Danke, Alex!
Stimmt, das ist schon richtig lange her inzwischen

Damit habe ich tatsächlich angefangen, als ich noch in Hannover wohnte. Und den Code den ich damals gebaut habe, verwende ich noch heute, wenn auch weiterentwickelter Form (vor allem jetzt).
Bei den 3D-Bildern kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, was nach oben und was nach unten gehört, da ich die Höhe der NLC sogar direkt aus den Differenzen der beiden Bilder berechnen kann. Das, was da an der markanten Kante so hervorsteht, ist dem Boden näher, liegt also tiefer, der Rest höher.
Und du hast Recht, bei direkt aus bodengebundenen Fotos erzeugten 3D-Bildern darf die Basislinie nicht zu groß sein. Und wie ich ja schnell gemerkt hatte, war sie bei Maciej und mir viel zu groß gewesen. Das führte schließlich zu der Idee mit dem 3D-Bild aus der Kartenprojektion. Wer ursprünglich 3D-NLCs fotografiert hat, weiß ich nicht.
Tatsächlich ist dafür überhaupt gar keine Objektivkalibrierung notwendig. Ich erzeuge die Umrechnungsfunktionen ausschließlich über die Sternenpositionen. Und das geht so "halbautomatisch" mit noch viel Klicken per Hand. Insgesamt aber recht zügig. Insofern wird da jegliche Objektivverzeichnung einfach auf diesem Wege kompensiert und eine pixelgenaue Umrechnung möglich. Zumindest da, wo genügend Sterne sind. Und in diesem Fall ist das so. Und ja, Refraktion wird natürlich berücksichtigt. Ich verwende dafür Code aus der NASA Astronomy Library. Wenn du das genau wissen willst, kannst du dir dieses Programm angucken, mit dem ich Rektaszension und Deklination in Azimut und Höhe umrechne:
https://idlastro.gsfc.nasa.gov/ftp/pro/astro/eq2hor.pro
Gleichzeitigkeit ist natürlich auch extrem wichtig. Die kann ich hier garantieren weil Maciej und ich während der Aufnahmen telefoniert und zusammen ausgelöst haben
Alexander Haußmann hat geschrieben: ↑12. Jun 2020, 20:09
Ich stand vor ein paar Jahren auch mal mit dem Herrn Baumgarten vom IAP in Kontakt, wegen der genauen Höhe. Irgendwie kam man doch bei 83 km raus, aber Abweichungen sind wohl auch aufgetreten, im Extrem bis auf 70 km runter. Aber ich weiß nicht mehr, ob es um seine Lidar-Echos oder die "echten" NLC ging. Die Emails aus der Zeit sind leider weg.
Ich habe über die letzten zwei Tage meine Analysesoftware neu geschrieben, so dass es jetzt möglich ist, aus zwei Fotos ein echtes Höhenprofil der NLC zu berechnen. Zumindest für die markanten Strukturen im Bild. Dafür konnte ich einigen Code recyceln, den ich mal für AviStack2 geschrieben habe (wer sich noch erinnert, auch lange her leider). Wenn die Einzelfotos referenziert sind, ist das tatsächlich weitgehend automatisch. Also zwei Bilder rein, Höhenprofil + Anaglyphenbild kommen raus. So muss das sein
Hier ist das Ergebnis:
Jeder untersuchte Punkt wird dabei unabhängig von den anderen berechnet. Insofern ist es schön, dass sich ein konsistentes Bild ergibt. Natürlich gibt es auch einige Ausreißer. Aber man muss auch bedenken, wie schlecht die Kontraste im Bild teilweise sind. Und trotzdem funktioniert das!
Die Punkte, bei denen der Algorithmus nicht konvergierte, habe ich aus diesem Bild rausgeworfen. Das betraf nur ca. 7% der untersuchten mehr als 1000 Punkte.
Die Höhenkarte bestätigt auch eindrucksvoll, was man visuell im 3D-Bild sehen konnte. Das herausstechende Filament an der markanten Kante liegt tatsächlich am niedrigsten mit Werten zwischen 82 und 83 km. Die räumliche Auflösung der Höhenberechnung ist sogar so gut, dass auch das dahinter halb verdeckte Band noch teilweise erfasst wird. Es lag etwa 1,5 km weiter oben auf 84 km Höhe. Es erstreckt sich mit ziemlich gleichmäßiger Höhe bis an den rechten Bildrand. Auch der Bereich links mit den kleinen Kelvin-Helmholtz-Instabilitäten erschien in 3D als näher am Betrachter. Und das zeigt auch die Höhenkarte. Weiter im Norden (oben) steigt die Höhe der NLC deutlich an und erreicht 85-86 km.
Allgemein erkenn man, dass es in den flächenhaften Bereichen eine Schwankungsbreite der Höhe von so +-300 m gibt. Es ist nicht klar ob das durch Ungenauigkeiten in der Analyse kommt oder eine echte Struktur der NLC ist.
Problematisch ist auch, dass einem das Gehirn sagt, dass die dichteren Bereiche der NLC "Erhebungen" sind und die dünneren (also dunkleren) "Senken". Davon kann man natürlich überhaupt nicht ausgehen.
Damit man die Strukturen besser erkennen kann, hier noch eine Darstellung mit farbigen Punkten:
Ich hoffe, dass ich mehr Vergleichsbilder bekomme, um zu gucken, wie das in anderen Situationen funktioniert. Und ob dabei auch konsistente Ergebnisse herauskommen.
Man müsste wirklich mal eine Messkampagne starten
Viele Grüße
Michael
ps.: Danke für den Hinweis auf das Copyrightproblem. Hab aber irgendwie keine Lust mich da zu kümmern. Es gibt jedenfalls Schöneres
