mond (meistens ausgerechnet im Bereich TAU–GEM!) in gelb dargestellt. Ich habe meine Kurve um 0.3 mag nach oben verschoben, was einem Farbindex von +1.5 entspricht. CTOA misst während der ganzen Beobachtungsperiode einen Farbindex von +1.8, was eine weitere Korrektur nach oben um 0.06 mag bedeuten würde.
Unten folgen visuelle Beobachtungen dreier Beobachter ebenfalls aus der AAVSO-Datenbank. Deutlich ist zu sehen, dass jeder einzelne eine "eigene" Empfindlichkeit hat und die Lichtkurven untereinander deutlich abweichen und so zu der weiten Streuung der Daten führen.
Christoph
- Elmar Schmidt
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Hallo Christoph,
danke, daß Du uns auf Stand hältst. Auf die Gefahr mich zu wiederholen: die Streuung der Schätzungen und Messungen bei einem so hellen Stern ist bedenklich, um das mindeste darüber zu sagen. Ich halte es weiterhin für unwahrscheinlich, daß Beteigeuze visuell auf +2 m herunter gegangen ist, also im Minimum 0,4 m schwächer gewesen sein soll als Bellatrix.
Gruß, Elmar
danke, daß Du uns auf Stand hältst. Auf die Gefahr mich zu wiederholen: die Streuung der Schätzungen und Messungen bei einem so hellen Stern ist bedenklich, um das mindeste darüber zu sagen. Ich halte es weiterhin für unwahrscheinlich, daß Beteigeuze visuell auf +2 m herunter gegangen ist, also im Minimum 0,4 m schwächer gewesen sein soll als Bellatrix.
Gruß, Elmar
- Christoph Gerber
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Hallo Elmar,
bei den Messungen kenne ich mich nicht aus, bei den visuellen Schätzungen schon eher – und daher versuche ich ja gerade, diesen Datenwust etwas aufzufächern und zu differentieren. Betelgeuze hatte ich zuvor nie ernsthaft beobachtet aufgrund seiner Helligkeit und der ungeeignet platzierten Vergleichssterne. In diesem Winter war es anders, da schwächere Sterne hinzukamen und Betelgeuze so für unsere Breiten viel besser zu schätzen war. Und meine Beobachtungen zeigen auch eine erfreulich geringe Streuung. Die breite Streuung in den Beobachtungen von etwa 0.6 mag kommt v.a. dadurch zustande, dass jeder Beobachter eine andere "Empfindlichkeit" hat, was m.E. nach sehr schön an den drei Beispielen zu sehen ist:
Während Beobachter DMIB wenig Streuung hat und fast die PEP-Kurve nachbildet (offenbar ein sehr erfahrener Beobachter!), zeigen die Beobachtungen von SGQ eine viel größere Streuung (0.3 mag) und ein äußerst flaches Minimum: die schwächsten Schätzungen kommen kaum unter +1.4 mag! Er liefert gewissermaßen die Obergrenze der gesamten Streuung. Bei SSHA ist es umgekehrt: er lieferte mit die schwächsten Schätzungen überhaupt (Minimum knapp über +1.8 mag). Am Anfang war seine Streuung sehr groß (etwa 0.5 mag) und hat sich dann stark verringert: offenbar hat er neu begonnen und recht schnell begriffen, wie es geht. Dennoch verläuft seine Kurve ganz anders als die aller anderen: langes und flaches Minimum und dann einen abrupten und steilen Anstieg. Warum das so ist, vermag ich nicht zu sagen. Diese Schätzungen weichen zwar ab, aber ich würde sie nicht als "falsch" bezeichnen.
Gerade aus dieser Erfahrung heraus halte ich Einzelschätzungen für unzuverlässig und unbrauchbar. Da stehe ich ganz bei dir: "bedenklich, um das mindeste darüber zu sagen." – v.a. auch bei Aussagen wie "knapp heller/schwächer als Bellatrix": Wie hell ist Bellatrix? Aufgrund seiner extremen Bläue (B-V von -0.22) wird davon abgeraten, ihn als Vergleichsstern zu verwenden. In meinen Beobachtungsserien komme ich auf etwa +1.80, also erscheint sie mir deutlich schwächer als die katalogmäßigen +1.6! Aber: gilt das auch für andere Beobachter? Nur lange Serien, die den gesamten Verlauf der Kurve wiedergeben, lohnen sich näher zu betrachten. Und dann sieht man, wie unterschiedlich der persönliche Faktor aussehen kann. Und diese Variabilität des persönlichen Faktors wird m.W. überhaupt nie berücksichtigt bzw. benannt. Wie die Wissenschaft für die Auswertung dieser Beobachtungen mit den Daten umgeht, steht auf einem anderen Blatt. Solange diese Faktoren nicht näher untersucht werden, bleibt nur die Statistik übrig: Die Schätzungen aller Beobachter – sowohl die langer Serien wie die der Zufallsbeobachter – werden gemittelt und dürften so in etwa auch den Messwerten (zB PEP) nahekommen und als Arbeitsgrundlage dienen. Und zu den zu mittelnden Werten gehören dann auch Schätzungen von +2.0 und +1.2 für das Minimum. Das Mittel ergibt +1.6, was übrigens dem tatsächlich gemessenen Wert von +1.61 entspricht!
Gruß Christoph
bei den Messungen kenne ich mich nicht aus, bei den visuellen Schätzungen schon eher – und daher versuche ich ja gerade, diesen Datenwust etwas aufzufächern und zu differentieren. Betelgeuze hatte ich zuvor nie ernsthaft beobachtet aufgrund seiner Helligkeit und der ungeeignet platzierten Vergleichssterne. In diesem Winter war es anders, da schwächere Sterne hinzukamen und Betelgeuze so für unsere Breiten viel besser zu schätzen war. Und meine Beobachtungen zeigen auch eine erfreulich geringe Streuung. Die breite Streuung in den Beobachtungen von etwa 0.6 mag kommt v.a. dadurch zustande, dass jeder Beobachter eine andere "Empfindlichkeit" hat, was m.E. nach sehr schön an den drei Beispielen zu sehen ist:
Während Beobachter DMIB wenig Streuung hat und fast die PEP-Kurve nachbildet (offenbar ein sehr erfahrener Beobachter!), zeigen die Beobachtungen von SGQ eine viel größere Streuung (0.3 mag) und ein äußerst flaches Minimum: die schwächsten Schätzungen kommen kaum unter +1.4 mag! Er liefert gewissermaßen die Obergrenze der gesamten Streuung. Bei SSHA ist es umgekehrt: er lieferte mit die schwächsten Schätzungen überhaupt (Minimum knapp über +1.8 mag). Am Anfang war seine Streuung sehr groß (etwa 0.5 mag) und hat sich dann stark verringert: offenbar hat er neu begonnen und recht schnell begriffen, wie es geht. Dennoch verläuft seine Kurve ganz anders als die aller anderen: langes und flaches Minimum und dann einen abrupten und steilen Anstieg. Warum das so ist, vermag ich nicht zu sagen. Diese Schätzungen weichen zwar ab, aber ich würde sie nicht als "falsch" bezeichnen.
Gerade aus dieser Erfahrung heraus halte ich Einzelschätzungen für unzuverlässig und unbrauchbar. Da stehe ich ganz bei dir: "bedenklich, um das mindeste darüber zu sagen." – v.a. auch bei Aussagen wie "knapp heller/schwächer als Bellatrix": Wie hell ist Bellatrix? Aufgrund seiner extremen Bläue (B-V von -0.22) wird davon abgeraten, ihn als Vergleichsstern zu verwenden. In meinen Beobachtungsserien komme ich auf etwa +1.80, also erscheint sie mir deutlich schwächer als die katalogmäßigen +1.6! Aber: gilt das auch für andere Beobachter? Nur lange Serien, die den gesamten Verlauf der Kurve wiedergeben, lohnen sich näher zu betrachten. Und dann sieht man, wie unterschiedlich der persönliche Faktor aussehen kann. Und diese Variabilität des persönlichen Faktors wird m.W. überhaupt nie berücksichtigt bzw. benannt. Wie die Wissenschaft für die Auswertung dieser Beobachtungen mit den Daten umgeht, steht auf einem anderen Blatt. Solange diese Faktoren nicht näher untersucht werden, bleibt nur die Statistik übrig: Die Schätzungen aller Beobachter – sowohl die langer Serien wie die der Zufallsbeobachter – werden gemittelt und dürften so in etwa auch den Messwerten (zB PEP) nahekommen und als Arbeitsgrundlage dienen. Und zu den zu mittelnden Werten gehören dann auch Schätzungen von +2.0 und +1.2 für das Minimum. Das Mittel ergibt +1.6, was übrigens dem tatsächlich gemessenen Wert von +1.61 entspricht!
Gruß Christoph
- wolf-peter hartmann
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
dazu passt gut eine Aufnahme, die Ladislav Matyas gestern erstellt hat. 55mm,181" bei 2,8 und 800ISO mit Sony A7II.
Nicht quantifiziert sieht man dennoch, dass Beteigeuze wieder kräftig "zugenommen" hat
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
natürlich völlig unbearbeitet, außer Verkleinerung
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- Christoph Gerber
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Betelgeuze verschwindet inzwischen in der Dämmerung und wird allmählich unbeobachtbar. Er befindet sich z.Z. möglicherweise im Maximum mit +0.4 mag und ist damit gut 1.2 mag heller als im Minimum vor knapp 80 Tagen. Mit Abschluss der Beobachtungssaison stelle ich hier meine Lichtkurve ein.
1. Ich habe meine Beobachtungen (große Quadrate) auf die V-Lichtkurve der AAVSO gelegt (kleinere grüne Quadrate; PEP-Messungen von Beobachter Tom Calderwood mit braunen Kreuzen hervorgehoben). Meine Beobachtungen sind wie folgt farblich kodiert: Dunkelblau am dunklen Himmel, Gelb am hellen Mond-Himmel und Orange am hellen Dämmerungshimmel (die entsprechenden hellblauen Werte sind die ohne Johnson-Korrektur). Diese Korrektur habe ich bei allen Sternen angewandt, auch wenn die Johnson-Korrektur nur innerhalb der des B-V-Bereiches von +0.3 bis etwa +0.9 gilt. Meine tägliche Helligkeitsschätzung ist ein Mittel von mehreren Einzelschätzungen mit verschiedenen Sternenpaaren (meistens habe ich Alpha, Beta und Gamma GEM sowie Alpha TAU verwendet, zuletzt in der Dämmerung auch Alpha CMI und Alpha AUR). Die Einzelschätzungen lagen oft innerhalb einer Bandbreite von 0.1 mag, meistens sogar deutlich darunter. Die Mittelwerte sind auf 0.01 mag genau angegeben. Das ist für visuelle Beobachtungen sehr außergewöhnlich, aber sowohl die Genauigkeit der Einzelschätzungen als auch die der erhaltenen Mittelwerte scheinen mir dies zu erlauben.
2. Am 25.3. (8934) war es soweit: Als Gamma ORI hinter dem Berg verschwand, war noch ein Hauch Restdämmerung zu bemerken. Da die Sonne in diesen Tagen sehr schnell nordwärts zieht und die Sterne jeden Tag 4 Minuten früher untergehen, sind es von Abend zu Abend etwa 6 Minuten Unterschied – so schnell verschwindet der Orion!
3. Ich habe meine Kurve an die PEP-Kurve angepasst. Gearbeitet hatte ich bisher mit einem Farbindex (B-V) von +1.5 mag, was zu einer Verschiebung von 0.30 mag (v gegen V) führte. Wie bereits weiter oben erwähnt, liegt der beobachtete Wert bei +1.8 mag, was die Differenz von v zu V auf 0.36 mag erhöht. Ich habe meine Kurve so weit verschoben, dass sie bestmöglich mit der PEP-Kurve übereinstimmt. Der Verschiebungswert beträgt dafür jedoch nur 0.22 mag, was zu einem Farbindex von lediglich +1.1 führt. Weshalb mein Wert von dem gemessenen so weit abweicht, muss offen bleiben.
4. Die erhaltene Lichtkurve lässt sich in fünf Abschnitte unterteilen:
a- von 8835–8875 folgt sie sehr genau der PEP-Linie
b- von 8875–8895 ist der Verlauf meiner Lichtkurve heller, d.h. bei mir war das Minimum flacher. In diesem Bereich scheint es auch von Beobachter zu Beobachter stärkere Abweichungen zu geben.
c- von 8895–8910 deckt sich der Verlauf wieder mit den PEP-Messungen
d- von 8910–8935 ist der Anstieg bei mir äußerst flach, so dass die Kurve immer weiter hinter der PEP-Linie zurückbleibt. Darauf kann ich mir noch keinen Reim machen.
- - zwischen dem 25. und dem 27. März (8935 = 26. März) erfolgte der Wechsel zu Dämmerungsbeobachtungen.
e- von 8935–8965 liegen die Schätzungen deutlich unter den PEP-Messungen. Es erfolgte ein zweifacher Wechsel: von dunklen zum dämmerungshellen Himmel, und von Beta GEM vom hellstem zum schwächsten Vergleichsstern (Betelgeuze war nun heller als Pollux).
5. Zwischen dem 25. und dem 27. März erfolgt dann der Sprung von +1.5 auf +0.9 in der Dämmerung. Die Beobachtungen in den folgenden Tagen (bis zum 5. April) muss ich ausschließen, da sie keine belastbaren Ergebnisse mehr brachten. Das liegt nicht nur an der Dämmerung, sondern weil fast gleichzeitig Betelgeuze heller als Aldebaran und als Pollux geworden sind, so dass die vertrauten schwächeren Sterne nicht mehr verwendet werden konnten. Die Helligkeit von Pollux war für mich auch die Grenze, denn wenn Betelgeuze heller würde, komme ich in Schwierigkeiten wegen der großen Helligkeitsdifferenzen der verbleibenden Vergleichssterne. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich mich nie an Betelgeuze „herangetraut“ habe: von unseren Breiten aus sind die hellen Vergleichssterne zu ungünstig für sinnvolle Schätzungen gelegen.
6. Ab dem 27. März hatte ich noch zweimal Gelegenheit, Betelgeuze bei dunklem Himmel zu schätzen; alle weiteren Beobachtungen erfolgten in der Dämmerung bei sehr ungünstigen Vergleichssternen. Die Streuung der Einzelbeobachtungen ist recht groß, die Mittel bilden jedoch den Helligkeitsverlauf noch halbwegs schlüssig ab. Die Schätzungen liegen etwa 0.15 mag unter PEP. Damit betrüge die Gesamtdifferenz zu PEP 0.37 mag, was hervorragend zu der gemessenen B-V von +1.8 passt (Differenz 0.36 mag).
7. Bleibt als Fazit: es war eine sehr anregende Aufgabe, dieses tiefe Minimum von Betelgeuze zu verfolgen. Es fiel in die optimale Spätwinter-Zeit und die Vergleichssterne waren auch äußerst günstig. Ich hätte nicht gedacht, dass ich visuell eine so glatte Lichtkurve hinbekäme. Wie weit Schätzungen bei einer Helligkeit heller als +1.0 mag sinnvoll sind, wird sich möglicherweise im kommenden Winter zeigen. Das nächste Minimum dürfte im April 2021 erfolgen – da können wir gespannt sein, wie dieses ausfallen wird. Aufmerksamkeit wir dieser Stern auf jeden Fall bekommen.
Christoph
Hierzu ist folgendes zu bemerken:1. Ich habe meine Beobachtungen (große Quadrate) auf die V-Lichtkurve der AAVSO gelegt (kleinere grüne Quadrate; PEP-Messungen von Beobachter Tom Calderwood mit braunen Kreuzen hervorgehoben). Meine Beobachtungen sind wie folgt farblich kodiert: Dunkelblau am dunklen Himmel, Gelb am hellen Mond-Himmel und Orange am hellen Dämmerungshimmel (die entsprechenden hellblauen Werte sind die ohne Johnson-Korrektur). Diese Korrektur habe ich bei allen Sternen angewandt, auch wenn die Johnson-Korrektur nur innerhalb der des B-V-Bereiches von +0.3 bis etwa +0.9 gilt. Meine tägliche Helligkeitsschätzung ist ein Mittel von mehreren Einzelschätzungen mit verschiedenen Sternenpaaren (meistens habe ich Alpha, Beta und Gamma GEM sowie Alpha TAU verwendet, zuletzt in der Dämmerung auch Alpha CMI und Alpha AUR). Die Einzelschätzungen lagen oft innerhalb einer Bandbreite von 0.1 mag, meistens sogar deutlich darunter. Die Mittelwerte sind auf 0.01 mag genau angegeben. Das ist für visuelle Beobachtungen sehr außergewöhnlich, aber sowohl die Genauigkeit der Einzelschätzungen als auch die der erhaltenen Mittelwerte scheinen mir dies zu erlauben.
2. Am 25.3. (8934) war es soweit: Als Gamma ORI hinter dem Berg verschwand, war noch ein Hauch Restdämmerung zu bemerken. Da die Sonne in diesen Tagen sehr schnell nordwärts zieht und die Sterne jeden Tag 4 Minuten früher untergehen, sind es von Abend zu Abend etwa 6 Minuten Unterschied – so schnell verschwindet der Orion!
3. Ich habe meine Kurve an die PEP-Kurve angepasst. Gearbeitet hatte ich bisher mit einem Farbindex (B-V) von +1.5 mag, was zu einer Verschiebung von 0.30 mag (v gegen V) führte. Wie bereits weiter oben erwähnt, liegt der beobachtete Wert bei +1.8 mag, was die Differenz von v zu V auf 0.36 mag erhöht. Ich habe meine Kurve so weit verschoben, dass sie bestmöglich mit der PEP-Kurve übereinstimmt. Der Verschiebungswert beträgt dafür jedoch nur 0.22 mag, was zu einem Farbindex von lediglich +1.1 führt. Weshalb mein Wert von dem gemessenen so weit abweicht, muss offen bleiben.
4. Die erhaltene Lichtkurve lässt sich in fünf Abschnitte unterteilen:
a- von 8835–8875 folgt sie sehr genau der PEP-Linie
b- von 8875–8895 ist der Verlauf meiner Lichtkurve heller, d.h. bei mir war das Minimum flacher. In diesem Bereich scheint es auch von Beobachter zu Beobachter stärkere Abweichungen zu geben.
c- von 8895–8910 deckt sich der Verlauf wieder mit den PEP-Messungen
d- von 8910–8935 ist der Anstieg bei mir äußerst flach, so dass die Kurve immer weiter hinter der PEP-Linie zurückbleibt. Darauf kann ich mir noch keinen Reim machen.
- - zwischen dem 25. und dem 27. März (8935 = 26. März) erfolgte der Wechsel zu Dämmerungsbeobachtungen.
e- von 8935–8965 liegen die Schätzungen deutlich unter den PEP-Messungen. Es erfolgte ein zweifacher Wechsel: von dunklen zum dämmerungshellen Himmel, und von Beta GEM vom hellstem zum schwächsten Vergleichsstern (Betelgeuze war nun heller als Pollux).
5. Zwischen dem 25. und dem 27. März erfolgt dann der Sprung von +1.5 auf +0.9 in der Dämmerung. Die Beobachtungen in den folgenden Tagen (bis zum 5. April) muss ich ausschließen, da sie keine belastbaren Ergebnisse mehr brachten. Das liegt nicht nur an der Dämmerung, sondern weil fast gleichzeitig Betelgeuze heller als Aldebaran und als Pollux geworden sind, so dass die vertrauten schwächeren Sterne nicht mehr verwendet werden konnten. Die Helligkeit von Pollux war für mich auch die Grenze, denn wenn Betelgeuze heller würde, komme ich in Schwierigkeiten wegen der großen Helligkeitsdifferenzen der verbleibenden Vergleichssterne. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich mich nie an Betelgeuze „herangetraut“ habe: von unseren Breiten aus sind die hellen Vergleichssterne zu ungünstig für sinnvolle Schätzungen gelegen.
6. Ab dem 27. März hatte ich noch zweimal Gelegenheit, Betelgeuze bei dunklem Himmel zu schätzen; alle weiteren Beobachtungen erfolgten in der Dämmerung bei sehr ungünstigen Vergleichssternen. Die Streuung der Einzelbeobachtungen ist recht groß, die Mittel bilden jedoch den Helligkeitsverlauf noch halbwegs schlüssig ab. Die Schätzungen liegen etwa 0.15 mag unter PEP. Damit betrüge die Gesamtdifferenz zu PEP 0.37 mag, was hervorragend zu der gemessenen B-V von +1.8 passt (Differenz 0.36 mag).
7. Bleibt als Fazit: es war eine sehr anregende Aufgabe, dieses tiefe Minimum von Betelgeuze zu verfolgen. Es fiel in die optimale Spätwinter-Zeit und die Vergleichssterne waren auch äußerst günstig. Ich hätte nicht gedacht, dass ich visuell eine so glatte Lichtkurve hinbekäme. Wie weit Schätzungen bei einer Helligkeit heller als +1.0 mag sinnvoll sind, wird sich möglicherweise im kommenden Winter zeigen. Das nächste Minimum dürfte im April 2021 erfolgen – da können wir gespannt sein, wie dieses ausfallen wird. Aufmerksamkeit wir dieser Stern auf jeden Fall bekommen.
Christoph
- Christoph Gerber
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Betelgeuze schwächelt erneut
Liebe Sternfreunde,
Betelgeuze hatte nach dem historischen Minimum im Februar 2020 (+1.6 mag) wieder eine Maximalhelligkeit von +0.3 mag im Mai erreicht. Erwartet wurde dann ein Plateau bzw. ein geringes Schwanken in diesem Helligkeitsbereich, bevor der Stern wieder zum folgenden Minimum (April 2021) ansetzt. In den letzten Monaten befand er sich unbeobachtbar in Sonnennähe. In diesem Zeitraum erfolgten zwischen 24. Juni und 20. Juli drei Beobachtungen von der Sonnensonde STEREO-A aus, die im Rahmen der Sondenneuausrichtung und Kalibrierung gewonnen wurden. In diesem Zeitraum wurde ein unerwartetes Schwächerwerden von +0.66V auf +0.80V festgestellt. Damit nähert sich Betelgeuze erneut seiner regulären Minimalhelligkeit. Der Stern wird jetzt in der Morgendämmerung sichtbar und kann bald wieder verfolgt werden. Erste Sichtungen bestätigen die Helligkeit um +0.8 mag (s. hier: Star Name = Alpha ORI eingeben). Was für Überraschungen hat Betelgeuze in der neuen Saison zu bieten? Gruß Christoph
Betelgeuze hatte nach dem historischen Minimum im Februar 2020 (+1.6 mag) wieder eine Maximalhelligkeit von +0.3 mag im Mai erreicht. Erwartet wurde dann ein Plateau bzw. ein geringes Schwanken in diesem Helligkeitsbereich, bevor der Stern wieder zum folgenden Minimum (April 2021) ansetzt. In den letzten Monaten befand er sich unbeobachtbar in Sonnennähe. In diesem Zeitraum erfolgten zwischen 24. Juni und 20. Juli drei Beobachtungen von der Sonnensonde STEREO-A aus, die im Rahmen der Sondenneuausrichtung und Kalibrierung gewonnen wurden. In diesem Zeitraum wurde ein unerwartetes Schwächerwerden von +0.66V auf +0.80V festgestellt. Damit nähert sich Betelgeuze erneut seiner regulären Minimalhelligkeit. Der Stern wird jetzt in der Morgendämmerung sichtbar und kann bald wieder verfolgt werden. Erste Sichtungen bestätigen die Helligkeit um +0.8 mag (s. hier: Star Name = Alpha ORI eingeben). Was für Überraschungen hat Betelgeuze in der neuen Saison zu bieten? Gruß Christoph
- Christoph Gerber
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Veränderliche Sterne: Betelgeuze in historischem Minimum
Heute früh (21.08.) konnte ich endlich Betelgeuze erstmals nach der Sonnennähe am Morgenhimmel beobachten: Er ist noch deutlich heller als Pollux (Beta Gem). Meinen beiden Schätzungen zufolge ist er +1.29v hell und mit der Farb-Korrektur, die ich aus meinen Beobachtungen in der vergangenen Saison erhalten habe (s.o.), entspräche dies einer Helligkeit von +1.07V und liegt in bester Übereinstimmung mit den letzten V-Daten in der AAVSO-Datenbank bzw. der Lichtkurve von Wolfgang Vollmann in astrotreff.de.
Betelgeuze hat damit erneut die Helligkeit erreicht, die im Dezember den „Alarm“ mit der Rekord-Minimalhelligkeit auslöste und ist damit nur noch 0.2 mag heller als vor 8 Monaten, als Mitte Dezember der „run“ auf Betelgeuze einsetzte und von sehr vielen verfolgt bzw. beobachtet wurde. Die Steilheit des jetzigen Abstieges scheint der vom Dezember-Januar zu entsprechen. Wie tief/schwach dieses neue Minimum ausfallen wird, kann keiner sagen – es kommt viel schneller als erwartet.
Christoph
Betelgeuze hat damit erneut die Helligkeit erreicht, die im Dezember den „Alarm“ mit der Rekord-Minimalhelligkeit auslöste und ist damit nur noch 0.2 mag heller als vor 8 Monaten, als Mitte Dezember der „run“ auf Betelgeuze einsetzte und von sehr vielen verfolgt bzw. beobachtet wurde. Die Steilheit des jetzigen Abstieges scheint der vom Dezember-Januar zu entsprechen. Wie tief/schwach dieses neue Minimum ausfallen wird, kann keiner sagen – es kommt viel schneller als erwartet.
Christoph
- Elmar Schmidt
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Bei Daniel Fischer finden sich weitere interessante Links:
https://skyweek.wordpress.com/2020/08/1 ... nf-papers/
Am 24.8. gegen 4:40 MESZ konnte ich mit meinem Leuchtdichtemeßgerät neben Mars (-1,71 m) und Venus (-4,24 m), auch Beteigeuze in 20 Grad Höhe messen. Nach Höhenkorrektur und Untergrundabzug (S:N = 2,5:1 am frühen Dämmerungshimmel!) kam (0,85 +/- 0,15) m raus. Wie schon im Winter mitgeteilt, ist mein Photometer eigtl. nur bis 0 m gut einsetzbar. Das zeigt auch die vergleichende Messung von Rigel mit (0,41 +/- 0,21) m, bei der das S/N wegen dessen Höhe bei 14 Grad nur noch 2:1 betrug.
Gruß, Elmar
https://skyweek.wordpress.com/2020/08/1 ... nf-papers/
Am 24.8. gegen 4:40 MESZ konnte ich mit meinem Leuchtdichtemeßgerät neben Mars (-1,71 m) und Venus (-4,24 m), auch Beteigeuze in 20 Grad Höhe messen. Nach Höhenkorrektur und Untergrundabzug (S:N = 2,5:1 am frühen Dämmerungshimmel!) kam (0,85 +/- 0,15) m raus. Wie schon im Winter mitgeteilt, ist mein Photometer eigtl. nur bis 0 m gut einsetzbar. Das zeigt auch die vergleichende Messung von Rigel mit (0,41 +/- 0,21) m, bei der das S/N wegen dessen Höhe bei 14 Grad nur noch 2:1 betrug.
Gruß, Elmar
- Christoph Gerber
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Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
Sekundär-Minimum bereits vorbei
Nach der Photometrie von W. Vollmann (und auch visuellen Beobachtungen bei der AAVSO) befindet sich Betelgeuze schon wieder in einem steilen Anstieg. Das (sekundäre) Minimum mit +1.0 mag erfolgte am 3. August (s. hier). Demnach sollte er im September bereits wieder seine vorherige Helligkeit von +0.4 mag erreichen.
(Quellen: s. skyweek2.0, Dank an Daniel Fischer)
Christoph
Nach der Photometrie von W. Vollmann (und auch visuellen Beobachtungen bei der AAVSO) befindet sich Betelgeuze schon wieder in einem steilen Anstieg. Das (sekundäre) Minimum mit +1.0 mag erfolgte am 3. August (s. hier). Demnach sollte er im September bereits wieder seine vorherige Helligkeit von +0.4 mag erreichen.
(Quellen: s. skyweek2.0, Dank an Daniel Fischer)
Christoph
- wolf-peter hartmann
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- Registriert: 2. Dez 2014, 18:02
- Wohnort: Regensburg 48^59'55"N 12°6'47"E
Re: Veränderliche Sterne: Beteigeuze in historischem Minimum
hallo,
am ATM am 19.09. gegen 02h22 kam orion über den horizont und wurde schnell zwischendurch mit der A7S, dem 28mm f2 bei 2,5, 12800 ASA 1,6S belichtet. die bewölkung um beteigeuze fiel mir erst am tag danach auf, sie war nicht zu erkennen oder wenigstens nicht auffällig wie üblich unbearbeitet, nur verkleinert
am ATM am 19.09. gegen 02h22 kam orion über den horizont und wurde schnell zwischendurch mit der A7S, dem 28mm f2 bei 2,5, 12800 ASA 1,6S belichtet. die bewölkung um beteigeuze fiel mir erst am tag danach auf, sie war nicht zu erkennen oder wenigstens nicht auffällig wie üblich unbearbeitet, nur verkleinert
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