Hallo nochmal,
vielleicht noch ein paar Ergänzungen meinerseits. Ich bleibe natürlich bei meiner bisherigen Interpretation - allein schon deshalb, weil ich keine bessere habe
Zunächst jedoch die Klarstellung, daß ich (vielleicht nicht 100% korrekt) mit "Wolke" ganz allgemein einen Bereich mit vielen Wassertröpfchen in der Luft meine - unabhängig vom Entstehungsmechanismus. Also egal, ob aus aufsteigender Luft kondensiert oder an einer Inversionsschicht oder durch aufgleitende Kaltluft usw.
Für die Frage, ob eine solche Wolke sichtbar ist oder nicht (durchsichtig) spielen IMHO drei Faktoren eine Rolle:
1) Qualität und Quantität der Streuer - also Größe und Dichte der Wassertröpfchen sowie Ausmaß der Wolke.
2) Gesamtintensität des einfallenden Lichts, das auf die Wolke (bzw. relevante Teilbereiche davon) auftrifft.
3) Helligkeit eines ggfs. zu sehenden Objekts hinter der Wolke.
1) und 2) bestimmen zusammen das Ausmaß des Streulichts, das von der Wolke ausgeht. Von 3) wird in Abhängigkeit von 1) mehr oder weniger durch die Wolke ungestreut hindurchgehen können. Wenn dieser Anteil im Vergleich zum Streulicht überwiegt, sehen wir das Objekt dahinter und die Wolke ist mehr oder weniger durchsichtig. Wenn das Streulicht jedoch überwiegt, überstrahlt es den Rest des durchgelassenen Lichts vom Objekt dahinter und die Wolke erscheint undurchsichtig weiß oder grau.
Der Punkt ist, daß die Sonne natürlich viel heller ist, als alle sonstigen in Frage kommenden Objekte, wie hier z.B. der Wolkenturm. Dadurch ist 2) außerhalb des Schattens sehr hoch und das Streulicht dominiert. Im Schatten fehlt der Riesenbeitrag von der Sonne. Das Licht vom Wolkenturm wird beim Durchgang durch die Wolke natürlich auch teilweise gestreut. Aber der Streulichtanteil ist insgesamt sehr viel geringer und dadurch dominiert das ungestreut hindurchgelangte Licht vom Wolkenturm dahinter. Das geht natürlich nur solange, wie die vornliegende Wolke nicht zu stark streut (Punkt 1), da sonst zu wenig ungestreutes Licht durchgeht und dann gegen das Reststreulicht auch wieder verliert.
Die Frage, ob eine Wolke durchsichtig ist, muß man also mit "kommt darauf an" beantworten. Die im Bild vornliegende Wolke sieht ja außerhalb des Schattens ziemlich undurchsichtig weiß aus. Wenn da jetzt aber nicht einfach nur der diffus blaue Himmel dahinter wäre, sondern z.B. die Sonne, würde man die vermutlich dut hindurchsehen können, da hier (Punkt 3) die Sonne selbst hell genug ist, um bei dieser relativ dünnen Wolke ihr eigenes Streulicht zu überstrahlen.
So, hoffe mal, das ich damit noch etwas besser erklären konnte, wie ich es interpretiere. Ich habe noch wegen einem anschaulichen Beispiel überlegt - aber was besseres, als die von Christian bereits erwähnte beschlagene Scheibe im Schatten oder Gegenlicht fällt mir jetzt auch nicht ein.
@Manfred:
Es könnte natürlich sein, daß die dünnen Wolken tatsächlich hinter dem Turm sind und gar nicht die Projektionsschicht darstellen. Wie Du schon sagst, müßte die eigentliche Projektionsschicht dann noch zusätzlich irgendwo darunter sein. Allerdings ist mir nicht klar, was für Eigenschaften diese Schicht dann haben müßte.
Offensichtlich müßte sie zum einen im wesentlichen durchsichtig sein, da ja der Turm und die anderen Wolken dahinter sichtbar sind. Hier stellt sich mir schon die Frage, wie eine transparente Schicht als Projektionsfläche dienen kann. Vor allem aber müßte sie ausgerechnet im Bereich des Schattens undurchsichtig sein, da die dünneren Wolken im Bereich des Schattens ja nicht zu sehen sind. Wie es der Schatten (d.h. fehlende direkte Beleuchtung der Projektionsschicht durch die Sonne) bewirken soll, daß das Licht von den Wolken dahinter plötzlich nicht mehr durchkommt (und ja auch nicht etwa überstrahlt wird) ist mir nicht verständlich. Und, um es auf die Spitze zu treiben, wenn ich mir das Bild anschaue müßte es schon mit dem Teufel zugehen, wenn nicht auch Bereiche der Projektionsschicht dort im Schatten liegen würden, wo sie sich vor dem Wolkenturm befinden. Wieso ist die beschattete Projektionsschicht dort durchsichtig, wo der Turm dahinter ist, und undurchsichtig, wo die anderen Wolken dahinter sind? Zumal ja noch die anderen Wolken deutlich heller sind, als der Turm und somit eher durchscheinen sollten...
Ich denke es ist klar, daß es zwischen Wolkenturm und Beobachter irgendwo eine Projektionsfläche geben muß. Damit dort Projektion möglich ist, muß diese Fläche ein gewisses Streuvermögen haben und kann nicht völlig unsichtbar sein. Klar ist eigentlich auch, daß die Streuung durch die Projektionsfläche in den besonnten Bereichen viel stärker ist, als im Schatten - das ist ja gerade der Mechanismus, durch den die Projektion sichtbar wird. Und wo wenig Streulicht ist, können Objekte dahinter sichtbar sein, da deren Licht dann nicht mehr überstrahlt wird. Und auf dem Bild sehe ich nichts, was diese Projektionsfläche sein könnte - außer eben den dünnen Wolken. Somit glaube ich schon, daß die tatsächlich zwischen Turm und Beobachter liegen - im Gegensatz zu dem, was auch mein visueller Eindruck ist.
Gruß,
Martin
PS: Mir fällt übrigens gerade doch noch ein anderes Beispiel ein: Autofahrt im Nebel. Wenn man mit Fernlicht aufgeblendet fährt, hat man eine weiße Wand vor sich, weil der Nebel relativ dich vor der Frontscheibe direkt angestrahlt wird und damit alles vom Streulicht von dort dominiert wird. Mit den tief montierten Nebelscheinwerfern hingegen wird der direkte Lichteinfall in Augenhöhe deutlich reduziert. Somit weniger Streulicht und der Nebel wird durchsichtiger - zumindest macht es einen deutlichen Unterschied.