Satelliten und visuelle Beobachtungen

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Christoph Gerber
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Satelliten und visuelle Beobachtungen

Beitrag von Christoph Gerber » 23. Apr 2020, 09:17

Hallo Beobachter mit bloßem Auge,

ich bringe das Thema mal hier unter (Alternative: Polarlicht-Forum), da es auch die Meteorbeobachtung betrifft (und die Beobachtung Veränderlicher kein Gebiet des AKM ist).

Ich hatte eine längere Zeit nicht mehr Meteore beobachtet, und es mag an der Dämmerungsnahen Beobachtungszeit gestern Abend (Lyriden!) liegen: es waren doch recht viele helle Satelliten unterwegs – und zwar nicht nur Starlinks. Ich habe im Laufe der letzten Jahre den Eindruck gewonnen, dass es immer mehr auch helle Satelliten gibt, und auf jeden Fall zunehmend ist die Anzahl der unkontrollierten, die gewaltig Aufblitzen (flashen im Gegensatz zu flaren) können. In der vorigen Nacht waren es 2 oder 3, wobei ein sehr heller Flash aufgrund der Helligkeit mich zusammenzucken ließ. Er muß mindestens -7 bis -8 mag gehabt haben. Leider lassen sich diese taumelnden Satelliten kaum identifizieren, denn sie können bei solch einem Flash offenbar durchaus 15 Großenklassen heller werden. Ich erwähne dies, da mich die hellen „wandernden“ Sterne schon immer bei der Beobachtung „abgelenkt“ haben – aber gestern Abend empfand ich die Situation schon als störend: manchmal waren 2–3 Satelliten gleichzeitig im Blickfeld unterwegs (davon sind beriets die Starlink-Satelliten ausgenommen, die mit nur einer einzigen „Abteilung“ Starlinks um die +3.0 bis +2.5 mag "aktiv" war). Schließlich lenkt ihre Bewegung quasi automatisch den Blick auf den Satelliten – nur um dann festzustellen, dass es kein Meteor ist! Wie geht es euch aktiv Meteor-Beobachtenden damit?

Aufgrund der topographischen Begebenheit bei mir hat sich für die Beobachtung veränderlicher Sterne zuletzt (für Betelgeuze und Zeta Gem) nur noch ein sehr kurzes Fenster in der Dämmerung ergeben – das prompt durch die hellen Starlink-Ketten dermaßen gestört wurde, dass Schätzungen zur Zeit der Ketten-Passagen kaum bis gar nicht möglich sind. Mit zunehmender Anzahl von Starlinks wird sich das auch noch stark verschlechtern, denn bei der visuellen Beobachtung von Veränderlichen +3 und +4 mag sind gleichhelle Satelliten durch das Gesichtsfeld (das mit bloßem Auge ja doch recht groß ist!) sehr störend. Ich befürchte, dass schon bald jegliche vernünftige Beobachtung – zumindest mit bloßem Auge – seien es Veränderliche, seien es Meteore, keinen Spaß mehr machen wird (ebenso wie das „herauspuzzeln“ von Satelliten-Flares aus Meteorbildern, den Satelliten-Störungen in Radio-Beobachtungen usw). Ich hoffe, dass dieser momentane Pessimismus vorübergeht, allein mir fehlt der Glaube dazu. Im politischen Alltag ist dieser Tage viel von der „neuen Normalität“ mit bzw. nach Corona zu hören. Am Himmel haben wir seit den ersten Starlinks bereits einen davon Geschmack, was die „neue Normalität“ am Sternenhimmel in naher Zukunft sein wird.

Christoph

Mario Braun
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Re: Satelliten und visuelle Beobachtungen

Beitrag von Mario Braun » 23. Apr 2020, 10:34

Hi Christoph,

die Starlinks sind derzeit nur deswegen so störend, weil sie für die Reise in ihren Zielorbit auf minimalen Flugwiderstand ausgerichtet sind. Dann zeigen die großen Solarpanels zur Seite und reflektieren stark. Im Endhöhe stehen die senkrecht von der Erde weg und nur noch das relativ kleine Antennenplättchen unten zeigt zu uns. Starlinks die schon auf Endhöhe sind, werden mit dem bloßen Auge nicht mehr wahrgenommen, stören allerdings hochempfindliche Kameras und Astroteleskopanlagen weiterhin. Hoffen wir mal daß der abgedunkelte "DarkSat" keine großen Probleme im Betrieb bekommt und dann zukünftig alle Starlinks dunkel konfiguriert werden.

Während der aufbauphase des Starlink Netzes werden wir uns aber wohl leider an die Lichterketten gewöhnen müssen.

Andere Satelliten, die in Formation fliegen oder große SAR Panels haben sind natürlich störend, tauchen aber zum glück seltener auf als die Starlinks. (Yaogan-Triplet, ALOS, usw.)

Gruß Mario.

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