Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Forum für Leuchtende Nachtwolken (NLC)

Moderator: StefanK

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StefanK
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Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von StefanK » 24. Mai 2014, 19:42

Hallo zusammen,

wie in der letzten Saison (s. viewtopic.php?f=2&t=10522) erscheint es mir sinnvoll, einen Dauerthread aufzumachen, in dem die jeweils aktuelle Lage an OSWIN diskutiert werden kann. So vermeiden wir die Entwicklung zahlloser Threads mit dem Titel "NLCs kommende Nacht?".

Dass ich diesen Thread heute eröffne, hat 3 aktuelle Gründe:
1) MAARSY, das Mesophären-Radar in Andenes (69°N), zeigt heute erstmals richtig schöne Echos aus dem Bereich der Mesopause:
http://www.iap-kborn.de/MAARSY-Mesospha ... .html?&L=0 (verfällt, habe den aktuellen Plot aber archiviert). Ich verfolge den Plot seit Ende April. Seit dem 04.05.14 zeigten sich immer mal wieder schwache Echos, in allen möglichen Höhen zwischen 60 und 100 km.
2) OSWIN (stationiert in Kühlungborn bei Rostock, 54°N) hat neben den im Moment zahlreichen Störsignalen gestern und heute erstmals schwache Mesosphärenechos registriert:
- http://www.iap-kborn.de/fileadmin/user_ ... _oswin.png
- http://www.iap-kborn.de/OSWIN-Meso-Aktu ... .html?&L=0. (verfällt, landet aber morgen um die Störungen bereinigt unter obigem Link)
- http://www.iap-kborn.de/OSWIN-Mesosphae ... .html?&L=0 (verfällt)
3) Temperatur und Wassergehalt der Mesopause-Region erreichen jetzt die "kritischen" Werte: http://www.geos.ed.ac.uk/~hcp/meso_ts/

NLC-Meldungen liegen bislang nicht vor (s. http://ed-co.net/nlcnet/positive-sightings-2014) und auch die "Daisys" des AIM-Satelliten (http://spaceweather.com/DAISY_PICS/current_daisy.png) zeigen bislang im UV-Bereich keine Anzeichen von Polaren Mesophärischen Wolken. Allerdings hinkt letztgenannte Darstellung immer um einige Tage zurück - der aktuelle Plot ist auf den 21.05.2014 datiert.

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
Zuletzt geändert von StefanK am 11. Jun 2014, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Elmar Schmidt » 24. Mai 2014, 20:23

Hallo,

ich hatte das beim AKM-Seminar schon mal vorgeschlagen. Was spricht dagegen, daß die NLCs zu den Polarlichtern gingen, d.h. unter Erweiterung des Obertitel auf "Hochatmosphäre" (ohne Meteore), also ggf. mit Airgow und Sprites? Ich halte diese Aufteilung für sinnvoller als die phänomenologische, die von der Dämmerungsartigkeit der NLCs ausgeht.

Entschieden werden muß das natürlich zwischen den Admins bzw. im AKM-Vorstand. Muß hier also jetzt keine Riesendiskussion werden, aber ich denke, das würde gerade in den kommenden Wochen die Auswertung und das Mitlesen hier effektiver machen. Die Unwucht des Allgemeinen Forums bliebe auch dann noch groß.

Gruß, Elmar

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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von StefanK » 24. Mai 2014, 20:35

Hallo Elmar,

das Polarlicht-Forum ist auch schon ziemlich gefüllt, weil ja da auch alle astronomischen Beobachtungen gepostet werden, Airglow übrigens auch.
Eine Diskussion über die Aufteilung der Foren war nicht meine Intention dieses Threads, es soll hier um Radarbeobachtungen von Mesophären-Echos gehen.

Viele Grüße aus Bonn,

stefan
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von OlafS » 25. Mai 2014, 09:27

StefanK hat geschrieben:Hallo zusammen,

wie in der letzten Saiosn (s. viewtopic.php?f=2&t=10522) erscheint es mir sinnvoll, einen Dauerthread aufzumachen, in dem die jeweils aktuele Lage an OSWIN diskutiert werden kann. So vermeiden wir die Entwicklung zahlloser Threads mit dem Titel "NLCs kommende Nacht?".
...
...

Stefan
Jawoll Stefan, so machen wir das. :-)


Vielleicht hier noch der saisonale Hinweis, daß ein Sichtungsbeitrag von leuchtenden Nachtwolken möglichst nach dem bewährten Schema

NLC 2014-Monat-Tag(abends)/Tag(morgens)

betitelt werden sollte.

Also wenn es in der Nacht vom 03. auf den 04. Juni 2014 NLC-Sichtungen geben sollte, dann bitte diese unter dem Posting (Beispiel)

NLC 2014-06-03/04

bringen. Ergebnis: eindeutige Zuordung der entsprechenden Nacht und gute Sortierbarkeit.

Gruß,
https://3sky.de/NLC/Noctilucent_Clouds.html#REALTIME
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OSWIN als Vorhersage-Tool für Leuchtende Nachtwolken

Beitrag von StefanK » 25. Mai 2014, 20:18

Hallo zusammen,

die vom Radar OSWIN registrierten Mesophärischen Sommerechos (MSE) sind das einzige Vorhersage-Tool für NLCs, über das wir verfügen. Doch oft genug folgt auf MSEs eine Nacht ohne Leuchtende Nachtwolken. Ich habe mir daher die Mühe gemacht, MSEs und beobachtete NLCs für die Saisons 2007 bis 2013 gegenüber zu stellen.

Was misst OSWIN?
Die durch das Radar registrierten MSEs entstehen nicht nur direkte Reflektion an Eiskristallen, aus denen die NLCs entstehen, sondern durch Ladungsträger, d.h. freie Elektronen, welche sich an den Eiskristallen anlagern. Freie Elektronen treten in dieser Höhenlage jedoch nur auf, wenn dort die Sonne scheint und mit harten UV-Strahlen Luftmoleküle ionisiert. Die Region, in der die NLCs auftreten, zählt zur Ionosphäre, genauer befindet sich hier deren D-Schicht. Diese ist jedoch nicht permanent, sondern verschwindet sofort nach Sonnenuntergang durch Rekombination der Ionen. Daher sind NLC mit Radar nachts nicht nachweisbar, zumindest nicht in unseren Breiten. In Andenes, wo die Sonne zwischen Mitte Mai und Ende Juli permanent über dem Horizont steht, liefert das dortige MAARSY-Radar rund um die Uhr Daten. Also: MSEs sind nichts anderes als die Beobachtung von Leuchtenden Nachtwolken im Radiowellen-Bereich.
Allerdings können sich Elektronen auch an Eiskristallen anlagern, welche zu klein sind, um sichtbare oder mit LIDAR nachweisbare NLCs hervorzubringen. Dies ist ein Grund, warum auf Tage mit MSEs nicht immer Nächte mit NLCs folgen. Weiterhin können die tagsüber registrierten Eiskristallwolken bis zum Einbruch der Nacht bereits in wärmere Luftschichten abgesunken sein und sich somit aufgelöst haben. Hinzu kommt, dass das Radar nur in Zenitnähe abtastet. Ein NLC-Feld, welches z.B. über Flensburg steht, wird in Kühlungborn gar nicht erfasst. Aus diesem Grund können auch nach echofreien Tagen durchaus NLCs beobachtet werden. Schließlich können sich NLCs auch erst nach Sonnenuntergang, wenn OSWIN keine Echos mehr aufzeichnet, bilden bzw. aus weiter nördlich gelegenen Regionen heranziehen.

Vergleich MSEs und NLCs
In einer Tabelle, die Ihr Euch unter http://www.leuchtende-nachtwolken.info/oswin.pdf anschauen bzw. als pdf (11 kb) runterladen könnt habe ich an Hand von archivierten OSWIN-Plots des IAP und der NLC-Chronik (http://www.leuchtende-nachtwolken.info/chronik.htm) jeweils für die Monate Juni und Juli der Jahre 2007 bis 2013 das Auftreten von MSEs am Tag und von NLCs in der darauf folgenden Nacht gegenübergestellt. Abzüglich mehrerer Zeitabschnitte, für die keine OSWIN-Daten zur Verfügung stehen, bleiben immerhin 351 auswertbare Tage, von denen 257 MSEs und 159 NLCs lieferten.

- 83% der NLC-Nächte gingen MSEs voraus
- 17% der NLC-Nächte gingen keine MSEs voraus
- 4% der beobachteten NLCS traten ohne vorhergehende oder nachfolgende Echos auf ("Isolierte NLCs")
- 29% der echofreien Tage folgten NLCs
- 51% der Tage mit MSEs folgten in der anschließenden Nacht visuell erfassbare NLCs

Letzteres ist natürlich keine sonderlich beeindruckende Quote. Zusammen mit der Erkenntnis, dass die meisten (83%) der NLC-Displays auf Tage mit MSEs folgen, lässt sich aber zunächst festhalten, dass die Erfolgschancen nach MSE-freien Tagen wesentlich geringer sind als nach Tagen mit MSEs.

Zu beachten ist, dass auf Grund großflächiger Bewölkung in manchen Nächten nirgendwo in Norddeutschland NLC-Beobachtungen möglich waren, während OSWIN durch troposphärische Wolken nicht behindert wird. Solche Fälle sind in unserer Aufstellung nicht berücksichtigt und stellen eine potentielle Fehlerquelle dar.

Späte Echos
Die nächste Frage ist, ob es eine Rolle spielt, wann am Tag Echos auftreten. Man sollte annehmen, dass die Chancen auf NLCs höher sind, wenn Echos kurz vor Sonnenuntergang auftreten, da dann die Wahrscheinlichkeit einer zwischenzeitlichen Auflösung der Eiskristalle geringer sein dürfte. Ich habe mir also gezielt die Tage angeschaut, an denen bis 18 UT MSEs registriert wurden ("Späte Echos"). Das sieht dann so aus:
Nach 70% der Tage mit späten Echos wurden NLCs beobachtet
Nach 77% der Tage mit kräftigen späten Echos wurden NLCs beobachtet
Hier ist der Vorhersagewert bereits recht hoch, allerdings auf einer wesentlich geringeren Datengrundlage (76 bzw. 27 Tage mit entsprechenden MSEs).

Schließlich gab es in dem 7jährigen Referenzzeitraum 13 Tage, an denen Echos noch um 19 UT (= 21 MESZ) oder später auftraten. In 12 Fällen (92%) wurden anschließend NLCs beobachtet. Sehr späte Echos sind in aller Regel schwach, weil um diese Zeit bereits die Rekombination bei weitem stärker ist als die Neubildung von freien Elektronen. Andererseits sind solche Echos allein durch ihr Auftreten bereits ein Indiz für starke NLC-Aktivität.

Schlussfolgerungen
Obwohl die Monate Mai und August, welche nur wenige NLC-Displays hervorbringen, nicht berücksichtigt wurden, gibt es auch innerhalb des Zeitraums Juni/Juli deutliche Unterschiede in der NLC-Häufigkeit. Im Mittel der Jahre 1991 - 2013 war betrug die Anzahl der NLC-Nächte:
1. Juni-Dekade: 1
2. Juni-Dekade: 4
3. Juni-Dekade: 4
1. Juli-Dekade: 4
2. Juli-Dekade: 3
3. Juli-Dekade: 1

Schließlich ist noch ein weiterer Aspekt zu beachten: Die Mehrzahl der NLC-Displays ist nur im Norden Deutschlands, oberhalb des 52. - 53. Breitengrades sichtbar. Deshalb sind die aufgezeigten Zusammenhänge zwischen MSEs und NLCs auch nur dort gültig.

Zumindest für die "Kernsaison" vom 10. Juni bis 20. Juli lassen sich ein paar Empfehlungen ableiten:
- Nördlich des 52. Breitengrades lohnen sich Beobachtungsversuche nach allen Tagen, in deren Verlauf irgendwann MSEs registriert wurden.
- Südlich des 52. Breitengrades sind Beobachtungsversuche nach dem Auftreten später und sehr später Echos am ehesten Erfolg versprechend.
- Der beste Zeitpunnkt für die tägliche Kontrolle des OSWIN-Plots ist zwischen 20 und 21 Uhr MESZ.

Bitte schaut Euch ergänzend unbedingt die Auswertungen von Olaf Squarra (Zeitraum 2003 - 2010) an, welche sich vor allem auf späte und sehr späte OSWIN-Echos beziehen: http://3sky.de/NLC/PMSE/MSE_NLC/NLC_MSE.html


Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Laura Kranich » 26. Mai 2014, 21:53

Soeben kamen die aktuellsten Daten von AIM und es geht nun endlich los! :)
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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StefanK
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von StefanK » 27. Mai 2014, 11:42

Hallo zusammen,

wie von Chris bereits erwähnt hat der Satellit AIM hat am 24.05.2014, also am gleichen Tag, an dem die ersten kräftigen Mesosphären-Echos an MAARSY gemessen wurden, die ersten NLCs der Saison im UV-Bereich abgelichtet: http://spaceweather.com/images2014/26ma ... light2.jpg .
Die Bilder von AIM werden wegen ihrer Form salopp als "Daisies" bezeichnet. Es handelt sich um Komposite vieler Einzelaufnahmen. Da diese erst zusammengesetzt werden müssen, hinken die veröffentlichten Daisies immer 2 bis 3 Tage hinter dem Aufnahmedatum her. Daher sind sie zur Vorhersage Leuchtender Nachtwolken ungeeignet. Hinzu kommt, dass aus bislang nicht aufgeklärten Gründen NLCs südlich des 60. Breitengrades gar nicht abgebildet werden, also genau der Bereich, in dem es für uns in Mitteleuropa interessant wird. Somit kann man leider auch in der Rückschau keinen Vergleich mit Beobachtugen am Boden gewinnen. Trotzdem haben die Daisies für NLC-Beobachter einen indikativen Wert, weil sie einen generellen Eindruck der Intensität Leuchtender Nachtwolken im Nordpolar-Gebiet geben. Je dichter und intensiver die NLCs auf den Satellitenbildern erscheinen und je mehr sie sich der Erfassungsgrenze bei 60 Grad Nord nähern umso größer sind die Chancen auf beobachtbare NLCs bei uns.

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Laura Kranich » 27. Mai 2014, 14:41

Übrigens vielen Dank an dich, Stefan, für deine stets hochinformativen Beiträge! :)
Besonders dass du dir oft so viel Zeit für die Statistiken nimmst finde ich klasse!

Dass in über 80% der Fälle MSE den Beobachtungen von NLC vorausgingen ist ja schonmal eine ziemlich gute Datenlage (zumindest für Physiker, vielleicht nicht unbedingt für Mediziner.. :D ), und dass man bei jeden MSE eine 50:50 Chance auf NLC hat, finde ich eigentlich ganz in Ordnung, so bleibt es ein wenig spannend.

Den obigen Link zu den Mesosphärendaten werde ich mir auf jeden Fall mal speichern, ich habe schon lange nach so etwas gesucht und nichts gefunden. Danke dafür!

Grüße aus Kiel,
Chris
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Ein weiterer Indikator für die NLC-Aktivität

Beitrag von StefanK » 27. Mai 2014, 19:58

Hallo zusammen,

neben den "Daisies" gibt es noch einen weiteren Plot, welcher Informationen über den generellen Zustand der Mesopause-Region bietet, in diesem Fall Temperatur und Wasserdampfgehalt. Den Plot findet Ihr unter http://www.geos.ed.ac.uk/~hcp/meso_ts/ . Erstellt wird er automatisch aus Daten des Microwave Limb Sounders (MLS), welcher sich auf dem NASA-Satelliten Aura befindet. Dieser kreist auf einer polaren sonnensynchronen Umlaufbahn (Inklination 98°) in etwa 710 km Höhe. Der Plot wird automatisch mittels eines Skripts erstellt, welches der Wissenschaftler Hugh Pumphrey von der School of GeoSciences (University of Edinburgh) geschrieben hat.
Wie die Daisies hinkt auch diese Darstellung um 3 Tage zurück, ist also für die Prognose etwaiger NLC-Aktivität nicht einsetzbar, sondern lediglich ein weiterer Indikator. Er ist aber für rückblickende Vergleiche mit NLC-Beobachtungen brauchbar ... allerdings nicht in Mitteleuropa, denn er bildet den Zustand der Mesopause im Sektor 50 - 60°N und 2°E bis 8°W ab, mithin also über den Britischen Inseln.
Es wäre natürlich interessant eine solche Darstellung auch für unsere Region zu haben. Vielleicht kennt ja jemand zufällig Hugh Punphrey und nimmt einmal Kontakt mit ihm auf?

Am Rande sei erwähnt, dass Pumphrey einen identischen Plot für die untere Stratosphäre erstellt hat, welcher im Hinblock auf PSCs (die mindestens zweimal auch in Deutschland beobachtet worden sind) interessant ist: http://www.geos.ed.ac.uk/~hcp/meso_ts/strat.html .

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Und noch ein NLC-Vorhersage-Tool

Beitrag von StefanK » 27. Mai 2014, 20:58

Hallo zusammen,

ergänzend noch ein weiteres Hilfsmittel zur NLC-Prognose, welches bereits vor 2 Monaten in einem anderen Thread erwähnt wurde.
Es handelt sich dabei um Windmessungen in der MLT-Region, welche mit dem Radar in Juliusruh erfolgen: http://www.iap-kborn.de/Juliusruh-MF-DB ... .html?&L=0 . Relevant ist hier der Plot unten links, welcher für das Höhenprofil von 60 bis 100 km Windrichtung und Windgeschwindigkeit aufzeigt, jeweils für die letzten 24 Stunden. Weht in dem Bereich zwischen 80 und 90 km über einen längeren Zeitraum ein kräftiger nach Süden gerichteter Wind (rote bis gelbe nach unten zeigende Pfeile), so besteht die Chance, das besonders kalte Luftmassen von Norden herangeführt werden, welche eine potentiell NLC-trächtige Lage hervorbringen könnten. Dies ist also anders als die OSWIN-Messungen kein direkter Nachweis von NLCs, sondern lediglich ein Hinweis auf günstige Bedingungen in der Mesopause.
Werden z.B. in einer Nacht an der Ostsee NLCs beobachtet und herrscht am folgenden Tag in der entscheidenden Höhenschicht eine permanente kräftige Höhenströmung, so ist dies ein Indikator, dass auch in der folgenden Nacht mit NLCs zu rechnen ist, insbesondere natürlich wenn OSWIN dann auch noch MSEs anzeigt. Unabhängig vom Vorhersagewert könnte es auch interessant sein, die Entwicklung des Windfeldes während einer mehrtägigen Phase mit visuell erfassbaren NLCs zu beobachten.

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Erste NLC-Sichtungen der Saison 2014?

Beitrag von StefanK » 29. Mai 2014, 13:08

Hallo zusammen,

auf http://ed-co.net/nlcnet/ sind erste mögliche NLC-Sichtungen der Saison 2014 aufgetaucht.
Zum einen handelt es sich um erine Animation aus der Nacht 20./21.05.2014 (Jesper Grønne, Jütland):
http://ed-co.net/nlcnet/image-archive . Download des Videos (22 mb): http://astrophoto.dk/2014-5-20.mov .
Ich habe da erhebliche Zweifel, sieht eher nach Zirren aus. Zumal zu diesem Zeitpunkt AIM noch keinerlei NLC-Aktivität über der Nordhalbkugel nachweisen konnte. Auch hat MAARSY erst 3 Tage später deutliche Echos gezeigt. Aber was meint Ihr dazu?
Vielversprechender ist eine Meldung vom Morgen des 26.05.2014 (A. Dubietis, Litauen): http://ed-co.net/nlcnet/positive-sightings-2014 .
Leider fehlt hier ein Belegfoto, wie es gerade bei einer so frühen und offenbar nirgendwo anders bestätigten Meldung wünschenswert wäre. Ansonsten gibt es eine ganze Reihe von Negativ-Reporten aus der letzten Tagen, u.a. aus Flugzeugen, aber auch von Chris Kranich aus Kiel: http://ed-co.net/nlcnet/negative-reports-2014 .

Edit: Es gibt doch ein Foto aus Litauen, konnte ich durch einen Bug im Firefox vorher nicht sehen. Hier ist der Direktlink: http://ed-co.net/nlcnet/wp-admin/admin- ... ield=Image ... und auch das sieht viel eher nach Zirren als nach NLCs aus.

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Laura Kranich » 29. Mai 2014, 19:51

Hallo Stefan,

ich hab mir meine Bilder vom 21. nochmal angesehen (https://www.dropbox.com/meta_dl/eyJzdWJ ... 3viuw?dl=1) und kann zwar auch dort gegen Ende etwas helles am Horizont entlanghuschen sehen, doch glaube ich nicht dass das NLC sind. Meine Belichtungszeiten waren nicht sehr lang und es ist keine Struktur erkennbar, außerdem ist die Bewegungsrichtung nordwärts, das spricht gegen NLC.
Und das andere aus Litauen würde ich leider auch eher als Zirrus sehen.
Ich war gestern wieder draußen und da waren auch einige hauchdünne Zirren aus Norden hereinziehend, die mich auch einige Zeit verunsicherten, aber schlussendlich war ich mir sicher dass es keine NLC waren. Wenn die Flugzeuge nicht gewesen wären hätte ich das vielleicht mit einem Fragezeichen versehen, aber als ein Flugzeug mit nachfolgenden Kondensstreifen durch den Bereich mit den hauchdünnen Wolken flog, blieb der Streifen dort im Gegensatz zur Umgebung erhalten und verdampfte nicht wieder. Später folgten noch einige deutlicher zu erkennende Zirren aus Norden, die mit bloßen Auge sehr verdächtig aussahen, auf den Bildern aber eindeutig als troposphärisch zu erkennen sind.
Wie schwierig das sein kann da zu unterscheiden wissen wir ja und für Neulinge natürlich umso mehr.
Und auch NLC können mal eher wie Zirren aussehen, hier ein Bild vom 17.07.2013:
Bild

Hier der Film von gestern, geht ziemlich genau von 22:35 bis 1:25 Uhr, astronomische Mitternacht ist hier derzeit um 1:16 Uhr.
https://www.dropbox.com/meta_dl/eyJzdWJ ... cJ0xg?dl=1 (ca. 42 MB)
Bisher war da noch nichts, und es gab ja auch keine MSE, außer das eine kurze von ein paar Tagen..

Viele Grüße aus Kiel,
Chris
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von StefanK » 29. Mai 2014, 21:14

Hallo Chris,

danke für Deinen Hinweis auf die Zirren. Ich hatte dazu Ende letzter Saison mal einen ziemlich langen Beitrag hier im Forum geschrieben.
Der ist seit heute auch bei mir auf dem Webserver zu finden: http://www.leuchtende-nachtwolken.info/zirren.htm .

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Laura Kranich » 29. Mai 2014, 22:41

Ja es ist ja immer wieder ein Thema aber das ist denke ich auch gut so. Man möchte ja keine falschen Daten erzeugen. Und wenn einen noch so sehr das NLC-Fieber packt nützt es ja auch nichts wenn man sich selbst belügt. Wo man nicht sonderlich an Wissenschaft interessiert ist mag das nicht selten sein und auch in der Wissenschaft kommt es sicher hin und wieder vor, aber der Erfolg der damit womöglich nur suggeriert wird, ist ja dann nicht nachhaltig.

Heute ist auch wieder nichts zu sehen. Die Bedingungen wären hier perfekt bei quasi 0/8. Der einzige Nachteil ist mal wieder die Kälte..

Viele Grüße
Chris
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Reinhard Nitze » 30. Mai 2014, 04:24

Hallo Chris!

Folgte auch später nichts? Das Oswin zeigt seit ca. 3:50 Signale...

Viele Grüße, Reinhard!
Schnee, der heute fällt, ist morgen der Schnee von gestern...

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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von StefanK » 30. Mai 2014, 09:45

Hallo Reinhard,

um 03:50 MESZ ist es in Kiel schon viel zu hell, um noch NLCs beobachten zu können, bereits um 04:03 hat heute die Bürgerliche Dämmerung begonnen.

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Laura Kranich » 30. Mai 2014, 10:13

Danke für den Hinweis, Reinhard!
Aber das war dann wohl eher ein Fall von Echos ohne sichtbare NLC, denn es war auch um kurz vor 3 noch nichts zu sehen. Als ich wieder im Warmen war hab ich um kurz nach 3 nochmal auf die Cams geguckt und konnte auch da nichts sehen.
Ich habe meine Bilder eben mal etwas genauer untersucht, den Kontrast extrem hochgedreht, konnte aber außer Rauschen nichts nennenswertes finden.
Hier ein Zeitraffer mit Ausschnittvergrößerung und starker Kontrasterhöhung von 1:49 bis 2:33 Uhr:
https://www.dropbox.com/meta_dl/eyJzdWJ ... q57gA?dl=1 (3,8 MB)

Bild von 2:33 Uhr:
Bild

Und Stefans Hinweis ist richtig, hier kann man nur bis höchstens kurz vor 4 Uhr NLCs beobachten, meine spätesten Beobachtungen gingen meist bis kurz nach halb 4.
Zum Vergleich ein Bild vom 04.06.2013 um 1:56 Uhr, also etwa eine halbe Stunde früher:
Bild

Viele Grüße,
Chris
Viele Grüße aus Berlin,
Laura

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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von ThomasO » 30. Mai 2014, 10:30

Hallo Chris,

danke für deine Aufnahme von vergangener Nacht! Da ist man aber gleich froh dass es nichts zu sehen gab, weil die Bedingungen hier bis 04 Uhr eh zu schlecht waren ( wolkig!). Und um 04 Uhr ist es auch hier schon deutlich zu hell... ;)

Aber man sollte in den kommenden Nächte vllt " dranbleiben"..

Grüße aus Westniedersachsen

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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von Reinhard Nitze » 30. Mai 2014, 10:42

Hallo Stephan!

Ich dachte eher daran, das vor diesem Zeitpunkt aus bereits erörterten Gründen auch bei Vorhandensein von Eiskristallen gar keine Signale möglich waren?!

Seltsam finde ich auch, das heute Echos anscheinend auch aus tieferen Regionen (etwa 70km) vorkommen. Ist das normal? Höhere Echos (ich glaub bei ca 100km) gab es ja schon vereinzelt mal...

Viele Grüße, Reinhard!
Schnee, der heute fällt, ist morgen der Schnee von gestern...

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StefanK
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Re: Aktuelle Situation an OSWIN NLC Saison 2014

Beitrag von StefanK » 30. Mai 2014, 11:38

Hallo Reinhard,

ich nehme an, Du beziehst Dich auf den Alternativplot: http://www.iap-kborn.de/OSWIN-Mesosphae ... .html?&L=0 ?
Der hat eine geringere Auflösung als der Standradplot (liefert dafür aber auch in der Regel störungsfreier Daten ins Web).
Echos in Höhen um 70 km treten vor allem im Winter auf, und sind dementsprechend als Polare Mesophärische Winter Echos (PMWE) bekannt. Über ihre Ursache wird diskutiert (s. http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 7707000397); für uns ist allerdings entscheidend, dass es dazu kein Äquivalent im visuellen Bereich gibt.
Es handelt sich offenbar ausschließlich um Bewegung von Elektronen, wodurch auch immer verursacht. Soweit bekannt treten die aber nur vom Herbst bis Frühjahr auf, nicht im Sommer. Für NLCs dürfte es allerdings in 70km Höhe viel zu warm sein. Es muss also offen bleiben, was da gerade im Plot zu sehen ist - einen Rauscheffekt kann man angesichts der geringen Auflösung wohl auch nicht ausschließen.

Viele Grüße aus Bonn,

Stefan
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