Bolide im südlichen Havelland am 22. April gegen 23.40 Uhr

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Heiko W. aus Berlin
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Bolide im südlichen Havelland am 22. April gegen 23.40 Uhr

Beitrag von Heiko W. aus Berlin » 23. Apr 2010, 18:22

Hallo,

gestern abend war ich im südlichen Havelland unterwegs, um nach Lyriden Ausschau zu halten.

Von meinem Standort bei Groß Kreutz aus habe ich innerhalb ca. eineinhalb Stunden zwar "nur" zwei Sternschnuppen, die (einigermaßen) aus der Gegend des Radianten kamen, beobachtet, dafür gab es aber einen sehr hellen Boliden mit einer geschätzten Helligkeit von -4 bis -6.

Die Uhrzeit war 23:40 Uhr MESZ plus minus 1 Minute.

Er tauchte im Bereich des Drachenkopfes auf und flog durch den Cepheus Richtung Cassiopeia und war bis in den Nordnordwesten zu sehen.

Dabei war er die ganze Zeit über weiß, und er schien mir nicht völlig gerade zu fliegen, sondern leicht, aber deutlich sichtbar zu "taumeln". Ob das allerdings tatsächlich so war, oder ob ich mir das eingebildet habe, weiß ich nicht.

Geräusche o. ä. waren nicht zu hören.

Hat denn jemand von Euch diesen Boliden auch gesehen, bzw. taucht er auf einer Webcam auf?

Viele Grüße,
Heiko.

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Hans Schremmer
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Re: Bolide im südlichen Havelland am 22. April gegen 23.40 U

Beitrag von Hans Schremmer » 2. Mai 2010, 10:37

Hallo,

es könnte dieser hier gewesen sein:

Bild


Die Uhrzeit (UT) stimmt mit Deiner Zeit überein. Die Kamera guckt nach Norden und hat 80Grad Gesichtsfeld. Standort ist Niederkrüchten (grob zwischen Düsseldorf und Aachen).

Die Daten aus Metrec:
21:39:06 Meteor #7 at (0.588,0.861)->(0.368,0.837) frames=23 dur=0.90s pixel=55 dir=186ø vel=22.2ø/s å=19.5
shower=LYR bright=-1.5mag raddist=0.3ø exp vel=23.6ø/s (13.425h,71.71ø) -> (9.946h,65.21ø) acc=3.7'

Schöne Grüße,

Hans

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Thomas Grau
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Beitrag von Thomas Grau » 3. Mai 2010, 14:15

Hallo Heiko,

die Überschrift "Bolide im südlichen Havelland ..." ist doch etwas übertrieben, wenn Du gleichzeitig schreibst - geschätzten Helligkeit von -4 bis -6 ...
Ein Bolide sollte wenigstens die Helligkeit des Vollmonds haben, d.h. -12mag! So ein Bolide ist der größte Meteor den wir kennen und beschreiben wollen! So ein seltenens Ereignis würdest Du draußen auch dann mitbekommen, wenn Du nicht mal in den Himmel schaust.
Nun, war das denn jetzt so?

Hans, Deine Aufnahme eines aktuellen Meteors zeigt höchstens eine Meteorhelligkeitsklasse, die ich als Feuerkugel (> -3mag) bezeichnen würde ...

Alles natürlich scheinbare Werte und grob geschätzt - klaro - denn messen oder berechnen kann man ja so nichts exakt.

Gruß Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Heiko W. aus Berlin
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Beitrag von Heiko W. aus Berlin » 3. Mai 2010, 15:25

Hallo Hans und Thomas,

danke für Eure Antworten.

@ Hans:

Danke für das Bild; wie Du schon geschrieben hast, stimmt die Zeit und Richtung gut (aus den Daten unter Deinem Bild werde ich nicht ganz schlau ;-) ), nur ich habe keine Orientierung, wo auf dem Bild ungefähr welche Sterne / Sternbilder sind und ob der Meteor so weit westlich in NRW auch in dieser Richtung zu sehen sein konnte.

Außerdem bin ich mir sicher, daß er über Brandenburg deutlich heller als -1,5 war.

@ Thomas:

Ist Definitionssache, würde ich sagen.

Ich habe schon von "negative Zahlen" über "heller als Venus" bis hin zu "Vollmond oder heller" alles gehört, und verwende persönlich "Feuerkugel" synonym zu "Bolide" bei Meteoren heller als 0.

Irgendeine Schätzung über die Helligkeit der Sternschnuppe in Hans' Bild würde ich mir nicht zutrauen.

@ Alle:

Ich freue mich natürlich weiterhin über ergänzende Webcambilder / Berichte. :-)

Viele Grüße,
Heiko.

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Definitionen

Beitrag von StefanK » 3. Mai 2010, 15:37

Hallo zusammen,

meines Wissens gibt es keine verbindlichen, international festgelegten Definitionen für Begriffe wie "Feuerkugel". Immerhin scheint es zumindest eine gewisse Sprachregelung zu geben. Demnach spricht man ab -4 mag (Venushelligkeit) von einer Feuerkugel, ab -12 mag (Vollmond-Helligkeit) von einem Boliden und ab -17 mag (100fache Vollmond-Helligkeit) von einem Superboliden.

Viele Grüße aus Bonn!

Stefan
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Thomas Grau
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Beitrag von Thomas Grau » 3. Mai 2010, 18:15

Hallo Stefan, Du hast natürlich recht!
Doch wie soll man auch so etwas sporadisches wie eine Feuerkugel oder gar einen Boliden exakt vermessen? Das geht praktisch nicht - so meine Erfahrungen. Deshalb gibt es auch keine Grenzen oder klaren Definitionen. Warum auch, könnte man meinen, denn rein wissenschaftlich gesehen sind es alles Meteore, und dieses Phänomen ist definiert!

Der Begriff Feuerkugel ist auch etwas unklar. Ich weiß. Denn man weiß nie, meint der Zeuge nun die sichtbare Form der Lichterscheinung oder die Helligkeitsklasse des visuellen Meteors. Oder noch schwieriger wird es beim Boliden, denn der kommt mit Sicherheit recht voluminös daher. Wie will man so eine Erscheinung vergleichen?! So hell wie der Vollmond! Ja das sagt sich so einfach. Selbst wenn der Vollmond zeitgleich auch am Himmel steht, werden es die Zeugen sehr schwer haben, genau das zu entscheiden ... denn es ist ein Unterschied, nehme ich den Gesamthelligkeitseindruck oder den hellsten Lichtpunkt der Erscheinung :?

Geht man mit einem Radiometer zu werke, dann kann man zwar eine tolle Lichtkurve aufnehmen, die zeitlich genauestens vermessen ist, aber dimensionslos bei der Lichtquantität bleibt! Selbst wenn man das Ereignis positionsgenau vermessen hat, kann man nur abschätzend zu werke geht und berechnet dann die "Absolute Helligkeit" des Meteors. Wie gut man die Wirklichkeit getroffen hat, kann keiner kontrollieren!

Wie ein Augenzeuge am Ort X z.B. den selben Meteor gesehen hat, bleibt ebenso spekulativ, denn wie Auge und Atmosphäre gerade drauf waren - ich meine, ob sie einen guten Tag erwischt haben - wer weiß das schon?! Der eine hatte eine Wolkenfront im Westen, der andere eine Nebelfront vor Ort und der nächste "Nebel im Auge"! Es gab sogar welche, die waren schon benebelt, als es passiere. Aber das ist ein ganz anderes Thema ... :wink:

Deshalb ist es für mich völlig uninteressant, ob es nun eine Feuerkugel -4 oder -8 war. Aber ob es ein normaler Meteor, eine Feuerkugel oder ein Bolide war, genau daß sollten alle Zeugen unterscheiden können!

Mir fallen dann genau die oft beschriebenen Aussagen ein:
normaler Meteor - bemerkt man nur in der Nacht und erzeugt visuell gesehen keine Schatten; wird nur von Zeugen bemerkt, die auch jenen Meteor im Gesichtsfeld haben; vergleichbar mit Stern
Feuerkugel - kann auch am Tage gesehen werden; erzeugt fliehende Schatten in der Nacht, wird nur von Zeugen bemerkt, die auch jenen Meteor im Gesichtsfeld haben; vergleichbar mit Venus
Bolide - macht den Nachthimmel hell und farbig und wird deshalb auch von Zeugen bemerkt, die nicht in den Himmel schauen oder sich gar in einem Gebäude aufhalten; kann leicht am Tage beobachtet werden und kann selbst am Tage einen Schatten erzeugen; vergleichbar mit Vollmond

Morphologische Unterschiede:
normaler Meteor - zuckt kurz linienartig oder sternartig auf
Feuerkugel - Meteor ist nicht punktartig sondern kugelig bzw. balkenartig lang und leuchtet mehr als eine Sekunde am Himmel
Bolide - Meteor ist voluminös und leuchtet min. zwei Sekunde auf, jener Meteor ist eigentlich eine Feuerkugel und meist in Kombination mit einem Schweif zu sehen, doch diese Meteore erzeugen min. einen starken Lichtausbruch, welcher die Leuchtkraft des Vollmondes überschreitet

Morphologisch gesehen habe ich sogar einen weiteren Typen einführen müssen, um den Beobachtungsberichten Rechnung zu tragen.
Der Feuermeteor ist zwar ein eher historischer, heute kaum noch benutzter Begriff, aber kommt dem sehr nahe, was die Zeugen oft aussagen: " ein brennender Meteor" - "es sah so aus, als wenn die Feuerkugel (vorn) wie eine Fackel (Kerze) im Wind brennt und einen Feuerschweif hinterher zog" ...

Der Bolide hat übrigens nichts, wie oft behauptet, mit einer Schallerscheinung des Meteors zu tun. Nur meist sind es eben der Feuermeteor bzw. ein bolidenhaft heller Meteor, welche grundsätzlich einen detonierenden Meteor erzeugen können, aber nicht müssen. Und der wiederum darf nicht mit einem akustischen Meteor verwechselt werden. Wieder Begriffe, die kaum jemand kennt, deren Phänomene aber bekannt sind und klare Grenzen haben und doch gibt es noch keine Definitionen dafür.

Den Super Boliden, ein blöder Ausdruck aus der unaufgeklärten Tagespresse, könnte man meinen, ist tatsächlich mal von den tschechischen Astronomen diskutiert worden. Doch es mangelt hier dem Menschen als potentiellen Zeugen an brauchbaren Vergleichen, da den meisten kein bekanntes Ereingis oder Objekt aus dem Alltag einfällt, der diese Helligkeit hat! Diesen Begriff kann man also schon mal vergessen ...

Da wäre es höchstens noch praktikabel zu sagen, scheinbar heller als die Sonne! Aber den Meteor möchte ich lieber nicht beobachten ...

Gruß Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Klaus Mueller-Blask
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Beitrag von Klaus Mueller-Blask » 8. Mai 2010, 11:18

Hallo Thomas,

Stelle doch bitte Deine Definitionen der Meteore in die Rubrik Ankündigungen des Forums. Sonst sind sie bald wieder nach unten verschwunden.
Earthgrazer könnten noch hinzugefügt werden.

Grüße

Klaus

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