StefanK hat geschrieben: ↑16. Jul 2018, 21:00...
keine Ahnung, unter welchen Umständen Störpixel auftauchen...
...
Da hatten wir hier in den Oswin-Fäden in den vergangenen Jahren schon zwei Faktoren besprochen:
1. Gewitterblitze, wenn das Gewitter nicht weit entfernt vom Radarstandort ist. Die waren gut
daran erkennbar, dass das Störsignal mehr oder weniger gleich verteilt über den ganzen
detektierten Höhenbereich reicht. Bei starkem Gewitter in der Nähe sah das früher aus wie ein
grobes Rauschen auf dem gesamten Plot.
Und hier spricht jetzt der alte Funkamateur in mir:
2. Meteore, bzw. genauer die ionisierte Spur, welche diese Teilchen in der Hochatmosphäre erzeugen.
Die Frequenz des OSWIN-Radars 53,5MHz ist nahezu ideal (!) gewählt, um kräftige Reflexionen
von solchen Meteor-Trails zu erhalten. Bei der hohen Sendeleistung (90kW, ist das ERP?) und dem
riesigen OSWIN'schen Antennenfeld aus 144 kurzen Yagi-Antennen, welches nicht nur das Sendesignal
boosted, sondern natürlich auch den Empfang "durch das große Ohr" sehr sensibel macht,
reichen wahrscheinlich kleinste Meteor-Staubkörner, um bereits ein sehr deutliches Rückstrahlsignal
zu empfangen.
Zum Vergleich: Funkamateure stellen als einer Spielart des Hobbys mit einer einzelnen Yagi-Antenne, und
typischen Sendeleistungen von einigen zehn bis wenigen hundert Watt, Meteorscatter-Funkverbindungen
https://de.wikipedia.org/wiki/Meteorscatter
über >tausend Kilometer her. Die Reflexions-Ereignisse "Pings" durch kleinere Sternschnuppen dauern
grundsätzlich kurz (Sekunden-Bruchteile bis ca. eine Sekunde) und lassen sich über diesen Zeitverlauf
wahrscheinlich einfach aus dem gewünschten OSWIN-Ergebnis herausrechnen. Von größeren Brocken
"Kieseln bis kleinen Steinchen" bleibt so eine ionisierte Spur in der Hochatmosphäre jedoch über mehrere
bis etliche Sekunden bestehen. Im Meteorscatter-Sprachgebrauch der Funkamateure sind das dann
sogenannte "Bursts", in welche (für Schnellsprecher
) zeitlich u.U. sogar ein kompletter beidseitiger
Sprach-Funkkontakt über den Meteor-Trail, mit mehrfacher Sende-Empfangs-Übergabe zwischen den Partnern passt.
Die Meteor-Trails befinden sich fieser Weise u.U. in einem Höhenbereich, der verdächtig dem üblichen
NLC-Höhenniveau bei 83km entspricht. Ich hatte vor paar Jahren dazu mal einen direkten Austausch mit
einem der OSWIN betreuenden Techniker. Er bestätigte mir damals, das OSWIN selbstverständlich
Meteor-Reflexionen empfängt.
Mein Erfahrungswissen aus der Amateurfunkpraxis endet an folgender Stelle, und die Spekulation beginnt:
Ich weiss nicht, wie lange so eine Meteor-Ionisationsspur benötigt, um sich wirklich
vollständig aufzulösen.
Vermutlich detektiert OSWIN wegen hoher Sendeleistung und empfindlichem Empfangssystems
noch eine Weile die Reste der Ionisation, wo mit dem mehrere Größenordnungen kleinerem Aufwand der
Amateure kein Signal mehr empfangbar ist. Eventuell reicht das dann auf der Zeitskala bis in den Bereich
von Minuten, und kann sich so auf dem Plot verewigen.
So, Funkamateur-Erklärbär-Modus wieder aus.
Herzlicher Gruß in die Runde!
Dennis