Ja vielen Dank auch mal von meiner Seite an dich, Stefan, für deine täglichen "Briefings". ;D
Man schaut immer gern mal kurz rein, was der Mesospausenfrosch heute sagt!
Was Dennis gerade im Chat ansprach und mir auch schon aufgefallen ist: In letzter Zeit lösen sich die NLCs öfter auf, wenn sie eine gewisse Höhe am Horizont erreicht haben, sie ziehen öfter nicht mehr so weit nach Süden. Einmal ist das natürlich relativ normal und das was man in letzter Zeit so im Süden beobachten konnte ist es wohl eher nicht.
Aber man kann sich ja trotzdem fragen, woran es liegt und da muss man natürlich ein bisschen verstehen, was da oben passiert. Ich erkläre es mir so (ohne eine wirkliche Expertin dafür zu sein): In der Stratosphäre herrscht ein positiver vertikaler Temperaturgradient bis zur Statopause, wo es am wärmsten ist und oberhalb derer in der Mesosphäre wieder eine instabile Schichtung herrscht mit nach oben hin abnehmender Temperatur, wie in der Troposphäre, die das Aufsteigen von Luft ermöglicht (im Gegensatz zur stabil geschichteten Stratosphäre). Je nachdem wie groß der Temperaturgradient (= T-Differenz pro Höhendifferenz) zwischen Stratopause und Mesopause ist, resultiert eine unterschiedliche Labilität. Und je größer der Gradient, desto größer die Tendenz zum Aufsteigen, welche für die Wolkenbildung mitentscheidend ist.
Seit Juni hat die Temperatur in der Stratopause über der Nordhalbkugel wieder um mehrere Grad abgenommen, was den vertikalen Temperaturgradienten und somit die mesosphärische Hebung abschwächen dürfte.
Das zeigen z.B. die beiden Analysen der FU Berlin im Abstand von 9 Tagen (Quelle: https://www.geo.fu-berlin.de/en/met/ag/ ... index.html). Man muss allerdings das Lineal nehmen, um die Veränderung zu erkennen, nämlich wie die Isothermen am oberen Rand des Schnitts alle etwas nach Norden rücken.
Auch die Satellitenmessdaten für die untere Mesosphäre zeigen, dass die Temperaturen dort seit Anfang Juli deutlich abgenommen haben, was die Hebung ebenfalls beeinträchtigt:
01.07.2020
20.07.2020
Interessant ist auch die Zunahme des Ozons in der unteren Mesosphäre. Dies entsteht durch die harte UV-Strahlung und hat ein wenig zugenommen, was mangels nennenswerter Aktivität der Sonne in den letzten Wochen eher für einen reduzierten Abtransport des Ozons durch die Luft spricht, also ebenfalls zu abnehmender Hebung passt. Eine geringe Sonnenaktivität ist also nicht notwendigerweise Garant für viele NLCs!
Zudem nimmt die Temperatur in der Mesopause (also NLC-Höhe) offenbar wieder zu (was auch an der verringerten Hebung liegen dürfte), sie werden also sozusagen von beiden Seiten angegriffen: https://www.geos.ed.ac.uk/~hcp/meso_ts/
Soweit mal meine Theorien dazu.
Theoretische Betrachtungen
Moderator: StefanK
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Theoretische Betrachtungen
Liebe Laura,
Vielen Dank für die sehr interessante Betrachtung. Habe sie mal rausgekommen, damit das nicht zwischen den Vorhersagen untergeht.
LG Claudia
Vielen Dank für die sehr interessante Betrachtung. Habe sie mal rausgekommen, damit das nicht zwischen den Vorhersagen untergeht.
LG Claudia
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