LAMPENTAUBOGEN
- Christoph Gerber
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- Registriert: 24. Okt 2011, 14:44
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LAMPENTAUBOGEN
LAMPENTAUBOGEN
Lampentaubogen (oder reverser Lampenbogen) entsprechen dem Taubogen bzw. dem Regenbogen im divergierenden Licht. Einen solchen hatte ich erstmals 2005 Nachts auf einer Regennassen Wiese gesehen. Damals konnte ich diese Erscheinung gar nicht einordnen, da sie gar nicht wie ein Regenbogen/Taubogen aussah. Etwa zeitgleich führte Christian Fenn ein Gedankenexperiment durch: für den Lichtweg ist es unerheblich, wo Auge und Lichtquelle sind. Beim Regen-/Taubogen ist die Lichtquelle "Sonne" unendlich weit weg. Die parallel einfallenden Strahlen brechen sich an den Regentropfen und bilden so in unserem Auge einen farbigen Regenbogen. Umgekehrt sollte es auch so sein: hinter einer Lichtquelle sollte ebenfalls ein Regenbogen sichtbar sein:
Dies ist jedoch nicht der Fall, weil es unendlich viele Regenbögen sind, und ihre Addition ergibt wieder weißes Licht. Aber es gibt eine Ausnahme, unter der der Bogen zu sehen ist: wenn durch den "Apfelschnitt" aller möglichen Regenbögen eine Ebene gelegt wird. Näheres hierzu wurde bereits ausführlicher erörtert in dem Beitrag hier und hier. Solch eine Ebene ist beispielsweise eine betaute Wiese (vgl. auch hier mit einer besseren Darstellung des "Apfels"). Folgende Abbildung versucht, diesen "Apfel" dreidimensional darzustellen:
Schematisch sind darin verschiedene Schnittebenen dargestellt (die senkrecht zur Ebene stehende Linie steht für den Laternenmast, genauer: die Linie zwischen Lampe L und deren senkrechte Projektion auf den Boden):
Schwarz ist der Schnitt durch alle Ebenen, die Auge (A) und Lichtquelle (L) verbindet: Die "Pole" des Apfels laufen von außen kommend spitz zusammen (daher die Bezeichnung "Apfelschnitt").
Blau ist ein etwa horizontaler Schnitt, bei dem Auge und Lampe annähernd gleich hoch über der Schnittebene liegen. Der entstehende Bogen bildet einen Kreis auf dem Boden, der Lampe und Beobachter einschließt.
Dunkelblau gibt den Fall wieder, in der die Lampe höher als das Beobachterauge ist. Auch hier ist ein Kreis zu beobachten
Rot ist ein Sonderfall: die Ebene verläuft ganz in der Nähe des Beobachterauges. Dann bildet der Bogen in Augennähe eine Schlangenlinie, da die Ebene den "Poltrichter" des Apfelschnittes schneidet. Je näher das Auge an der Ebene ist, desto stärker ist der Gegenbogen ausgebildet.
Soweit zur theoretischen Betrachtung. Was aber lässt sich tatsächlich beobachten? Ich habe den Lampentaubogen bereits vielfach gesichtet; selten ist er aber so hell, daß er auch fotografisch abgebildet werden kann. Hier stelle ich einige gelungene Versuche vor.
Zwei Komposite aus mehreren Bildern: links der Laternenmast (an den das Fahrrad angelehnt ist), von dessen Fuß etwa der Bogen ausgeht:
Für diese Bilder wurde der Fotoapparat horizontal hin- und her bewegt, um mehr der Lichtbrechenden Tropfen einzufangen, gleichzeitig wird die Grasstruktur verwischt, was den Bogen ebenfalls deutlicher hervortreten lässt. Die Belichtungszeit betrug 1 sec.
Die Sequenzen auf der folgenden Tafel stellen den Fall >Beobachter zwischen Lampe und Bogen< dar (zum besseren Auffinden der Bögen sind ihre Verlängerungen oben und unten außerhalb der Bilder dargestellt):
Folgende Skizze möge das fotografisch Festgehaltene verdeutlichen:
Die Linie gibt den Radweg wieder, auf dem die Beobachtungen erfolgten. Der Kreis mit dem eingeschriebenen Kreuz stellt die Straßenlaterne dar, die sich auf der anderen Straßenseite befindet. Die blauen Bögen zeigen an, welcher Teil des "Apfelschnittes" auf der Wiese sichtbar ist und fografiert werden konnte. Die Aufnahmen wurden ebenfalls 1 sec belichtet, der Fotoapparat wurde dabei auf den Fahhradsattel aufgestützt und das Fahhrad während der Aufnahme etwa 1/2–1 m vorwärts geschoben.
Bisher habe ich den Lampentaubogen an drei verschiedenen Grasflächen beobachten können. Vor einigen Tagen wurde ich nun direkt vor meiner Haustür überrascht: da haben wir ein flaches, den Boden völlig bedeckendes Gesträuch. Am jenem Abend gab es Nebel, und seine "Mikrotropfen" hatten sich auf den Blättern niedergeschlagen. Die Tropfen waren so klein, daß sie nicht mit freiem Auge zu sehen gewesen sind - lediglich die Fingerkuppe wurde bei Berührung benetzt. Die Erscheinung war so auffällig, dass ich sie teilweise auch auf dem Display des Fotoapparates sehen konnte. Hier habe ich bisher nicht gesehene Bogenabschnitte gesehen und teilweise auch fotografiert. Folgende Skizze gibt die Gesamtsituation wieder, auf der einige typische Bogenverläufe eingetragen sind:
A, B, C, E, F, F´, G: Beobachter stehend (G erhöht auf Treppe)
D: Beobachter vorgebeugt
A1 und B1: Beobachter tief vorgebeugt
Zwischen F und F´ Wechsel von einer Lampe zur nächsten; aufgrund der Lampenentfernung waren die Bögen hier so schwach, daß sie nicht mehr zu erkennen waren.
Ich habe versucht, sie fotografisch festzuhalten, aber dies ist nur bedingt gelungen. Die vier besten Beispiele seien hier angeführt, die Skizze verdeutlicht die Lage der Bogenabschnitte und die Position der Kamera. Die Bilder sind bewußt klein gehalten, da so der Kontrast zum erhellten Bogen noch am auffälligsten ist.
1) 2) 3) 4)
Viele Grüße aus HD
Lampentaubogen (oder reverser Lampenbogen) entsprechen dem Taubogen bzw. dem Regenbogen im divergierenden Licht. Einen solchen hatte ich erstmals 2005 Nachts auf einer Regennassen Wiese gesehen. Damals konnte ich diese Erscheinung gar nicht einordnen, da sie gar nicht wie ein Regenbogen/Taubogen aussah. Etwa zeitgleich führte Christian Fenn ein Gedankenexperiment durch: für den Lichtweg ist es unerheblich, wo Auge und Lichtquelle sind. Beim Regen-/Taubogen ist die Lichtquelle "Sonne" unendlich weit weg. Die parallel einfallenden Strahlen brechen sich an den Regentropfen und bilden so in unserem Auge einen farbigen Regenbogen. Umgekehrt sollte es auch so sein: hinter einer Lichtquelle sollte ebenfalls ein Regenbogen sichtbar sein:
Dies ist jedoch nicht der Fall, weil es unendlich viele Regenbögen sind, und ihre Addition ergibt wieder weißes Licht. Aber es gibt eine Ausnahme, unter der der Bogen zu sehen ist: wenn durch den "Apfelschnitt" aller möglichen Regenbögen eine Ebene gelegt wird. Näheres hierzu wurde bereits ausführlicher erörtert in dem Beitrag hier und hier. Solch eine Ebene ist beispielsweise eine betaute Wiese (vgl. auch hier mit einer besseren Darstellung des "Apfels"). Folgende Abbildung versucht, diesen "Apfel" dreidimensional darzustellen:
Schematisch sind darin verschiedene Schnittebenen dargestellt (die senkrecht zur Ebene stehende Linie steht für den Laternenmast, genauer: die Linie zwischen Lampe L und deren senkrechte Projektion auf den Boden):
Schwarz ist der Schnitt durch alle Ebenen, die Auge (A) und Lichtquelle (L) verbindet: Die "Pole" des Apfels laufen von außen kommend spitz zusammen (daher die Bezeichnung "Apfelschnitt").
Blau ist ein etwa horizontaler Schnitt, bei dem Auge und Lampe annähernd gleich hoch über der Schnittebene liegen. Der entstehende Bogen bildet einen Kreis auf dem Boden, der Lampe und Beobachter einschließt.
Dunkelblau gibt den Fall wieder, in der die Lampe höher als das Beobachterauge ist. Auch hier ist ein Kreis zu beobachten
Rot ist ein Sonderfall: die Ebene verläuft ganz in der Nähe des Beobachterauges. Dann bildet der Bogen in Augennähe eine Schlangenlinie, da die Ebene den "Poltrichter" des Apfelschnittes schneidet. Je näher das Auge an der Ebene ist, desto stärker ist der Gegenbogen ausgebildet.
Soweit zur theoretischen Betrachtung. Was aber lässt sich tatsächlich beobachten? Ich habe den Lampentaubogen bereits vielfach gesichtet; selten ist er aber so hell, daß er auch fotografisch abgebildet werden kann. Hier stelle ich einige gelungene Versuche vor.
Zwei Komposite aus mehreren Bildern: links der Laternenmast (an den das Fahrrad angelehnt ist), von dessen Fuß etwa der Bogen ausgeht:
Für diese Bilder wurde der Fotoapparat horizontal hin- und her bewegt, um mehr der Lichtbrechenden Tropfen einzufangen, gleichzeitig wird die Grasstruktur verwischt, was den Bogen ebenfalls deutlicher hervortreten lässt. Die Belichtungszeit betrug 1 sec.
Die Sequenzen auf der folgenden Tafel stellen den Fall >Beobachter zwischen Lampe und Bogen< dar (zum besseren Auffinden der Bögen sind ihre Verlängerungen oben und unten außerhalb der Bilder dargestellt):
Folgende Skizze möge das fotografisch Festgehaltene verdeutlichen:
Die Linie gibt den Radweg wieder, auf dem die Beobachtungen erfolgten. Der Kreis mit dem eingeschriebenen Kreuz stellt die Straßenlaterne dar, die sich auf der anderen Straßenseite befindet. Die blauen Bögen zeigen an, welcher Teil des "Apfelschnittes" auf der Wiese sichtbar ist und fografiert werden konnte. Die Aufnahmen wurden ebenfalls 1 sec belichtet, der Fotoapparat wurde dabei auf den Fahhradsattel aufgestützt und das Fahhrad während der Aufnahme etwa 1/2–1 m vorwärts geschoben.
Bisher habe ich den Lampentaubogen an drei verschiedenen Grasflächen beobachten können. Vor einigen Tagen wurde ich nun direkt vor meiner Haustür überrascht: da haben wir ein flaches, den Boden völlig bedeckendes Gesträuch. Am jenem Abend gab es Nebel, und seine "Mikrotropfen" hatten sich auf den Blättern niedergeschlagen. Die Tropfen waren so klein, daß sie nicht mit freiem Auge zu sehen gewesen sind - lediglich die Fingerkuppe wurde bei Berührung benetzt. Die Erscheinung war so auffällig, dass ich sie teilweise auch auf dem Display des Fotoapparates sehen konnte. Hier habe ich bisher nicht gesehene Bogenabschnitte gesehen und teilweise auch fotografiert. Folgende Skizze gibt die Gesamtsituation wieder, auf der einige typische Bogenverläufe eingetragen sind:
A, B, C, E, F, F´, G: Beobachter stehend (G erhöht auf Treppe)
D: Beobachter vorgebeugt
A1 und B1: Beobachter tief vorgebeugt
Zwischen F und F´ Wechsel von einer Lampe zur nächsten; aufgrund der Lampenentfernung waren die Bögen hier so schwach, daß sie nicht mehr zu erkennen waren.
Ich habe versucht, sie fotografisch festzuhalten, aber dies ist nur bedingt gelungen. Die vier besten Beispiele seien hier angeführt, die Skizze verdeutlicht die Lage der Bogenabschnitte und die Position der Kamera. Die Bilder sind bewußt klein gehalten, da so der Kontrast zum erhellten Bogen noch am auffälligsten ist.
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Viele Grüße aus HD
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Hallo Christoph,
Glückwunsch zu den Fotos dieses nicht leicht zu fotografierenden Phänomens! Leider habe ich bisher den Taubogen selbst nur selten und noch nie an einer Lampe sehen können (zumindest nicht in großem Maßstab) - hast Du einen besonderen Beobachtungsort oder besonderes Gras/Gesträuch?
Viele Grüße,
Alex
Glückwunsch zu den Fotos dieses nicht leicht zu fotografierenden Phänomens! Leider habe ich bisher den Taubogen selbst nur selten und noch nie an einer Lampe sehen können (zumindest nicht in großem Maßstab) - hast Du einen besonderen Beobachtungsort oder besonderes Gras/Gesträuch?
Viele Grüße,
Alex
- Christoph Gerber
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Hallo Alex,
lange Zeit war meine "Regenbogenwiese" das einzige Spielfeld für diesen Bogen. Seitdem ich weiß, nach was ich wo zu schauen habe, konnte ich ihn auch auf anderen kleineren Grasflächen auffinden (bisher aber immer in Zusammenhang mit Straßenlaternen). Das Besondere an der "Regenbogenwiese" mag sein, dass sie fast direkt am Neckar liegt und daher auch gut mit Luftfeuchtigkeit bedient wird. Am hellsten und auffälligsten sie die Bögen wenn:
1. am späten Nachmittag oder frühen Abend ein Regenguss niedergeht, und
2. einige Stunden später der Himmel aufklart, so dass sich Tau niederschlägt oder es gar zu Nebelbildung kommt.
Eine helle Glorie im Gras um den Schatten meines Kopfes ist für mich Hinweis, nach den Bögen Ausschau zu halten.
Die Länge (bzw. Höhe) des Grases spielt dabei keine Rolle, aber zu fotografieren sind sie viel besser, wenn das Gras kurz ist und somit eine einigermaßen ebene Fläche bildet (keine Abschattung!).
Dass ich sie zuletzt auch auf den (etwa horizontal ausgerichteten) Blättern im Gesträuch vor dem Haus gesichtet habe zeigt, daß es nicht immer nur eine Wiese sein muss...
Viele Grüße und Erfolg beim Suchen!
Christoph
lange Zeit war meine "Regenbogenwiese" das einzige Spielfeld für diesen Bogen. Seitdem ich weiß, nach was ich wo zu schauen habe, konnte ich ihn auch auf anderen kleineren Grasflächen auffinden (bisher aber immer in Zusammenhang mit Straßenlaternen). Das Besondere an der "Regenbogenwiese" mag sein, dass sie fast direkt am Neckar liegt und daher auch gut mit Luftfeuchtigkeit bedient wird. Am hellsten und auffälligsten sie die Bögen wenn:
1. am späten Nachmittag oder frühen Abend ein Regenguss niedergeht, und
2. einige Stunden später der Himmel aufklart, so dass sich Tau niederschlägt oder es gar zu Nebelbildung kommt.
Eine helle Glorie im Gras um den Schatten meines Kopfes ist für mich Hinweis, nach den Bögen Ausschau zu halten.
Die Länge (bzw. Höhe) des Grases spielt dabei keine Rolle, aber zu fotografieren sind sie viel besser, wenn das Gras kurz ist und somit eine einigermaßen ebene Fläche bildet (keine Abschattung!).
Dass ich sie zuletzt auch auf den (etwa horizontal ausgerichteten) Blättern im Gesträuch vor dem Haus gesichtet habe zeigt, daß es nicht immer nur eine Wiese sein muss...
Viele Grüße und Erfolg beim Suchen!
Christoph
- Christian Fenn
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Hallo Christoph, da ist man einige Tage mal nicht am Ball und schon darf man spannende Zusammenfassungen und tolle Bilder sehen. Glückwunsch zur Zusammenfassung. Vielleicht schaffst Du es beim nächsten AKM-Treffen ja wirklich mal ausführlich drüber zu referieren. Über Experimente wären wir ja auch alle immer erfreut, dann würde uns auch der Regen mal nichts ausmachen.
Grüße, Christian
Grüße, Christian
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- Registriert: 6. Mär 2006, 13:39
- Wohnort: Hörlitz / Dresden
Hallo Christoph,
danke für die Info! Die Taubögen hab ich immer etwas vernachlässigt. An der Sonne bleibt ja meist auch nur wenig Zeit, bis der Tau verdunstet, noch dazu so früh am Tag... Und bei den Lampen sind die mir immer irgendwie entgangen. Bisher hab ichs auf die Pflanzen geschoben. Wenn aber normales Gras zureicht... Früher hab ich lange gesucht, bis ich die Unterseite von Rosenblättern fand:
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=6451
Viele Grüße,
Alex
danke für die Info! Die Taubögen hab ich immer etwas vernachlässigt. An der Sonne bleibt ja meist auch nur wenig Zeit, bis der Tau verdunstet, noch dazu so früh am Tag... Und bei den Lampen sind die mir immer irgendwie entgangen. Bisher hab ichs auf die Pflanzen geschoben. Wenn aber normales Gras zureicht... Früher hab ich lange gesucht, bis ich die Unterseite von Rosenblättern fand:
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=6451
Viele Grüße,
Alex
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