2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Forum für Halo-Erscheinungen, Regenbögen, Blitze und alle anderen Lichterscheinungen, die neben Polarlichtern in der Erdatmosphäre auftreten.
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Laura Kranich
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2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Laura Kranich » 13. Jun 2019, 07:04

Moin Moin!

Die ganze letzte Woche war schon ziemlich hammermäßig, mit nächtlichen Ostseegewittern mit NLCs, schönen Mesozyklonen, Blitzen, mutmaßlichem Tornado in 30 Metern Entfernung und abendlicher Shelf in einer Luftmasse wie man sie selten hier erlebt und schon gar nicht über mehrere Tage hintereinander.
Und es hört gar nicht auf, dieser Tage gab es im Nordosten noch mehr Feuchte, Scherung und Einstrahlung und folglich ein erhebliches Unwetterpotenzial in der Luft. Ich fuhr Dienstagabend mit einem Fotokollegen ins östliche Nachbarland und wir wurden von einem herrlichen Anblick Richtung Brandenburg empfangen, der dank der im Lichte der (hinter sehr feuchter Luft) untergehenden Sonne leuchtenden Eisschirme in ein irres Himmelsglühen mündete und später noch von tollen Crawlern mit lautem Grummelsound und einer wundervollen Shelf getoppt wurde. Schäden gab es zumindest im Norden anscheinend kaum, aber auf der Rückfahrt krachte zwischen 2 und 3 Uhr knapp zwei Kilometer von uns entfernt ein 75kA-Blitz in ein Feld nur wenige Meter neben einem Bauernhaus. Da waren sie wohl alle wach, denn im Haus waren alle Lichter an, als wir vorbeifuhren. Selbst aus 2 Kilometern Entfernung im Auto war der Rumms markerschütternd.


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Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Tobias F.
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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Tobias F. » 13. Jun 2019, 19:52

Wunderbar in Szene gesetzt!
es grüßt
Tobias ;-)
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Anette Aslan
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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Anette Aslan » 14. Jun 2019, 19:32

Phanatastische Aufnahmen, Glückwunsch zu solchen Naturschauspielen!
LG
Anette

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Elmar Schmidt
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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Elmar Schmidt » 14. Jun 2019, 22:21

Ja, tolle Zellen und Walzen, und wieder klasse für uns in Szene gesetzt.

Vom anderen Ende sowohl der Republik (Raum Starnberg) als auch des Wohlgefühls erfuhr ich von dort lebenden Freunden, wie sich eine sie überrollende Superzelle für meteorologisch nicht interessierte Leute in etwa ihren Worten darstellt:

(1) Wir saßen bei herrlich warmen Wetter auf der Terrasse
(2) Es wurde dann in einer Richtung ziemlich dunkel, wir sind aber eigentlich ohne Eile und immer noch in angenehmer Wärme rein
(3) Und schon ging es los, zuerst ein mächtig aufdrehender Wind und dann gleich der Wolkenbruch mit hühnereigroßen Hagelkörnern
(4) Brauchten zwei Tage, um den verwüsteten Garten wieder einigermaßen herzurichten (zum Glück gabs' keinen Glasbruch in Fenstern und PV-Anlage)

Gruß, Elmar

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Laura Kranich
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Mehr aus den Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Laura Kranich » 24. Jun 2019, 23:39

Danke noch für all eure netten Kommentare!
Nachdem ich jetzt drei Wochen am Stück fast jeden Tag unterwegs war, muss ich nun doch mal antworten. :D
Die Gewittertätigkeit Anfang bis Mitte Juni war wirklich außergewöhnlich. Insgesamt habe ich wohl etwa 12-15 verschiedene Gewitter fotografieren können, in zwei Wochen. An einem Tag (18.06.) traf es Kiel allerdings sogar gleich viermal an einem Tag und das mit Platzregen die wirklich an tropische Regengüsse erinnerten. Ich habe nur das letzte wirklich mitbekommen (und fotografiert), denn irgendwann muss auch eine Laura mal in die Koje.

Hier also noch ein "bisschen" was mehr aus den Great Plains aus Nord(ost)deutschland. Es tut mir leid, dass es jetzt sehr viele Bilder werden, aber ich muss das einfach alles so zusammenfassen, um die Heftigkeit dieser Gewitterphase richtig rüberzubringen.

Nachdem mir am 13. abends die geniale Mischung aus NLCs und Böenwalze vor dem Kieler Stadtpanorama beschert wurde, hatte ich noch versucht, mich vor der Böenfront zu halten, was aber schwierig war. Als ich es geschafft hatte, mich davor zu setzen, war davon nur noch wenig übrig, aber eine schöne Rollcloud vor dem monderhellten Sternenhimmel hat auch etwas...

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14.06. - Am nächsten Tag ging es gleich spektakulär weiter: Eine textbookmäßige Superzelle zog durch Nordfriesland, von Husum bis Flensburg und verursachte wohl in Apenrade einen Tornado (https://ekstrabladet.dk/112/politi-bile ... yaeYvYTrSU).
Leider konnte ich sie nur bis Flensburg verfolgen, aber das war vielleicht auch besser so.
Hier einige Bilder von der Entstehung bis zur vollen Giftigkeit. Ich dachte mehrmals, dass ein Tornado nur noch eine Frage von Sekunden wäre.

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Dieselbe Zelle später von meinem Rückweg aus Richtung Schleswig gesehen.
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Es blieb keine lange Pause, am nächsten Morgen sollten sich bereits vor Sonnenaufgang erste wirklich giftige Zellen bei Hannover bilden und gen Norden ziehen. Ich fuhr mit meinem Kollegen bis nach Schwerin, um die dickste abzufangen. Es dauerte nicht lang, da sahen wir auch schon wunderbare stratiforme Inflow-Strukturen und bald standen wir der gewaltigsten Superzelle gegenüber, die ich je gesehen habe. Man konnte in Echtzeit die Rotation des riesigen Gebildes gut erkennen. Sie war so gewaltig, dass ich bald auf Fisheye umsatteln musste.

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Wer facebook nicht scheut, für die gibt es einen Videozusammenschnitt der Zelle im Zeitraffer und ihrer Folgen: https://www.facebook.com/lkfotographie/ ... 193538322/


Das 12Z-Nachmittagssounding von Lindenberg war dann so heftig - bis zu 3000 J/kg Cape und die Scherung in Richtung Ostsee auch unglaublich, außerdem gab es in Meck-Pomm noch ziemlich ordentliche Einstrahlung und bereits erste Quellungen, sodass wir gleich weiter nach Osten fuhren und noch ein weiteres Spektakel an der deutsch-polnischen Grenze erleben durften, dass uns der Atem stockte. Die ersten Gewitter, die bei Neubrandenburg hochschossen, hatten schnell einen so großen Eisschirm entwickelt, dass wir ihn nach weniger als einer Stunde in alle Richtungen sicherlich bis 50 Kilometer Entfernung über uns hatten, mit tollen Mammaten - kein Wunder bei den CAPE-Werten! Der Aufwindturm war im Dunst noch nicht einmal zu erkennen, da war schon ein deutliches, tiefes, ständiges Donnergrummeln in der Ferne zu hören. Die Luft war drückend, wirklich tropisch - bei 28 Grad und 20 Grad Taupunkt. Nachdem wir insgesamt vier oder 5 Gewitter gesehen hatten, davon mindestens drei schöne LP-Superzellen mit isolierten, eingeschraubten Aufwindtürmen, versuchten wir uns noch vor die sich formierende Linie in Richtung Polen zu setzen, mussten dies aber aufgrund zu vieler Neubildungen vor der Front abbrechen, sonst wären wir wohl am Ende in Kaliningrad gelandet und wir wollten auch nicht in einen Tornado oder Hagelkern geraten. Dafür gab's auf der gigantischen Rückseite im Abendlicht nochmals schöne Mammaten.

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Dann war erstmal eine kurze Verschnaufpause, ehe am 18. dann Dauergewitter in Kiel angesagt war, wirklich eins nach dem anderen. Abends bei Nummer vier im Anmarsch bin ich dann runter ans Wasser.

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Der letzte Paukenschlag kam dann am nächsten Tag, als erneut eine sehr energiereiche Luftmasse über Schleswig-Holstein lag. Die Scherung war nicht so riesig, aber man muss dazu sagen, dass an dem Tag die Wettermodelle ohnehin mit ihrem Latein am Ende waren, da es am frühen Nachmittag eine thermische Auslöse gab, die zuvor nicht berechnet war und somit war ohnehin eine völlig neue Lage entstanden. Wir fuhren zuerst Richtung Süden, in der Hoffnung, noch an eins der schönen thermischen Gewitter dranzukommen, denn die waren durchaus ganz gut organisiert. Leider starben sie - wenig überraschend - meist recht schnell weg, als sie in die Nähe der Ostsee kamen. Von Süden kam eine weitere Konvergenz herein, die dank kräftiger rückseitiger Abwinde und einer durch die thermisch ausgelösten Gewitter noch unberührten Luftmasse in der Mitte von SH selbst die Passage der Elbe gut überstand und sich danach bei Itzehoe/Albersdorf so richtig zum Augenschmaus entwickelte. Eine der schönsten, wenn nicht die schönste Gewitterfront, die ich je gesehen habe! Sie traf später Kiel mit einiger Wucht und warf einige Bäume und in Laboe die Strandkörbe um. Leider blieben wir an einer gesperrten Eiderbrücke hängen und hatten Glück, dass das schlimmste seitlich an uns vorbeizog.
Zum Schluss kam abends noch die richtige Kaltfront über die Elbe und brachte nochmal eine schöne Shelf und ein paar Blitze, aber nichts wildes mehr.

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Schlusswort: WOW! Was für ein Wettermonat! Und dann noch dieses Wahnsinns-NLC-Display. Ob das noch zu toppen ist? Wird jedenfalls schwer!
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Anette Aslan » 25. Jun 2019, 10:39

Liebe Laura,
da fehlen einem die Worte! Du jagst dem Geschehen sehr mutig hinterher, beneidenswert für mich als nur Radl-Fahrerin, da muss ich leider unter Dach und Fach mit viel Weh und Ach....Deine Aufnahmen sind der reinste Adrenalinkick!
LG
Anette

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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Okke Dillen » 25. Jun 2019, 11:43

Da muß ich mich Anette anschließen!! A-tem-be-rau-bend!! 8)
Radio-aktiv! :D

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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Claudia Hinz » 25. Jun 2019, 16:18

Was soll man dazu sagen, bin echt sprachlos und weiß gar nicht, welches mir am besten gefällt ... Blitz mit Mammatus? Blitz und Regenbogen? Oder doch die regenbogengerahmten Kühe? Danke für diesen Bildsegen!

LG Claudia

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Jörg Kaufmann
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Re: Mehr aus den Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Jörg Kaufmann » 25. Jun 2019, 18:10

Laura Kranich hat geschrieben: 24. Jun 2019, 23:39
...


Von Süden kam eine weitere Konvergenz herein, die dank kräftiger rückseitiger Abwinde und einer durch die thermisch ausgelösten Gewitter noch unberührten Luftmasse in der Mitte von SH selbst die Passage der Elbe gut überstand und sich danach bei Itzehoe/Albersdorf so richtig zum Augenschmaus entwickelte. Eine der schönsten, wenn nicht die schönste Gewitterfront, die ich je gesehen habe!

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Moin Laura,

beeindruckende Bilder und Doku.
Zur Gewitterfont vom 19.: oh ja, die war richtig schön. Sehr viele Details, doppelte Schirme, Rollrand, die 3 weißen "Lamellen" kurz dahinter. Vereinzeltl klebten kleine Bereiche mit Mamaten darunter. Alles unglaublich dreidimensional!
Meine Assoziation: ein fliegender Raumschiff-Champignon :D
Das alles mit leichtem Regen und mäßig Wind. Unwetter muss ich zu Hause nicht haben.

Viele Grüße
Jörg
Ich nehm` das Wetter so wie es ist. Es gibt eh im Moment kein anderes.

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Bertram Radelow
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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Bertram Radelow » 26. Jun 2019, 06:30

wirklich schöne Bilder!
B

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Susanne Althoff
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Re: 2019-06-11 Great Plains of Nordostdeutschland ;-)

Beitrag von Susanne Althoff » 26. Jun 2019, 15:28

:wow: :wow: :wow: mehr muss man da gar nicht sagen... der Hammer! Wer braucht da noch den Mittleren Westen? :wink:

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