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von Elmar Schmidt » 8. Okt 2015, 00:10
Hallo,
ich schrieb mit jenem Herrn Keen, dem da m.E. einiges nicht klar (oder egal) ist.
Keine der von ihm kompilierten Helligkeiten ist (so wie meine) an den Vollmond angeschlossen, dessen Helligkeit selbst vielen Astronomen nicht gewärtig ist. Bei vielen Schätzungen dürfte weder ein ähnlich farbiger Stern zugrunde gelegen haben, noch die differentielle Extinktion auskorrigiert, von den lokalen Bedingungen mal abgesehen.
Der wirklich erfahrene Beobachter John Bortle, welcher das Vorgenannte sicher bestmöglich berücksichtigte, hatte -1,6 m geschätzt. Da ich mich aufs Messen konzentrierte hatte ich nur Zeit für eine Quick&Dirty Schätzung mit dem Feldstecher und die lag bei -1,45 m. Das Problem hierbei ist aber, daß der Mond selbst ggü. späten Sternen (meine waren vom Spektraltyp K) eine viel höhere Farbsättigung hat und deshalb in der Helligkeit systematisch hinter denen zurückbleibt, weil die Augenempfindlichkeitskurve dort stärker heruntergeht als die, welche der Magnitudenskala zugrunde liegt.
Kurzum, für mich bleibt es aufgrund meiner Messung dabei, daß der Mond zur Finsternismitte nicht schwächer war als -1,7 m. Das liegt in der Tat unterm für diese Kernschattentiefe erwarteten Wert, der aber eher bei -2 m liegt. Die von Keen gegebene Vorhersage (-1,7 m) gründet auf vielfach ähnlich schwache Daten wie die, welche er da vorstellt.
Ich habe inzwischen fünf totale Mondfinsternisse unter perfekten Bedingungen gesehen und gemessen. Wer eine wirklich dunkle braucht, dem kann ich die aus Namibia von 2011 bieten, als sich der Meßfeldring kaum vor dem Mond abzeichnete und ich zum Einstellen mit einer Lampe schräg in die Optik leuchten mußte. Die hatte -0,35 m. 2007 in Hawaii war es nicht ganz so schwierig, die hatte -1,3 m. Eben in Teneriffa war das nicht im geringsten ein Problem.
Auch die Behauptung, ein verfinsterter Perigäumsmond wäre DUNKLER weil er in einem erdnäheren und dunkleren Schattenbereich stünde, ist m.E. nicht so selbstverständlich, wie es in dem Link geschildert wird. Zunächst ist der Abstandsunterschied zur mittl. Entfernung linear nur gut 7%. Und das bedeutet zunächst einmal daß der Raumwinkel des Mondes um das doppelte dieses Werts größer ist und er bei sonst gleichen Bedingungen 15% HELLER ist, ein sog. Supermond eben. Der erstgenannte Effekt (mit dem dunkleren Schatten im Perigäum) müßte also deutlich stärker als quadratisch sein, um den Mond merklich zu schwächen, was ich sehr bezweifle. Die Schattenbeleuchtungsmodelle von F. Link sind nämlich uralt und durch Messungen nicht hinreichend abgesichert.
Ein Witz ist Keens Grafik mit den Danjon-Schätzungen, die zw. 0,5 und 4 liegen, also fast die gesamte Skala überstreichen. Da einen "Fit" durchzulegen, ist schon abenteuerlich, und ich möchte wissen, was das mit "number crunching" zu tun haben soll.
Es ist auch m.E. leider so, daß wenn irgendeiner meint, die Finsternis sei ja so mordsmäßig dunkel gewesen, scheint's viele unbedingt auf den Zug springen und am besten auch noch einen Vulkan parat haben müssen.
So viel mal von meiner Seite zu dem Thema.
Elmar