Perseiden 2023

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StefanK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von StefanK » 14. Aug 2023, 01:53

Hallo zusammen,

hier kommen erste, allerdings methodisch bedingt (noch) deutlich unterschiedliche Werte für die diesjährige ZHR:
https://www.imo.net/members/imo_live_sh ... &year=2023
https://globalmeteornetwork.org/flux/pl ... 3_full.png

Viele Grüße aus Oberursel,

Stefan
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Steffen Hildebrandt
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Steffen Hildebrandt » 14. Aug 2023, 07:04

Moin moin,

meine bescheidene Ausbeute hier aus DD mit meinen beiden Meteorcams. Es war leider häufig bewölkt in diesem Jahr.

12.08./01:43 MESZ/Blickrichtung O:
Bild

12.08./01:53 MESZ/Blickrichtung W:
Bild

13.08./00:00 MESZ/Blickrichtung W:
Bild

MarioK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von MarioK » 14. Aug 2023, 13:53

Hallo,
in der zweiten Maximumsnacht, konnte ich in den 60s-Bildern der Filme bei einer Nettofilmzeit zw. 4,5 und 5h insgesamt 450 Meteore finden.
Am Himmel gesehen habe ich aus dem Fenster hier in Berlin 33 Meteore. Es gab insgesamt mehr helle als gestern.
Im "Summen"bild sieht man wieder nur die hellsten.
d_20230813-14_Z62_8155-8468_BW_HD.jpg
Viele Grüße
Mario

Carl Herzog
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Carl Herzog » 14. Aug 2023, 15:23

Hallo Mario,

wie erkennst Du an den 60s-Maximum-Stacks in Schwarz-Weiß, ob es ein Meteor oder ein Flare eines langsamen Satelliten ist?

Viele Grüße, Carl

Anja Verhöfen
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Anja Verhöfen » 14. Aug 2023, 16:27

Moin,

ich möchte mich auch in die Reihe der glücklichen "Perseidenjäger" einreihen. In der Nacht vom 12./13. August hatte ich kein Glück irgendeine Perseide auf Chip zu bannen. Immerhin hatte ich 4 helle Perseiden gesehen. Gestern (13./14. August) sah ich 5 helle Perseiden und konnte eine "einfangen."

13./14. August 2023 um 23:35 MESZ
Canon EOS 700D, 18mm
10 s, bei ISO 800 f/4.0
im heimischen Garten
Bild

Liebe Grüße.

Anja Verhöfen

MarioK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von MarioK » 14. Aug 2023, 16:32

Hallo Carl,

die Meteore erscheinen bei 1/40s Belichtungszeit bei 30 Bildern pro Sekunde unterbrochen.
Bei schwachen hilft mir noch ein im selben Prozess erstelltes weiteres Bild, dass die Spuren abwechselnd hell und dunkel zeigt.
Bei langsamen sehe ich mir jeweils die 1sek Bilder an. Die Spuren langsamer Meteore sind meist länger und mit weniger Hell-Dunkel-Abschnitten als die Satellitenspuren.
Satelliten zeigen dagegen eher Hell/Dunkelrauschen. Nur die schnellsten zeigen enge "Zebrastreifen".
In Einzelfällen kann es trotzdem knifflig sein, neben Satflares auch gerade Flugstrecken von Vögeln und Fledermäusen von Meteoren zu unterscheiden.
Hier sehe ich mir zusätzlich die Filmstelle an.
Im Zweifelsfall fliegen die raus.

60s/1s-Differenzbild ist etwas vereinfacht dargestellt...

Ich habe das in Python nach vielem Rumprobieren, Verbessern und Vereinfachen (anfangs pro 30min-Film 2 Tage Rechenzeit und Zwischenspeichern der Frames, jetzt 28min) so gelöst:
Der (4K-)Film wird so zerlegt, dass laufend jeweils gerade und ungerade Frames aufmaximiert werden.
Alle 30 (2*15) Frames wird aus beiden ein 1sek-Differenzbild (zum Erkennen) und ein 1sek-Maximumsbild (zum Ausmessen) erstellt.
Außerdem noch ein 1sek-Mischbild aus den aufmaximierten geraden und invertierten ungeraden.
Nach 1800 (2*900) Frames werden zusätzlich die jeweiligen 60s-Bilder und am Filmende zusätzlich die jeweiligen Film"summen"bilder gespeichert.
Es werden also jeweils um 1/30s versetze Maximumsbilder aus je der Hälfte der Frames erstellt und verarbeitet aber nicht (mehr) gespeichert.

Die Filmbilder sind bei wolkigem Wetter nutzlos, da die Wolken alles verdecken.
Hier habe ich mir an beiden Tagen mit dem Ausmaximieren der 60s-Differenzbilder geholfen. Die bewegten Wolken verdecken dann jeweils viel weniger.

Um wirklich alle Meteore aufzufinden, muss ich aber irgendwann alle 1800 1sek-Bilder eines Filmes durchsehen, da auch in den 60s-Bildern und ohne Wolken die schwächsten weggerauscht werden.
Da ich inzwischen knapp 400h Filme habe, wird das wohl bis zu Sankt Nimmerleinstag dauern ...

Eine automatische Meteorerkennung scheidet zumindest bei den Nikon's und dank Flugzeugen und Satellitenmüll aus.
Habe es mit Histogrammen der 1s/60s-Differenzbilder versucht (auch mit vorher entrauschten): zuviele Fehlalarme, zuviele nicht erkannte Meteore.
Und bei 4K-Filme erfordert das dann auch viel zuviel Rechenzeit.

Viele Grüße
Mario

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Michael Theusner
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Michael Theusner » 14. Aug 2023, 19:51

Hallo,

hier ist meine Ausbeute aus der Nacht vom 12./13.8.. Kaum zu glauben: Perseiden bei fast Neumond brauchbarem Wetter. Wann hat man das schon einmal? Jedenfalls zogen bei Talkau in der Nacht nur ab und zu Schleierwolken durch.

Ich war vor Ort, sobald die Wolkendecke der Front sich nach Osten zurückzog, das war gegen 23:00. Ich habe mit zwei Kameras Fotos gemacht. Eine mit Nachführung auf den Radianten (f=16mm@f/2,8, t=20s, ISO 6400) gerichtet und die zweite feststehend Richtung Norden mit Horizont (24mm@f/2,5, t=10s, ISO 6400). Beide Kameras

Mit dem 24mm-Objektiv konnte ich 185 Perseiden und 13 sporadische Meteore einfangen. Mit dem 16er waren es 102 Perseiden und 5 sporadische Meteore. Visuell habe ich auch beobachtet. Hier meine Aufzeichnung (MESZ, Perseiden:sporadische):
23:47-00:00 10:1
00:00-01:00 32:7
01:00-02:00 33:6
02:00-03:00 31:4
03:00-04:00 36:7

Dabei waren auch zwei ordentliche Perseiden-Boliden. Beim einen habe ich nur die kurze Aufhellung des Himmels und noch das Nachleuchten gesehen, den zweiten in voller Schönheit. In den Zeitrafferbildern lässt sich die Rauchspur bei letzterem über fünf Minuten lang in den Bildern verfolgen.

Thema "sporadische Meteore". Mir fiel auf, dass etwa 5 Meteore mit 0 bis -1 mag und ein noch hellerer alle aus dem Süden zu kommen schienen (ich schaute nach Norden). Das sind vermutlich südliche delta-Aquariiden gewesen? Die sollen ihr Maximum ja auch am 13.8 haben.

Für den Gesamteindruck habe ich alle Bilder mit Perseiden herausgesucht und sie jeweils in ein ausgesuchtes Hintergrundbild gesetzt. So ist schön zu sehen, wie viele Meteore im jeweiligen Bildfeld auftraten. Das Ergebnis mit viel grünem Airglow:

Bild

Bild

Der Radiant ist schön zu erkennen im nachgeführten Bild. Er lag bei R.A.=47,2° und Dec=57,4°.

Viele Grüße,
Michael

Alexander Haußmann
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Alexander Haußmann » 14. Aug 2023, 21:11

Hallo allerseits,

ich habe meine Kamera in den Morgenstunden des 13.08. im Garten aufgebaut. Hier mein schönster Perseid, irgendwann zwischen 2:49:05 - 2:49:34 MESZ (Pentax K-5, f = 10 mm, Ausschnitt, 29 s belichtet):
IMGP6016_b_A_1000.jpg
Dazu noch ein Ausschnitt aus ca. demselben Zeitfenster (2:49:04 - 2:49:36) aus einer Aufzeichnung des Signal des Graves-Radars bei 143.050 MHz (diese Frequenz wird auf ca. 880 Hz abgebildet - aufgenommen mit einem Yaesu FT-817 und einer 5/8-lambda-Rundstrahlantenne). Frühere Zeiten liegen unten, horizontale Markierungslinien alle 5 s, vertikale "Markierungslinien" sind Oberwellenstörungen irgendwelcher China-Elektronik in der Nachbarschaft:
Spektrum1.jpg
Vermutlich ist der Meteor der "Wischer" mit der schnell veränderlichen Dopplerverschiebung, hier nochmal in groß (Markierungslinien alle 2 s):
Spektrum2.jpg
Das Ganze ist Teil eines improvisierten "Koinzidenzmessprogramms" aus Fotografie, Graves-Radar-Scatter und VLF-Aufzeichnungen mit Rahmenantenne. Bei den ganz tiefen Frequenzen (0-20 kHz) war aber nichts Deutliches in dieser Zeit hörbar. Das meiste dort waren Klicks von entfernten Blitzen. Meist wird ein Grenzwert der visuellen Meteorhelligkeit von ca. -5 mag in den Veröffentlichungen angegeben, um nennenswerte VLF-Emissionen zu erzeugen. Das ist hier wohl noch verfehlt worden. Also wenn jemand noch sehr helle Feuerkugeln aus der Zeit vom 13.08. 00:03 bis 04:31 MESZ beobachtet hat, gerne melden. Dann kann ich die entsprechende Stelle in der Audiodatei suchen.

Viele Grüße,
Alex

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StefanK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von StefanK » 14. Aug 2023, 21:26

Hallo zusammen,

japanische Radiodaten zeigen in diesem Jahr wieder ein zusätzliches Maximum der Perseiden:
https://www5f.biglobe.ne.jp/~hro/Flash/ ... ndex-e.htm
Im vergangenen Jahr war dergleichen nicht beobachtet worden, aber davor in den Jahren 2018 - 2022.

Viele Grüße aus Oberursel,

Stefan
Zuletzt geändert von StefanK am 14. Aug 2023, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Jörg Kaufmann
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Jörg Kaufmann » 14. Aug 2023, 22:40

Hallo zusammen.

In der Nacht vom 12./13. hatte ich in Hemmingstedt zwei Kameras laufen. Die erste Richtung S/SW (Milchstraße), die zweite Richtung O über die Büsche hinweg. Die Bilder aus Kamera eins habe ich oberflächlich durchgesehen und Bilder mit Meteor nachbearbeitet. Da ich in absehbarer Zeit einen neuen Monitor brauche, habe ich bisher davon abgesehen mehr Zeit zu investieren. Vielleicht sind nach Bearbeitung aller Bilder noch Überraschungen dabei. Die Bilder der zweiten Kamera fehlen noch, beim Kopieren auf FP war aber schon einiges dabei.

Leider fehlt mir aus der Nacht auch einiges an visueller Beobachtung, da die Liegeposition im warmen Schlafsack auf dem großen Trampolin zu kurzen Blackouts führte. :wink:

Trotzdem habe ich drei helle Exemplare visuell, einer davon zusätzlich auf Foto erwischt.
Nr. 1 ca. 01:10 MESZ genau zwischen zwei Aufnahmen, Nr.2 genau im nicht abgedeckten Bereich im SO zwischen beiden Kameras,
Nr. 3 um 01:52:36 MESZ.

Viele Grüße
Jörg

Kamera 1 alle Bilder Vollformat 20mm, f/1.4, 10sec, ISO400
3938-3939.jpg
Ausschnitt  +  Rauchspur
Ausschnitt + Rauchspur
3394-3477.jpg
3543-3622.jpg
3629-3877.jpg
3975-3996.jpg
Ich nehm` das Wetter so wie es ist. Es gibt eh im Moment kein anderes.

Steffen Hildebrandt
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Steffen Hildebrandt » 15. Aug 2023, 09:07

Nachtrag - noch ein netter Nachzügler heute in der Nacht.

15.08.23/01:51 MESZ/Blickrichtung W
Bild

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StefanK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von StefanK » 16. Aug 2023, 21:58

Hallo zusammen,

das zunächst in den japanischen Radiodaten hervorgetretene zusätzliche Maximum der Perseiden-Aktivität 2023 ist jetzt bestätigt:
https://www.meteornews.net/2023/08/15/s ... d-in-2023/ .

Viele Grüße aus Oberursel,

Stefan
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Carl Herzog
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Carl Herzog » 17. Aug 2023, 01:59

Hallo Mario,

ich hab Deine Antwort leider erst jetzt bemerkt, sorry. Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.

Ich hab mich in der Nacht vom 14. auf den 15.08 an 4K-Videos auf meinen Nikon-Kameras versucht. Einmal nachgeführt bei 40mm und 1/4s Verschlusszeit. Hier das Ergebnis eines 60-Sekunden Maximum-Stacks:

60s-MaxStack-40mm-EinViertelSek-Klein.jpg

An diesem Teilstück konnte ich im Video 3 Meteore gut ausmachen, die man im Stack an den durchgezogenen Linien (zwei davon mit einer leichten Abdunklung an einer Stelle) erkennt. Alles andere waren Satelliten, die als deutlich gestrichelte Linien erscheinen.

Parallel habe ich ohne Nachführung bei 50mm und 1/25s Verschlusszeit ein paar weitere Videos geschossen. Hier wieder ein Maximum-Stack von 60s des Videos mit einem Meteor (auf S/W umgewandelt, um das starke Rauschen zu minimieren):

60s-Stack-25fps-Klein.jpg

Auch hier ist das Meteor als durchgezogene Linie zu erkennen. Die kurzen Striche im Stack sind Hotpixel durch das Alignment dieser Serie.

Beim Anschauen der Videos sieht man, wie sich ein Meteor über mehrere Frames aufbaut. Allerdings leuchtet die Spur (anders bei Satelliten) relativ lange nach, weshalb sie in den Maximum-Stacks (fast) durchgehend erscheinen. Das ist also unabhängig von der Belichtungszeit und kleine Pausen machen auch nicht viel aus.

Daher wäre jetzt meine Frage, wie die scharfen rhythmischen Unterbrechungen bei den ganzen hellen Meteorspuren in Deinem Stack entstehen.

Viele Grüße

Carl

MarioK
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Re: Perseiden 2023 edit: mit Beispielbildern

Beitrag von MarioK » 17. Aug 2023, 05:40

Hallo Carl,

> Ich hab mich in der Nacht vom 14. auf den 15.08 an 4K-Videos auf meinen Nikon-Kameras versucht. Einmal nachgeführt bei 40mm und 1/4s
> Verschlusszeit.

Die Belichtungszeit muss kürzer als die Bildrate sein und viel kürzer als 1/4s sein. In 1/4s ist bei den Perseiden der Drops meist schon gelutscht.

> An diesem Teilstück konnte ich im Video 3 Meteore gut ausmachen, die man im Stack an den durchgezogenen Linien (zwei davon mit einer leichten
> Abdunklung an einer Stelle) erkennt. Alles andere waren Satelliten, die als deutlich gestrichelte Linien erscheinen.

Die Meteordauer war dann kürzer als 1/4s. Deshalb durchgezogen. Warum die Satelliten gestrichelt sind, weiss ich nicht. Vielleicht hakt es bei der Kombination 1/4s mit Rate xxBildern/s ab und zu.

Ich verwende beim hellen Berliner Himmel eine Bildrate von 30 Bilder/s und eine Belichtungszeit von 1/40s.
Bei dunklerem Himmel kannst du auch 25 Bilder/s mit 1/30s wählen. Bekommst dann aber weniger Striche / Meteor.

Eine Bildrate von 60/sek wäre hier in Berlin noch besser, aber die Dateien sind dann größer und die Bearbeitung würde wieder länger dauern.

> Parallel habe ich ohne Nachführung bei 50mm und 1/25s Verschlusszeit ein paar weitere Videos geschossen. Hier wieder ein Maximum-Stack von
> 60s des Videos mit einem Meteor (auf S/W umgewandelt, um das starke Rauschen zu minimieren):

Ich habe das Farbfilmen wieder aufgegeben, da das Farbrauschen in den Einzelframes und 1s-Max.bildern bei ISO 25.600-51.200 zu hoch ist.

> Auch hier ist das Meteor als durchgezogene Linie zu erkennen. Die kurzen Striche im Stack sind Hotpixel durch das Alignment dieser Serie.

Wenns ohne Nachführung ist, sind die kurzen Striche die Sterne, oder?

> Beim Anschauen der Videos sieht man, wie sich ein Meteor über mehrere Frames aufbaut. Allerdings leuchtet die Spur (anders bei Satelliten) relativ
> lange nach, weshalb sie in den Maximum-Stacks (fast) durchgehend erscheinen. Das ist also unabhängig von der Belichtungszeit und kleine Pausen
> machen auch nicht viel aus.

> Daher wäre jetzt meine Frage, wie die scharfen rhythmischen Unterbrechungen bei den ganzen hellen Meteorspuren in Deinem Stack entstehen.

Wie oben geschrieben: Belichtungszeit muss kürzer sein. Außerdem erzeuge ich ja Differenzbilder. In denen erzeugt das Nachleuchten bei hellen Meteoren eine Längsaufspaltung der Spur.

========================================
Edit:

Hier nun Beispiele so wie sie von Python in 4K erstellt werden (Nikon Z6II mit Laowa 35mm). Am Monitor volle Helligkeit und Kontrast einstellen:

Um zu sehen, ob ich eine Feuerkugel erwischt habe, sehe ich mir als erstes immer die Film"summen" im Maximumsbild an:
Bild
Das sieht ziemlich "versternt" und "versatellitet" aus. Die werden im Differenzbild stark abgeschwächt:
Bild
Im Falle von Wolken (hier nur unten links der Mitte) nehme ich statt des Filmdifferenzbildes (= Max. aller geraden minus Max. aller ungeraden Frames des gesamten Films) das Max. aller 60s Differenzbilder. Diese hatte ich für das Nacht"summen"bild der beiden Maximumsnächte aufmaximiert.
Bild
Leider kommt dabei das Gitter der kameraintern schlechten Umrechnung vom Vollformatchip auf das 4K-Videoformat der Z6II voll zum Tragen.
In den Filmdiffernzbildern wird es wegen das langen Zeitraums der Max.gerade- und Max.ungerade-Bilder dagegen weggemittelt.
(Oben am Rand sieht man leider nur für 2 frames ein helles Meteor mit deutlicher Längsaufspaltung durch das Nachleuchten.)

Dann gibt noch das dritte Bild mit der Kombination gerade + invers ungerade. In 2 Versionen einmal so wie es ist:
Bild
und einmal speziell kontrastverstärkt (nur etwa 20 mittlere Grautöne bleiben grau, der Rest wird entweder schwarz oder weiß):
Bild
Das lasse ich wegen der langen Rechenzeit nur für die Film"summen" erstellen. Ich hatte mir das ausgedacht, damit ich bei den Geminiden schnell die Geschwindigkeiten im Blick habe.
Man sieht da zwar auch Sterne und Satelliten, aber als Pixelrauschen.

Das einfache Auszählen der Meteore hatte ich mit den 60s-Bildern gemacht (aus demselben Film wie oben). Und zwar im abgedunkelten Zimmer mit den Differenzbildern:
Bild
Im Maximimsbild sieht man neben den 4 Meteoren deutlich die Satelliten:
Bild
Die unregelmäßig unterbrochene schwache Spur oben links ist vermutlich ein Meteor, die leicht gebogene mitte links nicht, wie man am (nicht kontrastverstärkten) Mischbild erkennt:
Bild

Wenn ich dann irgendwann mal dazu komme, die eigentliche Auswertung mit Radiantenbestimmung zu erledigen, sehe ich mir immer die 1s-Bilder an. Hier vom schwachen Meteor aus dem letzten Bild:
Bild
Bild
Bild
Da sieht man, wieviel im 60s-Bild schon geggerauscht wird.
Man erkennt nebenbei, dass die kurze Satellitenspur oben auch schon ein Hell/dunkel-Muster ("Zebrastreifen" ;-) ) aufweist.
Ein langsames Meteor würde aber in der einen Sekunde aber weniger Streifen zeigen, oder die Spur wäre auch länger.
Ein Satellitenflare ist auch eher auf mehr als einem 1s-Bild zu sehen.

Aber es gibt sicher auch Fälle in denen eine Unterscheidung nicht mehr möglich ist.
Da hilft nur: auf tiefe Sonnenstände warten, damit die schnellen Satelliten im Erdschatten sind.
Und im Falle nicht ganz scharfer Spuren am Laowa-komatösen Aufnahmefeldrand: dass die Fledermäuse Winterschlaf halten.

Viele Grüße
Mario

Carl Herzog
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Carl Herzog » 17. Aug 2023, 15:05

Hallo Mario,

vielen Dank vorneweg. Da hast Du mich jetzt auf den Geschmack gebracht mit der Videobearbeitung! Heute Abend werde ich mal Deine Methode mit ImageMagick auf mein Video anwenden und die Ergebnisse teilen.

Die kurzen Striche bei meinem zweiten - nicht nachgeführten - Video sind die Hotpixel. Ich habe ja die Frames nachträglich per Software anhand der Sterne ausgerichtet, was dann automatisch dazu führt, dass sich die Hotpixel von Frame zu Frame verschieben und beim Maximum-Stack zu Striche werden.

Das Video mit den 1/4s war mit einer Nikon Z8 geschossen. Da werden (wie bei den Sony-Kameras) immer 25fps aufgezeichnet, d.h. ein bestimmtes Frame wiederholt sich mehrmals - was eigentlich total unsinnig ist. Bei 25fps müsste theoretisch jedes Frame ca. 6 Mal vorkommen. Tatsächlich wiederholt sich aber jedes Frame ca. 8 Mal. Das muss ich noch genauer eruieren, da die Z8 extrem viel Videooptionen anbietet und der Sensor im Videomodus eigentlich lückenlos aufzeichnen sollte. Ich war jetzt bei der einfachen 4K/8-Bit Variante, damit die Nachbearbeitung einfacher fällt. Die Z8 kann aber Videos auch in 10 und 12 Bit sowie RAW aufzeichen. Da kommen aber riesige Dateien heraus, bei der ich die Bildextraktion noch nicht hinbekommen habe.

Das Video mit den 1/25s bei ebenfalls 25fps war mit einer Z5 geschossen, die eine veraltete Sensortechnik verwendet (ich glaube die von der D750). Die ist nochmal deutlich verrauschter. Bei solchen Verschlusszeiten wäre freilich eine reine Monochrom-Kamera sinnvoller. Werde mal die Tage das Ganze mit Astrokameras durchtesten (Farbe sowie Mono). Da kann man die fps sowieso exakter einstellen und auf das SER-Format in voller Bittiefe aufzeichnen.

Eine Z6II habe ich übrigens auch. Sie ist in einigen Aspekten erstaunlicherweise sinnvoller als die Z8 einsetzbar.

Viele Grüße

Carl

MarioK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von MarioK » 17. Aug 2023, 18:08

Hallo Carl,

wozu den 1/4s Belichtungszeit? Das kann doch nicht funktionieren.
Die Belichtungszeit darf bei 25fps höchstens 1/25s (besser 1/30s) und bei 30fps höchstens 1/30s (besser 1/40s) betragen.
In der Onlineanleitung der Z8 findest du auch die Einstellmöglichkeiten der unzähligen Videooptionen, natürlich auch die 30fps.
Du brauchst ein lichtstarkes Objektiv.

Bei der Z6II und der Z5 kann man (ohne die +-LW) auf ISO 51.200 gehen, bei der Z8 nur bis ISO 25.600.
Liegt vermutlich an der höher gerechneten Auflösung der Z8 (wie auch der Z7II).

Mich würde aber mal interessieren, ob die Z5 und die Z8 auch einen deplazierten Sensor wie die Z6II haben.
Falls du ein DX-Objektiv ohne Kontakte hast (z.B. Laowa Argus 33/0.95) schließe es mal an die Kamera an,
blende total ab, stelle auf unendlich und mache ein Foto und ein Videofoto des hellen Himmels damit.

Bei der Z6II liegt die angeschnittene helle Kreisfläche nicht mittig. Habe ich im Fotoladen mit einem weiteren Objektiv
und einer anderen Z6II ausprobiert.
Vermutlich ist das der Grund dafür, dass die Kamera bei DX-Objektiven automatisch auf DX schaltet und nicht manuell auf FX zurückgestellt werden kann.
Man will offenbar den Fehler vertuschen.

Viele Grüße
Mario

Carl Herzog
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Carl Herzog » 17. Aug 2023, 19:52

Hallo Mario,

hier nun mein Ergebnis nach Deiner Anleitung, wobei ich erstmal nur eine Minute Video genommen habe, bei der es 2 Meteore in der unteren Bildhälfte und 2 Satelliten in der oberen Bildhälfte ausgemacht hatte. Ich habe nur jedes fünfte Frame extrahiert, da es ja wegen meiner Belichtungszeit von 1/4s zu viel identische Frames gab und sonst die geraden sich nicht von den ungeraden Frames unterschieden hätten.

Habe die Bilder zum Posten auf 4K-Auflösung belassen, aber die Kompression stark erhöht, damit der Forum-Limit eingehalten wird:

Hier das Maximum-Stack beider Serien (gerade und ungerade):

max-beide.jpg

Hier die Durchschnittskombination aus Max(Gerade) und invertiertes Max(Ungerade), bei der die Meteore sehr schön hervorgehoben werden, während die Sterne und sogar die Satelliten sehr gut annuliert werden (wobei es dunklere Satelliten waren, im musste im Video schon ganz genau suchen):

misch-mean.jpg

Und hier die Durchschnittskombination stark gestretcht, da taucht ein weiterer Meteor links unten auf:

misch-mean-stretch.jpg

Das Differenzbild aus Max(Gerade) und Max(Ungerade) hab ich auch erstellt, aber für die ganze Prozesskette eigentlich gar nicht gebraucht. Ich finde das Mischbild leichter zu bewerten.

Zu Deiner Frage mit den 1/4s: da hatte ich die ganze Bearbeitung noch nicht durchdacht und zudem den Verdacht, dass ich bei 1/25s oder kürzer einfach zu wenig Meteore und Satelliten sehen würde. War ja eine meiner allerersten Tests mit Meteorvideos. Aber wie man sieht führen mehrere Wege nach Rom, was wahrscheinlich am langen Nachleuchten der Meteore (bestimmt eine Sekunde) liegt. Ich muss das Ganze freilich noch mit hellen Satelliten checken.

Wie man die fps bei der Z8 wählt weiß ich schon. Allerdings habe ich noch nicht untersucht, wie die Kamera bei davon abweichenden Verschlusszeiten (wie 1/4s zu 25fps in meinem Fall) sich bei der Einteilung der Frames verhält. Da kam mir erst danach der Gedanke bei 24 fps aufzunehmen, damit es dann hoffentlich sauberer eingeteilt wird.

Als Objektiv kam ein Sigma Art 40mm F1.4 zum Einsatz.

Viele Grüße

Carl

MarioK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von MarioK » 18. Aug 2023, 06:23

Hallo Carl,

in der gestrechten Form machst du aus drei Grauwerten des Meteors die du durch deine seltsame {Bel.zeit/Framerate/Verarbeitung} produzierst, nachträglich zwei. Kann mir nicht vorstellen, wie dir das bei deiner Bewertung hilft.
Das Differenzbild aus Max(Gerade) und Max(Ungerade) hab ich auch erstellt, aber für die ganze Prozesskette eigentlich gar nicht gebraucht. Ich finde
das Mischbild leichter zu bewerten.
Das Differenzbild nutze ich zum schnellen Auffinden der Meteore, vor allem in den 1s-Bildern. Die 1800 Bilder pro Film klicke ich im abgedunkelten Raum mit etwa 3 Bildern pro Sekunde durch. Mach das mal mit den Hell/Dunkelbildern.
Allerdings habe ich noch nicht untersucht, wie die Kamera bei davon abweichenden Verschlusszeiten (wie 1/4s zu 25fps in meinem Fall) sich bei der
Einteilung der Frames verhält. Da kam mir erst danach der Gedanke bei 24 fps aufzunehmen, damit es dann hoffentlich sauberer eingeteilt wird.
Du hast selbst geschrieben:
[...] d.h. ein bestimmtes Frame wiederholt sich mehrmals - was eigentlich total unsinnig ist.
und willst jetzt einfach nur 24fps statt 25fps austesten, aber 1/4s beibehalten.

Aber teste weiter, 'Probieren geht über Studieren'. :wink:

Viele Grüße
Mario

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Christoph Gerber
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von Christoph Gerber » 18. Aug 2023, 06:44

Hallo Mario und Carl,

ich schlage vor, dass ihr eure sehr interessante methodische Diskussion zu einem separaten Thema macht – denn das geht in dem Thema Perseiden 2023 leider völlig unter...

Gruß aus HD,
Christoph

MarioK
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Re: Perseiden 2023

Beitrag von MarioK » 18. Aug 2023, 06:55

Kann gerne verschoben werden, aber ich bin auch durch mit dem Thema.

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