Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
- Dennis Hennig
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Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Hallihallo!
Ich den vergangenen Nächten verfolgte ich mehrmals meditativ die Morgendämmerung. Dabei fiel mir folgender Effekt auf:
Über den im Gegenlicht Richtung Hauptdämmerung "pechschwarzen" Baumwipfeln erscheint ein schmaler Saum, in welchem der
orange Dämmerungshimmel scheinbar aufgehellt und entfärbt (!) ist. Ganz so, als hätte jemand in der EBV das unscharfe Maskieren sehr überzogen. Da das logischer Weise nicht real sein kann, muss es sich um einen Effekt der Auge-Hirn-Kombi handeln. Gibt es für diesen interessanten Kontrasteffekt eine wissenschaftliche Bezeichnung (zum vertiefenden Einlesen in die Thematik)?
Grüße in die Runde!
Dennis
Ich den vergangenen Nächten verfolgte ich mehrmals meditativ die Morgendämmerung. Dabei fiel mir folgender Effekt auf:
Über den im Gegenlicht Richtung Hauptdämmerung "pechschwarzen" Baumwipfeln erscheint ein schmaler Saum, in welchem der
orange Dämmerungshimmel scheinbar aufgehellt und entfärbt (!) ist. Ganz so, als hätte jemand in der EBV das unscharfe Maskieren sehr überzogen. Da das logischer Weise nicht real sein kann, muss es sich um einen Effekt der Auge-Hirn-Kombi handeln. Gibt es für diesen interessanten Kontrasteffekt eine wissenschaftliche Bezeichnung (zum vertiefenden Einlesen in die Thematik)?
Grüße in die Runde!
Dennis
- Claudia Hinz
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Lieber Dennis,
das könnte der Erdschatten sein. Vom Berg aus gesehen sieht man ihn als kompletten Bogen in Ozonblau, vom Boden aus eher gräulich und meist nur im Gegensonnenbereich.
Hier mal ein Bild vom Fichtelberg. Könnte es das sein? Hab auch Panos vom gesamten Erdschattenbogen, aber die muß ich erst einmal suchen.
LG Claudia
das könnte der Erdschatten sein. Vom Berg aus gesehen sieht man ihn als kompletten Bogen in Ozonblau, vom Boden aus eher gräulich und meist nur im Gegensonnenbereich.
Hier mal ein Bild vom Fichtelberg. Könnte es das sein? Hab auch Panos vom gesamten Erdschattenbogen, aber die muß ich erst einmal suchen.
LG Claudia
- Claudia Hinz
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Hier noch eins von der Zugspitze mit dem kompletten Schatten, wie man ihn von unten aber nur schwer sehen kann.
- Dennis Hennig
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Hallo Claudia!
Nein! Ist lieb, aber den Erdschatten kenn ich doch seit Jahrzehnten.
Ich meine einen ganz schmalen entfärbten Saum über den schwarzen Baumwipfeln gegen das Licht.
Vorhin sah ich den selben Effekt als subtilen hellen Rand um ein Storchennest gegen den Morgenhimmel
vor Sonneaufgang. Wirkt wie ein überschärftes Foto. Eine Art Überschwingen an der Kontrastkante.
Vielleicht gelingt es mir, das per EBV in einem Foto nachzustellen, damit klarer wird, wovon ich rede.
Herzlicher Gruß!
Dennis
Nein! Ist lieb, aber den Erdschatten kenn ich doch seit Jahrzehnten.
Ich meine einen ganz schmalen entfärbten Saum über den schwarzen Baumwipfeln gegen das Licht.
Vorhin sah ich den selben Effekt als subtilen hellen Rand um ein Storchennest gegen den Morgenhimmel
vor Sonneaufgang. Wirkt wie ein überschärftes Foto. Eine Art Überschwingen an der Kontrastkante.
Vielleicht gelingt es mir, das per EBV in einem Foto nachzustellen, damit klarer wird, wovon ich rede.
Herzlicher Gruß!
Dennis
- Christoph Gerber
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Hallo Dennis,
das Phänomen kenne ich nur zu gut, kenne dafür aber keine Bezeichnung. Es tritt an scharfen Kanten unterschiedlicher Helligkeit auf – mir ist es geläufig bei Sternbedeckungen durch den Mond (das ist aber schon lange her!) und beim Aufgang von schwachen Sternen über zB einem Bergkamm. Starre ich auf den Mondrand bzw. den Bergkamm in Erwartung des Sichtbar-werdens eines schwachen Sternes, kommt es dann „plötzlich“ zu diesem Phänomen, das dann die Beobachtung sehr stark beeinträchtigen kann. Meine Erklärung: Das Phänomen entsteht durch das Fixieren des Blickes auf diesen kontrastreichen „Horizont“, da das Auge nicht wie ein Foto auf dem Stativ wirklich fest „ruht“, sondern auch im Auge „Einzelbilder“ hintereinander erfasst werden. Da das Auge ganz geringfügig „springt“, ist von einem Bild zum nächsten plötzlich zB „hell“ statt „dunkel“ und dieses wird vom Gehirn dann entsprechend umgesetzt, so dass dieser u.U. sehr helle „Saum“ entsteht. So kommt es auch zu dem Phänomen, dass eine Baumlücke im fernen Bergrücken wiederholt hell „aufleuchten“ kann, so als ob da gerade ein hellerer Stern aufgehen würde.
Ich weiß nicht ob diese Erklärung die richtige ist, aber sie leuchtet mir zumindest ein.
Bei Wikipedia bin ich auf den Eintrag Kontrasteffekt und darin auf den Abschnitt Sukzessiv-Kontrast gestoßen:
Zitat: >Von Sukzessiv-Kontrast spricht man, wenn zwei Reize zeitlich eng aufeinander folgen und eine Wahrnehmung durch die andere beeinflusst wird, z. B. durch Nachbilder. Dieser Effekt entsteht durch die Adaption des Auges an einen bestimmten Lichtreiz. Die neuronale Reaktion des Auges über die Zeit hinweg wird geschwächt, so dass sich das Komplementärfarbsystem nicht mehr im Gleichgewicht befindet und der Gegenfarbe des ursprünglichen Reizes entspricht.<
Es könnte daher auch sein, dass das Phänomen mit den Komplementärfarben (in diesem Falle schwarz–weiß) zu tun hat.
Gruß, Christoph
das Phänomen kenne ich nur zu gut, kenne dafür aber keine Bezeichnung. Es tritt an scharfen Kanten unterschiedlicher Helligkeit auf – mir ist es geläufig bei Sternbedeckungen durch den Mond (das ist aber schon lange her!) und beim Aufgang von schwachen Sternen über zB einem Bergkamm. Starre ich auf den Mondrand bzw. den Bergkamm in Erwartung des Sichtbar-werdens eines schwachen Sternes, kommt es dann „plötzlich“ zu diesem Phänomen, das dann die Beobachtung sehr stark beeinträchtigen kann. Meine Erklärung: Das Phänomen entsteht durch das Fixieren des Blickes auf diesen kontrastreichen „Horizont“, da das Auge nicht wie ein Foto auf dem Stativ wirklich fest „ruht“, sondern auch im Auge „Einzelbilder“ hintereinander erfasst werden. Da das Auge ganz geringfügig „springt“, ist von einem Bild zum nächsten plötzlich zB „hell“ statt „dunkel“ und dieses wird vom Gehirn dann entsprechend umgesetzt, so dass dieser u.U. sehr helle „Saum“ entsteht. So kommt es auch zu dem Phänomen, dass eine Baumlücke im fernen Bergrücken wiederholt hell „aufleuchten“ kann, so als ob da gerade ein hellerer Stern aufgehen würde.
Ich weiß nicht ob diese Erklärung die richtige ist, aber sie leuchtet mir zumindest ein.
Bei Wikipedia bin ich auf den Eintrag Kontrasteffekt und darin auf den Abschnitt Sukzessiv-Kontrast gestoßen:
Zitat: >Von Sukzessiv-Kontrast spricht man, wenn zwei Reize zeitlich eng aufeinander folgen und eine Wahrnehmung durch die andere beeinflusst wird, z. B. durch Nachbilder. Dieser Effekt entsteht durch die Adaption des Auges an einen bestimmten Lichtreiz. Die neuronale Reaktion des Auges über die Zeit hinweg wird geschwächt, so dass sich das Komplementärfarbsystem nicht mehr im Gleichgewicht befindet und der Gegenfarbe des ursprünglichen Reizes entspricht.<
Es könnte daher auch sein, dass das Phänomen mit den Komplementärfarben (in diesem Falle schwarz–weiß) zu tun hat.
Gruß, Christoph
- Dennis Hennig
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Hallo Christoph!
Vielen Dank für Deine ausführlichen Zeilen. Ich lese heraus, dass Du genau verstanden hast, um welchen Effekt es mir geht. Auf jeden Fall scheint das Fixieren einer Blickrichtung, das "intensive Gucken", ein beitragender Faktor zu sein. Aber natürlich scannen die Augen auch dann weiter, wenn man vermeintlich konzentriert auf eine Stelle schaut, halt nur einen engeren Bereich.
Grüße!
Vielen Dank für Deine ausführlichen Zeilen. Ich lese heraus, dass Du genau verstanden hast, um welchen Effekt es mir geht. Auf jeden Fall scheint das Fixieren einer Blickrichtung, das "intensive Gucken", ein beitragender Faktor zu sein. Aber natürlich scannen die Augen auch dann weiter, wenn man vermeintlich konzentriert auf eine Stelle schaut, halt nur einen engeren Bereich.
Grüße!
Zuletzt geändert von Dennis Hennig am 26. Jun 2020, 14:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Moin moin,
IMHO hängt dieser Effekt an Kanten mit großem Helligkeits- oder Farbunterschied auch mit der Mikrosakkade der Augen zusammen.
Die Augen stehen ja nicht wirklich still, dann würden wir gar nix mehr sehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrosakkade
Grüße wolfgang
IMHO hängt dieser Effekt an Kanten mit großem Helligkeits- oder Farbunterschied auch mit der Mikrosakkade der Augen zusammen.
Die Augen stehen ja nicht wirklich still, dann würden wir gar nix mehr sehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrosakkade
Grüße wolfgang
- Michael Johler
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Ich hab's mal versucht in Photoshop nachzuahmen. Was ich denke, was du meinst und ich denke, was ich meine Ja, ich hab den Effekt auch schon beobachtet.
Sowas? Grob gemacht...
1 by Michael Johler, auf Flickr
1a by Michael Johler, auf Flickr
Viele Grüße
Sowas? Grob gemacht...
1 by Michael Johler, auf Flickr
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Viele Grüße
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Hallo Dennis,
eine interessante Frage. Habe dazu mal ein Buch hervorgekramt, bei dem es um "Illusionen des Sehens" geht (so auch der Buchtitel aus dem Spektrum-Verlag).
Bei dem Effekt, den du beschreibst, könnte es sich auch um die Kontrastverstärkung handeln. Hierbei geht es um die Verstärkung und Hemmung einzelner Neuronensignale während der Signalverarbeitung.
Besser ist es beschrieben in:
https://www.spektrum.de/lexikon/neurowi ... rkung/6682
Viele Grüße,
Ralf
eine interessante Frage. Habe dazu mal ein Buch hervorgekramt, bei dem es um "Illusionen des Sehens" geht (so auch der Buchtitel aus dem Spektrum-Verlag).
Bei dem Effekt, den du beschreibst, könnte es sich auch um die Kontrastverstärkung handeln. Hierbei geht es um die Verstärkung und Hemmung einzelner Neuronensignale während der Signalverarbeitung.
Besser ist es beschrieben in:
https://www.spektrum.de/lexikon/neurowi ... rkung/6682
Viele Grüße,
Ralf
- Elmar Schmidt
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Re: Wahrnehmungs-Psychologie und/oder -Physiologie? Entfärbung und scheinbare Aufhellung an starken Kontrastkanten
Hallo Dennis,
schau mal hier: "Machsche Bänder"
https://www.spektrum.de/lexikon/psychol ... ender/9037
Gruß, Elmar
schau mal hier: "Machsche Bänder"
https://www.spektrum.de/lexikon/psychol ... ender/9037
Gruß, Elmar
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