Fotofrage

Forum für Polarlichter, Spaceweather, Astronomie und Raumfahrt.

Moderator: StefanK

Antworten
JoachimWun
Beiträge: 14
Registriert: 15. Jan 2004, 10:35
Wohnort: Ldkr. Landshut

Fotofrage

Beitrag von JoachimWun » 15. Jan 2007, 10:00

Hallo Liebe Forenteilnehmer,
mir ist klar, dass meine Frage am Rande des off-topics liegt, hoffe aber auf euer Verständis :P

insbesondere im Thread zum McNaught waren wieder tolle Fotos! Danke dafür.
Einige davon wurden laut Fotografen mit sog "Addition" (?) oder als "Summenbild" (z.B. von Gerhard Rausch) bearbeitet.

kann mir jemand erklären wie das funktioniert?
ich bin neu was Digitalfotografie und somit auch Bildbearbeitung anbelangt, daher meine vielleicht dumme Frage.
mit freundlichem Gruß
Joachim

Benutzeravatar
Jan Hattenbach
Beiträge: 745
Registriert: 9. Jan 2004, 11:58
Wohnort: Asturias

Beitrag von Jan Hattenbach » 15. Jan 2007, 10:50

Hallo Joachim,

ich finde, die Frage passt gut hierher, dafür sind Foren schließlich da!

Wenn du ein Digitalfoto aufnimmst, hast du neben deinem "Signal", also der Information die du festhalten willst, immer auch ein "Rauschen" aufgenommen. Dieses stammt vom Chip, der Elektronik, Verstärker, Digitalisierung, etc. Ein Teil des Rauschens ist temperaturabhängig, je kühler es ist, desto geringer das (thermische) Rauschen. Einen gewissen Rauschanteil hat man aber immer. Gerade bei astronomischen, oft lichtschwachen Objekten ist es wichtig, den Abstand des Signals zum Rauschen (das sog. Signal-zu-Rauschverhältnis, signal-to-noise-ratio, SNR,..) möglichst groß zu haben. Das macht oft den Unterschied zwisschen gesehen und nicht gesehen aus!

Nun bedient man sich bei der Digitalfotografie eines Tricks: man addiert viele Bilder des selben Objekts. Während das Signal linear mit der Anzahl der addierten Bilder zunimmt, steigt das Rauschen, wenn es rein statistisch ist, nur mit der Wurzel dieser Anzahl. Das heißt, das SNR wird größer. Daher kann man durch viele kurz belichtete Einzelaufnahmen eines schwachen Objektes, z.B. mit einer Webcam am Teleskop durch Addition eine Menge rausholen.

Ich empfehle diese Seiten zum Thema:

http://astrofotografie.ilo.de/grundlagen/

bzw im Speziellen:

http://astrofotografie.ilo.de/bildbearb ... dition.php

Gruß,

Jan

PS:
Einige davon wurden laut Fotografen mit sog "Addition" (?) oder als "Summenbild" (z.B. von Gerhard Rausch) bearbeitet.
da liegt die Antwort doch schon in der Frage versteckt! :-)

Benutzeravatar
Jan Hattenbach
Beiträge: 745
Registriert: 9. Jan 2004, 11:58
Wohnort: Asturias

Ein Beispiel...

Beitrag von Jan Hattenbach » 15. Jan 2007, 15:08

Nochmals Hallo,

hier mal ein Beispiel zu diesem Verfahren. Bin gerade dabei eine neue Kamera aufzuprobieren - konnte man gestern ja nach langer Zeit mal wieder mal machen!

Die Kamera besteht aus einem sw-Videomodul des Typs SK-1004XC. Die wurde statt eines Okulars in den Strahlengang eines Teleskops gehängt. Dieses ist ein 8"-Refraktor (der in meinem Avatar ;-), der leider nicht so lichtstark ist. ein "schneller" Newton wäre besser. Aufgezeichnet habe ich den Orionnebel M42. Das aufgenommene Video besteht aus 5000 Einzelbildern, von denen jedes etwa so aussieht:

Bild

Man erkennt ansatzweise den Nebel, das Rauschen ist sehr stark. In dem Bild steckt aber noch viel mehr! Nach einer Dunkelbildkorrektur, dem Aufaddieren der 5000 Einzelbilder und etwas Bearbeitung mit Photoshop sieht das Ergebnis so aus:

Bild

Das ist das Summenbild. Das Rauschen ist so gut wie weg, und vor unsichtbare - aber vorhandene - Nebelstrukturen werden sichtbar. Wenn es dich interessiert, kann ich dir auch genauere Angaben zur Bearbeitung machen.

Die Bearbeitung habe ich mit dem freien Programm Giotto von Georg Dittié sowie mit Adobe Photoshop gemacht.

Das Videomodul gibt es übrigens für ca. 70 Euro. Das Material für das Kameragehäuse bekommt man im Elektronikladen für unter 3 Euro. Man benötigt noch einen USB-Videograbber (ca. 30 Euro auf Ebay) Und natürlich ein Teleskop und einen PC. Fertig ist die Low-Cost-Video-Deepsky-Ausrüstung!

Gruß,

Jan

JoachimWun
Beiträge: 14
Registriert: 15. Jan 2004, 10:35
Wohnort: Ldkr. Landshut

Beitrag von JoachimWun » 16. Jan 2007, 10:58

Das klingt ja gar nicht sooo schwierig und das Ergebnis finde ich absolut genial.
Ich werde das demnächst auch mal versuchen. Mal sehen was ich mit meiner einfachen Sony-Videokamera da machen kann.
Wenn ich nicht klarkomme melde ich mich in diesem Thread wieder (kann aber schon einige Wochen dauern :wink: :? )

Vorerst jedenfalls vielen Dank, Jan!!
mit freundlichem Gruß
Joachim

Mark Vornhusen
Administrator
Beiträge: 795
Registriert: 8. Jan 2004, 23:24
Wohnort: Vechta, 52.72 N, 8.28 E
Kontaktdaten:

Beitrag von Mark Vornhusen » 20. Jan 2007, 09:22

Hallo,
hier wurde die Technik der Bildaddition auch angewandt:

http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070119.html
http://www.spaceweather.com/comets/mcna ... /Seip1.jpg


Problematisch finde ich allerdings, wenn man dann eine "Collage" macht und einen Horizont oder Wolken mit reinkopiert, die offenbar nicht in der gleichen Weise wie der Komet bearbeitet wurden. Das Tageslichtbild besteht aus 24 Aufnahmen. Es ist unmöglich, dass die Wolken während dieser Zeit nicht weiterziehen. Jedenfalls sollte es dabei stehen, dass die Bildteile unterschiedlich bearbeitet wurden und dann zu einem Bild zusammengesetzt wurden.

Grüsse,
Mark

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 12 Gäste