Radio Aufnahmen deuten auf zwei Radianten hin bei den Geminiden am 14. Dezember 2021 und 2022

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wisi-testpilot
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Radio Aufnahmen deuten auf zwei Radianten hin bei den Geminiden am 14. Dezember 2021 und 2022

Beitrag von wisi-testpilot » 3. Feb 2023, 11:10

Guten Tag.
Kerben in Meteorhistogrammen sind in der Literatur bekannt. Sie treten auf, wenn der Radiant eines Stromes in passender Höhe vor der Radarkeule vorbeiwandert. Das Minimum der Kerbe entsteht, wenn der Azimut 0° oder 180° ist. Etwas mehr Informationen findet Ihr in meinen beiden Artikeln. Die findet man am einfachsten mit einer Websuche nach Wilhelm Sicking Meteor.
Bei kräftigen Strömen wie bei den Geminiden, Quadrantiden und Arietiden gibt es noch einen weiteren Effekt, den ich In-Line-Effekt genannt habe. Bei einem Azimut von 0° oder 180° entsteht im Histogramm der Rate, die mit den Größen der Echos gewichtet ist, ein schmaler Peak von ~10 Minuten Dauer.
Das erste blau grüne Bild zeigt die Größenverhältnisse der Ströme. Die Auflösung beträgt hier noch 10 Minuten. Die Peaks sind mit einem roten Punkt markiert.
Nun habe ich die Auflösung auf 5 Minuten erhöht und die Daten neu analysiert.
Das zweite Bild zeigt die Kerben und die In-Line-Peaks mit dieser Auflösung. Die mit den Größen der Echos gewichtete Rate ist nun orange-farbig dargestellt. Überraschenderweise haben nun im Gegensatz zu den Arietiden und den Quadrantiden die Geminiden 2021 und 2022 am 14. Dezember nicht einen, sondern zwei kleine In-Line-Peaks. Das bedeutet, dass es zwei Radianten geben muss. Die Geminiden sollten also aus 2 Teilströmen bestehen. Am 15. Dezember 2022 addieren sich die Peaks wieder zu einem einzelnen größeren Peak ungefähr an der Position des zweiten Peaks: Die Teilströme liegen nun wieder aufeinander, so meine Interpretation.
Der Zeitunterschied zwischen den Peaks ist etwa 15-20 Minuten.
Die Verhältnisse habe ich mit Stellarium-Web nachgespielt:
Als Radiant habe ich mit Hilfe eines CMOR Screenshots den Stern Theta Geminorum gewählt. Als Beobachtungsort ist der Standort von GRAVES, Dijon in Frankreich, eingestellt.
Stellt man nun die Zeit ein, an der die Kerbe ihr Minimum hat, liegt der Azimut nahe bei 180°. Exakt 180° ist der Azimut am 14. Dezember 2022 um 2:03:25 h UT. Die Elevation beträgt 76°.
Klicke ich nun 15 oder 20 Minuten dazu, ändert sich der Azimut zu 193° bzw. 197°. Daher kommen die 13° und 17°, die ich gestern angegeben hatte.
Das letzte Bild zeigt einen Vergleich zwischen den Geminiden 2021 und 2022. Die Skalierung ist nicht ganz vergleichbar, da ich in der Zwischenzeit die Anlage verbessert hatte. Man sieht aber schön, dass am 15. Dezember 2021 deutlich weniger Geminiden registriert wurden als in 2022. Die 2021 Daten zeigen daher keinen In-Line-Peak am 15. Dezember. Ähnlich ist es bei den Quadrantiden 2022. Bilder dazu gibt es im Quadrantiden 2023 Thread.
viewtopic.php?f=8&t=61125&p=240348#p240348
Ich bin Ingenieur und arbeite gerne auf berufsfremden Gebieten. Daher ist meine Terminologie vielleicht nicht ganz korrekt.
Was meint Ihr: Lässt sich dieser Unterschied durch Beobachtungen bestätigen bzw. in vorhandenen Daten nachweisen?
Vielleicht mag ja noch jemand seinen Geminiden-Radio-Daten hier posten.
Danke fürs lesen und viele Grüße
Wilhelm
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