Moin Wolfgang!
Die digitalen Hilfsmittel schön und gut. Aber die Helligkeitsschätzungen bezogen sich, meiner Meinung nach, immer nur auf den visuellen Eindruck.
Wenn man diese subjektive Sichtweise zumindest etwas normiert, in dem man z.B. die Farbe dazu nimmt, dann bleiben die alten Schätzungen in der Reihe immer noch gültig.
Wenn man aber auf RGB oder sogar spektral aufgelöste Intensitäten springt, sind die alten Reihen nicht mehr wirklich zu gebrauchen.
Gruß!
Ulrich
16/17.04.2015 - Polarlicht-Sichtungen
Moderator: StefanK
- Ulrich Rieth
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Re: 16/17.04.2015 - Polarlicht-Sichtungen
Moin Ulrich,
ich habe nie gesagt, das ich vom visuellen Eindruck/Helligkeitseinschätzung weg will. Geht auch gar nicht, da
1. die RGB Methode schlecht bis gar nicht zu kalibrieren ist(weder über verschiedene Tage bei einem Beobachter mit gleicher Kamera und Beobachtungsort und ganz und gar unmöglich über mehrere Beobachter mit unterschiedlichem Gerät und an unterschiedlichen Plätzen)
2. selbst wenn sich eine Spektrometerlösung klein, handhabungssicher und preiswert entwickeln läßt, wird diese auch eher grob qualitative Aussagen liefern. Bis zu nachvollziehbaren und wiederholbaren quantitativen Messungen wäre da noch ein großer Aufwand und nicht jeder Beobachter wird so ein Teil haben.
Wir können also auf die herkömmliche subjektive Abschätzung gar nicht verzichten und sollten es auch gar nicht, um die Reihe nicht zu verlieren.
Es wird aber immer unterschiedliche Einschätzungen zu Helligkeit geben. Anfechten sollten wir nur absolute Ausreißer.
Grüße wolfgang
ich habe nie gesagt, das ich vom visuellen Eindruck/Helligkeitseinschätzung weg will. Geht auch gar nicht, da
1. die RGB Methode schlecht bis gar nicht zu kalibrieren ist(weder über verschiedene Tage bei einem Beobachter mit gleicher Kamera und Beobachtungsort und ganz und gar unmöglich über mehrere Beobachter mit unterschiedlichem Gerät und an unterschiedlichen Plätzen)
2. selbst wenn sich eine Spektrometerlösung klein, handhabungssicher und preiswert entwickeln läßt, wird diese auch eher grob qualitative Aussagen liefern. Bis zu nachvollziehbaren und wiederholbaren quantitativen Messungen wäre da noch ein großer Aufwand und nicht jeder Beobachter wird so ein Teil haben.
Wir können also auf die herkömmliche subjektive Abschätzung gar nicht verzichten und sollten es auch gar nicht, um die Reihe nicht zu verlieren.
Es wird aber immer unterschiedliche Einschätzungen zu Helligkeit geben. Anfechten sollten wir nur absolute Ausreißer.
Grüße wolfgang
- Laura Kranich
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Re: 16/17.04.2015 - Polarlicht-Sichtungen
Wie schon einige andere gesagt haben, ist die Farbwahrnehmung von Menschen sehr unterschiedlich, deshalb ist das vermutlich ein besonders schlechtes Kriterium, außerdem gibt es noch weitere Faktoren, die das stören können (s.u.).
Ich habe beim PL vom 18.03. keine rote Farbe wahrgenommen, auch nicht beim letzten, leicht allerdings beim PL vom 27.02.14. Dennoch machte dies den am wenigsten hellen Eindruck. Dafür habe ich am 18.03. das Grün gesehen für welches das menschliche Auge ja auch empfindlicher ist. Das habe ich teilweise sogar bei schwach visuellen PL wahrgenommen, aber seit einer Weile nehme ich nachts Farben anscheinend generell schlechter wahr.
Wie gesagt, wir haben die Definitionen, die so nicht umgesetzt werden aber von denen weg bleibe ich bei meiner Einschätzung, das PL vom 27.02.14 war weniger hell als das letzte, welches etwas aber nicht viel unspektakulärer war als das vom 18.03, primär wegen der räumlichen Ausdehnung und wegen des schwächeren Grüns aufgrund etwas geringerer Höhe am Himmel und Schleierwolken am Horizont (siehe Bilder).
Und Ulrich, gerade obwohl das letzte PL einen geringeren Grünanteil hatte war es hell, denn das Rot/Blau war intensiver und das nimmt man mit dem Auge ja überhaupt nicht wahr, oder?
Schaut man sich meine Bilder vom 18.03. an, erklärt sich vielleicht auch ein wenig, warum ich kein Rot gesehen habe, weil es sich nämlich teilweise mit dem Grün zu einem Orange-Gelb-Weiß (Je nach Weißabgleich) mischte. Das Gehirn macht ja in gewissem Umfang auch einen Weißabgleich (das weiß jeder, der schonmal eine rosa oder gelb getönte Sonnenbrille aufhatte^^).
Ich glaube, hier wird versucht, etwas zu objektivieren, was nicht (sinnvoll) zu objektivieren ist.
Ich habe beim PL vom 18.03. keine rote Farbe wahrgenommen, auch nicht beim letzten, leicht allerdings beim PL vom 27.02.14. Dennoch machte dies den am wenigsten hellen Eindruck. Dafür habe ich am 18.03. das Grün gesehen für welches das menschliche Auge ja auch empfindlicher ist. Das habe ich teilweise sogar bei schwach visuellen PL wahrgenommen, aber seit einer Weile nehme ich nachts Farben anscheinend generell schlechter wahr.
Wie gesagt, wir haben die Definitionen, die so nicht umgesetzt werden aber von denen weg bleibe ich bei meiner Einschätzung, das PL vom 27.02.14 war weniger hell als das letzte, welches etwas aber nicht viel unspektakulärer war als das vom 18.03, primär wegen der räumlichen Ausdehnung und wegen des schwächeren Grüns aufgrund etwas geringerer Höhe am Himmel und Schleierwolken am Horizont (siehe Bilder).
Und Ulrich, gerade obwohl das letzte PL einen geringeren Grünanteil hatte war es hell, denn das Rot/Blau war intensiver und das nimmt man mit dem Auge ja überhaupt nicht wahr, oder?

Schaut man sich meine Bilder vom 18.03. an, erklärt sich vielleicht auch ein wenig, warum ich kein Rot gesehen habe, weil es sich nämlich teilweise mit dem Grün zu einem Orange-Gelb-Weiß (Je nach Weißabgleich) mischte. Das Gehirn macht ja in gewissem Umfang auch einen Weißabgleich (das weiß jeder, der schonmal eine rosa oder gelb getönte Sonnenbrille aufhatte^^).
Ich glaube, hier wird versucht, etwas zu objektivieren, was nicht (sinnvoll) zu objektivieren ist.
- Michael Theusner
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Re: 16/17.04.2015 - Polarlicht-Sichtungen
Hallo,
anbei der Vergleich der Helligkeitsverläufe spezifischer Polarlichtlinien vom 17./18.3.2015 und von 16./17.4.2015. Beide Diagramme sind identisch skaliert. Man sieht sofort den Unterschied. Das PL vom 17./18.3. spielt wirklich in einer ganz anderen Liga als das vom 16./17.4.. Es war eigentlich durchgehend heller. Vor vier Tagen konnte das PL nur kurz die Werte von vor einem Monat erreichen. Es ist allerdings zu sagen, dass vor vier Tagen genau zur Zeit des Maximums um 23:10 UTC Wolken durchzogen und es teilweise abgedeckt wurde. Das PL könnte im Roten also auch vielleicht kurz die Intensität 100 erreicht haben.
Der sehr große Unterschied im Grünen kommt aber vor allem auch daher, dass das grüne Polarlichtband jetzt viel dichter am Horizont stand als vor einem Monat und so nicht im Bildfeld des Spektrografen war. Der guckt etwa auf 15 Grad Höhe.
17./18.3.2015 (alle 5 Minuten ein Spektrum)

16./17.4.2015 (alle 3.5 Minuten ein Spektrum)

Die Zeitreihe am 16./17.4. beginnt so spät, weil ich erst um 22 MESZ auf dem Flugahfen Hannover ankam und nicht früher zu Hause war
Die starke Lichtverschmutzung (LV) abends in der Zeitreihe von 17./18.3. kommt von heller Gartenbeleuchtung meiner Nachbarn, die auf das Fenster schien, hinter dem der Spektrograf steht. Deswegen die hellen Farben in dem blau/weißen Farbbalken. Wolken waren das nicht. Inzwischen ist das Problem durch Abschmirmungen aber beseitigt. So ist die höhere Lichtverschmutzung im zweiten Spektrum tatsächlich auf Wolken zurückzuführen.
Natürlich spielt für den visuellen Eindruck noch mehr als nur die Linienhelligkeiten eine Rolle. Denn es kommt ja auch auf den Kontrast des PLs zu allem anderen Licht an. Bei Vollmond wäre halt jedes PL bei uns wesentlich weniger beeindrucken. Insofern kann ein Spektrograf zwar die PL-Helligkeit gut vermessen, aber das hilft für den persönlichen Eindruck auch nicht immer. In diesem Fall traten die beiden Polarlichter aber unter recht ähnlichen Bedingungen auf.
Viele Grüße
Michael
ps.: Der Spektrograf besteht aus einer kleinen selbstgebastelten Sperrholzkiste mit Spalt aus Rasierklingen an der Vorderseite (wenige Euro). In der Kiste befindet sich dann Gitterfolie mit 1000 Linien/mm (gibt es für einige Euro). Als Kamera dient eine 60D, aus der ich sämtliche Filter vor dem Sensor ausgebaut habe (und sie hat das überlebt
). So kann die Kamera nun Licht von etwa 380 bis über 900 nm aufnehmen. Das Objektiv vor der Kamera ist ein Walimex 16 mm mit f/2.
anbei der Vergleich der Helligkeitsverläufe spezifischer Polarlichtlinien vom 17./18.3.2015 und von 16./17.4.2015. Beide Diagramme sind identisch skaliert. Man sieht sofort den Unterschied. Das PL vom 17./18.3. spielt wirklich in einer ganz anderen Liga als das vom 16./17.4.. Es war eigentlich durchgehend heller. Vor vier Tagen konnte das PL nur kurz die Werte von vor einem Monat erreichen. Es ist allerdings zu sagen, dass vor vier Tagen genau zur Zeit des Maximums um 23:10 UTC Wolken durchzogen und es teilweise abgedeckt wurde. Das PL könnte im Roten also auch vielleicht kurz die Intensität 100 erreicht haben.
Der sehr große Unterschied im Grünen kommt aber vor allem auch daher, dass das grüne Polarlichtband jetzt viel dichter am Horizont stand als vor einem Monat und so nicht im Bildfeld des Spektrografen war. Der guckt etwa auf 15 Grad Höhe.
17./18.3.2015 (alle 5 Minuten ein Spektrum)

16./17.4.2015 (alle 3.5 Minuten ein Spektrum)

Die Zeitreihe am 16./17.4. beginnt so spät, weil ich erst um 22 MESZ auf dem Flugahfen Hannover ankam und nicht früher zu Hause war

Die starke Lichtverschmutzung (LV) abends in der Zeitreihe von 17./18.3. kommt von heller Gartenbeleuchtung meiner Nachbarn, die auf das Fenster schien, hinter dem der Spektrograf steht. Deswegen die hellen Farben in dem blau/weißen Farbbalken. Wolken waren das nicht. Inzwischen ist das Problem durch Abschmirmungen aber beseitigt. So ist die höhere Lichtverschmutzung im zweiten Spektrum tatsächlich auf Wolken zurückzuführen.
Natürlich spielt für den visuellen Eindruck noch mehr als nur die Linienhelligkeiten eine Rolle. Denn es kommt ja auch auf den Kontrast des PLs zu allem anderen Licht an. Bei Vollmond wäre halt jedes PL bei uns wesentlich weniger beeindrucken. Insofern kann ein Spektrograf zwar die PL-Helligkeit gut vermessen, aber das hilft für den persönlichen Eindruck auch nicht immer. In diesem Fall traten die beiden Polarlichter aber unter recht ähnlichen Bedingungen auf.
Viele Grüße
Michael
ps.: Der Spektrograf besteht aus einer kleinen selbstgebastelten Sperrholzkiste mit Spalt aus Rasierklingen an der Vorderseite (wenige Euro). In der Kiste befindet sich dann Gitterfolie mit 1000 Linien/mm (gibt es für einige Euro). Als Kamera dient eine 60D, aus der ich sämtliche Filter vor dem Sensor ausgebaut habe (und sie hat das überlebt

- Michael Theusner
- Beiträge: 1481
- Registriert: 30. Jan 2004, 10:33
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Re: 16/17.04.2015 - Polarlicht-Sichtungen
ps.: Die aktuellen Werte kann man sich hier angucken:
http://www.theusner.eu/terra/aurora/auroramonitor.php
Wichtig: Abends ist die rote PL-Linie aufgrund von Anregung durch Sonnenlicht recht hell, sinkt im Verlaufe der Nacht aber ab. Vor Dämmerungsbeginn steigt sie aus demselben Grund aber auch wieder sehr deutlich an (auch andere PL-Linien). Das gilt aber nicht für grün. Da sieht man vor allem Variation im ständig vorhandenen Airglow. Sollte die rote (und andere Linien) aber mitten in der Nacht deutlich Ansteigen, spräche das für PL. Siehe dazu auch die oben geposteten Diagramme.
Gruß, Michael
http://www.theusner.eu/terra/aurora/auroramonitor.php
Wichtig: Abends ist die rote PL-Linie aufgrund von Anregung durch Sonnenlicht recht hell, sinkt im Verlaufe der Nacht aber ab. Vor Dämmerungsbeginn steigt sie aus demselben Grund aber auch wieder sehr deutlich an (auch andere PL-Linien). Das gilt aber nicht für grün. Da sieht man vor allem Variation im ständig vorhandenen Airglow. Sollte die rote (und andere Linien) aber mitten in der Nacht deutlich Ansteigen, spräche das für PL. Siehe dazu auch die oben geposteten Diagramme.
Gruß, Michael
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