Starlink-Satelliten mit überraschender Radar-Rückstreuung

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Dennis Hennig
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Starlink-Satelliten mit überraschender Radar-Rückstreuung

Beitrag von Dennis Hennig » 21. Apr 2020, 02:34

Hallihallo!

Wahrscheinlich wurde es schon von Anderen bemerkt. Für mich war das vorhin jedoch eine überraschende Entdeckung! Eigentlich lief als "Hintergrundmusik" im Kopfhörer Pings und gelegentliche Bursts der Lyriden auf der Frequenz des Graves-Weltraumradares bei Dijon. In Zeitlage 3Uhr MESZ zogen nacheinander Satellit um Satellit durch den Radarbeam. Jene Satelliten erzeugten jeweils deutlich hörbare Echos, bei ähnlicher Signalstärke. Soweit die Ohren-Hirn-Kombi dies beurteilen kann, mit praktisch von Sat zu Sat hörbar identischem Dopplerverschiebungs-Profil. Daraus folgte die Vermutung ähnlicher Bahnen der Objekte. Moment mal: Eine Kette von Satelliten auf nahezu der selben Bahn im "Gänsemarsch" nacheinander? Da war doch was? :lol:
Ja richtig: Starlink!

Hab mich dann auf die Suche gemacht, und bin alsbald fündig geworden: Die Starlink-Gruppe aus dem sechsten Start am 18.März 2020 überflog im fraglichen Zeitraum Südfrankreich und das westliche Mittelmehr, mithin bestens durch den Beam des Radares.

Bleibt die Frage: Warum reflektieren die kleinen Dinger Funkwellen so gut? Hätte ich nicht erwartet! Zu dieser Verwunderung muss man wissen, dass viele andere, auch deutlich größere, Satelliten weit weniger laut sind, weniger Radar rückstreuen. Mit einer Ausnahme: Die ISS. Logisch, bei der enormen Größe der Raumstation. Ein Teil der Antwort, warum die Starlinks im französischen Weltraumradar überhaupt hörbar werden, dürfte im Fakt begründet sein, dass die Satelliten-Gruppe vom 18.3.2020 einen sehr niedrigen Orbit fliegt. Mit Funkwellen ist es wie mit Licht: Die Energiedichte geht quadratisch mit der Entfernung. Wobei man im Falle des Radares nicht vergessen darf, dass das Signal den Weg zwei mal zurücklegt: Vom Radar hoch zum Sat, und vom Sat gestreut wieder zurück zur Erde. Also bedeutet doppelte Entfernung des Satelliten schon vierfache Strecke, das Signal sinkt als auf ca. 1/16. Bereits dreifache "oneway" Entfernung versechsfacht die Strecke für das Radarsignal, senkt den Empfangspegel also auf ca. 1/36. Nur ein bisschen dichter bedeutet also deutlich lauter.

Habe nun eine dreiviertel Stunde im Netz gegraben auf der Suche nach konkreten Infos zu den Starlinks:
Grundsätzlicher Aufbau? Abmessungen Länge x Breite x Höhe? Verwendete Materialien an den Oberflächen? Radarquerschnitt (Radar-Cross-Section (RCS))? Usw. Leider kaum Infos gefunden. Sollte Jemand von Euch eine tolle Webseite kennen, wo solche technischen Basics der Starlinks zusammengefasst sind, bitte ich um Hinweis.

Grüße in die Runde!
Dennis

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Dennis Hennig
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Re: Starlink-Satelliten mit überraschender Radar-Rückstreuung

Beitrag von Dennis Hennig » 21. Apr 2020, 15:41

Neben ein paar unplausiblen Werten im dreistelligen Quadratmeter-Bereich, fand sich für diverse Starlinks eine RCS von 8,73 Quadratmeter. Damit sind sie dann doch doppelt so groß, als ich mir so einen Satelliten vorgestellt hatte. Gute Bilder und Außenabmessungen werden noch gesucht! :wink:

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