Venusschleifen - alle 8 Jahre wieder - fast

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MarioK
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Venusschleifen - alle 8 Jahre wieder - fast

Beitrag von MarioK » 8. Mai 2020, 17:12

Hallo,

die aktuell sehr nördliche Position der Venus und die 8-jährige Periode der ähnlichen Beobachtungsbedingungen haben mich auf eine Idee gebracht.

Dargestellt ist die Bewegung der Venus von 2018 bis 2025 mit ihren fünf Schleifen (eine hängt grad am Frühlingspunkt rum):
Bild

Die Schleifen sehen sehr unterschiedlich aus. Je nachdem ob sich die Venus beim Überholen der Erde nördlich oder südlich der Ekliptik befindet, sind die Schleifen nach Norden oder Süden gerichtet. In der Nähe der Bahnknoten lösen sich die Schleifen zu S-Formen auf.

Alle 8 Jahre wandern die Schleifen ein kleines Stück auf der Ekliptik zurück. Es dauert 1.215 Jahre bis eine Schleife einen Umlauf schafft.

Aber schon nach 243 Jahren hat die nächste der 5 Schleifen die Position ihrer Vorgängerin eingenommen.
Da sich die Lage zu den Knoten verändert, ändert sich die Form jedesmal ein klein wenig.

In Bewegung einer Endlosanimation sieht das dann so aus:
Bild

Einzeldiagramme von 1890-97 bis 2122-27 = 30 x 8a = 240a. Das folgende 2128-35 schießt übers Ziel hinaus und würde ein Stocken in der Animation verursachen.

Genug gespielt .. falls zu OT bitte verschieben. :D

Datenquelle: https://ssd.jpl.nasa.gov/horizons.cgi

Viele Grüße
Mario

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Wolfgang S
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Re: Venusschleifen - alle 8 Jahre wieder - fast

Beitrag von Wolfgang S » 8. Mai 2020, 18:48

Hallo Mario,

danke fürs zeigen.
Gruß
Wolfgang

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Helmut Hoffmann
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Re: Venusschleifen - alle 8 Jahre wieder - fast

Beitrag von Helmut Hoffmann » 9. Mai 2020, 00:16

Hallo,

während dieser Periode von nahezu 8 Jahren gibt es noch eine "Besonderheit" die Venus betreffend. Fällt die untere Konjunktion zu unserer Zeit in den März, so ist die Venus durch einen extrem nördlichen Vorübergang vor der Sonne für ein paar Tage gleichzeitig Abend- und Morgenstern. Das habe ich 2017 in diesem Video dokumentiert:

https://vimeo.com/210613790

Außerdem neige ich zu der Annahme, dass die Rotation der Venus durch die Erde beeinflusst wird. Das Verhalten von Venus und Erde zueinander zeigt eine erstaunliche Reihe mit den Fibonacci-Zahlen 13, 8, 5, 3 und 2.
13 Venusjahre gleichen fast genau 8 Erdenjahren und in dieser Zeit gibt es 5 synodische Umläufe, also die Zeit zwischen zwei unteren Konjunktionen der Venus. Das ist erstmal noch nichts Besonderes, weil es ihren Abständen zur Sonne zu verdanken ist. Aber dass die Venus fast genau 3 mal in 2 Erdjahren rotiert ist schon ungewöhnlich.
Daraus folgt die wirkliche Besonderheit, dass jede Opposition der Erde über derselben Stelle der Venus stattfindet. Umgekehrt zeigt bei jeder unteren Konjunktion dieselbe Seite der Venus zu uns. Das Gespann Erde-Mond verhindert wahrscheinlich eine gebundene Rotation der Venus. Ein ähnlicher Einfluss der Venus auf die Erde wird allerdings durch den Mond verhindert.
Hanseatische Grüße
Helmut
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MarioK
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Re: Venusschleifen - alle 8 Jahre wieder - fast

Beitrag von MarioK » 9. Mai 2020, 11:57

Hallo Helmut,

auf deinem Video kommt es beim ersten Ansehen durch die Bewegung der Wolken zur Vortäuschung eines fast senkrechten Untergangs. :)

Hier ist noch die Darstellung aller Venusschleifen der 264 Jahre unter Weglassung des Umlaufs zwischen den Schleifen (gelb = Ekliptik):
Bild

Hier nun die Darstellung der Bewegung der Venus im ekliptikalen Koordinatensystem in 264 Jahren:
Bild

In diesem Diagramm stellen die roten Punkte alle Werte dar, die sich bei ekliptikalen Differenzen zur Sonne von weniger als 0,81° zu Unteren Konjunktion (UK) ergeben. Die meisten sind doppelt, aber bei geringerer Differenz würden einige UKs fehlen.
Da nur Tageswerte 0:00 UT Grundlage waren, ist die gedachte Linie durch die roten Punkte etwas holprig.

Da die Zeit fürs Weiterrücken zur nächsten Schleife 243 Jahre beträgt, aber 264 Jahre dargestellt sind, kommt es zur Überlappung.
Diese ist bei 40, 105 und 250° ekliptikaler Länge besonders "unsauber".
Das liegt an der Verschiebung der Knoten der Venusbahn, die immerhin 0,9°/Jh.* beträgt und damit 2,16° in 243 Jahren.
In der Tabelle sind die in ekliptikaler Länge zusammengehörenden UK schwarz umrandet, die in ekliptikaler Breite zusammengehörenden farbig markiert:

Bild

Das scheint mit den 2,16° ganz gut zu passen.

2020 befindet sich der aufsteigende Knoten etwa bei 257° * (von der Erde aus zur UK).
In rund 12.000 Jahren sollte der aufsteigende Knoten dann im Frühlingspunkt liegen.
Dann könnte die Venus zur UK theoretisch und vereinfacht eine Deklination von 31,9° im Juni und -32,8° im Dezember erreichen.

Praktisch ändern sich aber auch andere wichtige Parameter: die Apsiden verschieben sich (um mehr als 6 Monate >> Abw. dann Juni>Dez.),
die Exzentrizität der Bahnen (nehmen beide ab), die Neigung der Erdachse (nimmt derzeit ab).
Es ergäben sich dann in 12.000 Jahren wahrscheinlich andere Extremwerte der Deklinationen der Venus.

Das wars jetzt aber wirklich :)

Viele Grüße
Mario

* Paul Ahnert, Kleine praktische Astronomie, 1983

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