Fast punktförmiges Meteor

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MarioK
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Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von MarioK » 25. Sep 2023, 13:38

Hallo,

ich dachte ja, wegen der vielen Satellitenblitze würde man kein punkförmiges Meteor mehr sehen können.
Heute früh wurde ich eines besseren belehrt.

Um 02:08:34 UT sah ich ein "Satellitenflare" das mich mangels helleren Sternen fast geblendet hatte, weil ich direkt hinsah.
Der hellste sichtbare Stern hatte +2mag in UMi (die schwächsten visuell gerade mal 4,5mag ... Berlin).
Die Wega war unterhalb des Fensterbrettes und daher nicht sichtbar.
Ich wartete auf ein weiteres Flare oder einen weiteren Blitz in der Umgebung. Es passierte aber nichts.
Die Bestätigung, dass es ein Meteor war kam dann erst am Vormittag, als ich zunächst die 60s-Differenz- und -Maximumsbilder sah.
Keinerlei weitere Bahnspur und ob der (nicht passende) Bluewalker 3 überhaupt so hell flaren könnte?

Im Video habe ich dann die Helligkeit auf das 25-64 fache von Beta UMi geschätzt (Scheibchengröße verglichen).
Das ergäbe eine Helligkeit von -2mag ... ob das reicht? Mir kam es heller vor.

In den 1s-Bildern sah ich dann ein Nachleuchten und damit tatsächlich ein Meteor.

Hier das Maximumsbild aller Frames incl. Nachleuchten:
20230925_020832-47_utc_Z62_8361_meteor_001_frame_18150-18659_HD.jpg
Im Video war dann noch zu sehen, dass das Bahnnachleuchten durch Höhenwinde scheinbar nach Westen verfrachtet wurde.
Videoausschnitt

Übrigens in 5,6h 250 Meteore und inzwischen jahreszeitenbedingt beginnender Vogelzug:
d_20230924-25-2216-0357_utc_Z62_8352-8367_BW_HD.jpg
Viele Grüße
Mario

Carl Herzog
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Re: Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von Carl Herzog » 25. Sep 2023, 17:09

Hallo Mario,

schöner Meteor, quasi zentral am Radianten runter auf Berlin.

Mal wieder sehr viele Meteore in Deinen Aufnahmen. Wir müssten mal mit vergleichbarer Ausrüstung und Technik eine Nacht lang den gleichen Sektor aufnehmen und auswerten. Ich glaube Du warst mit einem auf F1.2 abgeblendetem Argus 35 unterwegs. Welcher Kamera verwendest Du? Belichtung hattest Du glaube ich 1/25s und ISO wahrscheinlich 25.600 oder ähnliches.

Wir erkennt man den Vogelzug im Summenbild?

Viele Grüße, Carl

MarioK
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Re: Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von MarioK » 25. Sep 2023, 17:57

Hallo Carl,
Mal wieder sehr viele Meteore in Deinen Aufnahmen.
ja, in letzter Zeit hat sich das auf eine Rate von um die 40 Meteore/h in den 60s-Bildern eingepegelt.
Wir müssten mal mit vergleichbarer Ausrüstung und Technik eine Nacht lang den gleichen Sektor aufnehmen und auswerten.
Das wird nur vergleichbare Ergebnisse bringen, wenn wir nicht zu weit auseinander filmen.
Ich glaube Du warst mit einem auf F1.2 abgeblendetem Argus 35 unterwegs. Welcher Kamera verwendest Du? Belichtung hattest Du glaube ich 1/25s und ISO wahrscheinlich 25.600 oder ähnliches.
Ja, das Laowa Argus 35/0.95 blende ich auf 1.2 ab. Senkt etwas die Randverdunklung und den Kontrastverlust.
Kamera ist seit Juli (fast) nur noch Nikon Z6II. Letzte Nacht mit ISO 64.000 beginnend, später auf 52.100 gegangen.
Gegen Morgen dann immer weiter runter, bis zu 6400 bei Sonnenhöhe -8°, da ist dann aber auch spätestens Schluss.
Bildrate ist 30fps bei 1/40s Belichtungszeit. Dadurch wird der Hintergrund dunkler, während die Meteorspuren gleich hell bleiben.
Wir erkennt man den Vogelzug im Summenbild?
Oben in der Mitte erkennst 4 Spuren, die nach links runter wandern. Das waren 4 Vögel. Im Video war aber die Art nicht zu erkennen.
Tauben, Enten, Möwen scheiden aus. Werden irgendwelche Zugvögel sein.
Später im Jahr kommen dann die Dreiecke und Ketten. Die hört man dann auch deutlich.

Die Spuren der Vögel sind, wie die der Fledermäuse, meist keine Geraden. Leider nur "meist".
Kurz beleuchtete Flugstecken können Meteore vortäuschen. Besonders zu den Rändern hin, wo die Laowa-Objektive bei (fast) Offenblende starke Koma aufweisen.

Viele Grüße,
Mario

Carl Herzog
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Re: Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von Carl Herzog » 26. Sep 2023, 16:40

Hallo Mario,

mit "vergleichbar" meine ich freilich nur die Anzahl. Die dürfte über mehrere Stunden statistisch gesehen einigermaßen vergleichbar sein, oder? Mich juckt es daher, weil ich bei weitem nicht so viele Meteore in meinen Fotos sehe.

Meine schnellsten Objektive sind leider "nur" F1.4. Ich habe ein 35mm F1.4 sowie den 40/1.4, wobei letzterer deutlich weniger Vignettierung hat und auch offenblendig sehr gut funktioniert (der 35er hat glaube ich einen Zentrierungsfehler).

Eine Z6II hab ich ja auch. Welches Picture Control (SD, NL, FL, etc.) verwendest Du fürs Filmen und hast Du die Profileinstellungen nochmal manuell angepaßt? Und welche Kelvinzahl? Und Auflösung hattest Du glaube ich 4K, gel?

Bin mal gespannt, ob ich auch Zugvögel erschwische. Da bist Du wahrscheinlich mit der Lichtverschmutzung ausnahmsweise mal im "Vorteil". Ich zeichne rund um die Dämmerung Vögel akkustisch auf (ganzjährig durchgehend automatisiert), und ab und an auch Fledermäuse im Ultraschall (das Gerät kann nur eins auf einmal). Damit könnte ich die Videos aber validieren, und eine Artenbestimmung geht dann meistens auch. Womit man die Zugvögel und Fledermäuse übrigens gut sehen kann ist mit einer Wärmebildkamera. Die Artbestimmtung ist aber nicht so einfach bei 640x480 Pixel.

Bzgl. Fledermäuse sehen wir die lichttoleranten bzw. lichtoportunen Arten wie die Zwergfledermaus aber auch visuell mit bloßem Auge, da sie entlang der Hauswände und unterhalb der LED-Straßenleuchten fliegen, wo jede Menge Insekten orientierungslos kreisen.

Viele Grüße, Carl

MarioK
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Re: Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von MarioK » 26. Sep 2023, 20:26

Hallo Carl,
Mich juckt es daher, weil ich bei weitem nicht so viele Meteore in meinen Fotos sehe.
Du siehst dir ja auch nicht 1800 Differenzbilder pro Film an ;-)
In den 60s-Differenzbildern, die ich sofort am Morgen ansehe, sieht man ja nicht alle Meteore.
Allerdings bin ich inzwischen auch am Überlegen, ob es nicht auch 2- oder 4-sek-Bilder bringen würden.
Der Zeitaufwand bei 1sek_Bildern ist einfach zu hoch.
Eine Z6II hab ich ja auch. Welches Picture Control (SD, NL, FL, etc.) verwendest Du fürs Filmen und hast Du die Profileinstellungen nochmal manuell angepaßt? Und welche Kelvinzahl? Und Auflösung hattest Du glaube ich 4K, gel?
Ja, 4K einmal nur HD probiert ... das geht ja gar nicht ...
WB: direktes Sonnenlicht ohne weitere Einstellungen.
PC: MC (mit Scharfzeichnung / Mittelfeine Strukt. schärfen / Klarkeit) anfangs wie es die Kamera hergab: +3/+2/+1. Das gab ein krasses Gitter bei den Maximumsbildern z.B. der Geminiden.
Bin dann auf MC mit 0/0/0 umgestiegen. Das Gitter war dann schwächer.
Vor kurzem habe ich nochmal rumprobiert und filme nun mit -3/-5/0. Das große Gitter ist weg, ein feineres Gitter bleibt übrig und die Sterne sind noch annehmbar "scharf".
Da bist Du wahrscheinlich mit der Lichtverschmutzung ausnahmsweise mal im "Vorteil".
Darauf würde ich gern verzichten. Vor den LEDs wars dunkler.
Bzgl. Fledermäuse sehen wir [...] aber auch visuell mit bloßem Auge, da sie entlang der Hauswände [...]
Ja, vor allem, wenn sie einem halben Meter über dir ins Zimmer fliegen ...

Viele Grüße
Mario

MarioK
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Re: [...] Max- minus Minbild = Fledermaus

Beitrag von MarioK » 30. Okt 2023, 18:47

Hallo Carl,
Bzgl. Fledermäuse sehen wir [...] aber auch visuell mit bloßem Auge, da sie entlang der Hauswände [...]
gegen Morgen in der Dämmerung habe ich schon oft Fledermäuse am Haus gesehen.
Sie sind dann ja dunkler als der Himmel. Auf den Maximumsbildern tauchen sie dann natürlich nicht auf.

Nun habe ich mit Minimumsbildern rumexperimentiert. Die wollte ich von den Maximums- und 32-Frames-Mittelbildern subtrahieren
und damit die Vignettierung verringern.
Bringt aber erst ab 60s was und ist damit beim laufenden Filmzerlegen wertlos. Mehrmals will ich den Film nicht durchlaufen lassen.
Außerdem tritt das unschöne Z6II-Gitter bei hellerem Himmel (zumindest in der alten Picture Control Einstellung) noch stärker in Erscheinung.

Es kann aber unerwartet erwartbare Effekte ergeben (09.09.2023 03:33 UT, 30fps, 1/40s bei ISO 6.400, Filmdauer 2min):
x-n_20230909-033325_Z62_8242_HD.jpg
Vom Maximumsbild aller Frames wurde das Minimumsbild aller Frames subtrahiert.
Später noch kontrastverstärkt und auf HD verkleinert.

Hier die beiden ebenfalls verkleinerten Maximums- und Minimusbilder des Films ohne Kontrastverstärkung:
x_20230909-033325_Z62_8242_HD.jpg
n_20230909-033325_Z62_8242_HD.jpg
Viele Grüße
Mario

Carl Herzog
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Re: Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von Carl Herzog » 31. Okt 2023, 01:23

Hallo Mario,

sehr schön. Selbst in Großstädten ist mehr Natur, als man zunächst vermuten würde.

So ein Minimum-Stacking an Fledermäusen habe ich letztes Jahr am Dämmerungshimmel gemacht:
2022-05-07-Fledermaeuse-E.jpg
In der Bildmitte ist der Mond zu sehen.

Und etwas länger:
2022-05-07-Fledermaeuse-F.jpg

Das Gitter könnte vom Debayer kommen, oder vielleicht auch wegen etwas ähnlichem wie das PDAF-Stripping, das u.a. unter https://www.dpreview.com/reviews/sony-a7-iii-review/5 beschrieben wird.

Übrigens, hast Du schonmal hochgerechnet wieviel Strom beim Verarbeiten eines Meteorvideos verbraucht wird? Zumindest bei mir laufen alle CPU-Kerne für mehrere Stunden auf Hochtouren, wenn ich ein 25fps Video verarbeite. Da kam mir der Gedanke, dass die alte Meteorkamera mit dem mechanischem 12,5 fps Shutter, die Sirko angeboten hat, bestimmt weniger Strom gefressen hat.

Viele Grüße, Carl

MarioK
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Re: Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von MarioK » 31. Okt 2023, 11:00

Carl Herzog hat geschrieben: 31. Okt 2023, 01:23
So ein Minimum-Stacking an Fledermäusen habe ich letztes Jahr am Dämmerungshimmel gemacht:

Und etwas länger:
2022-05-07-Fledermaeuse-F.jpg
Das sieht bei dir nach Einflugschneise aus. Bei mir ist es die aktive Jagd ums Haus.
Das Gitter könnte vom Debayer kommen, oder vielleicht auch wegen etwas ähnlichem wie das PDAF-Stripping, das u.a. unter https://www.dpreview.com/reviews/sony-a7-iii-review/5 beschrieben wird.
Vielleicht, aber ich lass die Negativbilder nicht mehr berechnen - war nur ein Test.
Übrigens, hast Du schonmal hochgerechnet wieviel Strom beim Verarbeiten eines Meteorvideos verbraucht wird? Zumindest bei mir laufen alle CPU-Kerne für mehrere Stunden auf Hochtouren, wenn ich ein 25fps Video verarbeite.
Die Verarbeitung starte ich normalerweise direkt nachdem ich die Filme auf die Festplatte übertragen habe.
Die Verarbeitung des 30fps-Films (knapp 54.000 frames) mit Erstellung der Differenz-, Maximums- und "Schranken"-bilder für 1s, 3s, 60s und Filmlänge habe ich inzwischen so optimiert, dass sie etwa 32min dauert. (Ohne die 3s-Bilder waren es 29min.)
Mit der (testweisen) Berechnung der 32-frames-Mittelbilder (jeweils zum Sekundenbeginn) etwa 3 min länger.
(Kein Vergleich zu den Anfängen mit Speicherung der Einzelframes und der A- und B-Bilder. Das dauerte pro Film 2 Tage.)

Die Grafikkarte wird deaktiviert, der interne Grafikchip genutzt und der dann nur nutzbare eine Monitor ausgeschaltet.
Der Rechner läuft dann trotzdem mit 100-120 W. An die Anfangszeit will ich gar nicht zurückdenken...
Aber dafür renne ich nicht (wie manche im Haus) jeden Tag mit einem 2kW-Staubsauger durch die Wohnung ;-)

Viele Grüße
Mario

Carl Herzog
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Re: Fast punktförmiges Meteor

Beitrag von Carl Herzog » 31. Okt 2023, 12:31

Hallo Mario,

ja genau, das ist in der Tat eine Einflugschneise. Hatte ich mit Absicht so gewählt, da ich dort parallel mit einem kurzen Tele einigermaßen kontrollierbare "Nahaufnahmen" machen wollte. Allerdings war es extrem herausfordernd, da die Fledermäuse sehr abrupte Bewegegungen machen und die Verfolgung mit einem Tele fast unmöglich ist (fokussieren muss man sowieso manuell). Ergebnis siehe https://www.carl-herzog.de/wetter/astro ... maeuse.htm

Deine Videoverarbeitung läuft dann quasi in Echzeit... 30 Minuten Video in gut 30 Minuten. Das hast Du sehr gut optimiert. Die Speicherung der Einzelframes war bei meinen Versuchen tatsächlich der Flaschenhals gewesen.

Viele Grüße, Carl

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