ich habe in den letzten beiden Tagen ein wenig programmiert, um aus ganz normalen NLC-Aufnahmen eine Satellitenansicht zu berechnen.
Dadurch lässt sich dann sehr schön die räumliche Verteilung der NLC beurteilen und auch die dort oben herrschenden Windgeschwindigkeiten sowie -richtungen ermitteln. Dabei hilft natürlich, dass die NLC nur in einem recht eng begrenzten Höhenbereich vorkommen (meist 80-86 km).
Da also die Höhe bekannt ist, wird dann nur noch der Azimutwinkel und die Höhe über dem Horizont benötigt, um das alles in einen Längen- und Breitengrad umzurechnen.
Dazu muss also jedem Pixel im Originalbild ein solches Wertepaar zugeordnet werden, um dieses in ein Lat/Lon-Paar umzurechnen.
Das lässt sich wiederum durch Astrometrie bewerkstelligen. Da Aufnahmezeit und -ort bekannt sind, lassen sich über die Positionen der Sterne im Bild die Azimut- und Höhenwinkel eines jeden Pixels sehr genau bestimmen. Dabei hilft www.astrometry.net, weil man sich dort automatisch eine Datei mit allen nötigen Parametern errechnen lassen kann.
Mit den für die von mir verwendete Programmiersprache IDL verfügbaren Routinen aus der IDL-Astronomy-Library der NASA können dann ganz einfach Pixelkoordinaten in Rektaszension/Deklination und somit auch in Höhe/Azimut umgerechnet werden. Und das wiederum in Länge/Breite.
Als letztes muss man nur noch die ganzen umgerechneten Daten plotten:

Im Bild sieht man unten rechts einen Teil der Niederlande und Nordwestdeutschlands, sowie ganz oben links Dänemark. Die dunklen Schatten links sind auf horizontnahe Wolken zurückzuführen, die natürlich auch einfach mit umgerechnet werden. Das zackige Gebilde (ebenfalls links) ist ein Häuserdach, das von mir aus gesehen (Hannover-Badenstedt) Teile des Horizonts verdeckt.
Zur Genauigkeit: Die hängt vor allem von der unsicheren NLC-Höhe ab. Verwendet habe ich 83 km (OSWIN-Radar). für den Bereich 80-86 km ergeben sich in 150 km Entfernung vom Beobachtungsort (linker Rand) +- 5km horizontale Positionsunsicherheit und in 600 km (rechts) +-16 km. Ist also recht genau.
Was mit einem Bild geht, geht natürlich auch mit vielen. Ich hatte nämlich, ohne die Kameraposition zu ändern, am 16.6. zwischen 21:00 und 21:22 UTC alle 10 sek ein Bild gemacht. Dadurch musste ich die Pixelzuordnung auch nur einmal berechnen.
In dem sich ergebenden Film kann man sehr schön die Strömung aus ca. 340° erkennen (fast Nord). Geschwindigkeit: ca. 200 km/h - also ordentlich windig
Für das Video ist DivX erforderlich (2 MB): http://www.theusner.eu/terra/images/nlc ... at_tlm.avi
Ich werde noch einige weitere NLC-Fälle bearbeiten - und, wenn Interesse besteht, hier ebenfalls vorstellen.
Was noch denkbar wäre, wäre aus mehreren Aufnahmen von verschiedenen Orten, die zum etwa gleichen Zeitpunkt gemacht wurden, eine Art Komposit zu erstellen. Oder einfach mal Vergleichen, ob die Umrechnung verschiedener Bilder etwa dasselbe Aussehen ergibt. Einfach bei mir melden!
Sicher vorhandene 3-D-Strukturen in den NLCs werden hier natürlich einfach platt gerechnet. Aber die großräumige Struktur sollte ja gut wiedergegeben werden.
Viele Grüße,
Michael

