Aurora: Neue Front. Wird das sogar noch was?? *LINK*

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Jens Hackmann (kopfgeist)

Aurora: Neue Front. Wird das sogar noch was?? *LINK*

Beitrag von Jens Hackmann (kopfgeist) » 4. Nov 2003, 13:13

Kann man da wohl hoffen, wenn der kp wieder von 2 auf 7 gestiegen is??? Die Aurorazone is breiter geworden und auch die Teilchendichte sowie die Geschwindigkeit is grösser geworden... Vielleicht wirds ja nochmal was. Das Wetter soll ja besser werden.

Das wärs übrigens: Mondfinsternis und Polarlicht... dann heiss ich Heinz-Bertram... ;)

Grüsse
clear (red) skies
Jens

www.kopfgeist.com

Jorge Sereno

Bz= Nord, Geschwindigkeit

Beitrag von Jorge Sereno » 4. Nov 2003, 13:34

um 750km/s. Wenn es nach Sued dreht, dann sind die Chancen viel beseer. Kann noch pasieren, wir warten es ab. Ich ebenfalls kein neuer Schock gesehen, woher kommen die Informationen?

Mfg,

Jorge

Ulrich Rieth

Viel, viel, viel ruhiger werden...

Beitrag von Ulrich Rieth » 4. Nov 2003, 14:19

Hallo! (speziell an die "Neuen")

Lutz Schenk, Peter Kuklok, Thomas Sävert und ich sind jetzt schon mindestens seit April 2000 "im Geschäft".
Wir haben auch mal so angefangen, dass wir bei jedem Zucken im Sonnenwind und bei jedem Kp7 (SEC-Version) einen Anfall bekommen haben.
Es wird mindestens 2 Jahre dauern, bis man sich an einige Eigenheiten des Sonnenwindes und dieser ganzen solar-terrestrischen Beziehungen gewöhnt hat.
Hier mal einige wenige Punkte.

1.) Der SEC Kp (Kp = planetare magnetische Kennziffer) gilt immer für die vergangenen 3 Stunden (oder entsprechend weiter zurück). Er beschreibt keinesfalls die aktuelle Situation und man kann auch nicht von vorher auf jetzt schließen. Weiterhin wird dieser Wert nur provisorisch aufgrund von Magnetometerdaten aus den USA gebildet und ist somit extrem Amerika-lastig. Der offizieller Kp-Wert kommt 2 Mal pro Monat heraus und zeigt immer signifikante Erniedrigungen zum SEC Kp Wert, wenn Europa auf der Tagseite liegt und im Gegenzug signifikante Erhöhungen, wenn Europa auf der Nachtseite liegt.

2.) Um sich aktuell über die geomagnetische Aktivität auf dem laufenden zu halten, gibt es nur den Blick auf ein Magnetometer in der Nähe des eigenen Standortes. Hier bietet sich mittlerweile eindeutig ein Blick auf http://www.sam-europe.de/ an.

3.) Mit der Zeit lernt man die Sonnenwinddaten (am ACE Satelliten) halbwegs richtig zu interpretieren. Man schaut dann immer weniger auf die Dichte und viel mehr, fast ausschließlich, auf Bt und Bz.
Um bei "normaler CME Geschwindigkeit" (600-800km/s) in Deutschland Polarlichter sehen zu können, brauchen wir einfach Bt größer 20nT und Bz kleiner -15nT über längere Zeit. Das Ereignis von letzter Woche war einzig durch seine gewaltige Geschwindigkeit (1200-1400km/s) geprägt und konnte dadurch auch bei positiven Bz-Werten (nördliches IMF) starke geomagnetische Störungen auslösen und vor allem in Gang halten.

4.) Wenn man sich alleine die Meldungsanzahl der Warnliste anschaut, so haben wir in Deutschland eine signifikante Erhöhung der Polarlicht-Chancen im April und im Oktober/November. Alle Monate dazwischen können nur durch wirklich glückliche Treffer mit Polarlicht aufwarten. Diese "Regel" gilt aber nicht nur für Deutschland sondern lässt sich auch aus Daten aus Skandinavien und Nordamerika untermauern.

5.) Wer etwas weiter ins Thema eingedrungen ist, kann sich dann mit Begriffen wie dem Heliospheric Current Sheet und den zugehörigen Sektoren im Sonnenwind auseinandersetzen. Aber wer bis hierhin kommt, muss wirklich stark an PLS leiden.

6.) Es gibt zwar noch die sogenannten coronalen Löcher, die einen sehr schnellen Sonnenwind ausströhmen lassen, aber dieser bringt nur in einem sehr begrenzten Zeitraum am Beginn des Sonnenwindstroms Polarlichtchancen bis nach Norddeutschland. Diese Polarlichter erreichen aber in keiner Weise die Intensität des G5 Sturms von letzter Woche. Sie konnen nichteinmal mit einem mittleren Ereignis wie Mai 2003 oder September 2002 mithalten. Solche Ereignisse sind nur etwas für den harten Polarlichtalltag, oder für den Skandinavien-Urlaub. Allerdings sind sie relativ gut vorhersagbar, so dass man bei passender Wettervorhersage auch mal einen kurzen 2 oder 3 Tage Urlaub im Norden verbringen könnte.

Mhh, ich denke das sollte erstmal für den Anfang reichen.
Wer jetzt noch mehr Infos braucht, bitte primär das Web konsultieren oder sich das "Aurora Watcher's Handbook" von Neil Davis kaufen.
Gruß

Ulrich

Herfried------------ff6G3a+Xxi+OhQ86v6Lyfh

Und die Canopus Oval Berechnung.------------ff6G3a

Beitrag von Herfried------------ff6G3a+Xxi+OhQ86v6Lyfh » 4. Nov 2003, 14:46

Bin, wenn auch auf niedrigerem Level (Haupthobby ist und bleibt Wetter der unteren Atmosphäre) seit Anfang 2000 dabei, hab die beiden herrlichen Ereignisse (April, Juli) einmal wegen Schlechtwetter versäumt, ein weiteres mal einfach verschlafen "Schockfront kommt eh nicht mehr... *Ärger über damals*" Seither hab ich bemerkt, auch einiges an Erfahrung gesammelt zu haben. Der KP Wert ist nett und zeigt an ob etwas im Gange WAR. Meist ist dies auch noch immer im Gange, da geomagnetische Stürme meistens etwas länger andauern.

Das nächste ist die Ausrichtung des IMF. Wenns wirklich stark nach Süden geht gibt es Überraschungsauroras, ohne sonstige besondere Bedingungen, wenigstens bis NordD herab.

Dann natürlich Dichte und Geschwindigkeit der Teilchen. Dichte von 100 bei 500 km/s gibt beinahe sicher PL wenn das IMF leicht spüdlich ist. Dichte von 10 und 800 detto bei 1200km/s und 10 Dichte kann das IMF stehen wie es will, der Himmel brennt bis Oberitalien. Wird die Dichte geringer wird das Polarlicht schwächer. So können schnelle Ströme aus Coronalen Löchern PL bis Österreich bringen, aber so schwach daß es nur in komplett Lichtfreien Gegenden zu sehen / fotographieren ist.

Derzeitige Bedingungen: Wechselndes IMF, Geschwindigkeit 700 km/s Dchte ca. 10. gut für NordD, bei Südphasen des IMF, ansonsten eher MAU. Sollte noch ein guter Südwärts gerichteter Anteil im IMF sein, kanns aber durchaus noch ordentlich zur Sache gehen...

Dies erkennst du dann an den Magnetometern. Wenn diese Kurven hin und her fetzen, zumeist außerhalb des angezeigten bereiches liegne, dann gibts Polarlicht! aber auch nicht durchgehend. Wenn das Canopus Oval aber Über der Nordgrenze D´lands liegt dann leuchtet es gerade eben aktuell! Sollte dies mit halbwegser Energie (heller als Mittelorange in der Anzeige) passieren siehst du sicher etwas. Alle 3 Polarlichtereignisse in der Nacht von 30. uf den 31. konnte ich auf die Art abpassen :-) und war genau zurecht (Beginn des Subereignisses) draußen.

Wenn das Oval zwar über Mitteleuropa liegt aber grün angefärbt ist, gäbe es zwar PL bedingungen, aber die Intensität ist viel zu schwach um etwas zu sehen. Minutenlange Belichtung abseits jeder Zivilisation erlaubt vieleicht ein Photo, aber selbst das ist unsicher.

Also nicht nur auf Lage, auch auf Farbe achten...

Gruß Herfried
------------ff6G3a+Xxi+OhQ86v6Lyfh

Ulrich Rieth

Oh je..Canopus Oval

Beitrag von Ulrich Rieth » 4. Nov 2003, 15:20

(er hat Jehova gesagt....)

Hallo Herfried!

Nur kurz...
Das Canopus Oval basiert auf Magnetometern in Kanada, also genau auf der anderen Seite der Erde und somit auch noch in einer geomagnetisch begünstigten Lage.
Eine direkte Übertragung nach Europa, selbst mit der netten Grafik, ist nicht sinnvoll.
Aber im Einzelnen...
Die Färbung des Ovals wird von der maximalen Amplitude der magnetischen Schwankungen an irgendeinem der Magnetometer der Churchill-Line, die das Canopus "Oval" bildet, bestimmt. Dabei sind die Abstufungen so heftig, dass wir in Mitteleuropa nur extrem selten an die weiße Farbe herankommen, selbst wenn das Oval über uns hinweg läuft. (Und wenn wir ein grünes Oval direkt über uns haben, dann sind nichtmal in Nordskandinavien die Bedingungen für ein Polarlicht erfüllt.)
Die Lage und Breite des Ovals wird von den beiden Magnetometern mit maximalem und minimalem Wert für die Z-Komponente des Magnetfelds bestimmt.
Damit kann man sich im Prinzip aus den online verfügbaren Magnetometern (Norwegen-Linie verlängert durch SAM-Europe) ein eigenes, noch nicht grafisch verwirklichtest Canopus Europe ableiten.
Und nur mit diesen Europäischen Werten kann man auch auf das Oval über Europa schließen, vor allem bei kleinen und lokal sehr begrenzten Ereignissen.

: Der KP Wert ist nett und zeigt an ob etwas
: im Gange WAR. Meist ist dies auch noch immer im Gange, da
: geomagnetische Stürme meistens etwas länger andauern.

Meist, aber heute z.B. schon nicht mehr. Und ich hab jetzt schon mehrere Leute davon abhalten können, heute Abend erstmal auf Verdacht loszuziehen. Der nächste Kp (SEC) wird wohl nur noch bei 3 liegen.

: Das nächste ist die Ausrichtung des IMF. Wenns wirklich stark nach
: Süden geht gibt es Überraschungsauroras, ohne sonstige besondere
: Bedingungen, wenigstens bis NordD herab.

Auch das funktioniert so nicht. Wenn wir uns nicht in der günstigen Zeit (März/April, Oktober/November) befinden, haben manchmal selbst 5 Stunden bei -10nT nicht gereicht um nennenswerte Aktivität zu erzeugen.

: Dann natürlich Dichte und Geschwindigkeit der Teilchen. Dichte von
: 100 bei 500 km/s gibt beinahe sicher PL wenn das IMF leicht
: spüdlich ist.

Das Ereignis mit Dichte 100 und Speed 500 musst Du mir noch zeigen. Ich halte es für fast ausgeschlossen, aber lasse mich gerne eines besseren belehren.

: Dichte von 10 und 800 detto bei 1200km/s und 10
: Dichte kann das IMF stehen wie es will, der Himmel brennt bis
: Oberitalien.

Auch das zieht so nicht. Heute morgen waren wir nur knapp unter 800km/s und bei etwas über Dichte 10 und der Himmel hätte demnach bis Florida brennen müssen (geomag. Breite von Oberitalien), hat er aber nicht. Bei 1200km/s ist das wohl schon etws anders, aber das ist ja auch nochmal 50% mehr.

: Wird die Dichte geringer wird das Polarlicht
: schwächer. So können schnelle Ströme aus Coronalen Löchern PL
: bis Österreich bringen, aber so schwach daß es nur in komplett
: Lichtfreien Gegenden zu sehen / fotographieren ist.

Also dafür muss aber wirklich alles passen.
Polarlicht durch ein coronales Loch bis Österreich?
Also wir hatten vor kurzem ein solches Ereignis, aber bisher kenne ich "nur" Bilder aus dem Raum Köln und Stuttgart, weiter südlich weiss ich von nichts.

: Dies erkennst du dann an den Magnetometern. Wenn diese Kurven hin
: und her fetzen, zumeist außerhalb des angezeigten bereiches
: liegne, dann gibts Polarlicht! aber auch nicht durchgehend.

Und auch das ist nicht absolut sicher. Von den reinen Magnetometer Werten her, hatten wir schon sehr starke Ausschläge bei denen es kein Polarlicht gab. Andererseits gab es auch schon Polarlicht, wo die Magnetometer relativ ruhig geblieben sind.
So einfach ist es also nicht wirklich. Für den Einstieg mag diese Theorie erstmal reichen, aber wenns dann wirklich um jedes noch so kleine Ereignis geht, dann hilft echt nur beobachten, und zwar nicht den Bildschirm, sondern den Himmel, oder am besten beides gleichzeitig.
Mhh, ist wohl doch etwas länger geworden.
Nichts für Ungut...
Gruß

Ulrich

Herfried------------ff6G3a+Xxi+OhQ86v6Lyfh

Hoppala: böser Tippfehler: Speed 800 Dichte 100.

Beitrag von Herfried------------ff6G3a+Xxi+OhQ86v6Lyfh » 4. Nov 2003, 16:04

: Also dafür muss aber wirklich alles passen.
: Polarlicht durch ein coronales Loch bis Österreich?
: Also wir hatten vor kurzem ein solches Ereignis, aber bisher kenne
: ich "nur" Bilder aus dem Raum Köln und Stuttgart,
: weiter südlich weiss ich von nichts.

In der WZ wurden da auch aus Byern und dem Salzburger Raum leichte Sichtungen gemeldet - was mich ziemlich überascht hat.

P.S.: Ansonsten wars einfach als einfache Anleitung gedacht, wann eben sehr wahrscheinlich etwas passieren kann...

Um über die Lichtseuche Wiens etwas zu sehen brauche ich ohnehin zumindest G4 / Kp8, wenn das Ereignis nicht großartig ist, bleibt des PL überdeckt *Grummel*

Andererseits: Dutzende km Fahrt für etwas ganz mickriges.... Muß auch nicht sein.

PP.S.: Natürlich hast mit deinen Anmerkungen völlig recht, wenns auf größere Genauigkeit drauf an kommt!

Gruß Herfried

Thomas Sävert

Guter Buchtipp *LINK*

Beitrag von Thomas Sävert » 4. Nov 2003, 16:49

Hallo Ulrich,

war unterwegs, daher erst jetzt mein Posting dazu. Aber nun habt Ihr wirklich schon fast alles gesagt ;-)

: Mhh, ich denke das sollte erstmal für den Anfang reichen.
: Wer jetzt noch mehr Infos braucht, bitte primär das Web
: konsultieren oder sich das "Aurora Watcher's Handbook"
: von Neil Davis kaufen.

Genau! Das Buch kann ich auch empfehlen, auch wenn es für den Anfänger vor allem in den hinteren Kapiteln vielleicht nicht ganz so trivial ist. Habs vor ein paar Jahren ausgerechnet bei einem Urlaub in der Karibik verschlungen *g*

Gruß, Thomas Sävert

Ulrich Rieth

...in der Karibik...

Beitrag von Ulrich Rieth » 4. Nov 2003, 17:29

...Respekt!
Kam niemand und wollte Dich wegtragen?
In ner Jacke mit gaaanz langen Ärmeln?
:-)
Gruß

Ulrich

Thomas Sävert

Nein, bin nur gefragt worden... *LINK*

Beitrag von Thomas Sävert » 4. Nov 2003, 17:47

... ob ich nach Alaska will, bei uns (in Europa) gibt's doch sowas nicht... ;-)

Aber Aufklärungsarbeit in Sachen Polarlicht in der Karibik ist nicht so einfach... *g*

Gruß, Thomas Sävert

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